Anstellung nach Promotion

[frisebee87]

Werte Forumsmitglieder!

Nach dem Abschluss des Diploms in Elektrotechnik liegt mir jetzt ein Angebot für eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer TU vor. Zu den Bedingungen: Die Stelle ist auf fünf Jahre befristet, es sind meinerseits keine Forschungsprojekte zu bearbeiten - die Aufgaben sind komplett in der Lehre. Für mich ist das Arbeiten mit Studenten sehr reizvoll und interessant. Es ist also nicht so, dass ich mir Sorgen darum mache, an der Tätigkeit keine Freude zu haben. An einer Dissertation müsste ich "nebenbei" arbeiten. Weniger Zeit als andere Kollegen, die Projekte bearbeiten hätte ich wohl nicht - lediglich Synergieeffekte zwischen Forschungsprojekten und Dissertation fehlten dann. Aber im Ingenieurbereich ist das glaube ich schon durchaus ein relevanter Sachverhalt.

Das ist auch schon so ziemlich der Kern meines Problems bzw. meiner Frage. Wenn ich mich fünf Jahre lang mit Lehre beschäftige und keine Projekte bearbeite, fehlt mir ja der Kontakt (über Drittmittelprojekte) zu Firmen. Kann jemand von Euch sagen, ob es daher wohl im Anschluss an eine evtl. erfolgreiche Promotion schwer werden wird, eine Stelle zu bekommen? Zusatzinfo: Ich möchte tendenziell gerne bei großen Unternehmen (z. B. Siemens, Energieversorger bzw. Netzbetreiber, etc.) arbeiten. Ich interessiere mich hierbei nicht ausschließlich für eine Fachkarriere - gerne möchte ich irgendwann später auch einmal Führungs- und/oder Personalverantwortung übernehmen.

Wenn Ihr Ideen oder sogar eigene Erfahrungen dazu habt, würde ich mich sehr über ein paar Antworten von Euch freuen.

Vielen Dank und viele Grüße
- f

[FlimBeam]

Hi Frisebee,

ich komme zwar aus keinem technischen Fachbereich, aber mir erscheint Dein Angebot doch sehr ungewöhnlich/merkwürdig/fragwürdig zu sein (ich bin mir nicht ganz schlüssig, welches Wort ich hier wählen soll). Du sprichst ganz klar einen Punkt an, der mich ganz gewaltig stören würde: Deine Stelle ist an kein Projekt gebunden. Ich frage mich gerade, ob so etwas tatsächlich möglich ist, denn die Stelle ist zugleich für fünf Jahre ausgeschrieben. Die Tatsache, dass Du nebenbei eine Diss schreiben darfst, hört sich für mich an, dass es in Wirklichkeit auch niemenden interessiert, ob Du eine schreibst. Du hast demnach keinen Projektleiter und auch keinen der Dich dabei direkt unterstüzt.

"Darfst" Du Deinen Doktorvater selbst suchen? Hast Du denn schon jemanden in Aussicht? Wie kommt Dein Thema zusammen? Wenn Du dafür bestimmtes Equipment/Labor brauchst, wüsste ich nicht, wie Du daran kommen willst, wenn Du nicht in einem Projekt involviert bist. An einer TU lässt sich eine Arbeit wohl nur schwer mit parr Büchern in der Bibliothek schreiben.

Meine persönliche Meinung (nicht übel nehmen, wenn's nicht stimmt): Du sollst fünf Jahre lang eine billige Lehrkraft sein. Nach diesen fünf Jahren ohne Projekterfahrung in der Industrie einzusteigen ist meiner Einschätzung nach unmöglich. Für die Industrie wärst Du ein besserer Lehrer ohne jeglichen Praxisbezug. Ich wäre an Deiner Stelle eher skeptisch.

Grüße
Beam

[frisebee87]

Hallo,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Die Befristung ergibt sich derart, dass am Lehrstuhl eine Stelle für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter vom entsprechenden Bundesland bezahlt wird.

Deine Bedenken im Bezug auf den "besseren Lehrer" habe beschreiben mein Problem recht präzise!

Vielleicht gibt es hierzu noch weitere Erfahrungen.

Viele Grüße!

[Sogi]

Siehs doch positiv: Du hast keine Projektverpflichtung und kannst dich ganz deiner Forschung widmen (dein Ziel). Die Promotion erledigt sich ja nicht von allein, wenn man zu viele Lasten trägt, kann sich das endlos hinziehen. Ein paar Firmenkontakte kann man in mehreren Jahren sicher sammeln, aber Projektarbeit ist (gerade im Hinblick auf den Gewinn für deine Forschung) nun wirklich nichts außergewöhnliches: das kannst du den Rest deines Lebens noch machen.

[flip]

Wie hoch ist denn die Lehrbelastung?

[FlimBeam]

Siehs doch positiv: Du hast keine Projektverpflichtung und kannst dich ganz deiner Forschung widmen (dein Ziel).

Wie soll diese Forschung ohne Anschluss an eine Forschugs-/Projektgruppe in einem technischen Bereich konkret ablaufen? (Ist eine ernste und keinesfalls rethorische Frage.) Ich frage dies vor dem Hintergrund meiner Erfahrung. Ich habe zwei Freunde, die in technischen Bereichen promovieren, beide sind über ihre Projekte in der Forschung eingebunden. Die Kontakte, die sie haben, ob nun in der Wissenschaft oder Industrie, sind über ihre jeweiligen Projektleiter zu Stande gekommen. Die gesamte technische/personelle Infrastruktur wird von ihren jeweiligen Laboren 'bereitgestellt'. In Ihren Dissen bearbeiten sie thematische Aspekte aus ihren jeweiligen Projekten. Als Einzelkämpfer wäre das doch gar nicht möglich oder doch? Übersehe ich etwas?

Außerdem, wenn es nur darum geht, einfach mal so bisschen vor sich hin hobbymäßig zu forschen, könnte ich mir als Diplomelektrotechniker eine weitaus besser bezahlte Stelle als die eines wisseschaftlichen Mitarbeiters vorstellen. Viel sinnvoller würde mir dann eine Industriepromotion erscheinen.