Graduiertenkolleg finden

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LaRue

Graduiertenkolleg finden

Beitrag von LaRue »

Ich überlege mir, wie ich ein passendes Graduiertenkolleg zu meinem Wunschgebiet finden kann. Bisher habe ich eines aus Zufall gefunden. Einen Studiengang zu diesem Thema gibt es nicht. Ab und zu finde ich über Google Professoren, die das Gebiet bei den Forschungsinteressen auflisten, letztlich aber andere Themen und Fachgebiete untersuchen. Ich würde gerne aus dem Zufallsschema herausfallen und gezielt suchen können. Google listete das einzige nicht auf, die Liste des DFG beinhaltet ebenfalls keines, Professoren sind dabei ahnungslos, etc. So langsam gehen mir die Ideen aus, wie ich eine Promotionsmöglichkeit finden könnte.
MastaofDissasta

Re: Graduiertenkolleg finden

Beitrag von MastaofDissasta »

Naja, der Gedanke, dass es tatsächlich ein Graduiertenkolleg exakt für dein Wunschthema gibt, ist nicht wirklich naheliegend (nicht umsonst beziehen sich die Fragen, die ans Forum gerichtet werden, oft auf die Finanzierung und die "Paßgenauigkeit" mit den Themen des potentiellen Betreuers). In Deutschland gibt es nicht das System der "Graduate Schools" aus den USA. Da haben die Unis in der Regel eine bis zwei Graduate Schools, eine für die Sciences, eine für die Arts, fertig. In Deutschland ist das thematisch gebunden (auch die Graduate Schools) und zeitlich begrenzt und wenn man sich die Bandbreite der einzelnen Disziplinen ansieht, dann ist die Vermutung, dass es genau jetzt ein thematisch passendes Graduiertenkolleg gibt, eher abwegig. Du wirst wohl kaum umhin kommen, dich auch nach anderen Finanzierungsformen umzugucken.
myfunnyvalentine

Re: Graduiertenkolleg finden

Beitrag von myfunnyvalentine »

Wenn Du mit der Liste der DFG diese hier meinst, dann hast Du, fürchte ich, die meisten der überhaupt geförderten Projekte schon durchgesehen; die DFG ist ja der größte Drittmittelgeber in Deutschland.

Du könntest zusätzlich noch andere Stiftungen durchsuchen. Ich weiß, dass zumindest die VW-Stiftung auch Kollegs und Schulen fördert.

Viel Erfolg!
algol
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Re: Graduiertenkolleg finden

Beitrag von algol »

Die Böckler-Stiftung fördert auch Kollegs.
LaRue

Re: Graduiertenkolleg finden

Beitrag von LaRue »

Die Aussichten bei einer Promotion bei einem einzelnen Professor sind allerdings nicht ansprechend. Es gibt hier jede Woche mehrere negative Schilderungen und wenn ich dazu noch sehe, wie sehr und übermäßig eine gute und positive Betreuung von den Schreibern gefeiert und bewundert wird, dann sehe ich keinen Grund, weshalb ich diesen Weg einschlagen sollte.

Was habt ihr gemacht, falls ihr in der gleichen Lage wart?
Asder

Re: Graduiertenkolleg finden

Beitrag von Asder »

Auch bei einem Graduiertenkolleg wirst du einen Doktorvater/eine Doktormutter haben. Du bist lediglich institutionell und ggf. auch thematisch in eine Gruppe anderer Doktoranden eingebunden. Das kannst du auch in einer Forschergruppe, einem thematisch passenden Stipendienprogramm mit Veranstaltungen für Stipendiaten und meines Erachtens auch über eine wiMi-Stelle an einem Lehrstuhl oder Institut haben. Ich weiß nun nicht, was du studierst und in welchem Fach du promovieren möchtest, aber ich habe mich als Historikerin bewusst gegen eine Graduiertenschule o.ä. entschieden, da diese mich durch ihre (Pflicht)Veranstaltungen an meinen Archivreisen in der Anfangsphase der Diss. gebremst hätte. Ich versuche das ganze jetzt auf einer wiMi-Stelle zu machen und fühle mich da gerade sehr frei in meiner Zeitplanung.
BertaFrieda

Re: Graduiertenkolleg finden

Beitrag von BertaFrieda »

Hej,

ich habe mich auch einmal nach Graduiertenkollegs umgesehen, weil ich die Idee sehr gut fand, mich mit anderen Leute – auch aus anderen Disziplinen – auszutauschen, die zu einem ähnlichen Thema forschen. Gegenüber einem "bloßen" Stipendium besticht ein Kolleg durch die gute universitäre Anbindung und den gesicherten Austausch mit anderen, gegenüber einer Finanzierung über eine Mitarbeiterstelle o. ä. durch die Möglichkeit, Vollzeit an der Diss arbeiten zu können. Ich fand ein Kolleg also attraktiv. Letztlich, als ich meine konkreten Möglichkeiten überdacht habe und nicht mehr nur noch darüber nachgedacht habe, welche Varianten die optimalsten wären, habe ich sehr schnell die Mitarbeiterstelle angenommen, die meine DM mir angeboten hat – und die Idee des Graduiertenkollegs verabschiedet.

Ich hatte damals den Eindruck, dass es sinnvoll ist, erst ein interessantes Kolleg zu finden und sich dann mit diesem thematischen Fokus an ein passendes Exposé zu machen. Einige Menschen, die ich kenne/kannte, haben das so erfolgreich gemacht.
Die Kollegs (aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich), die ich durch andere kenne (DFG, Böckler-Stiftung), sind thematisch nicht sehr eng gefasst, so dass die Promotionsvorhaben sich voneinander doch recht deutlich unterscheiden können. Vielleicht müsstest du noch mit einem offeneren Blick gucken.

Eventuell gibt es aber auch einfach kein passendes Kolleg. Das, was ich jetzt in meiner Diss mache, würde sicherlich zu keinem existierenden Kolleg passen. Ich denke, mit meiner (natürlich trotzdem sehr interessanten und gehaltvollen) Fragestellung hätte ich Schwierigkeiten gehabt, eines zu finden.

Ich würde dir daher außerdem raten, dich auch noch einmal mit den anderen, klassischeren Formen der Finanzierung zu beschäftigen. Einen DV/eine DM hättest du ja auch innerhalb eines Kollegs! Und wenn man sich Mühe gibt, ist es auch ohne Kolleg möglich, breiten und regelmäßigen – auch interdisziplinären – Austausch zu organisieren. Da gibt es vielfältige Formen – du kannst in anderer Leute Kolloquien gehen, Nachwuchsveranstaltungen, Workshops, etc. besuchen.

So negativ wie du sehe ich das klassische Promovieren auf keinen Fall:
LaRue hat geschrieben:Die Aussichten bei einer Promotion bei einem einzelnen Professor sind allerdings nicht ansprechend. Es gibt hier jede Woche mehrere negative Schilderungen und wenn ich dazu noch sehe, wie sehr und übermäßig eine gute und positive Betreuung von den Schreibern gefeiert und bewundert wird, dann sehe ich keinen Grund, weshalb ich diesen Weg einschlagen sollte.
Ich glaube viel mehr, dass in einem Forum wie diesem Leute eben genau dann etwas zum Betreuungsverhältnis schreiben, wenn es nicht so optimal läuft. Ich kenne viele zufriedene DoktorandInnen und bin auch selbst höchst zufrieden:

Meine DM unterstützt uns alle sehr gut, wir können zum Beispiel jederzeit um Rat fragen. Entweder sie nimmt sich dann direkt Zeit oder sie macht für die nächsten Tage einen Termin mit uns aus. Weiter gibt sie hilfreiche Tipps, lässt uns aber gleichzeitig unser Ding machen und eigene Entscheidungen treffen, sie kennt eine Menge Leute, deren Texte sie uns empfiehlt, stellt uns diesen Leuten bei Gelegenheit auch direkt vor. Bei Veröffentlichungen und Tagungen liest und korrigiert sie die Manuskripte, sie organisiert zusätzliche Hilfskräfte in anstrengenden Phasen, überlastet uns nicht mit diss- und lehrefernen Verwaltungsaufgaben, überträgt Verantwortung, und ist zudem äußerst wertschätzend. Und das alles in einem völlig klassischen Doktorandenverhältnis, also ganz ohne Graduiertenkolleg.

Gruß
BertaFrieda.
Zuletzt geändert von BertaFrieda am 20.02.2013, 22:23, insgesamt 1-mal geändert.
Amalia

Re: Graduiertenkolleg finden

Beitrag von Amalia »

Liebe LaRue,

ein Graduiertenkolleg ist mit Sicherheit nicht die einzige und vorallem auch nicht immer die ultimativ beste Möglichkeit für eine Promotion.

Hier mal ein paar Punkte, die mir an Graduiertenkollegs nicht gefallen:
- Man ist bei der Wahl des DV/DM eingeschränkt. Der Betreuer muss in der Regel Mitglied des Kollegs sein.
- Man hat häufig einen nicht zu unterschätzenden zusätzlichen Workload: Seminare, Vortragsreihen und Konferenzen, die man oft nicht nur besuchen, sondern auch noch (mit)organisieren muss.
- Durch die Veranstaltungen ist man in der Planung der eigenen Forschung (Archivreisen, etc.) eingeschränkt.
- Man ist nicht frei, seine Arbeit zu entwickeln und ggf. Schwerpunkte zu verschieben, da man immer im thematischen Rahmen des Kollegs bleiben muss, auch wenn sich die eigenen Forschung in eine andere Richtung entwickelt.
- Einige Kollegs sind thematisch so eng gefasst, dass sich die Doktoranden gegenseitig auf den Füssen rum treten und mehr mit der Abgrenzung zu anderen Arbeiten beschäftigt sind, als mit der eigenen Forschung.
- Andere Kollegs sind dagegen thematisch so weit gefasst, dass es keinen Austausch gibt, der über das hinausgeht, was sich auch in jeder willkürlich zusammen gewürfelten Gruppe von Doktoranden ergibt.

Graduiertenkollegs haben sicher auch Vorteile, aber da sich bei Dir der Eindruck festgesetzt zu haben schein, andere sinnvolle Möglichkeiten gäbe es nicht, habe ich Dir ein paar negative Punkte aufgelistet.

Alles Gute!
A.
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