Promotion neben dem Referendariat (Lehramt)?

Natika

Promotion neben dem Referendariat (Lehramt)?

Beitrag von Natika »

Liebe Gemeinde,

es geht mir um das Referendariat für das Gymnasial-Lehramt und nicht das juristische.
Zu meiner Situation:

Stipendium läuft im April aus. Im Mai geht in NRW das Ref. los. Ich habe mich auf gut Glück beworben und nun den Platz an meinem Heimatort bekommen. Das Zentrum für Lehrerbildung, an dem ich 2-3 Mal pro Woche studieren werde, ist in meiner unmittelbaren Nachbarschaft. Wenn ich auch noch an eine Schule in der Nähe komme, ist das für das Ref. der Volltreffer.
Das Ref. dauert in NRW inklusive zweitem Examen 18 Monate. Ich habe mich in den letzten Tagen drei Mal umentschieden, doch schließlich angenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei einer Neubewerbung ans Heimatseminar komme, ist aus verschiedenen Gründen gleich null. Da mein erstes Examen schon etwas länger zurück liegt, ist es fraglich, wie lange ich bei der derzeitigen Lehrerschwemme überhaupt noch ausgebildet werde.

Zur Diss:

Zu 70-80% in der Rohfassung fertig. Ich muss sie bis zum 1. Mai fertigstellen und dann auf einen schonenden Einstieg ins Ref. hoffen, um das Promotionsverfahren gut hinter mich zu bringen.

Die Wissenschaft möchte ich jedoch nicht aufgeben. Forschung&Lehre würde mir mehr Spaß machen als der Schuldienst (das sage ich zumindest aktuell, kann sich natürlich ändern). Ich bin aber ein Schisshase und möchte als Geisteswissenschaftlerin eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Deshalb habe ich seinerzeit auf Lehramt und nicht auf Magister studiert. Eigentlich habe ich mit dem 'Zweiten Staatsexamen' sogar mehr Bewerbungsmöglichkeiten an der Uni. Schließlich gibt es akademische Ratsstellen, für die man sich nur mit einer abgeschlossenen Lehrerausbildung plus Doktortitel bewerben kann.

Jetzt meine Fragen an Euch:

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit dem Ref. neben Promotion? Welche?

Hat jemand von Euch den Wiedereinstieg in die universitäre Tätigkeit/wissenschaftliche Weiterqualifikation (sprich Post-Doc-Phase/Habil.Stip./Assistenz etc.) nach dem Ref. geschafft?

Wäre für Erfahrungen, Tipps und Tricks sehr dankbar.

Allen alles Gute
Natika
nikob

Re: Erfahrungen mit Promotion neben dem Referendariat?

Beitrag von nikob »

Liebe Natika,

eine ehemalige Kollegin von mir hat es auch versucht und hatte eine ähnliche Ausgangssituation wie du. Sie musste nach den ersten 2 Monaten leider feststellen, dass das verkürzte Referendariat sie zeitlich stärker eingeschränkt hat als zunächst erhofft. Die nächste Überlegung war es dann in den Sommerferien an der Diss zu schreiben, aber daraus ist bisher auch noch nicht viel geworden.

Ich denke, dass es je nach Fortschritt der Arbeit machbar sein könnte, wenn man sein Privatleben sehr stark einschränkt. Nach der neuen Struktur des Refs stehen die ersten Unterrichtsbesuche schon nach wenigen Wochen an und den ersten Eindruck bei Seminar-/Fachleitern möchte man sicher auch so gut wie möglich gestalten.
Vielleicht reichen die nächsten Ferien tatsächlich für die letzten Arbeiten an der Diss aus. Ich drück dir die Daumen.

LG
nikob
Anas

Re: Erfahrungen mit Promotion neben dem Referendariat (LA)?

Beitrag von Anas »

Hallo zusammen,

ich hoffe, es ist ok, wenn ich hier schreibe. Wollte keinen neuen Thread eröffnen, da ich ein ähnliches Problem habe. Es wird jetzt etwas lang.
Ich habe zwei Sprachen auf Lehramt studiert und nebenbei noch eine dritte Sprache als Erweiterungsfach, das leider noch nicht ganz fertig ist (es fehlen noch zwei Prüfungen). Habe Anfang des Monats meine Masterarbeit abgegeben und wollte nach zwei Wochen wegen einer anderen Hausarbeit zu der gleichen Dozentin, die meine Masterarbeit betreut hat, gehen. In der Sprechstunde hat sie von meiner Masterarbeit geschwärmt und mich daraufhin gefragt, ob ich bei ihr promovieren möchte. Ich war etwas überrascht, habe mich aber auch gleichzeitig geehrt gefühlt. Es gibt Leute, die einen Doktorvater bzw. -mutter lange suchen müssen und ich wurde einfach so gefragt. Nun, das Problem ist, ich habe mich fürs Referendariat beworben und wollte ab Mai eigentlich in den Vorbereitungsdienst. Fazit: Ich habe weder zugesagt noch abgesagt. Die Dozentin meinte, ich sollte mir das durch den Kopf gehen lassen und ich könnte jeder Zeit bei ihr promovieren.
Ich habe mich auch damit beschäftigt, was ich selbst eigentlich möchte. Dabei komme ich jedes Mal zu dem Entschluss, dass ich beides will. Das Schreiben ist meine Leidenschaft und ich liebe das Fach über alles. Habe immer sehr gerne Hausarbeiten geschrieben und die waren immer gut. Ich lese auch gerne. Andererseits komme ich nicht aus einer wohlhabenden Familie, musste nebenbei viel arbeiten, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wegen des Erweiterungsfaches bin ich etwas über die Regelstudienzeit und bekomme daher kein Bafög mehr. Während der Praktika habe ich gemerkt, dass ich auch Spaß am Lehrerberuf habe. Wie sich das später entwickeln wird, weiß ich jetzt natürlich noch nicht. Kurz gesagt: Ich will mir beide Perspektiven offen halten. Bin leider auch nicht mehr die jüngste, sodass ich ungerne noch einige Jahren nur zum Schreiben der Dissertation aufwenden möchte, sondern endlich vorwärts kommen. Finanziell wäre ich für einige Zeit also durch das Ref abgesichert.
Nun meine Frage: Hat hier jemand die Promotion und das Ref parallel gemacht? Was muss man dabei beachten? Hat man für die Dissertation einen festen Zeitrahmen oder ist man flexibel? Ich denke, das ist klar, dass man länger für die Promotion brauchen wird, wenn man nebenbei arbeitet. Das Ref würde bei mir natürlich Vorrang haben.
Ich weiß, dass es sehr stressig wird. Aber andererseits kenne ich es auch nicht anders, da ich wegen meines Nebenjobs und meines Erweiterungsfaches viel nebenbei machen musste. Ich muss dazu auch sagen, dass mir das Erweiterungsfach keinen großen Spaß gemacht hat bzw. macht und mir dazu etwas das Talent fehlt. Aber es ist ein anspruchsvolles Fach und dazu noch ein Mangelfach. Da ich in meinem Erststudium richtig aufgegangen bin, konnte ich mich immer damit abfinden, dass das Drittfach mir weniger Freude bereitet. Ich musste dafür auch richtig ackern und viel mehr machen als für mein Erst- und Zweitfach zusammen. Deshalb bin ich auf eine gewisse Art und Weise stolz auf mich. Wenn ich aber ein Dissertationsthema habe, für das ich mich begeistern kann, dann mache ich mir wieder Hoffnungen, dass es klappen kann. Meine Dozentin hat wohl noch einen Doktoranden, der im Ref ist. Er sieht die Promotion als Abwechslung zum Schulalltag und geht laut der Dozentin darin auf. Andererseits verstehe ich es, dass die Dozentin mir die Promotion schmackhaft machen wollte und vielleicht den einen oder anderen Punkt nicht erwähnt hat. Leider kenne ich den Doktoranden nicht, sodass ich ihn nicht persönlich fragen kann.
Also Leute, ich wäre euch für eure Erfahrungen dankbar. Bin noch etwas unschlüssig, tendiere aber dazu, beides zu machen.
Eva
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Re: Erfahrungen mit Promotion neben dem Referendariat (LA)?

Beitrag von Eva »

@Anas: Mangels eigener Erfahrung kann ich dir nur mit einer Perspektive von außen dienen: So wie ich es von anderen mitbekommen habe, lässt das LA-Ref wenig Luft, um nebenher auch noch was anderes, geschweige denn etwas an der Diss zu machen. Das gilt zunächst für diejenigen, die aus der laufenden Diss ins Ref wechseln. Noch viel schwieriger stelle ich mir vor, beides parallel anzufangen, denn auch mit der Diss musst du ja erstmal in Fahrt kommen. Ich würde dir daher eher davon abraten, es auf Biegen und Brechen parallel anzugehen. Beim Lesen deines Beitrags fragte ich mich, warum du das - so jedenfalls mein Eindruck - unbedingt gleichzeitig vorhast? Warum nicht erst das Ref erledigen (das ist ja zeitlich einigermaßen überschaubar) und danach die Diss anpacken? Idealerweise mit einer reduzierten (halben?) Stelle an einer Schule, so dass du einerseits finanziert bist, andererseits aber genug Zeit für die Diss bleibt? Dann könntest du auch besser als jetzt einschätzen, ob dir das Unterrichten an sich Spaß macht oder ob du ohnehin lieber in eine andere Richtung gehst, d.h. deine Motivation für die Diss wäre u.U. eine andere als jetzt. Das Angebot der Professorin ist ja sicher nicht zeitlich befristet, zumal damit offenbar keine Stelle verbunden ist, die du zu einem bestimmten Zeitpunkt antreten musst. Ob du jetzt oder in 1,5-2 Jahren anfängst zu promovieren, dürfte für die potenzielle DM keinen großen Unterschied machen. Du könntest aber natürlich das Ref schon dazu nutzen (so es dir genug Luft lässt), dir ein Thema zu überlegen, dich ein bisschen einzulesen, vielleicht ein erstes Exposé auszuarbeiten - und so auch den Kontakt zur Professorin halten und ihr signalisieren, dass dein Interesse an der Promotion weiterhin aktiv ist.

Ganz allgemein: Wenn du extern promovierst (ohne Stelle an der Uni) und auch ohne Stipendium, dann gibt es in der Regel keine zeitlichen Vorgaben, d.h. du darfst so lange brauchen, wie du willst. :wink: Überprüf das vorsichtshalber in der Promotionsordnung deiner Fakultät, manche Unis haben nämlich inzwischen wohl eine vorgesehene Maximaldauer verankert, aber auch die gilt ja erst ab der offiziellen Annahme als Doktorand durch die Uni. Wie viel Zeit du vorher schon als quasi informeller Doktorand deiner Professorin "privat" an der Diss gearbeitet hast, interessiert dann ja auch wieder keinen.
Anas

Re: Erfahrungen mit Promotion neben dem Referendariat (LA)?

Beitrag von Anas »

Vielen Dank für die schnelle Antwort. Du hast mir sehr geholfen. Da ich mich in dem Bereich (noch) nicht auskenne, brauche ich jemanden, der mir sagt, was die Sache ist.
Das war auch zuerst meine Überlegung, erst ins Ref zu gehen und danach die Dissertation zu schreiben. Die Dozentin hat mir die parallele Promotion irgendwie schön geredet. Ja, ich werde auch die Zeit bis zum Ref dazu nutzen, mir ein Thema zu überlegen und mich einzulesen bzw. ein Exposé zu schreiben. Dann kann ich ja noch weitergucken, wie ich mit dem Ref klar komme. Wenn ich dann bei einer externen Promotion so lange Zeit habe, wie ich brauche, würde doch theoretisch nichts dagegen sprechen, jetzt anzufangen und dann, falls ich keine Zeit haben werde, eine Pause einzulegen?
Warum ich beides parallel machen möchte? Ich habe immer den Eindruck, ich muss ständig was leisten und irgendwie reizt es mich, nach der Masterarbeit ein neues Projekt zu starten. Ich glaube, ganz ohne das Schreiben würde ich nicht mehr ich sein. Ich brauche das. :lol:
Eva
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Re: Erfahrungen mit Promotion neben dem Referendariat (LA)?

Beitrag von Eva »

Anas hat geschrieben:Wenn ich dann bei einer externen Promotion so lange Zeit habe, wie ich brauche, würde doch theoretisch nichts dagegen sprechen, jetzt anzufangen und dann, falls ich keine Zeit haben werde, eine Pause einzulegen?
Nein, dagegen spricht gar nichts. Ich habe übrigens - ohne darauf wahnsinnig stolz zu sein, aber auch ohne mich dafür zu schämen - sieben Jahre bis zur Einreichung der Diss gebraucht, auch extern und zum Teil neben halben Stellen und sonstigen Widrigkeiten, die das Leben so bereit hielt. :wink: Das Schöne an der Diss ist die Freiheit und Selbstbestimmtheit, die sie mit sich bringt, nutz das für dich!

Aufpassen solltest du nur, dass dich dein Ehrgeiz und deine Leistungsbereitschaft nicht längerfristig über deine Grenzen treiben. Zum Promovieren gehört für viele auch, zu erkennen, dass sie sich nicht nur selbst motivieren und antreiben müssen, sondern auch für das Gegenteil selbst zuständig sind, also zu lernen, wann man Pausen braucht, diese fest miteinzuplanen und zu akzeptieren, dass die Diss auch mal ohne schlechtes Gewissen in der Ecke stehen darf.

Alles Gute für dich! :blume:
Anas

Re: Promotion neben dem Referendariat (Lehramt)?

Beitrag von Anas »

Danke schön für die Antwort.
Ich denke, so werde ich das auch machen.
Normalerweise halte ich mir immer den Freitagabend und den ganzen Samstag für andere Aktivitäten frei. Überarbeiten werde ich mich schon nicht.
flip
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Re: Promotion neben dem Referendariat (Lehramt)?

Beitrag von flip »

Hehe, also damit wird es dann bei der externen Diss vorbei sein. Das sollte dir klar sein! ;)
Du scheinst eine sehr nette Betreuerin gefunden zu haben. Mach das Ref erst einmal schau, wieviel Zeit die frei schaufeln kannst. Auch später, am Begin des Schuldienstes wirst du ja stark eingespannt sein, dass du nur bedingt für die Diss arbeiten kannst. Das dürfte sich also ein paar Jahre hinziehen.
Anas

Re: Promotion neben dem Referendariat (Lehramt)?

Beitrag von Anas »

Naja, das mit dem Freitagabend und Samstag läuft ja erst seit eniger Zeit, da ich seit ca. 1-2 Semestern kaum noch Veranstaltungen an der Uni habe und noch neben meinem Nebenjob die letzten Hausarbeiten und die Masterarbeit schrieb.
Als ich mit dem Drittfach angefangen habe, hatte ich mitunter eine 60 Stunden Woche. Das war damals sehr hart. Aber solange man etwas macht, was einem halbwegs Spaß macht, dann geht es. Was ich mir z.B. gar nicht vorstellen könnte, ist, meinen Nebenjob länger zu machen. Da ist zwar kaum Belastung und man hat nebenbei viel Zeit, aber der ist so ätzend und widert mich nur noch an. Dann lieber 60 SWS studieren.
Tut jetzt nichts zur Sache, aber worauf ich hinaus wollte, ist: Wenn man etwas will und motiviert ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass man es schaffen kann. Ich werde das so machen, wie es mir hier geraten wurde. Ich suche mir in Ruhe ein Thema und lese mich ein. Mal sehen, wie es läuft.
Ja, die Betreuerin ist wirklich sehr, sehr nett.
Penguin
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Registriert: 01.05.2014, 07:23
Status: postdoc

Re: Promotion neben dem Referendariat (Lehramt)?

Beitrag von Penguin »

Hi,

ich will keine Panik verursachen, Frage mich aber ob eine Promotion parallel zum Referendariat schon auf den Wissenschaftszeitvertrag angerechnet wird? Wahrscheinlich nur dann, wenn man sich auch gleich am Anfang einschreibt (was du ja nicht muss, nehm ich an). Das sollte ggf auch beachtet werden. Gibt es jemand mit Erfahrung oder kennt jemand den WissZV genau?

Penguin
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