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PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 29.03.2017, 08:52
von ChrisBelow
Hallo alle hier im Forum!

Ich hab eine sehr wichtige Frage bezüglich meiner weiteren wissenschaftlichen Karriere hin zur Promotion! Hierzu ein paar kurze Infos zu mir: ich bin gerade fertig mit dem Bachelor Biotechnologie und hab das Studium als Jahrgangsbester abgeschlossen. Ausserdem war ich während meines Studiums zwei mal im Ausland in den USA und in London und habe dort jeweils für 6 Monate als wissenschaftlicher Intern in den Laboren gearbeitet. Für beide Projekte musste ich im Rahmen meines Studiums auch jeweils eine Thesis schreiben. Meine Bachelor Arbeit belief sich dabei auf gute 116 Seiten und meine Arbeit in London könnte bald zu einem Paper führen, das ist aber noch unsicher. Zusätzlich habe ich auch als wissenschaftliche Hilfskraft an meiner Uni gearbeitet.

Während meines ganzen Studiums hat mich die Krebsforschung immer am meisten interessiert und als ich in London war im vergangenen Semester hat mir meine Forschungsgruppe und mein PI stark ans Herz gelegt mich doch für PhD Programme zu bewerben. Dies hatte ich auch gemacht mit dem Gedanken vermutlich nicht angenommen zu werden, dem war aber nicht so, mir wurde eine Position für einen PhD an der University of Manchester angeboten. Der PhD wäre über CRUK vollfinanziert (Living + Tuition) und würde 4 Jahre dauern. Das Projekt liegt genau in meiner persönlichen Interessensrichtung und ich bin sehr stark daran interessiert und habe bereits an ähnlichen Projekten gearbeitet (deswegen habe ich die Stelle vermutlich auch bekommen). Nun aber zu meiner Frage, auch wenn das eine super Chance ist stehe ich dieser Stelle mit Vorbehalten gegenüber, diese wären:

1) ich besitze keinen Master und werden diesen also auch nach dem PhD nicht gleich haben, würde aber eine Karriere in Akademie nicht ausschließen. Dies bedeutet ich müsste den Master nachholen oder per Fernstudium machen, was mit Postdocs intervenieren könnte.

2) ich bin mir nicht 100% sicher die nötige Eignung für einen PhD aufzuweisen da ich wie gesagt nicht über vielleicht wichtige Kenntnisse aus dem Master verfüge.

Auch bin ich mir über andere Schwierigkeiten wie dem Brexit im klaren, jedoch ist dieser zb meiner Meinung nach vernachlässigbar da Studiengebuhren, Stipendium und mein Platz laut britischer Regierung bis zum Ende des Studiums gesichert sind.

Nun also meine Frage, sollte ich die Stelle annehmen oder doch eher davon zurück treten und den Master machen? Vielen dank für eure Hilfe, jeder Beitrag würde mir etwas helfen!

Gruß

Chris

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 29.03.2017, 12:44
von flip
1) Was interessiert dich ein Master, wenn du einen Doktor hast? Das angelsächsiche System ist so aufgebaut, dass du in einem PhD-Programm ein wenig länger eingeschrieben bist (vier, der fünf Jahre) und du dafür das "Masterknowhow" am anfang erwirbst. Da du aber den PhD final anstrebst, interessiert der Master nicht. Es besteht in einigen Institutionen und Dsziplinen die Möglichkeit, einen Master separat zu erwerben. Also nach ein, oder zwei Jahren. Das war mal früher als Exit für die Leute gedacht, die dann doch nicht die vollen fünf Jahre durchziehen wollten.

2) Noch einmal: Das Programm der Universtät richtet sich an Bachelorabsolventen. Sonst wärest du auch nicht angenommen worden. Nicht an Masterabsolventen. Natürlich weist du die entsprechende Eignung auf.

Was wesentlich wichtiger für deine wissenschaftliche Karriere ist, ist die Frage was nach diesen vier Jahren passiert. Das kannst du jetzt allerdings noch nicht planen. Eines ist aber sicher - der fehlende Master wird dabei keine Rolle spielen.

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 30.03.2017, 07:32
von Penguin
Ich kann flip nur zustimmen:
- Du waerst nicht angenommen worden, wenn der Master benotigt waere. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein.
- Wenn du erstmal den PhD hast, fragt auch niemand mehr nach dem Master - Du musst ihn also nicht mehr nachholen.

Das einzige, was evtl relevant waere, sind Informationen die Du vielleicht im Masterstudium gelernt haettest. Aber sowas kann man bestimmt auch noch nachlesen. Machen hunderte/tausende andere Doktoranden mit "nur" einem Bachelor auch.

Glueckwunsch zur Stelle und viel Erfolg!

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 30.03.2017, 11:31
von Egon
Mir erschließt sich das Problem des Threaderstellers nicht. Gerade im angelsächsischen Bereich ist ein PhD direkt nach dem Bachelor nichts Ungewöhnliches. Einstiegsgrenzen "Diplom, Master, Magister" zum Dr. gibt es dort nicht.

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 31.03.2017, 23:48
von ChrisBelow
Vielen Dank für die Antworten, dies hat mir sehr geholfen! Das Problem bezieht sich auch nicht darauf ob ich den Master für den PhD brauche sondern eher für die Karriere danach. Ich strebe eher (oder will es zumindest nicht ausschließen) eine akademische Karriere in Deutschland an. Alle meine Profs meiner deutschen Universität meinten man benötigt hierzu einen Master da es ohne Master zu Problemen mit der Lohngruppierung geben könnte (TVL 12 wenn ohne Master statt 13+) wenn nicht mittels Drittmittel finanziert. Ausserdem meinten meine Profs auch, dass es Probleme mit der Bewerbung für höhere Stellen zb Professuren geben könnte. Deutsche Profs die derzeit in Manchester an der Stelle wo ich meinen PhD machen würde arbeiten, sehen dies ebenfalls so. Wie seht ihr das?

LG

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 01.04.2017, 09:54
von daherrdoggda
Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein einziger Professor wirklich der Meinung ist, mit Promotion und ohne Master würde man tarifvertraglich schlechter eingestuft als mit Promotion und mit Master, oder ernsthaft denkt, die Promotion als Qualifikation für eine Professur würde durch das Vorhandensein oder den Mangel eines Masters irgendwie beeinflusst. Meine Erklärung ist also: Du hast irgendwas falsch verstanden...

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 01.04.2017, 11:44
von Dell
Wenn du gut bist bekommst du auch den Job. Ob Master oder nicht interessiert die Profs eigentlich nicht, da sie ja sonst niemanden von US, UK, AUS etc rekrutieren können.

Aber der Prof und die Personalabteilung sind 2 Paar Schuhe. In der Tat kann es zu Problemen bei der Eingruppierung kommen, da ja der Master und nicht die Promotion hierfür ausschlaggebend sind. Freunde ohne MA wurden dann in E12 anstatt E13 gepackt. Wenn du im Internet schaust findest du genügend Beispiele.

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 01.04.2017, 11:54
von ChrisBelow
Nein, ich glaube nicht, dass ich das falsch verstanden habe, denn Mitarbeiter in Forschung im ÖD (an Unis, Instituten) werden in Dtl nach dem: "Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder" geregelt.

hier mal der Wiki Auszug:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Tarifve ... der_Länder

Im Bereich Entgelt und der Entgeldordnung werden Postdocs, Doktoranden und auch Profs oder Arbeitsgruppenleiter in die EG's 13 bis 15 eingeordnet also "Beschäftigte mit abgeschlossener wissenschaftlicher Hochschulausbildung" .

Nun ist abgeschlossene Hochschulausbildung ja etwas schwammig, hier ist dazu der genaue Gesetzestext:

Enttgeltgruppe 13:
Beschäftigte mit abgeschlossener wissenschaftlicher Hochschulbildung und entsprechender Tätigkeit sowie sonstige Beschäftigte, die aufgrund gleichwertiger Fähigkeiten und ihrer Erfahrungen entsprechende Tätigkeiten ausüben. (Hierzu Protokollerklärung Nr. 1)

Und hier ist die alles entscheidende Protokollerklarung 1:

Protokollerklärungen: Nr. 1 (1) Wissenschaftliche Hochschulen sind Universitäten, Technische Hochschulen sowie andere Hochschulen, die nach Landesrecht als wissenschaftliche Hochschulen anerkannt sind. (2) 1Eine abgeschlossene wissenschaftliche Hochschulbildung liegt vor, wenn das Studium mit einer ersten Staatsprüfung oder mit einer Diplomprüfung oder mit einer Masterprüfung beendet worden ist. 2Diesen Prüfungen steht eine Promotion oder die Akademische Abschlussprüfung (Magisterprüfung) einer Philosophischen Fakultät nur in den Fällen gleich, in denen die Ablegung einer ersten Staatsprüfung oder einer Diplomprüfung oder einer Masterprüfung nach den einschlägigen Ausbildungsvorschriften nicht vorgesehen ist. 3Eine abgeschlossene wissenschaftliche Hochschulbildung liegt auch vor, wenn der Master an einer Fachhochschule erlangt wurde und den Zugang zur Laufbahn des höheren Dienstes bzw. zur entsprechenden Qualifikationsebene eröffnet; dies setzt voraus, dass der Masterstudiengang das Akkreditierungsverfahren erfolgreich durchlaufen hat, solange dies nach dem jeweils geltenden Landesbeamtenrecht für den Zugang zur Laufbahn des höheren Dienstes bzw. zur entsprechenden Qualifikationsebene gefordert ist. (3) 1Eine abgeschlossene wissenschaftliche Hochschulbildung setzt voraus, dass die Abschlussprüfung in einem Studiengang abgelegt wird, der seinerseits mindestens das Zeugnis der Hochschulreife (allgemeine Hochschulreife oder einschlägige fachgebundene Hochschulreife) oder eine andere landesrechtliche Hochschulzugangsberechtigung als Zugangsvoraussetzung erfordert, und für den Abschluss eine Mindeststudienzeit von mehr als sechs Semestern - ohne etwaige Praxissemester, Prüfungssemester o. Ä. - vorgeschrieben ist. 2Ein Bachelorstudiengang erfüllt diese Voraussetzung auch dann nicht, wenn mehr als sechs Semester für den Abschluss vorgeschrieben sind. (4) Ein Abschluss an einer ausländischen Hochschule gilt als abgeschlossene wissenschaftliche Hochschulbildung, wenn er von der zuständigen Landesbehörde dem deutschen Hochschulabschluss gleichgestellt ist.

Und hierbei kann man rauslesen, dass ich ohne den Master nicht in EG13 eingestuft werden darf. Dies wäre zumindest meine Interpretation, wie sehen das die anderen? So macht eigentlich die gute Fast-Track Promotion in Dtl ohne Master kaum Sinn da man sich später ein Eigentor schießt. Das sieht auch die deutsche Hochschulrektorenkonferenz so und auf hochschulkompass.de wird auch empfohlen eine Fast-Track Promotion nur dann zu machen wenn ein Master integriert ist.

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 01.04.2017, 15:08
von salem
Was sagt denn die Uni Manchester dazu? Ich kenne mich mit dem dortigen System nicht aus, aber womöglich gibt es eine Möglichkeit, den Master zu integrieren? Vielleicht würde da ein offenes Gespräch helfen - da sie dich ja anscheinend sehr gern haben wollen, wäre es einen Versuch wert.

Re: PhD vs MSc - Angebot annehmen?

Verfasst: 01.04.2017, 15:37
von Dell
So macht eigentlich die gute Fast-Track Promotion in Dtl ohne Master kaum Sinn da man sich später ein Eigentor schießt
Der Tarifvertrag ist ja nur eine Seite der Medaille. Dazu kommen dann Durchführungshinweise der Ministerien um den starren TVL/öD den Nuancen der tatsächlichen Praxis anzupassen. Für die Fasttrack Promotion sind Graduiertenschulen als Möglichkeit, neben dem Diplom und Master, für die Qualifikation zu E13+ vorgesehen.

Wenn du dir solche Sorgen um das Fehlen des Master machst, verstehe ich nicht warum du dich nicht exklusiv auf 4 jährige Programme beworben hast, die dir nach dem ersten Jahr einen Master verleihen.