Gleichbehandlung von Doktorand_innen bzw. was ist fair?
Verfasst: 27.11.2012, 15:40
Hallo zusammen,
ich bin neu in diesem Forum und wuerde gerne von euch wissen, was ihr darueber denkt, wenn manche Doktorand_innen "gleicher" als andere behandelt werden, wieviel Fairness man vom Betreuer erwarten sollte und wie man dies kommunizieren kann.
Zunaechst zur Situation: Ich habe vor 1,5 Jahren mit meiner Diss angefangen und arbeite in einem internationalen Projekt. In meinem Team ist eine weitere Doktorandin, die zur selben Zeit anfing. Ich fing voller Eifer an und wurde fuer meine Leistungen von meiner Doktormutter gelobt. Da meine Kollegin eine Sehschwaeche hat und ich mich als generell leistungsfaehiger erwiesen habe, habe ich saemtliche Extra-Aufgaben, die im Projekt anfallen, uebertragen bekommen (ich pflege unsere Webseiten, schreibe Protokolle bei meetings, uebersetze Dokumente, und vertrete die Interessen der Doktorandinnen gegenueber der Unileitung, organisiere Betriebsausfluege), waehrend meine Kollegin keine Extra-Aufgaben hat. Meine Extra-Aufgaben sowie mein allgemeines Engagement am Institut nehmen ungefaehr 3 Tage/Woche in Anspruch.
Meine Kollegin hat ein 5-jaehriges Kind, dessen Erziehung der Vater im Ausland uebernommen hat. Nach einiger Zeit entschied sie sich jedoch dazu, vom Ausland aus zu arbeiten, um ihr Kind oefter zu sehen, das heisst, sie ist nicht mehr zu all den Seminaren und Kolloquien in unserem Institut gekommen. Ich hingegen, habe mich am Institut sehr eingebracht und ausgeholfen, soviel ich konnte (Arbeiten von anderen gelesen, Feedback gegeben). Bisher war das ok fuer mich, insbesondere weil mir Egalitaet wichtig ist. Wenn jemand eine (Seh-)Behinderung und/oder ein Kind hat, finde ich es richtig, dass dieser Person entgegengekommen wird. Nun stehe ich aber gerade im Konflikt mit meinen eigenen Werten. Obwohl ich es richtig finde, dass auf die Beduerfnisse und Faehigkeiten meiner Kollegin eingegangen wird, fuehle ich mich ueber die Zeit von meiner Doktormutter unfair behandelt im Vergleich zu meiner Kollegin. Nun ist es so, dass meine Chefin ein Buch herausbringt. Urspruenglich hiess es, dass ich auch ein Kapitel dafuer schreiben koenne und nun aufeinmal nicht (weil mein Thema nicht so gut passen wuerde), waehrend meine Kollegin zwei Kapitel schreiben darf. Grundsaetzlich glaube ich, dass ich es fachlich mehr drauf hab als meine Kollegin und generell motivierter bin als sie. Ausserdem ist mein Forschungsprojekt wesentlich anspruchsvoller aufgrund seiner thematischen Breite, Interdisziplinaritaet und dass ich in 7 Sprachen arbeite (+ Programmiersprachen). Meine Doktormutter hat keine Ahnung vom Thema (obwohl es ihre Idee war) und sonst auch niemand in meinem Institut, sodass ich thematisch sehr isoliert arbeite. Dadurch, dass meine Kollegin in diesem Buch publiziert, wird sie ja auch zusammen mit grossen Namen (meine Doktormutter und ihre Homies) in Erscheinung treten und dadurch von der wissenschaftlichen Community mehr beachtet werden.
Meine Frage an euch ist nun: Kann ich von meiner Doktormutter erwarten, dass sie zum Ausgleich fuer mein Engagement, mit mir auch eine gemeinsame Publikation anstrebt (eine Reduzierung der Extra-Aufgaben scheint schwierig, da ich diese vermutlich 10mal schneller und zuverlaessiger als meine Kollegin ausfuehren werde)? Bin ich einfach zu naiv, weil ich davon ausging, dass Doktorandinnen innerhalb desselben Projektes gleich/fair behandelt werden sollten, weil scheinbar das einzige, was zaehlt, der Output (Publikationen) ist? (Uebrigens habe ich schon 4 Paper in Journals veroeffentlicht (3 mal als Alleinautorin), waehrend meine Kollegin keins veroeffentlicht hat). Wie kann ich mit meiner Doktormutter darueber reden ohne dass es so aussieht als wuerde ich schlecht ueber meine Kollegin reden? Zudem hab ich leider das Gefuehl, dass ich meiner Doktormutter mittlerweile egal bin und sie mich als eine Art Bauernopfer betrachtet, was ich von frueheren Chefs nicht gewohnt bin, die gerne mit mir zusammen gearbeitet haben. Aber wie kann ich sie fragen, wie sie zu mir steht und eine ehrliche Antwort erhalten? Oder sollte es mir egal sein, ob meine Doktormutter mir gegenueber loyal ist? Meine Motivation fuer den Doktortitel ist eigentlich eine wissenschaftliche Karriere, aber ohne Unterstuetzung von meiner Doktormutter wird dies wohl schwierig...vielen Dank im Voraus fuer eure Antworten!
LG
ich bin neu in diesem Forum und wuerde gerne von euch wissen, was ihr darueber denkt, wenn manche Doktorand_innen "gleicher" als andere behandelt werden, wieviel Fairness man vom Betreuer erwarten sollte und wie man dies kommunizieren kann.
Zunaechst zur Situation: Ich habe vor 1,5 Jahren mit meiner Diss angefangen und arbeite in einem internationalen Projekt. In meinem Team ist eine weitere Doktorandin, die zur selben Zeit anfing. Ich fing voller Eifer an und wurde fuer meine Leistungen von meiner Doktormutter gelobt. Da meine Kollegin eine Sehschwaeche hat und ich mich als generell leistungsfaehiger erwiesen habe, habe ich saemtliche Extra-Aufgaben, die im Projekt anfallen, uebertragen bekommen (ich pflege unsere Webseiten, schreibe Protokolle bei meetings, uebersetze Dokumente, und vertrete die Interessen der Doktorandinnen gegenueber der Unileitung, organisiere Betriebsausfluege), waehrend meine Kollegin keine Extra-Aufgaben hat. Meine Extra-Aufgaben sowie mein allgemeines Engagement am Institut nehmen ungefaehr 3 Tage/Woche in Anspruch.
Meine Kollegin hat ein 5-jaehriges Kind, dessen Erziehung der Vater im Ausland uebernommen hat. Nach einiger Zeit entschied sie sich jedoch dazu, vom Ausland aus zu arbeiten, um ihr Kind oefter zu sehen, das heisst, sie ist nicht mehr zu all den Seminaren und Kolloquien in unserem Institut gekommen. Ich hingegen, habe mich am Institut sehr eingebracht und ausgeholfen, soviel ich konnte (Arbeiten von anderen gelesen, Feedback gegeben). Bisher war das ok fuer mich, insbesondere weil mir Egalitaet wichtig ist. Wenn jemand eine (Seh-)Behinderung und/oder ein Kind hat, finde ich es richtig, dass dieser Person entgegengekommen wird. Nun stehe ich aber gerade im Konflikt mit meinen eigenen Werten. Obwohl ich es richtig finde, dass auf die Beduerfnisse und Faehigkeiten meiner Kollegin eingegangen wird, fuehle ich mich ueber die Zeit von meiner Doktormutter unfair behandelt im Vergleich zu meiner Kollegin. Nun ist es so, dass meine Chefin ein Buch herausbringt. Urspruenglich hiess es, dass ich auch ein Kapitel dafuer schreiben koenne und nun aufeinmal nicht (weil mein Thema nicht so gut passen wuerde), waehrend meine Kollegin zwei Kapitel schreiben darf. Grundsaetzlich glaube ich, dass ich es fachlich mehr drauf hab als meine Kollegin und generell motivierter bin als sie. Ausserdem ist mein Forschungsprojekt wesentlich anspruchsvoller aufgrund seiner thematischen Breite, Interdisziplinaritaet und dass ich in 7 Sprachen arbeite (+ Programmiersprachen). Meine Doktormutter hat keine Ahnung vom Thema (obwohl es ihre Idee war) und sonst auch niemand in meinem Institut, sodass ich thematisch sehr isoliert arbeite. Dadurch, dass meine Kollegin in diesem Buch publiziert, wird sie ja auch zusammen mit grossen Namen (meine Doktormutter und ihre Homies) in Erscheinung treten und dadurch von der wissenschaftlichen Community mehr beachtet werden.
Meine Frage an euch ist nun: Kann ich von meiner Doktormutter erwarten, dass sie zum Ausgleich fuer mein Engagement, mit mir auch eine gemeinsame Publikation anstrebt (eine Reduzierung der Extra-Aufgaben scheint schwierig, da ich diese vermutlich 10mal schneller und zuverlaessiger als meine Kollegin ausfuehren werde)? Bin ich einfach zu naiv, weil ich davon ausging, dass Doktorandinnen innerhalb desselben Projektes gleich/fair behandelt werden sollten, weil scheinbar das einzige, was zaehlt, der Output (Publikationen) ist? (Uebrigens habe ich schon 4 Paper in Journals veroeffentlicht (3 mal als Alleinautorin), waehrend meine Kollegin keins veroeffentlicht hat). Wie kann ich mit meiner Doktormutter darueber reden ohne dass es so aussieht als wuerde ich schlecht ueber meine Kollegin reden? Zudem hab ich leider das Gefuehl, dass ich meiner Doktormutter mittlerweile egal bin und sie mich als eine Art Bauernopfer betrachtet, was ich von frueheren Chefs nicht gewohnt bin, die gerne mit mir zusammen gearbeitet haben. Aber wie kann ich sie fragen, wie sie zu mir steht und eine ehrliche Antwort erhalten? Oder sollte es mir egal sein, ob meine Doktormutter mir gegenueber loyal ist? Meine Motivation fuer den Doktortitel ist eigentlich eine wissenschaftliche Karriere, aber ohne Unterstuetzung von meiner Doktormutter wird dies wohl schwierig...vielen Dank im Voraus fuer eure Antworten!
LG