neuling2018 hat geschrieben: ↑03.10.2018, 23:05
Eine Frage zu der aktuellen Bewerberlage. Wenn ich das so höre, dann mache ich mir ja wirklich Sorgen, dass ich mit einer Bewerbung an umliegende FHs nahezu keine Chance habe.... insbesondere, da ich örtlich nicht so flexibel bin...wie schätzt ihr die Lage denn derzeit ein? Sollte man also auch versuchen sich möglichst frühzeitig an der FH "bekannt" zu machen, bevor eine Stelle ausgeschrieben wird? Denn scheinbar hat man mit einer regulären Bewerbung ja wenig Chancen...
Ob Du Berufen wirst hängt von drei Faktoren ab: Können, Glück und Zufall. Nur an einer Schraube kannst Du drehen. Aber auch wenn Du ein Dr. habil und CEO eines riesigen Unternehmens bist kann der Berufungskommission Deine Nase nicht passen oder die haben Angst, dass sie in Deinem Schatten stehen. CEO zu sein und die Hochschule zu sponsern hilft aber ungemein
Prof. zu werden ist halt ein bisschen Glücksrittertum. Es gibt Leute die haben alles richtig gemacht und schaffen es nie, andere haben nicht mal promoviert und werden berufen. Wobei das mit der FH ja jammern auf hohem Niveau ist: ein Bekannter wurde jetzt Uni Prof in einer Geisteswisschaft, so kurz bevor als Unimitarbeiter nichts mehr gegangen wäre. Mehr als 20 Probevorlesungen in ganz Deutschland, dann erst mal eine Vertretung und dann jetzt zum Glück die feste Stelle. Das sind aber bei ihm dann existenzielle Sorgen gewesen, nicht so wie bei einem FH Prof der sich aus einer festen Stelle bewirbt. ...
Aus "Bewerberlage bei Fachhochschulprofessuren (BeFHPro)", Seite 12
"Allerdings erscheinen von diesen Problemen nicht alle Fächer gleichermaßen betroffen: „Also
in Gestaltung hatten wir vor kurzem 250 Bewerbungen fast auf eine Professur, das ist natürlich
eine ganz andere Ausgangslage“ (LiBertas_Int_14). „Es gibt ein paar Fächer bei uns, wo wir rela
tiv viele Bewerber drauf kriegen, das sind Grundlagen wie Mathematik und so weiter und Physik,
da kommen die Personen, bewerben sich die, die im Wesentlichen eine Schullaufbahn eigentlich
gesucht haben oder suchen oder da promoviert sind. Alles was in die Vertiefung der Ingenieurs und
Informatikbereiche hineingeht, da können wir froh sein, wenn wir eine Handvoll Bewerbungen
kriegen und von den Handvoll drei oder vier dann auch kommen, nicht schon irgendwo anders
eine Stelle haben, das ist mir Abstand das größte Problem, genug Personen zu finden, die
Interesse haben, diesen Job zu machen“ (LiBerTas_Int_11). "
Von den von mir erwähnten vier Berufungen waren alle "bekannt". Beispielsweise durch einen Lehrauftrag, durch Kooperationen mit der Hochschule oder durch gute Betreuung von Studenten. Bei zwei von drei Berufungsverfahren (die vierte Ausschreibung kenne ich leider nicht) wurde dann das Profil der Professur genau auf das Profil der gewünschten Kandidaten angepasst -- dann aber zu jammern dass Bewerbermangel vorherrscht ist ganz schön heuchlerisch. Ja, es gibt einen Bewerbermangel von zwei anderen Idioten, so dass bei der ersten Ausschreibung eine 3er Liste entstehen kann.
Ein befreundeter FH Prof. meinte. dass "bei 80% der Stellen der Kandidat bereits feststeht". Dass der Wert so hoch ist, glaube ich definitiv nicht. Es gibt noch die anderen Hochschulen, die verzweifelt Suchen und die eine Bestenauslese betreiben.
Kurz und gut: ich glaube nicht, dass eine Professur planbar ist. Wenn Du Dich berufen fühlst, Dir Lehre und mehr Arbeit für weniger Geld Spaß machen dann bewirb Dich. Eine PVL vorbereiten ist viel Arbeit aber macht auch viel Spaß. Sieh es als Hobby und setz Dich nicht unter Druck. Ein Listenplatz ist auch etwas wert.