Diplomarbeit: Zitieren + Literaturverzeichnis

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blumentopferde

Diplomarbeit: Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von blumentopferde »

Hallo!
Ich bin zwar kein Doktorand, sondern nur ein Diplomand, hoffe aber trotzdem, dass mir hier jemand weiterhelfen kann!

Ich schreibe gerade an meiner Diplomarbeit und habe - obwohl ich schon Tagelang darüber recherchiert habe und auch die Zitierrichtlinien meiner Fakultät vor mir liegen habe - jede Menge Probleme mit dem Zitieren.

Es gibt einfach so viele Sonderfälle, wo ich nicht weiß, wie ich zitieren muss, und ob ich überhaupt zitieren muss:

1. Datensätze: Ich beschreibe das Klima einer Region und stütze mich dabei auf tabellarische Klimadaten, die ich aus dem Internet heruntergeladen habe. Es handelt sich dabei um eine zip-Datei, in der sich wiederum verschiedene Datensätze befinden. Die Frage ist nun: Muss ich diese Quellen zitieren? Die Erkenntnis daraus ist ja meine eigene Denkleistung, ohne diese Grundlage hätte ich die Denkleistung nicht erbringen können. Und wenn ich sie zitieren muss, wie gebe ich die Quelle im Literaturverzeichnis an?

2. Internetquellen: Bei vielen Internetquellen gibt es keine Angabe zum Autor. Die Frage ist nun: Gebe ich die Institution, die die Informationen zur Verfügung stellt nun als Autor an, oder doch eher als Herausgeber?

3. Begriffserklärungen: Ich habe in meiner Diplomarbeit einen Glossar, in dem ich einige Begriffe erkläre. Diese Erklärungen stammen natürlich nicht von mir selbst, sondern aus diversen Lexika und Lehrbüchern. Nun habe ich immer wieder gelesen, dass man solche Quellen gar nicht zitieren darf, andererseits ist die Begriffserklärung auch nicht originär von mir, und den Glossar ganz wegzulassen halte ich auch für keine gute Idee. Zitieren oder nicht zitieren?

4. Lehrbücher: Gefühlsmäßig würde ich Lehrbücher wie Lexika zitieren. Allerdings wird bei Lehrbüchern selten der Autor des Unterkapitels angegeben oder aber er ist nicht eindeutig (Beispiel: 72. Auflage eines Lehrbuches, Kapitel wurde über die Jahre von mehreren Autoren überarbeitet). Reicht es da, auf den Herausgeber des Gesamtwerkes zu verweisen?

5. Fachwissen: In meiner Diplomarbeit kommen viele Aussagen vor, die sich auf meinem Fachwissen beruhen, aber natürlich nicht originär von mir stammen. Beispiel:
"Die Schwankungen der Lufttemperatur im Tagesverlauf sind das ganze Jahr über äußerst gering, nur selten betragen sie mehr als 5 Kelvin. Raumkonditionierungsstrategien, die sich Tagestemperaturschwankungen zu Nutze machen, sind daher an diesem Standort nur sehr begrenzt anwendbar. Dazu zählen nächtliches Lüften, sowie der Einsatz thermischer Speichermassen im Allgemeinen."
Muss ich für solche Aussagen eine zitierbare Quelle suchen?

6. ausländische Gesetzestexte: Wie zitiere ich ausländische Gesetzestexte? Für inländische kann man ja noch Vorgaben finden, aber es wird schwierig, diese auf ausländische umzulegen, da die Gesetzbücher t.w. vollkommen anders aufgebaut sind. Beispiel:
"Building (Planning) Regulations - Balconies and canopies over streets - Cap 123F reg 10 30/06/1997)"
Ist es da zulässig einfach auf das Internetdokument des Gesetzestextes zu verweisen, als Autor die Institution zu nennen, die die Gesetze veröffentlicht und das ganze wie ein Online-Zitat zu handhaben?

7. Bildzitate: Wie handhabe ich Bilder, die nicht von mir sind? Eine Fußnote an einer Grafik anzubringen ist in meinem Layout-Programm gar nich möglich und grafisch auch nicht besonders schön. Wohin also mit der Fußnote? In die Bildunterschrift (Ist in meinem Layout-Programm auch nicht möglich!)? In den Teil des Fließtextes, in dem auf das Bild verwiesen wird? Ins Abbildungsverzeichnis? Und wohin kommt die Quelle des Bildes? Ins Abbildungsverzeichnis oder ins Literaturverzeichnis?

8. aufbereitete Grafiken: Es kommt vor, dass ich Daten, die nicht von mir stammen, in Grafiken aufbereite. Etwa Daten aus Tabellen, die ich mit einer Grafik anschaulicher darstellen möchte, oder Grafiken, die zwecks schönerer Darstellung neu zeichne. Wie (und an welcher Stelle) zitiere ich da richtig?

9. Mehrere Quellen für eine Aussage: Gerade bei den Grafiken kommt es vor, dass ich Daten aus 2 verschiedenen Quellen in eine Grafik packe, etwa um sie in Korrelation zu setzen oder gegenüberzustellen. Auch im Text kann es vorkommen, dass sich eine Aussage auf verschiedene Quellen stützt. Wie zitiere ich das richtig? 2 Titelangaben in einer Fußnote? 2 Fußnoten hintereinander?

Und dann habe ich noch eine grundlegende Verständnisfrage zum Literaturverzeichnis:

Ich habe noch immer nicht ganz verstanden, was der Unterschied zwischen Primär- und Sekundärliteratur ist, und wie diese Quellen zu handhaben sind.

Bisher habe ich das so verstanden, dass Primärliteratur eine Quelle ist, in der wissenschaftliche Erkenntnisse originär veröffentlicht wurden (Papers, Dissertationen), und Sekundärliteratur Quellen sind, die sich anderen Quellen bedient (Monographien, Lexika). Diesem Verständnis nach müsste aber jede Primärliteratur auch Sekundärliteratur sein, da ja kaum eine wissenschaftliche Arbeit ohne Verweis auf andere Quellen auskommt.
Nun ist es so, dass ich mich in meiner Diplomarbeit hauptsächlich mit Sekundärliteratur befasse, um einen Überblick über die Rahmenbedingungen zu geben. Allerdings sollte Sekundärliteratur, so weit ich verstanden habe, gar nicht zitiert werden.

Ich frage mich nun, wie ich damit umgehen soll.
- Was liste ich unter Primärliteratur, was unter Sekundärliteratur auf?
- Kann ich auch aus Sekundärliteratur zitieren?
- Muss jedes Werk, aus dem zitiert wurde, als Primärliteratur angegeben werden?
- Was mache ich mit "Primärliteratur" aus der ich aus 2. Hand zitiere? Muss ich die auch unter der Sekundärliteratur auflisten?
blumentopferde

Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von blumentopferde »

Hallo!

Ich erwarte natürlich nicht, dass jemand all meine hundert Fragen beantwortet, aber vielleicht weiß ja jemand eine Antwort auf eine meiner Fragen! Auch damit wäre mir sehr geholfen :wink: !
Zwonk
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Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von Zwonk »

Hm, das sind alles Zitationsprobleme, die mir sehr fremd sind. Trotzdem meine Meinung zu einem Punkt:

7. Bildzitate: In den wenigen Werken, die ich habe, in denen es Bilder gibt, steht die Quellenangabe für das Bild im Abbildungsverzeichnis. Das scheint mir auch logischer zu sein, als die Bilder zweimal zu referenzieren - einmal namentlich im Abbildungsverzeichnis und einmal im Hinblick auf die Quelle im Literaturverzeichnis. Fußnoten nach Bildern habe ich noch die gesehen und das wäre auch vom Textsatz her sehr eigenartig. Die brauchst Du auch nicht, wenn das Bild in der Beschreibungszeile irgendwie "Abbildung 1:" oder so heißt und unter dem Eintrag im Abbildungsverzeichnis zu finden ist.
12. Dec 2016;01. Feb 2017;f;zum neuen Job!
DoneXY

Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von DoneXY »

blumentopferde hat geschrieben:Ich erwarte natürlich nicht, dass jemand all meine hundert Fragen beantwortet, aber vielleicht weiß ja jemand eine Antwort auf eine meiner Fragen!
Du hast so viele und so grundsätzliche Fragen gestellt, dass ich a) das Lesen Deines ersten Posting schnell abgebrochen habe und b) auch die Dich ausbildende Institution und Dich selbst in der Verantwortung sehe.

Da das möglicherweise roher klingt als es gemeint ist: :blume:

Es gibt auch bei Menschen mit abgeschlossen Studium, die offene Fragen bzgl. der Zitierweise o.ä. haben, doch bei Dir haben Zahl und Tiefe der Fragen ein Ausmaß, dass ich denke, das ist mir zuviel.

In diesem Sinne: Weniger ist oft mehr.
blumentopferde

Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von blumentopferde »

Zwonk wrote:
> Hm, das sind alles Zitationsprobleme, die mir sehr fremd sind. Trotzdem meine Meinung
> zu einem Punkt:
>
> 7. Bildzitate: In den wenigen Werken, die ich habe, in denen es Bilder gibt, steht
> die Quellenangabe für das Bild im Abbildungsverzeichnis. Das scheint mir auch logischer
> zu sein, als die Bilder zweimal zu referenzieren - einmal namentlich im Abbildungsverzeichnis
> und einmal im Hinblick auf die Quelle im Literaturverzeichnis. Fußnoten nach Bildern
> habe ich noch die gesehen und das wäre auch vom Textsatz her sehr eigenartig. Die
> brauchst Du auch nicht, wenn das Bild in der Beschreibungszeile irgendwie "Abbildung
> 1:" oder so heißt und unter dem Eintrag im Abbildungsverzeichnis zu finden ist.

Das klingt nach einer guten Lösung! Danke für den Tipp!


carlo wrote:
> Hallo!
>
> Schätze, bei dieser Fülle an offenen Fragen würde ich mich einen Tag in die Bibliothek
> setzen und mir eine gewisse Spannbreite an Fachliteratur aus den Regalen ziehen
> und darauf hin systematisch ansehen, wie das jeweils grundsätzlich lösbar ist und
> speziell im disziplinären Mainstream/Fachbereich gelöst wird .
>
> Viele Grüße!
>
> carlo

Werde ich auch machen! Wobei in meinem Fachbereich im Allgemeinen wenig Wert auf korrektes zitieren gelegt wird... :(

DoneXY wrote:
> [quote="blumentopferde"]Ich erwarte natürlich nicht, dass jemand all meine hundert
> Fragen beantwortet, aber vielleicht weiß ja jemand eine Antwort auf eine meiner
> Fragen! [/quote]
>
> Du hast so viele und so grundsätzliche Fragen gestellt, dass ich a) das Lesen Deines
> ersten Posting schnell abgebrochen habe und b) auch die Dich ausbildende Institution
> und Dich selbst in der Verantwortung sehe.
>

Als "grundlegend" würde ich diese Fragen nicht unbedingt bezeichnen. Denn wären sie grundlegend, dann sollten Sie mMn in den Zitierrichtlinien meiner Fakultät oder in den gängigen Webseiten über wissenschaftliches Arbeiten behandelt werden...


> Da das möglicherweise roher klingt als es gemeint ist: :blume:
>
> Es gibt auch bei Menschen mit abgeschlossen Studium, die offene Fragen bzgl. der
> Zitierweise o.ä. haben, doch bei Dir haben Zahl und Tiefe der Fragen ein Ausmaß,
> dass ich denke, das ist mir zuviel.
>
> In diesem Sinne: Weniger ist oft mehr.

Ich hatte auch meine Bedenken, ein so langes Posting abzuschicken, habe mich aber im Sinne der Forenhygiene dazu entschieden, alles in einen Thread zu packen, und nicht mehrere zu starten :blume:
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Kugelfischchen
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Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von Kugelfischchen »

Hallo Blumentopferde,

kurz meine Meinung zu Deinen Fragen.
1. Datensätze: Ich beschreibe das Klima einer Region und stütze mich dabei auf tabellarische Klimadaten, die ich aus dem Internet heruntergeladen habe. Es handelt sich dabei um eine zip-Datei, in der sich wiederum verschiedene Datensätze befinden. Die Frage ist nun: Muss ich diese Quellen zitieren? Die Erkenntnis daraus ist ja meine eigene Denkleistung, ohne diese Grundlage hätte ich die Denkleistung nicht erbringen können. Und wenn ich sie zitieren muss, wie gebe ich die Quelle im Literaturverzeichnis an?
Ja, zitieren und angeben. Evtl. mit dem Zusatz in der Fußnote: Entscheidende Anregungen sind zu verdanken/ Diese Erkenntnisse fußen o.Ä. Im Literaturverzeichnis gibst Du dann die URL an (auch wenn diese zu einem zip-Ordner führt).

2. Internetquellen: Bei vielen Internetquellen gibt es keine Angabe zum Autor. Die Frage ist nun: Gebe ich die Institution, die die Informationen zur Verfügung stellt nun als Autor an, oder doch eher als Herausgeber?
Ob Du Hrsg. dazuschreibst, hängt von Deinem Fach ab. (Bitte immer den Stand der Internetquellen angeben).
3. Begriffserklärungen: Ich habe in meiner Diplomarbeit einen Glossar, in dem ich einige Begriffe erkläre. Diese Erklärungen stammen natürlich nicht von mir selbst, sondern aus diversen Lexika und Lehrbüchern. Nun habe ich immer wieder gelesen, dass man solche Quellen gar nicht zitieren darf, andererseits ist die Begriffserklärung auch nicht originär von mir, und den Glossar ganz wegzulassen halte ich auch für keine gute Idee. Zitieren oder nicht zitieren?
Ãœbernimmst Du Definitionen und gibst die Quelle nicht an, ist es ein Plagiat. Wenn Du nicht selbst verfassen kannst, musst Du die Quelle angeben. Ãœblich ist allerdings dann die eigene Formulierung des Begriffs.
4. Lehrbücher: Gefühlsmäßig würde ich Lehrbücher wie Lexika zitieren. Allerdings wird bei Lehrbüchern selten der Autor des Unterkapitels angegeben oder aber er ist nicht eindeutig (Beispiel: 72. Auflage eines Lehrbuches, Kapitel wurde über die Jahre von mehreren Autoren überarbeitet). Reicht es da, auf den Herausgeber des Gesamtwerkes zu verweisen?
Hier verstehe ich das Problem nicht. Wenn es einen Autoren gibt zu einem bestimmten Textteil, dann diesen angeben, sonst das Lehrbuch wie in der Titelei und entsprechende Seite.

5. Fachwissen: In meiner Diplomarbeit kommen viele Aussagen vor, die sich auf meinem Fachwissen beruhen, aber natürlich nicht originär von mir stammen. Beispiel:
"Die Schwankungen der Lufttemperatur im Tagesverlauf sind das ganze Jahr über äußerst gering, nur selten betragen sie mehr als 5 Kelvin. Raumkonditionierungsstrategien, die sich Tagestemperaturschwankungen zu Nutze machen, sind daher an diesem Standort nur sehr begrenzt anwendbar. Dazu zählen nächtliches Lüften, sowie der Einsatz thermischer Speichermassen im Allgemeinen."
Muss ich für solche Aussagen eine zitierbare Quelle suchen?
Wenn es sich um allgemeingültige Aussagen handelt, dann ist es nicht nötig. Also, der Zweite Weltkrieg endete 1945 oder Ähnliches. Bei allen anderen Forschungserkenntnisse, gerade wenn etwas strittig ist, dann immer eine Quelle angeben oder evtl. sogar konkurrierende Meinungen in der Fußnote ausführen. Ob das in Deinem Beispiel der Fall ist, kann ich nicht beurteilen.
6. ausländische Gesetzestexte: Wie zitiere ich ausländische Gesetzestexte? Für inländische kann man ja noch Vorgaben finden, aber es wird schwierig, diese auf ausländische umzulegen, da die Gesetzbücher t.w. vollkommen anders aufgebaut sind. Beispiel:
"Building (Planning) Regulations - Balconies and canopies over streets - Cap 123F reg 10 30/06/1997)"
Ist es da zulässig einfach auf das Internetdokument des Gesetzestextes zu verweisen, als Autor die Institution zu nennen, die die Gesetze veröffentlicht und das ganze wie ein Online-Zitat zu handhaben?
Kann ich Dir nicht beantworten.
7. Bildzitate: Wie handhabe ich Bilder, die nicht von mir sind? Eine Fußnote an einer Grafik anzubringen ist in meinem Layout-Programm gar nicht möglich und grafisch auch nicht besonders schön. Wohin also mit der Fußnote? In die Bildunterschrift (Ist in meinem Layout-Programm auch nicht möglich!)? In den Teil des Fließtextes, in dem auf das Bild verwiesen wird? Ins Abbildungsverzeichnis? Und wohin kommt die Quelle des Bildes? Ins Abbildungsverzeichnis oder ins Literaturverzeichnis?
Fußnote gehört an das Ende der Bildunterschrift. Das funktioniert z.B. mit Word. Das ist nötig, wenn Du z.B. Grafiken einfügst, die aus anderen Lehrwerken stammen, natürlich nicht, wenn Du beispielsweise ein van Gogh-Gemälde zitierst (hier reicht der Abbildungsnachweis). Quellennachweis erfolgt ggf. im Abbildungsverzeichnis.
8. aufbereitete Grafiken: Es kommt vor, dass ich Daten, die nicht von mir stammen, in Grafiken aufbereite. Etwa Daten aus Tabellen, die ich mit einer Grafik anschaulicher darstellen möchte, oder Grafiken, die zwecks schönerer Darstellung neu zeichne. Wie (und an welcher Stelle) zitiere ich da richtig?
In der entsprechenden Fußnote unter dem Bild. Material wurde den folgenden Quellen entnommen...
9. Mehrere Quellen für eine Aussage: Gerade bei den Grafiken kommt es vor, dass ich Daten aus 2 verschiedenen Quellen in eine Grafik packe, etwa um sie in Korrelation zu setzen oder gegenüberzustellen. Auch im Text kann es vorkommen, dass sich eine Aussage auf verschiedene Quellen stützt. Wie zitiere ich das richtig? 2 Titelangaben in einer Fußnote? 2 Fußnoten hintereinander?
Ja, dann alles angeben in einer Fußnote angeben. Ggf. kannst Du auch einfach dazuschreiben, auf was Du dich in welchem Zusammenhang stützt. Fußnoten müssen nicht immer nur aus einer reinen Belegstelle bestehen.
Ich habe noch immer nicht ganz verstanden, was der Unterschied zwischen Primär- und Sekundärliteratur ist, und wie diese Quellen zu handhaben sind.
Das ist etwas fachabhängig. Grundsätzlich: Wenn Du z.B. über Goethes Faust arbeitest, sind Faust I, Faust II, Urfaust etc. Quellen (Primärquellen). Forschungsliteratur über die Gretchenfrage, über die erste Aufführung, über Goethes Leben o.Ä. ist Sekundärliteratur. An einigen Stellen ist eine Unterscheidung schwierig, insbesondere wenn Du Texte von Zeitgenossen als Seklit. gebrauchst, aber das lasse ich jetzt mal weg.
Bisher habe ich das so verstanden, dass Primärliteratur eine Quelle ist, in der wissenschaftliche Erkenntnisse originär veröffentlicht wurden (Papers, Dissertationen), und Sekundärliteratur Quellen sind, die sich anderen Quellen bedient (Monographien, Lexika). Diesem Verständnis nach müsste aber jede Primärliteratur auch Sekundärliteratur sein, da ja kaum eine wissenschaftliche Arbeit ohne Verweis auf andere Quellen auskommt.
So ungefähr. Primär ist alles, was Dir Daten liefert, die Du verarbeitest. Also z.B. die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Luftdruck in irgendeiner Forschungsreihe. Sekundärliteratur schreibt ÜBER etwas, also nimmst beispielsweise diese Daten und verarbeitet sie und stellt sie im Zusammenhang zu anderen Ergebnissen oder so. Nimmst Du jetzt die Arbeit, die sich mit der Verarbeitung beschäftigt und evtl. eigene Forschung hinzufügt, dann kann sie für Dich auch wieder eine Quelle sein. Die Unterscheidung zwischen Quellen und Seklit ist immer auf die Fragestellung DEINER Arbeit bezogen.
Nun ist es so, dass ich mich in meiner Diplomarbeit hauptsächlich mit Sekundärliteratur befasse, um einen Überblick über die Rahmenbedingungen zu geben. Allerdings sollte Sekundärliteratur, so weit ich verstanden habe, gar nicht zitiert werden.
Doch natürlich! Wenn Du Erkenntnisse irgendwoher ziehst, musst Du angeben woher.

- Was liste ich unter Primärliteratur, was unter Sekundärliteratur auf?
s.o.

- Kann ich auch aus Sekundärliteratur zitieren?
Ja, DU MUSST es sogar.

- Muss jedes Werk, aus dem zitiert wurde, als Primärliteratur angegeben werden?
Nein. Warum sollte es? Dann hättest Du ja auch gar kein Seklit-Verzeichnis???

- Was mache ich mit "Primärliteratur" aus der ich aus 2. Hand zitiere? Muss ich die auch unter der Sekundärliteratur auflisten?
Aus zweiter Hand darf nur zitiert werden, wenn etwas überhaupt nicht zugänglich ist. Als Wissenschaftler ist es Deine Aufgabe Ergebnisse, die Du aus anderen Quellen beziehst, zu überprüfen.

Ob alles in dieser Form für Deinen Fachbereich gilt, musst Du überprüfen. Ich bin Geisteswissenschaftler.
Finde die tägliche Arbeitswut. (Baudelaire)
blumentopferde

Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von blumentopferde »

Kugelfischchen wrote:
> Hallo Blumentopferde,
>
> kurz meine Meinung zu Deinen Fragen.

Das war ja ganz und gar nicht kurz! Vielen Dank für Deine sehr ausführliche und hilfreiche Antwort!

@1. Datensätze
> Ja, zitieren und angeben. Evtl. mit dem Zusatz in der Fußnote: Entscheidende Anregungen
> sind zu verdanken/ Diese Erkenntnisse fußen o.Ä. Im Literaturverzeichnis gibst Du
> dann die URL an (auch wenn diese zu einem zip-Ordner führt).
Da nur Kurzzitate vorgesehen sind, werde ich es wohl bei einem "Vgl. Datensatz xy." belassen.

@2. Internetquellen
> Ob Du Hrsg. dazuschreibst, hängt von Deinem Fach ab. (Bitte immer den Stand der Internetquellen
> angeben).
Gibt es keine Richtlinien dazu. Ich werde wohl einfach die Quelle als "Autor" betrachten.

@3. Begriffserklärungen
> Ãœbernimmst Du Definitionen und gibst die Quelle nicht an, ist es ein Plagiat. Wenn
> Du nicht selbst verfassen kannst, musst Du die Quelle angeben. Ãœblich ist allerdings
> dann die eigene Formulierung des Begriffs.
Also ich würde natürlich nicht wortwörtlich abschreiben, sondern selbst formulieren. In diesem Fall könnte ich also auf ein Zitat verzichten?

@4. Lehrbücher:>
> Hier verstehe ich das Problem nicht. Wenn es einen Autoren gibt zu einem bestimmten
> Textteil, dann diesen angeben, sonst das Lehrbuch wie in der Titelei und entsprechende
> Seite.
Dazu muss ich sagen, dass es dafür auf meiner Fakultät recht eigentümliche Zitierrichtlinien gibt.
Beispiel für den Literaturverzeichniseintrag bei Zitaten aus Lexikas:

Kerndämmung, in: Frank Fössel: Lexikon der Putz- und Stucktechnik, Stuttgart 1999, 151

Analog müsste ich also aus einem Lehrbuch das Unterkapitel vor die Literaturangabe stellen, und für jedes Unterkapitel eine neuen Eintrag ins Literaturverzeichnis machen. Worauf ich jedoch gerne verzichten würde, deswegen die Frage.

5. Fachwissen
> Wenn es sich um allgemeingültige Aussagen handelt, dann ist es nicht nötig. Also,
> der Zweite Weltkrieg endete 1945 oder Ähnliches. Bei allen anderen Forschungserkenntnisse,
> gerade wenn etwas strittig ist, dann immer eine Quelle angeben oder evtl. sogar
> konkurrierende Meinungen in der Fußnote ausführen. Ob das in Deinem Beispiel der
> Fall ist, kann ich nicht beurteilen.
Also es ist schon eine allgemein gültige Aussage. Dass Raumkonditionierungen, die sich Tagestemperaturschwankungen zu Nutze machen nicht funktionieren, wo nur geringe Tagestemperaturschwankungen stattfinden ist eigentlich logisch. Ich hatte nur Bedenken, weil es eben (auch in meiner Fakultät!) kein "allgemein bekanntes" Wissen ist, wie eben das Ende des 2. Weltkrieges. Also werde ich wohl in diesem Fall auf das Zitieren verzichten.


7. Bildzitate:
> Fußnote gehört an das Ende der Bildunterschrift. Das funktioniert z.B. mit Word.
> Das ist nötig, wenn Du z.B. Grafiken einfügst, die aus anderen Lehrwerken stammen,
> natürlich nicht, wenn Du beispielsweise ein van Gogh-Gemälde zitierst (hier reicht
> der Abbildungsnachweis). Quellennachweis erfolgt ggf. im Abbildungsverzeichnis.
Das ist nicht die Antwort, die ich gerne gehabt hätte :? !
Im Programm, das ich verwende (Adobe InDesign CS5), sind nämlich die Fußnoten nur in der jeweilig dazugehörigen Textspalte möglich. Heißt: Wenn ich bei der Bildunterschrift eine Fußnote mache, dann erscheint die Fußnote unter der Bildunterschrift, und nicht dort, wo die restlichen Fußnoten stehen, was weder schön aussieht, noch übersichtlich ist.
Alternativ hätte ich die Fußnote in Klammer hintangestellt, also etwa so:

Abb. 1: Blablabla (Nachname Jahr, Seite.)

Oder ich hätte eben den gesamten Quellverweis in das Abbildungsverzeichnis verschoben und ganz auf die Fußnote verzichtet.

Wäre etwas davon Deiner Meinung nach eine gangbare Lösung? Ein wechsel des Programmes ist leider nicht möglich, da der Inhalt meiner Arbeit ein Layout-Programm benötigt.

9. Mehrere Quellen für eine Aussage:
> Ja, dann alles angeben in einer Fußnote angeben. Ggf. kannst Du auch einfach dazuschreiben,
> auf was Du dich in welchem Zusammenhang stützt. Fußnoten müssen nicht immer nur
> aus einer reinen Belegstelle bestehen.
Also so z.B.?:

Nachname1 Jahr, Seite. Nachname2 Jahr, Seite.

@ Primär- und Sekundärliteratur
> So ungefähr. Primär ist alles, was Dir Daten liefert, die Du verarbeitest. Also z.B.
> die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Luftdruck in
> irgendeiner Forschungsreihe. Sekundärliteratur schreibt ÜBER etwas, also nimmst
> beispielsweise diese Daten und verarbeitet sie und stellt sie im Zusammenhang zu
> anderen Ergebnissen oder so. Nimmst Du jetzt die Arbeit, die sich mit der Verarbeitung
> beschäftigt und evtl. eigene Forschung hinzufügt, dann kann sie für Dich auch wieder
> eine Quelle sein. Die Unterscheidung zwischen Quellen und Seklit ist immer auf die
> Fragestellung DEINER Arbeit bezogen.
Danke für die Klarstellung!
Leider macht das die Unterscheidung nicht einfacher! Denn in meinem Fachbereich (Architektur) ist nach dieser Definition eigentlich alles Sekundärliteratur. Die eigentliche "Forschungsarbeit" besteht im Entwurf, und dieser wird grafisch dargestellt und fußt nur indirekt auf irgendwelchen Quellen. Das einzige, worauf er sich direkt bezieht, sind, meinem Verständnis nach, Umgebungspläne (deren Quelle ich jedoch eher im Abbildungsverzeichnis als im Literaturverzeichnis angeben würde) und Gesetzestexte. Denn diese geben klare Rahmenbedingungen über die Dimensionen und Nutzung des Gebäudes. Bei allen anderen Quellen ist es selbst für mich schwer zu sagen, ob und wieviel Einfluss sie auf das Endergebnis des Entwurfes haben...

> Ob alles in dieser Form für Deinen Fachbereich gilt, musst Du überprüfen. Ich bin
> Geisteswissenschaftler.
Leider gibt es in meiner Fachwelt keine klaren Vorgaben. Die wenigsten Professoren haben überhaupt eine Dissertation geschrieben, wissenschaftliches Arbeiten steht nicht einmal am Lehrplan. :? Deshalb suche ich ja Hilfe bei Leuten, die tatsächlich wissenschaftlich arbeiten :wink:

PS: Hat irgenjemand eine Ahnung wie man den BBC-Code für Postings einschalten kann?
blumentopferde

Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von blumentopferde »

Noch eine Frage zum Thema Zitieren von Bildern:

Was hält ihr von der Lösung, das Zitat an den Bildverweis im Fließtext zu heften?

Also folgendermaßen:

> Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit beträgt 11,2 km/h, die Hauptwindrichtung ist das ganze Jahr
> über der Osten (Abb. 2.14 – 2.18)1. Alleine im Sommer kommt der Südwesten als weitere
> Hauptwindrichtung hinzu (Abb. 2.16)2.

1 und 2 sollten dabei hochgestellt sein (Warum funktioniert bei mir der BBC-Code nicht? :-? )
Wierus
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Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von Wierus »

Hallo,

ich hab auch ein kleines Zitierproblem, denn Ich möchte einen Abschnitt zitieren, der mit "Aber..." anfängt, wobei dieses Wort nur rhetorisch gesetzt ist und die Bedeutung der Textpassage mit und ohne dieses Wort gleich bleibt.

Bsp. Original: "Aber die Behauptung, dass..."

Wie soll das ohne dieses störende "aber" dann aussehen?

(1) "[...] [D]ie Behauptung, dass..."
(2) "[...] die Behauptung, dass..."
(3) "[D]ie Behauptung, dass..."

Wie würdet ihr das machen?
Zuletzt geändert von Wierus am 13.11.2013, 01:07, insgesamt 1-mal geändert.
DoneXY

Re: Sonderfälle beim Zitieren + Literaturverzeichnis

Beitrag von DoneXY »

Doch ist die Behauptung, dass es zunehmend wunderlich wird, nicht unangemessen. :wink:
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