Richtige Promotion neben Medizinstudium realistisch?
Verfasst: 14.09.2017, 18:57
Ich habe im europäischen Ausland einen vierjährigen Bachelor in Psychologie und einjährigen Forschungsmaster (MSc by Research) in Medizin absolviert. Danach stand ich vor der Entscheidung: Promotion in Neurowissenschaften/Neurobiologie, oder langjähriger Wunsch Medizinstudium. Die Entscheidung fiel auf Letzteres, nächsten Monat geht es los.Nun will ich aber auf jeden Fall weiter forschen. Ich begeistere mich für die Neurobiologie, und kann mir nicht vorstellen als Arzt nur klinisch tätig zu sein. Meine Betreuer im Master waren beide sog. clinician scientists, also gleichzeitig Oberärzte und Dozent/Professor, und haben mich dazu ermutigt einen ähnlichen Weg zu gehen. Daher habe ich auch vor mich bereits vom ersten Semester an neben dem Studium her in der Forschung zu engagieren, also als HiWi/Freiwilliger in einem Institut zu arbeiten/forschen.
Als Mediziner werde ich so oder so promovieren - tut ja quasi jeder. Nur reicht mir der Dr. med. irgendwie nicht. Erstens stellt der Titel einen gegenüber 'echten' Doktoren schlechter (z.B. keine Anerkennung durch ERC bei grant applications), zweitens möchte ich als wirklich Forschungsbegeisterter mit Vorbildung und deutlich höherem Zeitaufwand fürs Projekt nicht mit demselben Titel rumlaufen wie Kommilitonen, die nur fürs Praxisschild über drei Semester eine Schmalspurdissertation angefertigt haben. Natürlich könnte ich nach dem Medizinstudium ganz normal in ein Graduiertenkolleg eintreten, einen MD-PhD machen etc. Aber durch mein bisheriges Studium bin ich schon etwas näher an der 30 als an der 20, nach dem Medizinstudium werde ich über dreißig sein, dann folgt ja noch die Facharztausbildung - irgendwann muss ich auch mal Geld an Land ziehen
An der Fakultät, an der ich studieren werde, gibt es neben dem Dr. med. und Dr. med. dent. auch den Dr. rer. biol. hum. Laut Promotionsordnung müsste ich aufgrund meiner bisherigen Abschlüsse dafür zugelassen werden können, und es ist fürs Projekt keine Maximalzeit, sondern nur eine Minimalzeit vorgeschrieben - mind. zwei Jahre Arbeit in einem Projekt unter einem habilitierten Betreuer etc.
Meine Idee ist es jetzt, neben dem Medizinstudium von Anfang an in kleinerem Umfang (10-20 Std. die Woche), aber dafür konstant an einem experimentellen Projekt zu arbeiten, natürlich inklusive Publikationen, und am Ende als 'echter' Doktor dazustehen, und nicht nur als Dr. Türschild.
Erste Frage: ist die Vorstellung halbwegs realistisch?
Mir ist bewusst, dass eine Promotion jahrelange, harte Vollzeitarbeit erfordert, und nicht mal eben so nebenher zu leisten ist. Allerdings beträgt der Zeitrahmen ja normalerweise drei Jahre (teilweise vier), dazu kommt oft Arbeit am Lehrstuhl (Laborarbeit, Lehre etc.) und in Graduiertenkollegs noch der Pflichterwerb von zusätzlichen ECTS. Sollte ich mir doppelt so viel Zeit lassen, dazu vlt. noch ein Freisemester nehmen, kontinuierlich arbeiten, und ECTS u.U. übers Medizinstudium anrechnen lassen), müsste es doch eigtl. möglich sein, neben dem Studium eine äquivalente Promotionsleistung zu erbringen?
Zweite Frage: hat jemand Erfahrung mit so etwas? Es wäre ungemein hilfreich von jemandem zu hören/lesen, der so etwas (also vollwertige Promotion neben dem Medizinstudium) bereits versucht, oder geschafft hat.
Dritte Frage: ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass man sich alternativ den Dr. med. beim ERC offiziell als PhD-Äquivalent anerkennen lassen kann, wenn man in der Lage ist nachzuweisen, dass die erbrachten Leistungen dem entsprechen. Leider finde ich die Quelle nicht mehr, und auch keine weiteren Informationen. Ist es so, oder habe ich da was falsch verstanden und es ging nur um grant applications und den Nachweis, dass man trotz Dr. med. würdig ist einen Antrag zu stellen? Dann müsste ich mir vlt. nicht den Bohei mit Anerkennungen der bisherigen Studienleistungen etc. antun, und wenn es mit dem vollen Dr. rer.biol.hum. am Ende nicht klappt, hätte ich trotzdem den Mini-Doktortitel.
So, ich hoffe ich habe mit dem Roman nicht zu sehr gelangweilt, und freue mich über erhellende Antworten
Als Mediziner werde ich so oder so promovieren - tut ja quasi jeder. Nur reicht mir der Dr. med. irgendwie nicht. Erstens stellt der Titel einen gegenüber 'echten' Doktoren schlechter (z.B. keine Anerkennung durch ERC bei grant applications), zweitens möchte ich als wirklich Forschungsbegeisterter mit Vorbildung und deutlich höherem Zeitaufwand fürs Projekt nicht mit demselben Titel rumlaufen wie Kommilitonen, die nur fürs Praxisschild über drei Semester eine Schmalspurdissertation angefertigt haben. Natürlich könnte ich nach dem Medizinstudium ganz normal in ein Graduiertenkolleg eintreten, einen MD-PhD machen etc. Aber durch mein bisheriges Studium bin ich schon etwas näher an der 30 als an der 20, nach dem Medizinstudium werde ich über dreißig sein, dann folgt ja noch die Facharztausbildung - irgendwann muss ich auch mal Geld an Land ziehen
An der Fakultät, an der ich studieren werde, gibt es neben dem Dr. med. und Dr. med. dent. auch den Dr. rer. biol. hum. Laut Promotionsordnung müsste ich aufgrund meiner bisherigen Abschlüsse dafür zugelassen werden können, und es ist fürs Projekt keine Maximalzeit, sondern nur eine Minimalzeit vorgeschrieben - mind. zwei Jahre Arbeit in einem Projekt unter einem habilitierten Betreuer etc.
Meine Idee ist es jetzt, neben dem Medizinstudium von Anfang an in kleinerem Umfang (10-20 Std. die Woche), aber dafür konstant an einem experimentellen Projekt zu arbeiten, natürlich inklusive Publikationen, und am Ende als 'echter' Doktor dazustehen, und nicht nur als Dr. Türschild.
Erste Frage: ist die Vorstellung halbwegs realistisch?
Mir ist bewusst, dass eine Promotion jahrelange, harte Vollzeitarbeit erfordert, und nicht mal eben so nebenher zu leisten ist. Allerdings beträgt der Zeitrahmen ja normalerweise drei Jahre (teilweise vier), dazu kommt oft Arbeit am Lehrstuhl (Laborarbeit, Lehre etc.) und in Graduiertenkollegs noch der Pflichterwerb von zusätzlichen ECTS. Sollte ich mir doppelt so viel Zeit lassen, dazu vlt. noch ein Freisemester nehmen, kontinuierlich arbeiten, und ECTS u.U. übers Medizinstudium anrechnen lassen), müsste es doch eigtl. möglich sein, neben dem Studium eine äquivalente Promotionsleistung zu erbringen?
Zweite Frage: hat jemand Erfahrung mit so etwas? Es wäre ungemein hilfreich von jemandem zu hören/lesen, der so etwas (also vollwertige Promotion neben dem Medizinstudium) bereits versucht, oder geschafft hat.
Dritte Frage: ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass man sich alternativ den Dr. med. beim ERC offiziell als PhD-Äquivalent anerkennen lassen kann, wenn man in der Lage ist nachzuweisen, dass die erbrachten Leistungen dem entsprechen. Leider finde ich die Quelle nicht mehr, und auch keine weiteren Informationen. Ist es so, oder habe ich da was falsch verstanden und es ging nur um grant applications und den Nachweis, dass man trotz Dr. med. würdig ist einen Antrag zu stellen? Dann müsste ich mir vlt. nicht den Bohei mit Anerkennungen der bisherigen Studienleistungen etc. antun, und wenn es mit dem vollen Dr. rer.biol.hum. am Ende nicht klappt, hätte ich trotzdem den Mini-Doktortitel.
So, ich hoffe ich habe mit dem Roman nicht zu sehr gelangweilt, und freue mich über erhellende Antworten