Thema & Fachgebiet wechseln, aber an derselben Uni bleiben?
Verfasst: 27.07.2017, 20:49
Hallo zusammen,
ich bin neu hier und möchte mich daher erstmal bei allen bedanken, die hier so fleißig Informationsarbeit leisten!
Nun stehe ich selbst vor einem Problem, und zwar folgendem:
Ich habe vor 9 Monaten direkt nach meinem Masterabschluss eine Drittmittelstelle (50%) in einem interdisziplinären Forschungsprojekt angetreten, und zwar an einer neuen Uni und in einem anderen Fachgebiet. Das Forschungsziel des Projekts passte auch zu meinem Studium, bisherigen Forschungserfahrungen und meiner MA und war so weit gefasst, dass quasi JEDES Promotionsthema dort unterzubringen wäre. Kurzum - ich werde fürs kumulative Promovieren bezahlt, und habe dafür auch noch eine sehr freie Arbeitseinteilung, kann z.B. jederzeit Home Office machen usw. Da ich 2 kleine Kinder habe, sind diese Bedingungen für mich sehr wichtig und ich habe den Job sofort angenommen.
Tja, mittlerweile hat sich aber herausgestellt dass es sich bei dem Prof und seinem Fachgebiet um eine reine Publikationsmaschinerie handelt, nach dem Motto Quantität über Qualität. Ich wurde z.B. bereits 1 Woche nach Arbeitsbeginn nach Ideen/Plänen für Paper in den nächsten 12 Monaten gefragt, und meine Aussagen zu "erstmal Thema konkretisieren, Exposé schreiben, Diss planen" wurden von Prof und Kollegen nur belächelt. Nach eigenen Aussagen weiß dort keiner der Doktoranden, was eigentlich sein Thema ist. Man knallt einfach erstmal Paper über Paper raus (4 pro Jahr sind Minimum, dafür werden auch studentische Abschlussarbeiten 1:1 übernommen oder das halbe Paper vom HiWi angefertigt, und natürlich steht der Prof überall als Ko-Autor) und wenn man so 10-12 zusammen hat überlegt man wo sich wohl ein roter Faden finden ließe.
Ich kenne eine derartige Arbeitsweise aus meinen bisherigen Arbeitserfahrungen (immerhin 3 Lehrstühle) nicht, bin aber wie gesagt hier fachfremd. Da die Bedingungen aufgrund meiner familiären Situation ideal sind, habe ich bis hierhin durchgehalten und versucht mich an das System anzupassen. Ich merke aber zusehends, wie unwohl ich mich mit dieser Situation fühle. Ich werde meinem eigenen qualitativen Anspruch nicht gerecht, da es einfach unmöglich ist durchdachte Forschung zu betreiben und gleichzeitig 4 Paper pro Jahr irgendwo zu platzieren. Teilweise ist es ethisch mehr als grenzwertig, was dort gemacht wird, und ich fühle mich sehr unwohl dabei, auf alle Ewigkeit meinen Namen darunter zu setzen. Eine inhaltliche oder methodische Betreuung des Promotionsvorhabens findet de fakto nicht statt, zudem ist der Umgangston unter den Mitarbeitern alles andere als kollegial.
Ich möchte dieses Promotionsvorhaben also abbrechen und bin bereits dabei, mich auf andere Stellen zu bewerben - bisher außerhalb des wissenschaftlichen Bereichs. Die Vorstellung mit einer wissenschaftlichen Laufbahn abzuschließen macht mich sehr traurig, aber da ich Kinder habe, bin ich nicht bereit umzuziehen und mehr als 50% Arbeitszeit sind aktuell nicht drin, was die Auswahl natürlich sehr einschränkt. Nun ist aber gerade eine Promotionsstelle in einem anderen Fachbereich meiner Uni ausgeschrieben worden, der wesentlich näher an meinem Studienfach liegt und thematisch ebenfalls interessant ist, auch von den Arbeitsbedingungen wäre dies für mich machbar.
Daher nun meine Frage: Kann ich mein jetziges Promotionsvorhaben abbrechen, meine Stelle kündigen und eine andere Stelle mit neuem Promotionsvorhaben und neuem Betreuer, aber an derselben Uni antreten? Hat jemand schon einmal Erfahrungen mit einem ähnlichen Problem gemacht? Wie kann ich mich bewerben, ohne dass mein jetziger Prof dies mitbekommt? Wo könnte man sich informieren / Hilfe holen?
Vielen Dank im Voraus!
ich bin neu hier und möchte mich daher erstmal bei allen bedanken, die hier so fleißig Informationsarbeit leisten!
Nun stehe ich selbst vor einem Problem, und zwar folgendem:
Ich habe vor 9 Monaten direkt nach meinem Masterabschluss eine Drittmittelstelle (50%) in einem interdisziplinären Forschungsprojekt angetreten, und zwar an einer neuen Uni und in einem anderen Fachgebiet. Das Forschungsziel des Projekts passte auch zu meinem Studium, bisherigen Forschungserfahrungen und meiner MA und war so weit gefasst, dass quasi JEDES Promotionsthema dort unterzubringen wäre. Kurzum - ich werde fürs kumulative Promovieren bezahlt, und habe dafür auch noch eine sehr freie Arbeitseinteilung, kann z.B. jederzeit Home Office machen usw. Da ich 2 kleine Kinder habe, sind diese Bedingungen für mich sehr wichtig und ich habe den Job sofort angenommen.
Tja, mittlerweile hat sich aber herausgestellt dass es sich bei dem Prof und seinem Fachgebiet um eine reine Publikationsmaschinerie handelt, nach dem Motto Quantität über Qualität. Ich wurde z.B. bereits 1 Woche nach Arbeitsbeginn nach Ideen/Plänen für Paper in den nächsten 12 Monaten gefragt, und meine Aussagen zu "erstmal Thema konkretisieren, Exposé schreiben, Diss planen" wurden von Prof und Kollegen nur belächelt. Nach eigenen Aussagen weiß dort keiner der Doktoranden, was eigentlich sein Thema ist. Man knallt einfach erstmal Paper über Paper raus (4 pro Jahr sind Minimum, dafür werden auch studentische Abschlussarbeiten 1:1 übernommen oder das halbe Paper vom HiWi angefertigt, und natürlich steht der Prof überall als Ko-Autor) und wenn man so 10-12 zusammen hat überlegt man wo sich wohl ein roter Faden finden ließe.
Ich kenne eine derartige Arbeitsweise aus meinen bisherigen Arbeitserfahrungen (immerhin 3 Lehrstühle) nicht, bin aber wie gesagt hier fachfremd. Da die Bedingungen aufgrund meiner familiären Situation ideal sind, habe ich bis hierhin durchgehalten und versucht mich an das System anzupassen. Ich merke aber zusehends, wie unwohl ich mich mit dieser Situation fühle. Ich werde meinem eigenen qualitativen Anspruch nicht gerecht, da es einfach unmöglich ist durchdachte Forschung zu betreiben und gleichzeitig 4 Paper pro Jahr irgendwo zu platzieren. Teilweise ist es ethisch mehr als grenzwertig, was dort gemacht wird, und ich fühle mich sehr unwohl dabei, auf alle Ewigkeit meinen Namen darunter zu setzen. Eine inhaltliche oder methodische Betreuung des Promotionsvorhabens findet de fakto nicht statt, zudem ist der Umgangston unter den Mitarbeitern alles andere als kollegial.
Ich möchte dieses Promotionsvorhaben also abbrechen und bin bereits dabei, mich auf andere Stellen zu bewerben - bisher außerhalb des wissenschaftlichen Bereichs. Die Vorstellung mit einer wissenschaftlichen Laufbahn abzuschließen macht mich sehr traurig, aber da ich Kinder habe, bin ich nicht bereit umzuziehen und mehr als 50% Arbeitszeit sind aktuell nicht drin, was die Auswahl natürlich sehr einschränkt. Nun ist aber gerade eine Promotionsstelle in einem anderen Fachbereich meiner Uni ausgeschrieben worden, der wesentlich näher an meinem Studienfach liegt und thematisch ebenfalls interessant ist, auch von den Arbeitsbedingungen wäre dies für mich machbar.
Daher nun meine Frage: Kann ich mein jetziges Promotionsvorhaben abbrechen, meine Stelle kündigen und eine andere Stelle mit neuem Promotionsvorhaben und neuem Betreuer, aber an derselben Uni antreten? Hat jemand schon einmal Erfahrungen mit einem ähnlichen Problem gemacht? Wie kann ich mich bewerben, ohne dass mein jetziger Prof dies mitbekommt? Wo könnte man sich informieren / Hilfe holen?
Vielen Dank im Voraus!