Den Doktortitel (doch nicht mehr) führen
Verfasst: 29.03.2016, 17:49
Weil hier im Forum immer mal wieder die Frage auftaucht, ob und in welchen Kontexten andere ihren Doktortitel im Alltag führen, dachte ich, ich schreibe euch mal meine persönliche Erfahrung dazu:
Ich habe extern promoviert und bis zur Verleihung der Doktorwürde sind etwa acht Jahre verstrichen. Das ist jetzt etwas über drei Jahre her.
Im ersten Überschwang des "Endlich fertig!" und aus Stolz darauf, so lange und bis ins Ziel durchgehalten zu haben, habe ich damals den Dr.-Titel im Perso eintragen lassen, außerdem auf der Krankenversichertenkarte und sogar auf der EC-Karte. Ach ja, eine private neue Visitenkarte musste es natürlich auch noch sein.
Inzwischen ist mir das alles total peinlich. Ich will nicht den Eindruck erwecken, zu diesen affigen eingebildeten Schnöseln a la Guttenberg zu gehören, die darauf bestehen, im Alltag ständig mit dem Titel angesprochen zu werden. Darum ging es mir nie, ich wollte das nur schriftlich und offiziell kund tun, und auch das ist mir jetzt eben unangenehm.
Ich glaube, wenn man wie ich als Einzelkämpfer so extern promoviert hat und die berufliche Perspektive erstmal nicht so toll ist, werden solche Äußerlichkeiten wie ein Doktortitel zur Kompensation und Differenzierung nach außen wichtiger als in Fällen, wo es beruflich gleich gut weitergeht. Quasi "Ich habe zwar keinen (ordentlichen) Job, aber dafür bin ich Doktor!". Heute habe ich da mehr Abstand und sehe die Promotion eher als (zu lange) Episode meines Lebens, nichts worauf ich jeden ständig mit der Nase stoßen muss.
Mein Rat an euch: Wartet lieber eine Weile (mind. ein Jahr) nach Abschluss des Promotionsverfahrens, wie sich eure Gefühlslage zur Titelführung entwickelt, bevor ihr den Titel im privaten Kontext überall eintragen lasst.
Ich bin jetzt dabei, den Titel wieder löschen zu lassen:
Bei der Bank habe ich den Doktortitel schon streichen lassen, das war kein großer Akt, kostet mich einmal 5 Euro für die neue Girokarte ohne Titel und damit ist die Sache dort gegessen.
Bei der Stadtverwaltung habe ich demnächst eh zu tun und werde bei der Gelegenheit nachfragen, ob und wie ich auch dort den Titel wieder streichen lassen kann. Ob ich dann extra den Perso ändern lasse, der noch einige Jahre gültig ist und ja ein bisschen mehr kostet als 5 Euro, weiß ich noch nicht, so oft bekommt den ja an sich keiner zu sehen. Spätestens beim nächsten Perso soll der Titel aber wieder raus.
Bei der Krankenversicherung überlege ich noch, das wäre aber vermutlich ähnlich unkompliziert wie bei der Bank.
Und die private Visitenkarte wird bei Gelegenheit durch eine wirklich private Version ersetzt, also ohne Titel und ohne Beruf. Wenn ich überhaupt nochmal eine mache.
Ich habe extern promoviert und bis zur Verleihung der Doktorwürde sind etwa acht Jahre verstrichen. Das ist jetzt etwas über drei Jahre her.
Im ersten Überschwang des "Endlich fertig!" und aus Stolz darauf, so lange und bis ins Ziel durchgehalten zu haben, habe ich damals den Dr.-Titel im Perso eintragen lassen, außerdem auf der Krankenversichertenkarte und sogar auf der EC-Karte. Ach ja, eine private neue Visitenkarte musste es natürlich auch noch sein.
Inzwischen ist mir das alles total peinlich. Ich will nicht den Eindruck erwecken, zu diesen affigen eingebildeten Schnöseln a la Guttenberg zu gehören, die darauf bestehen, im Alltag ständig mit dem Titel angesprochen zu werden. Darum ging es mir nie, ich wollte das nur schriftlich und offiziell kund tun, und auch das ist mir jetzt eben unangenehm.
Ich glaube, wenn man wie ich als Einzelkämpfer so extern promoviert hat und die berufliche Perspektive erstmal nicht so toll ist, werden solche Äußerlichkeiten wie ein Doktortitel zur Kompensation und Differenzierung nach außen wichtiger als in Fällen, wo es beruflich gleich gut weitergeht. Quasi "Ich habe zwar keinen (ordentlichen) Job, aber dafür bin ich Doktor!". Heute habe ich da mehr Abstand und sehe die Promotion eher als (zu lange) Episode meines Lebens, nichts worauf ich jeden ständig mit der Nase stoßen muss.
Mein Rat an euch: Wartet lieber eine Weile (mind. ein Jahr) nach Abschluss des Promotionsverfahrens, wie sich eure Gefühlslage zur Titelführung entwickelt, bevor ihr den Titel im privaten Kontext überall eintragen lasst.
Ich bin jetzt dabei, den Titel wieder löschen zu lassen:
Bei der Bank habe ich den Doktortitel schon streichen lassen, das war kein großer Akt, kostet mich einmal 5 Euro für die neue Girokarte ohne Titel und damit ist die Sache dort gegessen.
Bei der Stadtverwaltung habe ich demnächst eh zu tun und werde bei der Gelegenheit nachfragen, ob und wie ich auch dort den Titel wieder streichen lassen kann. Ob ich dann extra den Perso ändern lasse, der noch einige Jahre gültig ist und ja ein bisschen mehr kostet als 5 Euro, weiß ich noch nicht, so oft bekommt den ja an sich keiner zu sehen. Spätestens beim nächsten Perso soll der Titel aber wieder raus.
Bei der Krankenversicherung überlege ich noch, das wäre aber vermutlich ähnlich unkompliziert wie bei der Bank.
Und die private Visitenkarte wird bei Gelegenheit durch eine wirklich private Version ersetzt, also ohne Titel und ohne Beruf. Wenn ich überhaupt nochmal eine mache.