Veröffentlichungen und Co.

Irgendwann ist jeder fertig. Und dann darf er sich hier austoben :-)
Lieselotte

Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von Lieselotte »

Die Doktorarbeit ist geschrieben und verteidigt, die Stelle ist sicher und nun? Ich habe 1/2 Stelle an der Uni und bin wie alle anderen auch nur für Lehre zuständig (und damit habe ich gut zu tun). Doch irgendwie ist dies für mich persönlich recht unbefriedigend. Ich würde gerne forschen, aber an dem Lehrstuhl wird nicht mehr geforscht. :(

Also versuchte ich erstmal ein paar Beiträge mit Bezug zu meiner Dissertation in Zeitschriften unterzubrigen - erfolglos, denn der Lehrstuhl hat, sagen wir mal, wegen mangelnder Forschung keinen Ruf.
mehrfache Versuch auf Tagungen unterzukommen - chancenlos.
Ich hatte dann mal nachgefragt, woran es liegen könnte. Als Antwort bekam ich (nach langen Zögern), dass der Lehrstuhl komplett unbekannt wäre und die Uni keine guten Ruf in dem FG hat.

Meinen Kollegen geht es allen ähnlich. Keiner wird promovieren / habilitieren. Ich würde schon gerne meine Habil schreiben, doch ich habe null Publikationen.



Vielleicht kann mir jemand helfen: Wie kann man mit dem Problem umgehen? Hab ihr Ideen und Vorschläge, um in Wissenschaftskreisen bekannter zu werden?

Kündigen geht leider nicht, ich bin hier fest familiär gebunden.
Laplace

Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von Laplace »

Das hört sich ja bescheiden an. Weil das Procedere für Veröffentlichungen ja nach Fachrichtung verschieden ist: Aus welche Richtung kommst du denn?
xa
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Registriert: 28.11.2007, 21:22

Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von xa »

Hast du es mal bei Zeitschriften mit anonymen Gutachtungsverfahren versucht?
Deine Ideen und Forschungsleistung sollte im Vordergrund, nicht woher du kommst.
Wenn es dann trotzdem nicht klappt, muss man sich mal Gedanken machen...
Sapphirine

Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von Sapphirine »

Wie xa schon geschrieben hat - eigentlich sollte ja der Inhalt des Manuskripts ausschlaggebend sein, ob es angenommen wird und nicht der Lehrstuhl, an dem man arbeitet. In meinem Fachbereich läuft es ausschließlich so, dass man Manuskripte einreicht und dann unabhängige Gutachter über die Qualität entscheiden. Wird das Manuskript abgelehnt, dann muss das auch immer begründet werden und man bekommt die schriftlichen Gutachten zugeschickt. "Der Lehrstuhl hat keinen Ruf" zählt da sicher nicht zu den akzeptablen Argumenten ...
Ich weiß natürlich nicht, wie speziell Dein Thema ist aber vielleicht besteht ja die Möglichkeit, was auf Englisch zu veröffentlichen (sofern es internationale Zeitschriften in Deinem Fachbereich gibt). Die können ja nicht alle behaupten, der Lehrstuhl hätte keinen Ruf.
Ansonsten sollte man sich von einer Ablehnung nicht sofort abschrecken lassen und es eben nochmal versuchen (passiert eigentlich fast allen, dass mal was abgelehnt wird aber normalerweise wird es begründet und man kann dann die kitisierten Stellen überarbeiten).
algol
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Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von algol »

Sapphirine hat geschrieben:Wird das Manuskript abgelehnt, dann muss das auch immer begründet werden und man bekommt die schriftlichen Gutachten zugeschickt. "Der Lehrstuhl hat keinen Ruf" zählt da sicher nicht zu den akzeptablen Argumenten ...
naja, so was kann man auch verklausulieren ...
Lieselotte

Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von Lieselotte »

Mein Bereich ist die Erziehungswissenschaft. Nun dachte ich auch schon daran, dass es vielleicht am Manuskript o.ä. liegt. Also: ab damit zur Schreibberatung der Uni. Vorgelegt-die fanden es sehr gut. Hab denen mein Problem geschildert und bekam als Antwort: dass schon früher mal jemand aus dem Fachbereich mit einem ähnlichen Problem da gewesen wäre. man empfahl mir einen Uni/Lehrstuhlwechsel. :(
Cybarb
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Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von Cybarb »

Der Fall ist schwierig zu beurteilen, daher ein paar knappe Spiegelstrichgedanken:
- Das wissenschaftlich anerkannte Verfahren ist, dass die Gutachter nicht wissen, wer du bist und von welcher Uni du kommst. Allerdings weiß ich nicht, ob dieses Verfahren in der Erziehungswissenschaft etabliert ist.
- Es könnte sein, dass die Zeitschriftenherausgeber wissen, wer du bist und woher du kommst (auch das ist keineswegs immer der Fall), und deine Beiträge deshalb ablehnen. Selbst wenn es Gutachten zu deinen Beiträgen gibt, könnten sie sie einfach unterschlagen und behaupten, es gebe lediglich interne Gutachten, aber keine für dich als Autor. Das wäre zwar schäbig, ist aber möglich.
- Es kann sogar sein, dass es gar keine Gutachten gibt, etwa wenn die Gutachter nicht dazu verpflichtet sind, welche zu schreiben. Vielleicht können sie auch per Multiple Choice-Verfahren zwischen "accept", "minor revisions", "major revisions" und "reject" wählen.
- Letztlich könnte es auch einfach sein, dass deine Beiträge nicht gut genug sind. Ich weiß nicht, wie die Ablehnungsquoten der Zeitschriften sind, an die du dich gewandt hast, aber in anderen Fächern sind Quoten von >90% durchaus Usus.

Die Schreibberatung der Uni ist sicher keine geeignete Anlaufstelle, um ein Feedback zu deinen Aufsätzen zu bekommen. Dort mögen zwar Leute sitzen, die sich mit wissenschaftlichem Schreiben auskennen, aber du brauchst ja auch das Feedback von fachlich qualifizierten Leuten. Deshalb solltest du vielleicht versuchen, an die (hoffentlich existierenden) Gutachten ranzukommen oder dir eine Person suchen, die sich in deinem Fach auskennt und gewillt ist, dir eine ehrliche Meinung zu sagen.
xa
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Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von xa »

Also ich denke auch, dass die Schreibberatung keine geeignete Anlaufstelle ist und das du, wenn du dies so siehst, vielleicht auch andere Sachen falsch einschätzt.
Das wichtigste ist doch beim Publizieren eine gute Idee zu haben, den Forschungsstand kritisch aufzuarbeiten und dann methodisch sauber (vielleicht sogar innovativ) dich empirisch an der Frage abzuarbeiten. Zu keinen dieser Punkte kann dir die Schreibberatung weiter helfen, sondern es bedarf fachlichen Feedbackes.
Vielleicht erreichst du nicht die notwendigen methodischen Standards? Vielleicht ist die wissenschaftliche Debatte schon weiter? Das sind glaube ich eher Punkte, warum Beiträge in Zeitschriften abgelehnt werden und eher nicht die ersten 3 Punkte, die mein Vorredner aufzählt.
flip
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Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von flip »

Also du kannst doch nicht zur "Schreibberetung" für Publikationsprojekte gehen. Die Jungs haben doch garkeine Ahnung von wissenschaftlichen Anforderungen, sondern sind auf Abschlussarbeiten geeicht.
Wenn sie sagen "sehr gut", dann heißt das eher, dass sie keinen blasssen Schimmer haben, was sie sonst sagen sollen. ;)

Auch stelle ich mir heutzutage sehr schwierig vor, in der Forschung unterzukommen, wenn man weder Publikationen, noch wissenschhaftliche Kontakte vorweisen kann. Ich habe mir eben einmal ein paar Lebensläufe von jüngeren Erziehungswissenschaftlichern angeschaut und dies wurde auch bestätigt. Fährst du weiter die Einzelkämpferschiene sieht es recht düster aus. Ich würde mir es daher gut überlegen, ob du noch versuchen solltest, eine Habil anzufangen, denn du hast einfach wesentlich schlechtere Startbedingungen. Eine dauerhafte Unterbringung im akademischen Mittelbau scheint somit aussichtslos.

Wenn, dann ist deine einzige Chance, das Institut bzw. die Uni zu wechseln, um so in Kontakt zu anderen Forschern zu kommen, oder irgendwas mit den anderen Beschäftigten auf die Reihe stellen.
BertaFrieda

Re: Veröffentlichungen und Co.

Beitrag von BertaFrieda »

Hej,

meine VorschreiberInnen haben schon recht: Wenn du ernsthaft eine Habil anfangen möchtest, hast du eher schlechte Bedingungen, um damit dann auch karrieretechnisch etwas anfangen zu können. Ich habe im Bekanntenkreis erlebt, wie auch für (halbe, mittelattraktive) Dauerstellen im Mittelbau (Erziehungswissenschaft) Gutachten über Gutachten eingefordert wurden, um die möglichst zahlreichen Publikationen der Bewerberin zu überprüfen. Es gilt also auch dort, was für Professuren sowieso gilt: Du musst bekannt sein, in die Community eingeführt sein, tolle und viele Artikel geschrieben haben, methodisch hervorragend aufgestellt sein, usw..

Ist denn deine Diss schon veröffentlicht? Wenn ja: Wurde sie irgendwo besprochen? Du kannst durchaus Werbung machen, das Buch etwa an Redaktionen von Rezensionszeitschriften herantragen, und – damit kenne ich mich aber nicht aus, weiß nicht, ob das gut ankommt – vielleicht ja auch Exemplare an Leute schicken, die in ähnliche Richtungen forschen? @all: Kann man sowas machen?

Bist du in der DGfE? Kriegst du von deinen Sektionen/Kommissionen regelmäßig die ganzen CfPs? Bist du auf Mailinglisten vertreten? So wie ich die Erziehungswissenschaft einschätze, sind die Tagungen immer recht spezialisiert auf Themen zugeschnitten; etwas verengter als ich das von anderen Fachbereichen zu kennen glaube. Vielleicht musst du bei Abstracts für Vorträge noch deutlicher machen, weshalb das Thema genau zu dieser Ausschreibung passt? Es gibt ja eine ganze Menge auch kleinerer Tagungen, bei denen es möglicherweise etwas leichter ist, angenommen zu werden.

Ich halte es zwar nicht für richtig, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass du durch den zweifelhaften Ruf deines Arbeitsbereichs/Standorts Nachteile hast. Das funktioniert ja andersrum auch: "Gute" BetreuerInnen führen ihre DoktorandInnen ein, stellen sie dem einen oder der anderen wichtigen KollegIn vor, unterstützen beim Einreichen von Abstracts und sorgen durch die Betreuung letztlich auch für eine gewisse Qualitätssicherung. Und wenn es dann noch heißt: Ach, Sie kommen ja auch von der Schule MüllerMeierSowieso, da erwarten wir ja auch was besonders tolles! – dann kann ich mir eben auch vorstellen, dass es, wenigstens bei Tagungen auch negative Erwartungshaltungen gibt.

Bei Zeitschriften erwarte ich aber eigentlich auch, dass die Techniken der Qualitätssicherung von solchen persönlichen Erwartungshaltungen möglichst frei sind. Ob sie es denn auch immer sind, wage ich aber zu bezweifeln.

Gruß
Frieda.
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