Feier steuerlich absetzbar

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Moppel1985

Feier steuerlich absetzbar

Beitrag von Moppel1985 »

Hallo zusammen,
Ich habe letztes Jahr zum Dr.-Ing. promoviert. Die Promotion erfolgte berufsbegleitend zu einer Anstellung als Projektleiter an einem Forschungszentrum. Dort ist es seit Jahren ein ungeschriebens Gesetz, dass der Promovierende nach bestandener Prüfung eine Feier ausrichten und dazu alle Kollegen und ehemaligen Kollegen einladen muss - im Schnitt 50 Personen. Um die Kosten nicht ausufern zu lassen, stellt der Arbeitgeber für die Feier die Räumlichkeiten zur Verfügung. Alle meine Kollegen, die Ihre Steuererklärung in Rheinland Pfalz abgegeben haben, konnten die Bewirtungskosten für die Feier in voller Höhe absetzen. Ich bin allerdings inzeischen nach NRW gezogen. Hier akzeptierte mein neues Finanzamt die Bewirtungskosten jedoch nicht.
Im Gesprach mit dem Beamtem teilte man mir mit, dass ich Referenzurteile oder eine belastbare Begrundung vorlegen müsse, dass die Promotionsfeier ein verpflichtender Bestandteil der Promotion war.
Hat hier im Forum schon jemand Erfahrung damit und kann mir ggf. ein Urteil nennen, auf das ich mich beziehen kann oder andere Tipps geben?
vielen Dank und viele Grüße!
itsme

Re: Feier steuerlich absetzbar

Beitrag von itsme »

Hmmmh, ich hab ja keine Ahnung, aber mir scheint das Argument des FA NRW schlüssig. Denn
Moppel1985 hat geschrieben: [...] ein ungeschriebens Gesetz [...]
und

[...] ein verpflichtender Bestandteil der Promotion [...]
sind ja schon ein Widerspruch. Das eine ist eben eine nette Gepflogenheit, das andere eine notwendige Bedingung. Anders als z.B. bei der Publikation wärest du auch promoviert worde, wenn du die Feier nicht ausgerichtet hättest. Und wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es nunmal keine Gleichbehandlung im Unrecht: Auch wenn in RLP die Feier steuerlich absetzbar ist, bedeutet das nicht, dass NRW folgen muss, da ja RLP das auch falsch handhaben muss. Und schließlich: So wie ich das verstanden habe, hattest du die Anstellung als Projektleiter ja schon - die Feier hat also nicht dazu geführt, dass du diese Stelle überhaupt erst bekommen hast.

Allerdings: http://de.soc.recht.steuern-buchfuehrun ... ionskosten Hast du die Feier vielleicht zur Anbahnung zukünftiger Kooperationen zwischen dem Forschungsinstitut und der Uni genutzt?
epikur
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Re: Feier steuerlich absetzbar

Beitrag von epikur »

Hallo Moppel1985,

ich bin kein Steuerberater und auch kein Anwalt für Steuerrecht. Meinem "gesunden Menschenverstand" , sowie umfangreichen Erfahrungen mit Finanzämtern folgend, denke ich aber, dass es eher eine Kulanzentscheidung des Finanzamtes ist, die Kosten für eine Promotionsfeier (früher: "Doktorschmaus" genannt), anzuerkennen, als dass Du darauf einen Rechtsanspruch hast. Zwar sind die Kosten für eine "beruflich veranlasste" Promotion absetzbar, die darauf folgende Feier ist aber zur Erlangung des Doktorgrades nicht zwingend erforderlich, sondern eben eine Feier! Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Du Dich quasi gesellschaftlich dazu verpflichtet fühlst.
Was Du m.E. allenfalls versuchen kannst, ist, die Kosten für de Feier als beruflich veranlasste Bewirtungskosten abzurechnen - und auch dies sicher nur dann, wenn die Feier AUSSCHLIESSLICH im beruflichen Rahmen und kollegialem Umfeld stattfindet und weniger das Feiern selbst, als berufliche Intentionen ( Public Relations, fachlicher Austausch) im Vordergrund stehen. Ob Du Dich für einen so schönen Anlass derart "verbiegen" möchtest, sei Dir allerdings selbst überlassen... :?
Auch ich habe mich nicht "lumpen lassen" und meine erfolgreiche Promotion gebührend gefeiert - und auch bei mir waren viele Kollegen eingeladen. Ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, die Kosten dafür steuerlich abzusetzen, genau so wenig, wie die für unsere Hochzeit... :(

Aus der Geschichte des Promotionswesens in Deutschland weiß ich allerdings, dass in vergangenen Jahrhunderten manch Einer auf seinen Doktorhut verzichten musste, weil er sich das auf die Verleihung des Doktorgrades zwingend erfolgende gesellschaftliche Brauchtum des "Doktorschmauses" schlicht und einfach finanziell nicht leisten konnte!!!

Dass dies aber manchenorts heutzutage immer noch so zu sein scheint, finde ich schon sehr bemerkenswert :shock:
Eine Feier mit 50 oder mehr Leuten auszurichten, ist eine echte "Hausnummer" und geht schnell in die Tausende von Euro...!
Mag dies für Leute, die, wie wir, nebenberuflich promoviert haben und bereits einiges Geld verdienen, noch machbar sein, finde ich das vor dem Hintergrund der beruflichen und sozialen Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses und speziell auch der Postdocs in Deutschland, schon "very strange"... :evil:

O tempora, o mores

epikur
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