Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Doktor)

Themen, die nicht direkt mit der Doktorarbeit zu tun haben, aber dennoch hier diskutiert werden.
AGH

Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Doktor)

Beitrag von AGH »

Liebes Forum!

Wodurch unterscheiden sich die Kriterien für Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten?

Ich werde vielleicht in Zukunft Masterarbeiten betreuen, bin aber unsicher, was ich von den Studierenden anderes verlange als von Bachelorstudierenden oder was von mir im Doktorat verlangt wurde. Ich selbst war noch im Diplomstudium, und bei uns hieß es, die Diplomarbeit sei unsere Gesellenprüfung. (Die Diss sei dann wohl die Meisterprüfung.) Wie würdet Ihr das nun sehen? Geht es rein um die immer größer werdende Selbständigkeit vom Bachelor zum Doktor? Ich war aber bei meiner Diplomarbeit nicht weniger selbständig als bei der Diss! Oder geht es um den Umfang des Themas? Aber auch ein sehr enggestecktes Thema kann doch Diss-würdig sein! Was ist dann der Unterschied?

Es geht mir nicht um Vergleiche zwischen verschiedenen Disziplinen, sondern um Unterschiede innerhalb der gleichen Disziplin hinsichtlich Bachelor, Master, Doktorat!

Liebe Grüße!
AGH
Meggy

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von Meggy »

Hallo AGH,
also bei uns ist es so, dass die Arbeiten sich jeweils im BearbeitungsUMFANG unterscheiden. Dh eine Bachelorarbeit soll ca in 20 Wochen ("nebenbei", oder 10 Wochen voll) durchführbar sein, eine Diplomarbeit hatte als Maßgabe "ein halbes Jahr voll" (Masterarbeit kann ich gerade gar nicht sagen, da ich die selbst noch nie betreuen musste). Doktorarbeit: sagen wir mal, nach oben offen :wink: Natürlich kann eine Doktorarbeit vom Thema her ebenso eng gesteckt sein, aber dann sollte diese doch wesentlich in die Tiefe gehen, im Gegensatz zu einer ähnlich gelagerten Bachelorarbeit. Weiter ist bei *uns* auch die Implementierung ein Punkt - Bachelorarbeit, da reicht es wenn irgendwas irgendwie leidlich läuft, sozusagen als "proof of concept". Doktorarbeit: da sollte schon was umfangreiches, stabiles bei rauskommen, das optimalerweise in mehreren Fallstudien getestet/angewendet wurde.
Zuletzt geändert von Meggy am 08.02.2013, 14:46, insgesamt 1-mal geändert.
easterbunny

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von easterbunny »

Der Unterschied zwischen Bachelor- und Masterarbeiten liegt zum Teil schon im Umfang, aber auch im Grad der Selbstständigkeit. Bei uns ist da der Unterschied z.B. gravierend.

Eine Bachelorarbeit ist hier zeitlich auf 6 Wochen Bearbeitungszeit festgelegt. Das ist also nicht viel mehr als eine Studien- bzw. Hausarbeit. Da kann man meines Erachtens nicht viel erwarten. Das ist mehr so das erste "Reinschnuppern" ins wissenschaftliche Arbeiten und braucht auch noch recht viel Hilfestellung. Da werden die Zitierregeln gelernt, wie man eine solche Arbeit strukturiert etc. Wissenschaftlichen Mehrwert gibt es keinen bis wenig.

Die Masterarbeit ist dann auf 6 Monate ausgelegt und entspricht mehr oder weniger der früheren Diplomarbeit. Da wird eindeutig schon mehr Selbstständigkeit erwartet, aber es wird schon auch noch Hilfestellung gegeben. Der Unterschied ist wohl hauptsächlich, dass vom Masterkandidat eher erwartet wird, dass er erstmal versucht Probleme selbstständig zu lösen und nur Hilfe erfragt, wenn er selbst tatsächlich nicht mehr weiterkommt. Dann ist die Hilfestellung auch eher so geartet, dass man Anregungen zur Lösung gibt und nicht die Lösung "vorkaut", wie das wohl bei einer Bachelorarbeit schon aufgrund des Zeitmangels der Fall wäre. Außerdem wird an das Thema der Masterarbeit auch mehr wissenschaftlicher Anspruch erhoben. Das sollte schon ein aktuelles Thema sein, was sich im besten Fall zu 'ner Diss ausbauen lässt oder einem anderen Doktoranden weiterhilft. Bachelor- und Masterarbeiten werden bei uns auch haupsächlich von Doktoranden oder Postdocs betreut. Der Prof ist nur formal der Prüfer.

Naja, und die Diss'. :roll: Da wird natürlich selbstständiges wissenschaftliches Arbeiten gefordert. Das fängt schon damit an, dass man sich Thema in der Regel selbst erarbeiten muss. Das ist bei Bachelor-, Master-, Diplomarbeit meistens nicht der Fall. (Natürlich gibt es immer Ausnahmen, die schon bei der Masterarbeit mit einem eigenen Themenvorschlag ankommen und/oder diese sehr selbstständig und auf hohem Niveau abliefern, aber ich behaupte mal, das sind dann eben diejenigen, die nachher auch noch promovieren. :wink: )
Poppy

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von Poppy »

Da ich bisher nur Hausarbeiten und keine Abschlussarbeiten betreue, kann ich leider zur Frage nicht wirklich viel beitragen. Interessant finde ich aber easterbunnys Post, weil das bei uns etwas anders ist. In den meisten Fällen wird auch bei Bachelor- und Masterarbeiten kein Thema vorgegeben, sondern die Studis müssen mit einer eigenen Idee kommen. Das hat bei uns Tradition und wird auch von 'neuen' Profs und Mitarbeitern meist so gemacht.
michi

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von michi »

bei uns hieß es immer, in der diplomarbeit reicht es, wenn der aktuelle forschungsstand zusammengefasst würde, in der diss müsste man selbst etwas neues erforscht haben und das darlegen.
bachelorarbeit wäre eine diplomarbeit "in klein" (also weniger umfang).
AGH

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von AGH »

Vielen Dank Euch allen für die Antworten!

Der zeitliche Aspekt ist sicher ein wesentliches Argument. Ich muss fragen, wieviele Monate Vollzeitarbeit für die Masterarbeiten vorgesehen sind. (Bei unserer Diplomarbeit sollte der Arbeitsaufwand 6 Vollzeitarbeitsmonaten entsprechen.)

Ich denke mir nur, dass ja die Masterarbeit, im Gegensatz zur Diplomarbeit, nicht die erste wissenschaftliche Arbeit ist und dass ich daher bei der zweiten Arbeit, der Masterarbeit, "mehr" (in welchem Sinne auch immer) verlangen sollte als bei der ersten Arbeit (=Diplomarbeit)! Vielleicht habe ich aber auch ein falsches Bild von Bachelorarbeiten bzw. dem, was die Studierenden dafür alles gemacht haben, gelernt haben, können!? Das wird aber wohl auch sehr auf die Studierenden, deren Grundfächer und einige andere Dinge abhängen.

Liebe Grüße!
AGH
Meggy

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von Meggy »

AGH hat geschrieben: Ich denke mir nur, dass ja die Masterarbeit, im Gegensatz zur Diplomarbeit, nicht die erste wissenschaftliche Arbeit ist und dass ich daher bei der zweiten Arbeit, der Masterarbeit, "mehr" (in welchem Sinne auch immer) verlangen sollte als bei der ersten Arbeit (=Diplomarbeit)! Vielleicht habe ich aber auch ein falsches Bild von Bachelorarbeiten bzw. dem, was die Studierenden dafür alles gemacht haben, gelernt haben, können!? Das wird aber wohl auch sehr auf die Studierenden, deren Grundfächer und einige andere Dinge abhängen.
Ich finde diesen Abschnitt von Dir etwas verwirrend, da mir nicht ganz klar wird (es aber so anklingt) als ob Du Bachelor- und Diplomarbeiten gleichsetzt? Das ist *bei uns* definitiv NICHT so, da gilt eher Masterarbeit = Diplomarbeit (auch nicht 1:1, aber Bachelorarbeit ist definitiv wesentlich weniger als Diplomarbeit) :blume:
easterbunny

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von easterbunny »

Bei uns (in dem Diplomstudiengang, den ich studiert habe) war auch früher schon die Diplomarbeit nicht die erste wissenschaftliche Arbeit. Wir mussten zwischen Vordiplom und Diplomarbeit (ab dem 6. Semester war's möglich) noch 'ne sog. Studienarbeit schreiben, die von Art und Umfang mit den heutigen Bachelorarbeiten zu vergleichen war. Von daher würde ich von den heutigen Mastern nicht mehr erwarten, als früher von den Diplomanden erwartet wurde.
AGH

Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von AGH »

Ich wollte Bachelorarbeiten und Diplomarbeiten nicht gleichsetzen; das habe ich wirklich missverständlich geschrieben! Ich meinte nur, dass beides die erste wissenschaftliche Arbeit ist und stellte mir die Frage, ob ich daher bei einer Masterarbeit, die dann die zweite wissenschaftliche Arbeit darstellt, mehr (v.a. hinsichtlich Selbständigkeit) verlangen kann/soll als bei einer ersten (Bachelor oder Diplom). Aber selbst damit lag ich falsch :wink: , weil ja die Diplomarbeit auch nicht überall die erste Arbeit ist, wie easterbunny schreibt! Hui, verwirrend!

Ich habe gerade erfahren, dass derzeit Richtlinien für Masterarbeiten in dem Bereich, um den es mir geht, erstellt werden. Das sollte Klarheit bringen!

Allen lieben Dank für die Überlegungen und Erfahrungen zu diesem Thema!

Liebe Grüße!
AGH
flip
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Re: Kriterien von Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Dokto

Beitrag von flip »

Ich glaube, man kann allgemein sagen:

Seminar Arbeit: Erstes Lernen des wissenschaftlichen Arbeitens
Bachelor Arbeit: Man sollte in der Lage sein, bestimmte Wissenschaftliche Publikationen zu verstehen und deren Intention in eigenen Worten zusammenfassen (oder auch erste eigene Untersuchungen durchzufüren)
Master Arbeit: Man sollte darüber hinaus auch eine eigene Fragestellung selbsständig bearbeiten können, inklusive anwendung bestimmter Methoden/Experimente
Diss: Eigenes Wissenschaftliches Arbeiten, welches natürlich auch neue Erkenntnisse hervorbringt.

Diplomarbeiten waren bzw. eine Mischung daraus. Einige sind auf dem Niveau einer Bachelorarbeit, andere sind schon zu 50+% Diss-Fähig.
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