Na ja, ich sehe das evtl. etwas anders...!
Fakt ist, Du hast die Diss eingereicht, die Gutachten sind fast fertig. Fakt ist auch, daß Dein DV die Arbeit gelesen, den Fehler nicht bemerkt - und Dir, wenn ich das richtig verstehe, bereits eine gute Beurteilung in Aussicht gestellt hat...!
Normalerweise ist die Einreichung der Dissertation ein "point of no return" - hierzu lohnt sich ein Blick in die Promotionsordnung!
Aber wenn wir davon ausgehen, daß dies so ist, stelle ich mir die Frage, was Du davon hättest, jetzt noch "SCHLAFENDE HUNDE ZU WECKEN"
Wenn Du selbst den Fehler bislang nicht bemerkt hattest und Dein DV ebenfalls nicht, halte ich die Wahrscheinlichkeit, daß ausgerechnet der Zweitgutachter, der die Arbeit meist nur überfliegt und sich üblicherweise am Erstgutachten orientiert, über den Fehler stolpert, für sehr, sehr gering!
Ich weiß natürlich nicht, um was für einen Fehler es sich handelt und wie gravierend er wirklich ist - ich weiß allerdings aus eigener Erfahrung, daß man spät entdeckte Fehler in seiner Arbeit (die oft und schnell passieren, denn man wird zwangsläufig irgendwann "betriebsblind") meistens völlig überbewertet!
Mir ist dies bei der Publikation meines wichtigsten Artikels in einem SSCI- Journal passiert. Es handelte sich um einen Fehler bei der Dateneingabe (mit der ich einen Studenten beauftragt hatte), durch den mehrere Dezimalstellen verrutscht sind. Das hatte natürlich erhebliche Auswirkungen auf eines meiner (weniger wichtigen) Ergebnisse, welches zudem dadurch unplausibel wurde. Die Reviewer hatten alles Mögliche zu meckern und zu mosern und echauffierten sich über jede 3. Formulierung - diesen Fehler hat niemand bemerkt. Nachdem ich den Fehler selbst entdeckte (ich hatte mich schon immer über das Ergebnis gewundert), habe ich kurz darauf hingewiesen und ihn so ganz "by the way" im Ergebnisteil und der Diskussion korrigiert. Es hat KEIN HAHN DANACH GEKRÄHT
Zwar war ich froh, den Fehler entdeckt zu haben und noch die Gelegenheit gehabt zu haben, ihn zu korrigieren. Wenn nicht, hätte es auch niemanden gestört, außer mich selbst...
Ich möchte nicht wissen, wie viele, teils auch wirklich gravierende Fehler es in Dissertationen und high ranked Journal- Publikationen gibt, auf die niemals jemand kommt...
Deshalb würde ich raten: Füße still halten und keine Panik, allenfalls sich eine Verteidigungsstrategie zurechtlegen, falls der Fehler entdeckt wird!
Viel Glück wünscht
epikur