Liebes Forum,
ich bin gerade in der Bewerbungsphase für Promotionsstellen, hatte auch schon erste Vorstellungsgespräche und habe nun mittlerweile festgestellt, dass es, was die Bezahlung angeht, mittlerweile eine drei-Klassengesellschaft an der Uni gibt (wenn nicht sogar noch mehr).
Nämlich volle und dreiviertel Stellen, halbe Stellen und wissenschaftliche Hilfskräfte, welche nicht nach E13 bezahlt werden. Nun ist bei meinem Studienfang (Wiwi) so ziemlich alles mit dabei, sodass ich mehr oder weniger die freie Auswahl habe.
Kürzlich ist mir auch die Stelle einer wissenschaftlichen Hilfskraft untergekommen, was mich schon etwas stutzig gemacht hat, dass dies überhaupt ausgeschrieben ist.
Es handelt sich um eine "volle" Stelle, wobei dies 18 Stunden pro Woche entspricht (da gibt es anscheinend auch noch abstufungen), sie ist mit Lehrverpflichtung und Forschung verbunden und gibt natürich gelegenheit zur Promotion. Nun habe ich ein wenig gerechnet, und komme zu dem Ergebnis, dass die Differenz zu einer halben E13er Stelle mehr als 200€ netto sind (als lediger Mensch, der gerade sein Studium abgeschlossen hat).
Mal abgesehn davon, dass in der Realität alle Mitarbeiter eh das gleiche machen werden, sind das ja auch noch auf dem Papier die selben vertraglichen Verpflichtungen wie die eines wissenschaftlichen Mitarbeiters?!
Habe ich so richtig gerechnet, bzw. kommt dies in etwa hin .Ich weiß, WHKs, sind direkt an der Uni beschäftigt, daher variiert dies von Bundesland zu Bundesland. In meinem Fall dürfte das Monatsgehalt etwa 950€ netto sein (Weihnachtsgeld?).
Und hat jemand Beispiele, wie sich die Bezahlung bei einer Projektübernahme verändern kann (auch wenn dies vermutlich auch variable ist)? Es bestände nämlich durchaus die Möglichkeit, dass dies geschehen würde. Der Lehrstuhl hat bereits aktuelle mehrere drittmittelfinnazierte Projekte übernommen und wird dies auch weiterhin tun.
Unter normalen Umständen, hätte ich dies nicht weiter verfolgt, nur kann ich dies überhaupt nicht einschätzen. Abgesehen davon ist der Prof sehr nett, hat eine gute Reputation und hat auch offen und ehrlich in Bezug auf die Stelle meine Fragen geantwortet.
Gruß, flip
Bezahlungsunterschiede bei Promotionsstellen (WiMA, WiHK)
Re: Bezahlungsunterschiede
Hej,
ja, recht hast du. Es gibt eine Mehrklassengesellschaft, was die Bezahlung/Finanzierung einer Promotion angeht, auch wenn es in der Realität häufig genug so ist, dass alle das gleiche machen:
Allein bei uns im Institut gibt es unter den DoktorandInnen DFG-finanzierte Projektangestellte ohne (nominelle) Lehrverpflichtung auf 50%- und auf 65%-Stellen, sonstige Drittmittelprojektangestellte mit 50%-75%-Stellen mit und ohne Lehrverpflichtung, Lehrstuhl-Wimis auf 50%-Stellen mit Lehrverpflichtung von 2 SWS, Lehrstuhl-Wimis auf 100%-Stellen mit 4 SWS Lehre, LfbAs mit enormer Lehrbelastung auf 100%-Stellen (die aber eigentlich nicht promovieren können) und tatsächlich auch Hiwis – meines Wissens nur ohne Lehrverpflichtung –, die hoffen, dass die Projektanträge, die sie mit den ChefInnen stellen, irgendwann in einer tollen 65%-Projektstelle münden. Stillschweigend wird oft genug vorausgesetzt, dass auch die Wimis ohne Lehrverpflichtung ab und an einen (unterbezahlten!) Lehrauftrag übernehmen; außerdem setzt auch die Promotionsordnung voraus, dass man lehrt – unentgeltlich versteht sich.
Die Hiwis erhalten bei uns Weihnachtsgeld. Meine einjährige Tätigkeit als geprüfte Hiwi wurde voll auf das Wissenschaftszeitgesetz angerechnet, aber nicht als Erfahrung für den TV-L gewertet.
Ich hörte sogar auch von DoktorandInnen, die gar nicht beschäftigt sind, sondern über Stipendien finanziert werden, und von denen trotzdem verlangt wird, dass sie daueranwesend sind, etwa in Laboren oder auch in der Lehre. Das kenne ich von uns so nicht (abgesehen von der in Promotionsordnung erwarteten Übernahme mindestens einer Lehrveranstaltung). Angesichts einer Finanzierung, die mit null Sozialversicherungsbeiträgen verbunden ist, halte ich das für die größte Unverschämtheit von allen üblichen Unverschämtheiten.
Gut heiße ich das alles natürlich nicht. Und ein Rat war mit meiner Äußerung jetzt auch nicht verbunden. Nur: Ja, ist alles völlig undurchschaubar.
Gruß
BertaFrieda.
ja, recht hast du. Es gibt eine Mehrklassengesellschaft, was die Bezahlung/Finanzierung einer Promotion angeht, auch wenn es in der Realität häufig genug so ist, dass alle das gleiche machen:
Allein bei uns im Institut gibt es unter den DoktorandInnen DFG-finanzierte Projektangestellte ohne (nominelle) Lehrverpflichtung auf 50%- und auf 65%-Stellen, sonstige Drittmittelprojektangestellte mit 50%-75%-Stellen mit und ohne Lehrverpflichtung, Lehrstuhl-Wimis auf 50%-Stellen mit Lehrverpflichtung von 2 SWS, Lehrstuhl-Wimis auf 100%-Stellen mit 4 SWS Lehre, LfbAs mit enormer Lehrbelastung auf 100%-Stellen (die aber eigentlich nicht promovieren können) und tatsächlich auch Hiwis – meines Wissens nur ohne Lehrverpflichtung –, die hoffen, dass die Projektanträge, die sie mit den ChefInnen stellen, irgendwann in einer tollen 65%-Projektstelle münden. Stillschweigend wird oft genug vorausgesetzt, dass auch die Wimis ohne Lehrverpflichtung ab und an einen (unterbezahlten!) Lehrauftrag übernehmen; außerdem setzt auch die Promotionsordnung voraus, dass man lehrt – unentgeltlich versteht sich.
Die Hiwis erhalten bei uns Weihnachtsgeld. Meine einjährige Tätigkeit als geprüfte Hiwi wurde voll auf das Wissenschaftszeitgesetz angerechnet, aber nicht als Erfahrung für den TV-L gewertet.
Ich hörte sogar auch von DoktorandInnen, die gar nicht beschäftigt sind, sondern über Stipendien finanziert werden, und von denen trotzdem verlangt wird, dass sie daueranwesend sind, etwa in Laboren oder auch in der Lehre. Das kenne ich von uns so nicht (abgesehen von der in Promotionsordnung erwarteten Übernahme mindestens einer Lehrveranstaltung). Angesichts einer Finanzierung, die mit null Sozialversicherungsbeiträgen verbunden ist, halte ich das für die größte Unverschämtheit von allen üblichen Unverschämtheiten.
Gut heiße ich das alles natürlich nicht. Und ein Rat war mit meiner Äußerung jetzt auch nicht verbunden. Nur: Ja, ist alles völlig undurchschaubar.
Gruß
BertaFrieda.
Zuletzt geändert von BertaFrieda am 20.02.2013, 22:25, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Bezahlungsunterschiede
[quote="flip"]Liebes Forum,
ich bin gerade in der Bewerbungsphase für Promotionsstellen, hatte auch schon erste Vorstellungsgespräche und habe nun mittlerweile festgestellt, dass es, was die Bezahlung angeht, mittlerweile eine drei-Klassengesellschaft an der Uni gibt (wenn nicht sogar noch mehr).
Nämlich volle und dreiviertel Stellen, halbe Stellen und wissenschaftliche Hilfskräfte, welche nicht nach E13 bezahlt werden. Nun ist bei meinem Studienfang (Wiwi) so ziemlich alles mit dabei, sodass ich mehr oder weniger die freie Auswahl habe.
[/quote]
Ist dann die Auswahl nicht einfach? Nimm einfach einer der besser bezahlten vollen Stellen
[quote="flip"]
Habe ich so richtig gerechnet, bzw. kommt dies in etwa hin .Ich weiß, WHKs, sind direkt an der Uni beschäftigt, daher variiert dies von Bundesland zu Bundesland. In meinem Fall dürfte das Monatsgehalt etwa 950€ netto sein (Weihnachtsgeld?).
[/quote]
Solche Stellen kenne ich nicht, aber das ist eine sehr unschöne Entwicklung. Schon als ich vor langer Zeit mit dem Studium angefangen habe, konnte man als Doktorand mind. 1000€ erwarten, Stipendien ausgenommen. Fast ein Jahrzehnt später müsste der Verdienst inflationsbedingt höher liegen (was ich in meinem Fachbereich auch tatsächlich beobachte), nicht niedriger!
[quote="flip"]
Und hat jemand Beispiele, wie sich die Bezahlung bei einer Projektübernahme verändern kann (auch wenn dies vermutlich auch variable ist)? Es bestände nämlich durchaus die Möglichkeit, dass dies geschehen würde. Der Lehrstuhl hat bereits aktuelle mehrere drittmittelfinnazierte Projekte übernommen und wird dies auch weiterhin tun.
[/quote]
Erfahrungen habe ich nicht, aber mir wäre das zu viel Risiko.
[quote="flip"]
Ich hörte sogar auch von DoktorandInnen, die gar nicht beschäftigt sind, sondern über Stipendien finanziert werden, und von denen trotzdem v erlangt wird, dass sie daueranwesend sind, etwa in Laboren oder auch in der Lehre. [/quote]
Das gilt übrigens nicht nur für Stipendiaten - auch von denen mit halber Stelle wird oft erwartet, dass sie stets den ganzen Tag anwesend sind. Mit dezenten Hinweisen auf den Wortlaut des Vertrages lässt sich da aber oft etwas machen. Verteufeln würde ich die Stipendien nicht: Ich kenne Stipendiaten, die deutlich mehr verdienen als einer mit halber Stelle, sich privat krankenversichern können; und ob die paar € für die Rentenkasse tatsächlich viel wert sind?
ich bin gerade in der Bewerbungsphase für Promotionsstellen, hatte auch schon erste Vorstellungsgespräche und habe nun mittlerweile festgestellt, dass es, was die Bezahlung angeht, mittlerweile eine drei-Klassengesellschaft an der Uni gibt (wenn nicht sogar noch mehr).
Nämlich volle und dreiviertel Stellen, halbe Stellen und wissenschaftliche Hilfskräfte, welche nicht nach E13 bezahlt werden. Nun ist bei meinem Studienfang (Wiwi) so ziemlich alles mit dabei, sodass ich mehr oder weniger die freie Auswahl habe.
[/quote]
Ist dann die Auswahl nicht einfach? Nimm einfach einer der besser bezahlten vollen Stellen
[quote="flip"]
Habe ich so richtig gerechnet, bzw. kommt dies in etwa hin .Ich weiß, WHKs, sind direkt an der Uni beschäftigt, daher variiert dies von Bundesland zu Bundesland. In meinem Fall dürfte das Monatsgehalt etwa 950€ netto sein (Weihnachtsgeld?).
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Solche Stellen kenne ich nicht, aber das ist eine sehr unschöne Entwicklung. Schon als ich vor langer Zeit mit dem Studium angefangen habe, konnte man als Doktorand mind. 1000€ erwarten, Stipendien ausgenommen. Fast ein Jahrzehnt später müsste der Verdienst inflationsbedingt höher liegen (was ich in meinem Fachbereich auch tatsächlich beobachte), nicht niedriger!
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Und hat jemand Beispiele, wie sich die Bezahlung bei einer Projektübernahme verändern kann (auch wenn dies vermutlich auch variable ist)? Es bestände nämlich durchaus die Möglichkeit, dass dies geschehen würde. Der Lehrstuhl hat bereits aktuelle mehrere drittmittelfinnazierte Projekte übernommen und wird dies auch weiterhin tun.
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Erfahrungen habe ich nicht, aber mir wäre das zu viel Risiko.
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Ich hörte sogar auch von DoktorandInnen, die gar nicht beschäftigt sind, sondern über Stipendien finanziert werden, und von denen trotzdem v erlangt wird, dass sie daueranwesend sind, etwa in Laboren oder auch in der Lehre. [/quote]
Das gilt übrigens nicht nur für Stipendiaten - auch von denen mit halber Stelle wird oft erwartet, dass sie stets den ganzen Tag anwesend sind. Mit dezenten Hinweisen auf den Wortlaut des Vertrages lässt sich da aber oft etwas machen. Verteufeln würde ich die Stipendien nicht: Ich kenne Stipendiaten, die deutlich mehr verdienen als einer mit halber Stelle, sich privat krankenversichern können; und ob die paar € für die Rentenkasse tatsächlich viel wert sind?
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Re: Bezahlungsunterschiede
Danke noch für deine Antwort. Mir war es letzten Endes auch zu heiß. Ich habe jetzt eine "klassiche" halbe Stelle an einem anderen Lehrstuhl angenommen.
Immerhin kann ich dort auch das tun, was mich interessiert! Und im laufe des Jahres sollte die Stelle aufgestockt werden!
Immerhin kann ich dort auch das tun, was mich interessiert! Und im laufe des Jahres sollte die Stelle aufgestockt werden!
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