Hürden zu groß für Promotion?
Verfasst: 09.07.2017, 19:13
Ich habe nach meinem Abschluss ein Promotionsangebot erhalten. Da ich schon andere Pläne hatte, habe ich mich erst mal beruflich in diese Richtung ausprobiert, fühlte mich aber stark unterfordert und habe mich für die Promotion entschieden, da mir wissenschaftliches Arbeiten liegt. Das ist jetzt etwa ein Jahr her und ich habe inzwischen mehrere Themenwechsel hinter mir und kann kein Exposé vorweisen. Meine Betreuerin (Privatodzentin) stört sich daran nicht merklich. Sie hat mir die Promotion unter der Vorstellung nahegelegt, dass ich danach eine Hochschullaufbahn einschlage. Mein Problem: Ich leide schon seit meiner Kindheit an einem sehr niedrigen Selbstvertrauen. Daher habe ich große Schwierigkeiten mir mich als Hochschullehrer vorzustellen und habe mir vorgenommen, erst mal einfach zu promovieren. Das ständige Zweifeln am Sinn der Doktorarbeit hat mir nach und nach die Motivation genommen und ich bin inzwischen in einem ordentlichen Tief angekommen. Nun war ich beim Arbeitsamt, da ich eine Teilzeitstelle suche, und mir wurde gefragt, ob ich psychische Probleme habe sowie dass ich die Promotion überdenken soll, da sie nur meinen Berufseintritt verzögert und bei meinem Fach auch nicht förderlich ist. Es folgte noch der Hinweis auf den Nutzen von Doktoranden für den Hirsch-Index des Profs. Die Option Hochschulkarriere habe ich gar nicht erst erwähnt.
Die meiste Zeit habe ich mich irgendwie durchs Leben gekämpft. Es gab auch bessere Phasen, während meiner Abschlussarbeit war ich recht glücklich. Vor einigen Jahren war ich bei einem Therapeuten, der die Lage eher verschlimmert hat, indem er mich mehr als persönliche Freundin denn als Patientin behandelte, meine Aufsätze lesen wollte und mir oft mitteilte wie gutaussehend und intelligent ich sei, bis es dann am Ende hieß, dass er nicht wisse wie er mir helfen solle. Seit einigen Monaten bin ich nun wieder in Therapie, wo mir Ursache und Grad meiner Selbstzweifel und die Tatsache, dass ich mich selbst boykottiere erst richtig bewusst wurden. Der jetzige Therapeut bietet mir an, mir bei der Überwindung meiner Selbstzweifel zu helfen, wenn ich weiß wo ich eigentlich hin möchte. Leider ist kaum aus mir kaum herauszubekommen, was ich selbst eigentlich will, da ich meine eigenen Wünsche systematisch verdränge, um mich vor Ängsten und Enttäuschungen zu bewahren. So war das Arbeitsfeld, in das ich nach der Uni kurz reingeschaut habe eines, bei dem ich wenig Kontakt mit Menschen oder Anforderungen gehabt hätte. In Zeiten, in denen es mir besser ging, konnte ich mir ein Leben als Wissenschaftler noch mehr oder weniger vorstellen, heute macht mir die Vorstellung des Konkurrenzdrucks so große Angst, dass ich davor zurückschrecke. Meine Betreuerin weiß davon nichts, nur dass es Probleme mit meinen Eltern gab. Ob ihr meine gedrückte Stimmung aufgefallen ist, kann ich nicht sagen.
Ich habe mir seit dem Vorfall auf dem Amt viele Gedanken gemacht und sehe zwei Wege: Entweder ich reiße mich zusammen, setze mir als Ziel, in der Wissenschaft zu bleiben, arbeite an meinem Selbstvertrauen und setze mich an die Diss, oder ich beschließe, dass ich meine Probleme nicht rechtzeitig überwinden können werde und so dem Konkurrenzdruck nicht standhalten würde: Dann wäre es besser für mich, mir einen Job zu suchen, der mich vielleicht weniger befriedigt, aber in dem in nicht so sehr Gefahr laufe, unterzugehen. Ich denke, ich wäre mit Option 1 glücklicher, doch selbst wenn sich meine psychische Situation bessert, werde ich davon nie ganz loskommen und Berufe, in denen man sich stark über Anerkennung durch andere definiert stellen für Menschen mit geringem Selbstvertrauen ein Risiko da, da diese dazu tendieren, sich selbst nur dann anzunehmen, wenn andere das tun.
Hat hierzu jemand Erfahrungswerte oder Einschätzungen?
Ich frage mich, ob ich mit meiner Betreuerin darüber reden soll. Unsere Beziehung ist eigentlich gut, wobei der Kontakt im letzten Jahr abgekühlt ist. Ich weiß dass ich ihr damit einiges aufbürde und sie mir die Entscheidung nicht abnehmen kann. Ich habe ihr aber nie gesagt, dass ich ihren Vorschlag, in die Wissenschaft zu gehen, nie richtig ernst genommen habe und mache ihr etwas vor.
Ist es vertretbar, sie einzuweihen?
Vielen Dank!
Trilux
Die meiste Zeit habe ich mich irgendwie durchs Leben gekämpft. Es gab auch bessere Phasen, während meiner Abschlussarbeit war ich recht glücklich. Vor einigen Jahren war ich bei einem Therapeuten, der die Lage eher verschlimmert hat, indem er mich mehr als persönliche Freundin denn als Patientin behandelte, meine Aufsätze lesen wollte und mir oft mitteilte wie gutaussehend und intelligent ich sei, bis es dann am Ende hieß, dass er nicht wisse wie er mir helfen solle. Seit einigen Monaten bin ich nun wieder in Therapie, wo mir Ursache und Grad meiner Selbstzweifel und die Tatsache, dass ich mich selbst boykottiere erst richtig bewusst wurden. Der jetzige Therapeut bietet mir an, mir bei der Überwindung meiner Selbstzweifel zu helfen, wenn ich weiß wo ich eigentlich hin möchte. Leider ist kaum aus mir kaum herauszubekommen, was ich selbst eigentlich will, da ich meine eigenen Wünsche systematisch verdränge, um mich vor Ängsten und Enttäuschungen zu bewahren. So war das Arbeitsfeld, in das ich nach der Uni kurz reingeschaut habe eines, bei dem ich wenig Kontakt mit Menschen oder Anforderungen gehabt hätte. In Zeiten, in denen es mir besser ging, konnte ich mir ein Leben als Wissenschaftler noch mehr oder weniger vorstellen, heute macht mir die Vorstellung des Konkurrenzdrucks so große Angst, dass ich davor zurückschrecke. Meine Betreuerin weiß davon nichts, nur dass es Probleme mit meinen Eltern gab. Ob ihr meine gedrückte Stimmung aufgefallen ist, kann ich nicht sagen.
Ich habe mir seit dem Vorfall auf dem Amt viele Gedanken gemacht und sehe zwei Wege: Entweder ich reiße mich zusammen, setze mir als Ziel, in der Wissenschaft zu bleiben, arbeite an meinem Selbstvertrauen und setze mich an die Diss, oder ich beschließe, dass ich meine Probleme nicht rechtzeitig überwinden können werde und so dem Konkurrenzdruck nicht standhalten würde: Dann wäre es besser für mich, mir einen Job zu suchen, der mich vielleicht weniger befriedigt, aber in dem in nicht so sehr Gefahr laufe, unterzugehen. Ich denke, ich wäre mit Option 1 glücklicher, doch selbst wenn sich meine psychische Situation bessert, werde ich davon nie ganz loskommen und Berufe, in denen man sich stark über Anerkennung durch andere definiert stellen für Menschen mit geringem Selbstvertrauen ein Risiko da, da diese dazu tendieren, sich selbst nur dann anzunehmen, wenn andere das tun.
Hat hierzu jemand Erfahrungswerte oder Einschätzungen?
Ich frage mich, ob ich mit meiner Betreuerin darüber reden soll. Unsere Beziehung ist eigentlich gut, wobei der Kontakt im letzten Jahr abgekühlt ist. Ich weiß dass ich ihr damit einiges aufbürde und sie mir die Entscheidung nicht abnehmen kann. Ich habe ihr aber nie gesagt, dass ich ihren Vorschlag, in die Wissenschaft zu gehen, nie richtig ernst genommen habe und mache ihr etwas vor.
Ist es vertretbar, sie einzuweihen?
Vielen Dank!
Trilux