Sponsoring für die Veröffentlichung?

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
fastfertigmitderdiss

Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von fastfertigmitderdiss »

Hallo alle,

ich bin fast fertig: Ich habe abgegeben, verteidigt und einen Verlag gefunden. Nun würde ich gerne Unterstützung für die Druckkosten einwerben. Hat jemand Erfahrung damit? Meine Arbeit ist eine geisteswissenschaftliche, die aber einen starken Bezug zu einer Region aufweißt. Ich hatte nun die Idee, Unternehmen dieser Region anzuschreiben - nur leider habe ich keinerlei Erfahrungen im Fundraising...

Bin dankbar für Hinweise! Viele Grüße!
fastfertigmitderdiss

Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von fastfertigmitderdiss »

hi,
jetzt haben schon ganz viele von euch meine anfrage gelesen - und niemand hat geantwortet. hm, woran liegt das wohl? hat wirklich niemand eine idee, nicht mal einen guten literatur oder ähnliches?
viele grüße!
Amalia

Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von Amalia »

Die Fazit-Stiftung vergibt Durckkostenzuschüsse.
Telephonmann

Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von Telephonmann »

Ich hatte damit auch enorme Probleme. Bei der Diss gelang es mir, eine Stiftung ausfindig zu machen, die wenigstens einen Teil (ca. einen Drittel) der Kosten übernahm - gefunden habe ich sie über ein Uni-intern verfügbares PDF-Dokument, in welchem sämtliche einschlägigen Stiftungen, auch für Reisespesen, Tagungskosten u. ä., verzeichnet waren. Den Rest musste ich dennoch selber berappen, also immer noch etwas über 2'000 Euro... Bei meinem jetzigen Buch sieht die Lage noch düsterer aus: Da ich nicht mehr an meiner früheren Uni angestellt bin, fallen alle dortigen Finanzierungsmöglichkeiten für mich weg, und an meiner aktuellen Uni gibt es überhaupt keine Stiftungen, die sich um Druckkostenzuschüsse kümmern. Ich werde voraussichtlich die ganzen Kosten, etwa 3000 Euro, allein tragen müssen. Mich würden auch mal andere Erfahrungsberichte interessieren, vielleicht habe ich mich ja einfach nur dumm angestellt?
fastfertigmitderdiss

Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von fastfertigmitderdiss »

Ich glaub nicht, dass Du Dich dumm angestellt hast! Ich kenne neben der Fazit-Stiftung nur noch die Gerda Henkel, die Druckkosten zahlt - und ich habe bei beiden schon sehr oft Absagen mitbekommen. Außerdem sind die Anträge oft überkompliziert. Deshalb ja meine Idee, nach alternativen Sponsoren in der Wirtschaft und ähnlichem zu suchen - und es wundert mich schon, dass anscheinend noch niemand damit Erfahrungen hat...
Es ist allgemein sehr schwierig, von Leuten, die wir die meisten Menschen nach der Abgabe nicht gerade im Geld schwimmen (sondern oft eher das Gegenteil), noch eine teuere Veröffentlichung zu verlangen. Aber wem sage ich das... außerdem, ja, ich weiß, man kann auch online veröffentlichen...
Eva
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Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von Eva »

Ich weiß nicht, ob dir das eine Hilfe ist, aber: Ich habe meine Diss erst (zum Abschluss des Verfahrens) online und jetzt aktuell als Book-on-Demand veröffentlicht und bin damit mehr als zufrieden! :D Preis für 30 Bücher (Basisauflage): 900 Euro, davon gibt es sogar noch einen Teil von der VG Wort zurück. Außerdem bekomme ich Honorar ab dem 1. Exemplar, kann den Vertrag kündigen (und bekäme dann meine Nutzungsrechte zurück) und habe einen Ladenpreis von 19,95 €, was herkömmliche Verlage nicht annähernd bieten konnten (bei gleichzeitig aber wesentlich höheren Kosten für mich und null Honorar - ja, klar! :lol: ). Würde ich sofort wieder so machen!! Warum immer noch so viele scharf darauf sind, heutzutage (!) bei wissenschaftlichen (Halsabschneider-)Verlagen mit deren überholtem Geschäftsmodell zu publizieren, ist mir wirklich ein Rätsel.
DoneXY

Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von DoneXY »

Auch die VG-Wort sponsort die Veröffentlichung von Dissertation. Guck Dich mal auf deren Homepage um.

Ich bin mit meinem ‚wissenschaftlichen Halsabschneider-Verlag und seinem überholten Geschäftsmodell' sehr zufrieden.
DoneXY hat geschrieben:Ich habe einen der bekannten Verlage gewählt. Das hieß: über 2.000€ Druckkostenzuschuss, Verkaufspreis von 50€ und alle Rechte (mit Ausnahme von nicht anstehenden Übersetzungen) abgetreten.

Das Ergebnis: Das Buch wird offenbar super beworben. Noch vor dem Erscheinen gab es, wenn ich mich recht erinnere, Treffer für meine Disseration im dreistelligen Bereich bei Google. Das Buch ist sowohl als Druckausgabe [erhältlich] und als eBook sowie kapitelweise downloadbar.

Meine Arbeit ist interdisziplinär und tatsächlich auch für den eingeschränkten Blick der Angehörigen der unterschiedlichen Disziplinen präsent. Vor allem das war mir sehr wichtig. Ein kleinerer Verlag hätte das, so denke ich, nicht geschafft. Dass ich die Rechte abgetreten haben, ist mir völlig egal.

Wie sollte ich die Rechte an meiner Dissertation, also diese selbst besser auswerten als ein renommierter Verlag? Selbst, wenn sie zwei Jahre nach der Veröffentlichung wieder an mich fielen? Ich kann mit dieser Möglichkeit gar nichts anfangen.

Im Wissenschaftsbetrieb ist man nach Veröffentlichung der Diss mit neuen Arbeiten beschäftigt, die ja auf der eigenen Diss aufbauen können. Bei einer Beschäftigung außerhalb dieses Betriebes werden mit großer Wahrscheinlichkeit andere Sachen wichtiger.
Telephonmann

Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von Telephonmann »

Eva hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob dir das eine Hilfe ist, aber: Ich habe meine Diss erst (zum Abschluss des Verfahrens) online und jetzt aktuell als Book-on-Demand veröffentlicht und bin damit mehr als zufrieden! :D Preis für 30 Bücher (Basisauflage): 900 Euro, davon gibt es sogar noch einen Teil von der VG Wort zurück. Außerdem bekomme ich Honorar ab dem 1. Exemplar, kann den Vertrag kündigen (und bekäme dann meine Nutzungsrechte zurück) und habe einen Ladenpreis von 19,95 €, was herkömmliche Verlage nicht annähernd bieten konnten (bei gleichzeitig aber wesentlich höheren Kosten für mich und null Honorar - ja, klar! :lol: ). Würde ich sofort wieder so machen!! Warum immer noch so viele scharf darauf sind, heutzutage (!) bei wissenschaftlichen (Halsabschneider-)Verlagen mit deren überholtem Geschäftsmodell zu publizieren, ist mir wirklich ein Rätsel.
Das "Rätsel" ist sehr einfach zu lösen, und es würde mich eigentlich erstaunen, wenn Du diese Lösung nicht selber kennst: Wenn man eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, spielt es sehr wohl eine Rolle, ob man seine Diss (und Habil) als BoD oder bei einem "Halsabschneider-Verlag" mit Renommee publiziert. Ich finde die Beträge ja tatsächlich "halsabschneiderisch", aber junge Wissenschaftler, die an der Uni bleiben wollen, haben keine Wahl. Und übrigens fangen die hohen Zuschüsse nicht erst in der Königsklasse an - ich habe es nicht zu De Gruyter geschafft (in meinem Gebiet wohl der prestigeträchtigste Verlag), sondern nur zum nächstbesseren Verlag (allerdings in eine tolle Reihe), und das kostete keinesfalls weniger...
Eva
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Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von Eva »

@Telephonmann: Wenn keiner anfängt, es anders zu machen, obwohl das bisherige Modell eindeutige Schwächen für den Autor hat, wird sich im Wissenschaftsbetrieb natürlich nichts ändern und jeder publiziert seine Diss weiterhin für unnötig teures Geld, aus Angst vor Renommeeverlust. Man kann dieses Modell schulterzuckend mitgehen, man kann es ablehnen, sich ärgern und trotzdem mitmachen UND man kann sich drüber ärgern und einen alternativen Weg gehen. Es mag Situationen geben, wo einem so ein Verlag tatsächlich echten Mehrwert bietet (war für mich nicht der Fall), aber auch da finde ich die geforderten Summen zu hoch.

Was die Rechte angeht, @DoneXY: Mir persönlich geht es darum, dass ich die Nutzungsrechte an etwas, das ICH alleine mit vielen Mühen geschaffen habe, nicht ausschließlich an fremde Menschen abgeben möchte, ohne selbst noch mitreden zu können, was mit dem Text geschieht, und sei es nur in Form eines Kündigungsrechts, wenn ich künftig meinen Text in anderer Form, an anderer Stelle etc. veröffentlichen möchte oder mit dem Verlag nicht mehr zufrieden bin. Mir missfällt die grundsätzliche Situation, selbst nicht mehr über mein Werk verfügen zu dürfen, ohne andere um Erlaubnis fragen zu müssen.

Über Open Access könnte man in dem Zusammenhang natürlich auch noch reden, aber das lasse ich mal lieber. :wink:
Telephonmann

Re: Sponsoring für die Veröffentlichung?

Beitrag von Telephonmann »

Das ist dasselbe Problem wie bei den halben Doktorandenstellen, auf denen man dann ohnehin 100% arbeiten muss, oder beim grässlichen Aderlass im Mittelbau, wo es fast keine unbefristeten Stellen mehr gibt und alle nicht-Professoren prekarisiert werden, oder bei den Privatdozenten, die teils für lau Lehraufträge wahrnehmen müssen, um ihre venia legendi nicht zu verlieren, etc. etc. pp.: Die Betroffenen all dieser Missstände in der Wissenschaftswelt müssten halt GESCHLOSSEN aufstehen und gegen die Zustände protestieren. Macht aber niemand, da die Solidarität unter WissenschaftlerInnen leider nicht besonders stark ausgeprägt ist. Und was soll dann ein Einzelner ausrichten? Wenn ich gegen das "halsabschneiderische" System rebelliert und meine Diss als günstiges BoD publiziert hätte, dann wäre ich schon bei meiner ersten PostDoc-Stelle nicht mal in die engere Auswahl gekommen bzw. halt einfach aus der "Branche" sang- und klanglos ausgeschieden. Denn der Mitbewerber hat dann halt bei De Gruyter / V & R / Aistheis oder wo auch immer veröffentlicht.

Ich muss allerdings auch sagen, dass dem Veröffentlichungszwang mit Renommee für angehende ForscherInnen schon eine gewisse Legitimitation innewohnt: Die guten Verlage bilden einen zusätzlichen Filter, durch den die Diss geht. Bei meiner haben v. a. die Reihenherausgeber hervorragendes Feedback geboten, und bei meinem zweiten Buch, das gerade im Druck ist, hat der Verlag ein supergründliches Korrektorat durchgeführt und den Text hervorragend gesetzt; der Herausgeber auch dieser Reihe hat zudem seinerseits einige sehr hilfreiche stilistische/inhaltliche Hinweise gegeben. In beiden Fällen habe ich also schon nicht nur fürs Renommee bezahlt - als meine Arbeiten diesen Prozess durchlaufen hatten und druckfertig waren, waren sie schlicht und einfach besser als zuvor. Mal ganz davon abgesehen, dass die Verlage sich dann auch um den Versand von Rezensionsexemplaren kümmern und so zusätzliche Aufmerksamkeit für das Buch generieren... Und schliesslich ist es schon ein ziemlicher Boost fürs Selbstbewusstsein, wenn ein toller Verlag das Resultat jahrelanger, zumeist mühseliger und einsamer Arbeit als publikationswürdig anerkennt.

Das alles ist aber nur relevant, wenn man nach der Promotion eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, das gebe ich gerne zu.
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