mantor hat geschrieben:chaosbringer hat geschrieben:Penguin hat geschrieben:
Ich wuerde sagen, solche Stellen sind wohl v.a. fuer Leute attraktiv, die schon einen postdoc im Ausland gemacht haben (oder anschliessend machen wollen), so dass sie genuegend Jahre als postdoc gearbeitet haben um ihre Habil fertigzustellen.
Willst du damit sagen, dass man mehr als 4 Jahre für eine Habil braucht und ein Auslandsaufenthalt essentiell ist?
Mhm, naja, ich glaube ich werde mal zum dem Vorstellungsgespräch hingehen und höre mir auf jedenfall mal alles an. Aber auf jedenfall eine schwierige Entscheidung. In 4 Jahren bin ich schon knapp 38
Also in meinem Fachbereich brauchen Habilitationen fast immer sechs, eher acht Jahre, auch zehn Jahre sind durchaus normal ...
Ich bin im gleichen Fachbereich und finde mehr als 5 Jahre für die Habil schon eher krass. Aber klar, kommt vor. Nur eben, ohne Plan B sollte man das auf keinen Fall angehen - eigentlich nicht mal die Diss. Ich beobachte unter meinen Altersgenossen und den vielen Doktoranden, die ich kenne, auch langsam ein Umdenken, was das betrifft: Einige promovieren extern in Teilzeit und führen nebenbei einen anderen Job weiter (z. B. im Journalismus), sodass sie ein Standbein ausserhalb der Uni haben (das sind aber meist die, die ohnehin keine wissenschaftliche Karriere anstreben, denn dafür braucht man ein grösseres zeitliches Engagement, schon klar) - andere nehmen sich vor oder unmittelbar nach der Diss eine kurze Auszeit, in der sie einen berufsqualifizierenden Abschluss machen (eben z. B. die Lehrerausbildung, hab ich selber so gemacht).
Was Koenigsportal schreibt, kann ich übrigens bestätigen. Es ist eben gerade nicht so, dass es diejenigen nach oben schaffen, die für ihr Fach "brennen" - das suggeriert, dass in der Wissenschaft überhaupt noch sowas wie eine Meritokratie besteht. Nach oben schaffen es diejenigen, die ihre Karriereziele am kompromisslosesten und mit den spitzesten Ellenbogen verfolgen; die Selbstausbeuter, die keine Skrupel kennen, denen keine Stelle und kein Engagement zu schade sind, die auf Familienleben, Hobbies und eine erfüllte Partnerschaft verzichten können, die eine Schleimspur hinter sich herziehen und pausenlos "Netzwerke" bilden, die an jede Tagung gehen und bei den Publikationen Quantität vor Qualität stellen - und die das eine ganze Weile und evtl. über mehrere Länder verteilt durchziehen können, weil sie irgendwelche Sicherheiten haben, sei es ein Partner, der ihnen den Rücken freihält, sei es eine vermögende Familie, sei es eine Erbschaft. Das klingt jetzt sehr polemisch und ist es auch, aber zumindest in der Tendenz ist es so. Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft werden befristete und schlecht bezahlte Postdocstellen in den Geisteswissenschaften einfach mit promovierten Arztgattinnen besetzt, bei denen die prekären Bedingungen keine Rolle spielen, wohl aber das mit solchen Tätigkeiten nach wie vor einhergehende Prestige. Wer Wissenschaft nach wie vor als hundskommunen Beruf ausüben möchte, muss entweder die oben skizzierte Persönlichkeitsstruktur aufweisen oder einfach unglaubliches Glück haben - wenn beides nicht gegeben ist und man nicht auf eine existierende Karrierealternative zurückfallen kann, dann gnade einem Gott.