Science Scam

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Vollkornpizza
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Science Scam

Beitrag von Vollkornpizza »

Liebes Forum,

ich schreibe euch, weil ich beinahe auf "science scam" reingefallen wäre. Konkret ging es um ein Journal, von dem ich zwar noch nie etwas gehört hatte, aber dachte, dass einer meiner Aufsätze da gut reinpassen könnte. Allerdings handelte es sich um ein sogn. "predatory journal". Ich muss zugeben, dass mir dieses Konzept völlig neu war. Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig bemerkt. Außerdem habe ich während meiner Recherchen zu diesem Thema diesen Blog entdeckt: https://scholarlyoa.com/, der über alle Möglichen Arten von Machenschaften in diesem Bereich aufklärt. Dinge, von denen ich nie etwas geahnt hätte.

Das ganze ist mir etwas peinlich, aber ich habe mich trotzdem entschieden euch zu schreiben, da falsche Scham solchen Leuten ja eher in die Hände spielt (wie beim "Enkeltrick" ;-) ). Vielleicht ist es ja für einige von euch ein alter Hut, aber vielleicht ist der Hinweis ja auch für den ein oder anderen hilfreich.

Viele Grüße

VP
KaterAusBrasilien
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Re: Science Scam

Beitrag von KaterAusBrasilien »

Wenn man mal ehrlich ist, dann fallen auch die "etablierten" Journals unter "science scam". Ich denke da nur an:

Vetternwirtschaft bei der Vergabe von Plätzen im Board,
geheime Verhandlungen mit Universitätsbibliotheken und Klauseln über das Verbot der Veröffentlichung der Journalpreise,
persönliche Erlebnisse, z.B. ein im blinden Verfahren abgelehnter Professor ruft bei dem "Editor" an, zufällig sein früherer Bürokollege ...
praktisch keine Prüfungen des wissenschaftlichen Gehalts, zuletzt wurden auch bei Nature dutzende Papiere zurückgezogen, usw.

Eigentlich kann man auf so ein Publikationssystem verzichten.
Amalia

Re: Science Scam

Beitrag von Amalia »

Danke für Deine Offenheit, VP! :blume:
(Ich hatte noch nie etwas davon gehört und bin nun gewarnt.)
Zuletzt geändert von Amalia am 09.05.2016, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
xxheliaxx

Re: Science Scam

Beitrag von xxheliaxx »

Ich schließe mich @Amalia an. Hatte noch nie was davon gehört und bin ja da leider auch immer sehr blauäugig. :oops:
Also: Herzlichen Dank VP! :blume:
Doc-Wolfi

Re: Science Scam

Beitrag von Doc-Wolfi »

Als Wissenschaftler bekommt man sowieso viele dubiose E-Mails! Bewerbungen aus Timbuktu, die thematisch gar nicht passen und obwohl gar keine Stelle ausgeschrieben ist, Einladungen in Journals einen schon publizierten Artikel nochmal abzudrucken oder die Teilnahme auf teuren Konferenzen, deren Namen man noch nie gehört hat, und die an exotischen Orten stattfinden und thematisch erstaunlich viel umfassen, beispielsweise die gesamte Informatik und Betriebswirtschaft gemeinsam. Ach, und ein Mal wollte ein dubioser Verlag mich für Geld in ihr Who-is-who-Verzeichnis aufnehmen.
Wolfi
Vollkornpizza
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Re: Science Scam

Beitrag von Vollkornpizza »

Hallo Wolfi,

genau darum ging es mir bei diesem post. Was für dich selbstverständlich zu sein scheint, war für mich halt neu. Und deshalb wollte ich darüber hier etwas schreiben. Nicht jeder Doktorand ist vom ersten Tag an an solchen wissenschaftlichen Spam gewöhnt und kann das einordnen. Da ich extern promoviere, stehe ich z.B. nicht auf der Institutsseite und hatte bislang keine Erfahrungen damit. Wenn niemand auf solchen Betrug reinfiele, gäbe es dieses "Geschäftsmodell" ja gar nicht. Das gilt jenseits der Wissenschaft bzw. des Internets (s. der nigerianische Prinz und seine Abwandlungen, der bereits zitierte Enkeltrick) doch auch. Man kann immer sagen, dass diejenigen, die darauf reinfallen zu blöd sind oder was auch immer, aber grundsätzlich gilt doch, dass man ein gesundes Misstrauen nur entwickeln kann, wenn man mit den verschiedenen Betrugsmodellen vertraut ist. Da ich mich mit entsprechenden Ansätzen aus dem wissenschaftlichen Bereich bislang nicht auskannte, habe ich diesen post verfasst.

Viele Grüße

VP
Doc-Wolfi

Re: Science Scam

Beitrag von Doc-Wolfi »

Hallo,
ja, leider, das gibt es und funktioniert. Vor allem weil die seriöse Wissenschaft sich teilweise auch nicht seriöser verhält. Auch in seriösen Fachzeitschriften muss man manchmal fürs Publizieren bezahlen und dass man als Vortragender auf einer Konferenz den vollen Eintritt bezahlt, ist selbstverständlich. Das macht es Betrügern leicht!
Wolfi
Doc-Wolfi

Re: Science Scam

Beitrag von Doc-Wolfi »

PS: Ich kenne jemanden, von dem ich denke, dass er auf solche Knilche hereingefallen ist, irgendwelche Griechen. Jedenfalls kam es mir dubios vor, dass sein richtig schlechtes Paper dort direkt angenommen wurde und von den Gutachtern überschwänglichstes Lob erhielt. Die wollen noch ganz viel mit ihm zusammen machen, er soll (als Doktorand!) bei einer Podiumsdiskussion mitmachen etc blabla. Sehr suspekt. Bei einer seriösen Tagung werden erstmal 80% aller Beiträge abgelehnt und seiner hätte eigentlich dabei sein müssen. Also, wenn es zu gut läuft und man zu viel Lob bekommt, ist das eigentlich schon Verdacht erregend!
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