Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

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Lyra

Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von Lyra »

Hallo,

ich habe im Moment zwei Zeitschriftenartikel in der "Pipeline", die peer-reviewed werden, sowie ein Vortragsabstract für eine wissenschaftliche Tagung eingereicht und warte auf die Ergebnisse. Bei Artikel Nr. 1 warte ich nun schon geschlagene drei, beim Vortragsabstract zwei Monate auf Rückmeldung. Bei Artikel Nr. 1 habe ich bereits vor über einem Monat nachgefragt und die Antwort erhalten, ich könne innerhalb der nächsten 14 Tage mit einer Rückmeldung rechnen - die sind aber nun schon seit gut 3 Wochen abgelaufen. Artikel Nr. 2 habe ich erst vor Kurzem eingereicht, aber zur Einreichung keine Rückmeldung / Empfangsbestätigung bekommen, obwohl der Kontakt zur Herausgeberin bislang sehr nett war und auch stets Antwort kam (sie scheint aber auch häufiger ziemlich im Stress zu sein - dass die Mail angekommen ist, bezweifele ich nicht). Zeitschriftenartikel Nr. 3 ist "in Arbeit", hier habe ich positives Feedback zu einem Exposé vom Herausgeber bekommen. Bei allen drei Artikeln bin ich alleinige Autorin. Daneben ist noch in Arbeit / Planung: Ein Artikel im Arbeitskontext (gemeinsame Publikation mit Chefin & Kollegin), ein Sammeldband zu einer Tagung, die ich vor Kurzem (mit-)organisiert habe, d.h. die (Mit-)Herausgeberschaft des Tagungsbandes sowie ein eigener Beitrag hierin (alleinige Autorschaft). Ich promoviere jedoch nicht kumulativ, in einem sozial-/kulturwissenschaftlichem Fach und habe noch 1,75 Jahre meiner Promotionszeit vor mir.

Zwei Fragen:
a) Wie viel publiziert ihr während der Promotion bzw. habt ihr (bereits) publiziert? Was ist "normal", was ist "Standard", wie viel sollte man eurer Meinung nach (!) publizieren während der Promotion, wenn man eine wissenschaftliche Karriere anstrebt? Mir ist absolut klar, dass es hierauf keine definitiven Antworten und auch keine klaren Richtwerte gibt. Mich interessieren aber eure Erfahrungen, Einstellungen und Ziele diesbezüglich. Wie viele Publikationen strebt ihr bis zur Abgabe eurer Dissertationsschrift an?
b) Wie lange habt ihr auf Rückmeldungen aus den Peer-Review-Verfahren gewartet? Welche Erfahrungen habt ihr hier gemacht / machen müssen? Das Warten macht mich völlig fertig, ich will aber auch nicht ständig nachfragen, weil es ja zum einen eh nichts nutzt, wenn man sich dann auf die getätigten Aussagen (s.o. - 14 Tage) nicht verlassen kann und es dadurch auch nicht schneller geht...

Viele Grüße
Lyra
flip
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Re: Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von flip »

Richtig, man kann so etwas nicht vergleichen. Das ist in etwas so wie "Wieviel lernt ihr pro Semester, was ist normal?"
Die alleinige Anzahl der Papiere sagt nichts über die wissenschaftliche Karriere aus. Du wirst auch nicht exakt planen können, da da die Quoten den Zeitschriften sehr unterschiedlich sind. Aktuelles Beispiel bei mir: Ein Artikel, den wir vor über einem Jahr eingereicht haben, ist jetzt eine Runde weiter. Also wird er vielleicht in zwei Monaten angenommen. Es gibt nunmal keine Richtlinien dafür.

Die ideale Promotion mit Chance auf Juniorprofessur (in meinem Fachbereich) sieht vermutlich so aus:

1. Jahr: Drittmittel bei einer Stiftung durch Projektantrag schreiben und einreichen. Ziel: Fördergelder für Reisekosten/Tagungen, vielleicht auch ne halbe Stelle. Erster Papier grundlegend fertigstelle
2. Jahr: Projektantrag bewilligt, Nachweis zu eigenständiger Prokektarbeit erbracht. Dann beginnt die Ochsentour: Auf Tagungen gehen, Workshops (internationale) Konferenzen, Tagungen/Workshops organisieren, Kontakte knüpfen, Netzwerken. Das Papier voranbringen. Summer Schools mitnehmen. Zweites Papier beginnen zu schreiben. Drittes Papier anfangen zu koordinieren. Evtl. beides mit gewonnenen Koautoren.
3. Jahr: 1. Papier ist mittlerweile gut publiziert. Ochsentour wie im zweiten Jahr mit Paper Nr 2. Fertigstellung des dritten Papers, usw. Idealerweise bist du durch Koautoren oder deine Chefin bereits Referee bei einem Journal und hast dahingehend auch Reputation gewonnen.

Ende dritten Jahres/Postdoc-phase: Paper 2 ist publiziert. Paper 3 ist eingereicht, weitere Projekte laufen.
Parallel Bewerbungen für Juniorprofessuren.

Nebenbei: Monographie, Lehre,..., achja Privatleben. Ein Forschungsaufenthalt (im Ausland) wäre auch praktisch. Und natürlich ein Paper, dass du dann vor Ort schreibst.

Allerdings fallen mir zwei Dinge auf, die anscheinend in deiner Fachdisziplin üblich, bei mir aber sehr unüblich ist.
1. Was ist das für eine Zeitschrift, wo man beim Editor direkt etwas einreicht? Das geht normalerweise über den Verlag?
2. Ich habe noch nie gehört, dass man Abstracts zu Journals schickt.
Lyra

Re: Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von Lyra »

Was gerne gesehen wird bzw. was man alles so machen "sollte", ist mir bekannt - und wahrscheinlich erfüllt kein Mensch all diese Voraussetzungen in angemessener Zeit. Mir wird z.B. am Ende wahrscheinlich die Lehrerfahrung fehlen, weil ich mich über ein Stipendium sowie zusätzlich die Mitarbeit in Forschungsprojekten finanziere, und was mir ein Auslandsaufenthalt für die Promotion oder mein Projekt bringen sollte, wüsste ich auch nicht, sodass ich das auch nicht rein für die Vita tun werde.

So ist es bei uns z. B. auch keineswegs üblich, zu Beginn (!) der Promotion Projektmittel einzuwerben, sondern die Leute finanzieren sich entweder durch ausgeschriebene Lehrstuhl-/Projektstellen und/oder Stipendium. Ich kenne ehrlich gesagt keinen einzigen Doktoranden, der in/mit einem selbst eingeworbenem Projekt promoviert. Wie soll das auch funktionieren? So ein DFG-Antrag z. B. braucht mind. ein Jahr oder mehr ab Antragstellung bis zum Projektstart.

Generell ist mein Eindruck bislang, dass andere Doktoranden höchstens 1-2 Paper mit ihrem Chef/Doktorvater parallel zur Promotion publizieren, dann aber in der Regel nicht als Erstautor und oft auch nur arbeits-/projekt- und nicht dissbezogen. Auf eigene Faust etwas einreichen tut (in meinem Umfeld!) fast niemand, Daher frage ich mich schon: Bin ich zu ambitioniert? Sollte ich mich stattdessen lieber mehr auf die Diss konzentrieren?
Allerdings fallen mir zwei Dinge auf, die anscheinend in deiner Fachdisziplin üblich, bei mir aber sehr unüblich ist.
1. Was ist das für eine Zeitschrift, wo man beim Editor direkt etwas einreicht? Das geht normalerweise über den Verlag?
2. Ich habe noch nie gehört, dass man Abstracts zu Journals schickt.
Das kommt beides sehr auf die Zeitschrift an; direkt beim Verlag einzureichen ist bei uns aber tatsächlich selbst bei den renommiertesten Zeitschriften nicht üblich. Entweder gibt es eine Redaktion/Herausgeberteam der Zeitschrift oder es betreuen bestimmte Wissenschaftler einzelne Schwerpunktausgaben und wechseln sich damit 'ab'. Das mit dem Exposé war nur bei Artikel Nr. 3, der jetzt in Arbeit ist, gefordert. Fand ich aber ganz gut - generell frage ich ohnehin immer vorher an, ob ein Artikel zu Thema XY in das Schwerpunktthema oder Profil der Zeitschrift passen würde, um zumindest Missverständnisse auszuschließen. Die Begutachtung und Bewertung erfolgt dann natürlich durch das Peer-Review-Verfahren.
Penguin
Beiträge: 93
Registriert: 01.05.2014, 07:23
Status: postdoc

Re: Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von Penguin »

Hi Lyra,

wie schon erwaehnt, es kommt drauf an was "normal" ist. In meinem naturwissenschaftlichen Feld sind mehrere Artikel zum Ende der Promotion normal/wuenschenswert (aber auch nicht immer der machbar). Auch ich habe im ersten beiden Jahren vier (nicht peer-reviewed) Artikel veroeffentlicht. Danach kamen noch drei Artikel aus meiner Promotion. Einen vierten Artikel haette ich vielleicht auch noch geschafft, wenn nicht der Editor das Manuskript erst nach 4! Monaten zu den Begutachter geschickt haette! So hat dieser Artikel mehr als ein Jahr gebraucht, bis er endlich gedruckt wurde.
Fazit: Wenn man es zeitlich schafft, sollte man versuchen so viel wie moeglich zu publizieren, ob es relevant zur Promotion ist oder nicht, es macht sich immer gut!

Penguin
Meggy

Re: Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von Meggy »

Gute Frage, nächste Frage :wink: In meinem Fach ist es eher üblich, dass man relativ viel publizieren sollte. Ich kam auf etwa 10 Publikationen (Großteil: Konferenzpublikationen, auf kleinen wie auch internationalen Konfs, 1 eigenständiger Journal Artikel mit mir als alleinigem Autor). Und ich bin NICHT in der Wissenschaft geblieben. Lag bei mir eher daran, dass mir publizieren/schreiben/Konferenzen einfach Spaß gemacht haben.
Chris

Re: Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von Chris »

Mein Betreuer sagte mal zu mir, dass bei uns (Informatik) so 1-2 Publikationen pro Jahr üblich wären. Allerdings entstehen die meisten auch eher gegen Ende der Promotion und im ersten Jahr wird normalerweise noch gar nicht publiziert. So war es dann bei mir auch. Jetzt nach 2,5 Jahren und mit fertig geschriebener Dissertation kann ich fünf Publikationen (peer reviewed) vorweisen, was ja demnach schon recht viel ist. In der Informatik wird normalerweise auf Konferenzen publiziert und nur ab und zu in Journals. Allerdings bin ich bewusst die Taktik gefahren, eher auf Second-Tier-Konferenzen zu publizieren (Annahmequote 25-40%), weil ich eher die Anforderungen für die Promotion erfüllen wollte, ohne unbedingt eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. Ich kann mir vorstellen, dass es bei First-Tier-Journals und -Konferenzen eher länger dauert, bis mal ein Artikel angenommen wird, bzw. dass man mehr Versuch braucht. Normalerweise bekommt man ja so nach 1-3 Monaten das Ergebnis.
Rondo

Re: Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von Rondo »

Gefühlt sind die Menge und Form von Publikationen sehr stark von dem Fachbereich und manchmal sogar von dem Unterbereich abhängig.

So ist es in der Informatik häufig erwünscht oder erforderlich viele Publikationen zu schreiben, und für eine weitere wissenschaftliche Karriere sollten einige Veröffentlichungen schon während der Promotionszeit fertig sein. Im Vergleich zu eigentlich allen anderen Bereichen haben die Konferenzen in der Informatik auch einen hohen Stellenwert. Die guten Top-Tier Konferenzen gelten als gleichwertig zu den besten Journals in den Bereichen. Ich denke es bringt dir daher mehr zu schauen welche Professoren in deinem Bereich in der letzten Zeit berufen wurden und wieviel Sie in ihrer Promotionszeit geschrieben haben und in welchen Journals.

Zu der Frage b). Die Konferenzen die ich kenne geben normalerweise direkt an wann die Abgabe ist, wann das Ergebnis mitgeteilt wird, wann die Camera Ready fertig sein muss. Normalerweise ist es etwas so: 2 Monate Review Prozess, 1 Monat Ãœberarbeitung, 2 Monate bis zur Konferenz.
Journals sind schwieriger, du kannst von mindestens 3 Monate ausgehen bis du die erste Reviews bekommst, je nach Ergebnis kann es aber noch zu beliebige vielen Major oder Minor Revision gehen. Jede Major Revision gibt etwa 3 Monate Zeit, gefolgt von weiteren 3 Monaten für die Reviewer, bei meinem Journal Paper lief es etwa so ab:

3 Monate bis zum ersten Review (Major Revision)
3 Monate Zeit zum bearbeiten
3 Monate bis zum zweiten Review (Major Revision)
2 Monate zum Bearbeiten
2 Monate bis das Ergebnis bekannt wurde (akzeptiert)
1 Monat für die Endfassung (und damit Online verfügbar)
6 Monate bis zum Druck

Diese Zahlen sind eher schnell für eine Journal. Viele Reviewer lassen sich deutlich länger Zeit bis sie ihre Gutachten dem Editor geben.
Lyra

Re: Publikationen und Tagungen - Wartezeiten und Anzahl

Beitrag von Lyra »

Vielen Dank für eure Erfahrungen! Mir scheint, als wäre das Publizieren auf "eigene Faust" während der Promotion bzw. neben der Diss (als Monographie) in anderen Fächern oder an anderen Unis durchaus gängiger als an meinem Institut. Im Arbeitsumfeld scheint es mir fast so, als kämen die KollegInnen gar nicht darauf oder dazu, einfach mal einen Artikel zu ihrem Diss-Thema (also außerhalb des Projekts / Arbeitskontextes) einzureichen. Wenn ich mir die Publikationslisten von ProfessorInnen in meinem Fach ansehe, sind die überwiegend sehr beeindruckend - während bzw. vor der Promotion ist davon aber nur ein geringer Teil entstanden. Bei den meisten fing es erst in dem Jahr der Abgabe / Disputation oder im Jahr danach ("richtig") an. Allerdings kann sich das ja auch im Laufe der Jahre geändert haben - schließlich sind die heute 40 bis 60-Jährigen eine ganz andere Generation, die andere Bedingungen hatte und vor allem andere Chancen auf eine Professur. Auch gefühlt ist m. E. der "Konkurrenzdruck" für den Nachwuchs in Bezug auf eine wissenschaftliche Karriere in den letzten Jahren immer höher geworden... Ohne ein paar Publikationen zum Abschluss der Promotion hätte ich große Bauchschmerzen, ob ich dann überhaupt noch eine Chance auf eine PostDoc-Stelle hätte.

Bzgl. des Artikels Nr. 1 hoffe ich nun, dass nach Ostern hoffentlich die Gutachten endlich eintrudeln. Die auch von euch genannten drei Monate sind nun um und so langsam werd ich echt nervös...
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