Erstgespräch mit pot. Doktorvater

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Granat

Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Granat »

Guten Morgen,

zunächst vorweg: Ich habe die vorhandenen Threads zu diesem Thema (ich hoffe doch vollständig) natürlich bereits gelesen, habe aber noch ein paar Fragen.

Zu meiner Situation: Ich mache nachdem ich nach dem Bachelor etwa 3,5 Jahre Berufspraxis gesammelt habe derzeit meinen Master in Software Technik/Informatik und mein Ziel ist es - welch Überraschung in diesem Forum - im Anschluss zu promovieren (d.h. ab Anfang nächsten Jahres). Dieser Wunsch ist primär intrinsisch begründet (ich würde ja sagen "rein intrinsisch", aber das gibt es wohl nicht). Dabei würde ich eine interne Promotion klar vorziehen, bin darauf aber nicht angewiesen.
Ich habe bei mir an der Hochschule (f. angewandte Wissenschaften) einen Mentor, der das als durchaus richtigen Weg für mich ansieht und mir einen Kontakt an der Universität vermittelt hat, an der er selbst bis vor etwa 5 Jahren tätig war.

Das Erstgespräch findet nun Anfang Mai statt und ich merke doch eine gewisse Nervosität aufkommen. Folgende Fragen habe ich noch:

1. Es wurde die Bitte geäußert, dass ich infrage kommende Themen mitbringe und erläutern kann, ob/warum ich in der Lage bin, diese erfolgreich zu bearbeiten.
Tja, grundsätzlich ist meine Strategie hier, mglst. 3-5 verschiedene Themenkomplexe aufzuzeigen, aber auch deutlich zu machen, dass durchaus auch andere (vom Betreuer gewünschte) Themen für mich infrage kommen. Diese Themen würde ich dann in 2-3 Sätzen erläutern, also zwar schon umreißen, aber nicht allzu weit detaillieren. Ist dieser Ansatz eurer Meinung nach so angemessen?
Insbesondere bin ich aber unsicher, was für eine Antwort auf den Nachsatz erwartet wird:
Ich habe natürlich erstmal ein tiefgehendes Interesse an den Themen und auch insgesamt an den Forschungsbereichen und -projekten, die der Prof. auf seiner HP und den Publikationen der letzten 3-4 Jahre beschreibt. Das ist natürlich erstmal genauso Voraussetzung, wie Begeisterungsfähigkeit und der "Biss", sich auch mal durch schwierige Phasen zu kämpfen. Ich habe auch eine sehr gute Fähigkeit zur Eigenmotivation, Selbstdisziplin und Organisation/ Strukturierung, die ich ihm auch schlüssig begründen kann.
Darüber hinaus habe ich ein (sehr gutes) Studium absolviert - sowohl im Bachelor als auch Master - und auch die Hausarbeiten, insb. die Bachelorarbeit hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn ich gern länger daran gearbeitet hätte (d.h. gern tiefer ins Thema eingestiegen wäre). Außerdem habe ich mich insb. mit den Forschungsthemen des Professors auch über die Vorlesungen hinaus beschäftigt (kein Nachweis) und war genau in diesem Bereich auch die 3,5 Jahre berufstätig.
Während des Bachelors habe ich in einem Teil des Gebiets außerdem wiederholt Tutorien gegeben und habe die Professoren bei verschiedenen anderen Aufgaben unterstützt (Klausurkorrekturen, Betreuung von Hausarbeiten etc.). Das ist vermutlich insbesondere dann relevant, wenn es um eine interne Promotion geht - sonst auch?
Publiziert habe ich bisher nicht.

Ist das eurer Meinung nach so ausreichend als Begründung?

2. Was zieht man zum Erstgespräch an?
- förmlich, d.h. Anzug und Krawatte ähnlich einem Vorstellungsgespräch?
- Anzug+Hemd ohne Krawatte?
- Jeans mit Hemd und Jacket?

3. Gibt es noch allg. Tipps, die zu beachten sind? Fragen die man stellen muss? (außer eben Erwartungen klären, Organisatorisches klären)

Die meisten meiner Professoren und auch Kommilitonen meinen, ich mache mir mal wieder unnötige Sorgen - vermutlich haben sie in diesem Punkt wie so häufig recht. Aber wenn ich es "einfach auf mich zukommen" ließe, wie sie es tw. empfehlen, würde ich mir doch arge Vorwürfe machen, wenn es nicht klappt - zumal mein pot. DV mich wie gesagt nicht kennt.
Wie habt ihr euch auf euer Erstgespräch vorbereitet?

Danke schon im Voraus
Granat
Meggy

Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Meggy »

Hallo Granat,
was die Kleiderfrage betrifft: bei uns - ich komme auch aus der Informatik - geht es eigentlich zu 95% weniger förmlich zu. Das heißt in den allermeisten Fällen dürften (eine ordentliche) Jeans, Hemd, und Jacket gut ausreichen. Ich kenne gerade mal einen (!) Professor in meinem Umfeld, der selbst gerne Anzug/Krawatte trägt - dessen Assistenten/Hiwis etc laufen aber auch ganz förmlich rum. Hier würde ich mich ggf förmlicher vorstellen. Ansonsten s.o. Kannst Du in Erfahrung bringen, wie Dein Wunsch-Prof da eingestellt ist?

Themen: mir erscheinen 3-5 Themenkomplexe ehrlich gesagt als zu viel/unspezifisch. Ich würde eher versuchen 2-max.3 mögliche Themenbereiche anzureißen. Was den Nachsatz angeht - da würde ich versuchen zu den Themen jeweils einen (ganz groben) Forschungsstand zu geben und damit zu begründen, wo die Lücke ist - denn wenn Du diese aufzeigen kannst und dass es eine einigermaßen relevante Sache ist, ist damit eigentlich schon genug begründet. Aber eben aus diesem Grund würde ich auch nicht so viele verschiedene Themen wählen, sondern nur einige wenige, die aber mit Blick auf die Forschungslücke beleuchten (erfordert jetzt schon etwas Vorarbeit/Recherche). Grundsätzlich würde ich wohl auch nicht direkt anbieten "ich bearbeite aber auch alles, was Sie mir vorlegen", zumindest nicht initiativ und gerade heraus. Sondern erstmal abwarten, was der Prof zu Deinen Vorschlägen meint. Gegebenenfalls macht er Dir ja dann abgewandelte Vorschläge oder auch was ganz anderes - da kannst Du dann immer noch sagen dass Du das durchaus auch machen könntest (oder auch nicht :wink: ), aber das würde ich eben nicht von mir aus anbiedern. :blume:
xiotres
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Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von xiotres »

Meggy hat geschrieben: aber das würde ich eben nicht von mir aus anbiedern. :blume:
@Meggy: Ist das ein Freudscher Verschreiber oder ein Stilmittel :?:

Ansonsten: volle Unterstützung zu allem, was du schreibst, inkl. Anzahl der Themen und Kleidungsfrage.

@Granat: Da dein Betreuer an der HS den Prof kennt: kannst du ihn nicht einfach nach der angemessenen Kleidung fragen?

Viel Erfolg für das Gespräch!

Xiotres
"Denken ist schwerer, als man denkt." (duplo)
Meggy

Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Meggy »

@xiotres
das war schon bewusst so geschrieben, da ich das ein wenig höflicher fand als "einschmeicheln"/"einschleimen" o.ä. :wink: Kommt aber im Wesentlichen auf das raus was ich damit sagen wollte. Wenn man wenige gut durchdachte Vorschläge hat und die auch gut begründen kann hat man es imho erstmal nicht nötig im selben Atemzug jegliche Eigenständigkeit abzulegen (das macht dann auch die eigenen Vorschläge weniger glaubhaft, also bzw. dass man da wirklich dahinter steht)
Granat

Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Granat »

Hallo Ihr zwei,

vielen Dank für die Antworten. Dann werde ich mich auf 2-3 Fragestellungen konzentrieren und mal abwarten, was er dazu sagt.

Meinen Prof. hätte ich gern gefragt - der ist jedoch verreist und kommt erst kurz vor meinen Termin zurück. Ich weiß nicht, ob ich ihn da noch erwische. Ansonsten kann man evtl. etwas von den Fotos in den "Profilen" auf der Uniwebsite ableiten (gerade auch den Fotos der Doktoranden)?
Meggy

Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Meggy »

Die Profilphotos sagen sicher ein Stück weit etwas über den Usus am Lehrstuhl aus. Insbesondere "Gruppenphotos" (wir machen zB alljährlich einmal ein aktuelles Photo mögl. der ganzen anwesenden "Crew", und da das meist spontan ist - nämlich dann wenn endlich mal alle beisammen sind - gibt das einen ganz guten Eindruck).
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Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Zwonk »

Ich stimme eigentlich überall Meggy zu. Kleidung ist sicherlich sehr fachabhängig und Meggy kann das wohl für die Informatik gut beurteilen. In anderen Fächern ist man hingegen eher konservativ - bei Juristen wäre wahrscheinlich die Empfehlung gekommen: Frack, Zylinder, Degen und Monokel.

Bei der Themenwahl würde ich der Faustregel folgen: Je spezifischer, desto besser. Für einen Professor ist es schwer zu deuten, wenn jemand ankommt und sagt: Ich finde alles klasse, was Sie machen, ich bin mit jedem Thema zufrieden. Besser ist es, sich ein paar relativ spezifische Fragestellungen zu suchen. Im Notfall kann man das immer noch anpassen. Das hilft auch fürs Erstgespräch, weil man sich dann konkreter vorbereiten kann.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
Granat

Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Granat »

Guten Morgen,

nochmal zur Erläuterung: Es war natürlich nicht so gemeint, dass ich in den Termin gehe und sage "Ich mache alles, was Sie mir hinwerfen", sondern eher so, dass ich grundsätzlich bereit bin, ein vorgeschlagenes Thema vllt. doch aus einer anderen Perspektive zu bearbeiten oder den Schwerpunkt mehr in die eine oder andere Richtung zu schieben, sofern mir die Begründung dazu einleuchtet. Schließlich sollte die Thematik ja bei beiden ernsthaftes Interesse stoßen - zumindest liest man ja gern von Komplikationen aufgrund der untergeordneten Bedeutung des Themas für den Betreuers (gerade hier im Forum).
Darüber hinaus ist es tatsächlich so, dass das, was er in den letzten Jahren gemacht hat doch meinem persönlichen Interesse sehr entgegen kommt (zumindest das, was von außen beurteilbar ist), auch wenn es - natürlich - für mich interessantere (man könnte sagen begeisternde ;)) und weniger interessante ("auch spannende") Aspekte gibt.
Das hätte ich so allerdings nicht direkt geäußert - obwohl es der Wahrheit entspricht. Ich denke, da man Interesse an einem Thema in einem Gespräch ja ausstrahlt, wird er das wohl von selbst feststellen. Das ist dann aber nicht so glitschig-schleimig ;).

Nichtsdestotrotz bin ich euch natürlich dankbar für die Tipps und werde das dann nicht direkt ansprechen sondern erstmal seine Reaktion abwarten.

Gruß
Granat
Granat

Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Granat »

Guten Abend zusammen,

ich wollte mich nochmal für die Ratschläge bedanken. :blume:

Gleich mein erster (und favorisierter) Vorschlag, in welche Richtung die Fragestellung lauten könnte, hat ihm so zugesagt, dass wir zu den anderen beiden gar nicht mehr gekommen sind. Er hat schon ziemlich nachgebohrt, aber alles im fairen bzw. nachvollziehbaren Bereich, da er mich ja nicht kannte.
Ich bin dann aus dem Gespräch mit einer (noch mündlichen) Zusage rausspaziert. Das beinhaltet dann auch gleich eine Vollzeitstelle, wie er mir erklärt hat :o. Recht konkret war da dann schon die Aussage, dass er jetzt noch ausreichend Zeit hat, die Finanzierung sicherzustellen, sodass das dann direkt zum Beginn der Promotion klappt. Da er auch meinen Mentor von den Ergebnissen unterrichtet hat, gehe ich davon aus, dass ihm das damit auch durchaus ernst ist (dieser hatte mir den Kontakt ja vermittelt). Irgendwas muss also gut gelaufen sein. :D
Ganz nebenbei habe ich noch mit zwei (einem ehemaligen) Doktoranden gefunden, die ich um fünf Ecken "kannte", wie ich über Xing festgestellt habe. Demnach scheint er wohl ein rechter "Glücksgriff" zu sein, der die Aufgabe nicht nur ernst nimmt, sondern auch noch Freude an der Arbeit und dem Fortschritt seiner Doktoranden hat. Bleibt natürlich abzuwarten, aber erstmal freue ich mich (Ergänzung meines Mentors: "noch") :lol:

In 3-4 Wochen hätte er dann gern einen ersten Entwurf für das Expose (exlplizit noch nicht perfekt, aber ich bin noch etwas unsicher, was das heißt... :? ). Stichpunkte zum Schema, das der Fachbereich veröffentlicht hat, habe ich schon mal gemacht, aber noch ist das Thema einfach nicht weit genug eingegrenzt. Das werde ich wohl erstmal angehen. Habt ihr dazu noch Tipps?
Screenname

Re: Erstgespräch mit pot. Doktorvater

Beitrag von Screenname »

Glückwunsch! Bei mir war es selbst so (ähnlich wie bei dir), dass ich mir vorher zuviele Gedanken gemacht hatte und ich nach 10 Minuten persönlichen, informellen Gesprächs -obwohl ich ihn vorher kaum kannte und im Vorfeld von der Notwendigkeit eines überzeugenden Exposés die Rede war- eine vollumfängliche Zusage hatte. Was man vorher gar nicht so denkt: Viele Profs sind glaube ich auf der Suche nach guten Leuten und freuen sich, wenn Sie jemanden finden, der einen guten Eindruck macht.
Mit den nächsten Schritten würde ich mir jetzt schon Mühe machen: Er wird seinen positiven Ersteindruck sicher bestätigt wissen wollen und immerhin hast du die Stelle noch nicht. Wenn dann erstmal alles safe ist und mehr gegenseitiges Vertrauen da ist, kannst du dich sicher lockerer machen. Andererseits gibt es da jetzt nichts zu overthinken, auch wenn man es erst selbst erfahren muss: Die meisten anderen Doktoranden und auch Profs kochen tatsächlich auch nur mit Wasser :)
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