Interdisziplinäre Promotion Germanistik/Geschichte?

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BlueFairy

Interdisziplinäre Promotion Germanistik/Geschichte?

Beitrag von BlueFairy »

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich hier schon länger still mitlese, geht es langsam für mich in die konkretere Vorbereitung und deshalb habe ich auch gleich mal paar Fragen. :oops: Aber zuerst: Hallo :)

Ich habe meinen Magisterstudium mit 2 Hauptfächern (Geschichte/Germanistik) Ende letzten Jahres abgeschlossen. Nach langem Überlegen und ersten Berufserfahrungen bin ich jetzt zu dem Schluss gekommen, dass ich promovieren möchte.

Nun ist es so, dass ich später in einem für Historiker üblichen Beruf arbeiten will, für diesen Beruf ist eine Promotion (in Geschichte oder einen fachverwandten Bereich) erwünscht, aber (offiziell) nicht Voraussetzung. Ich möchte aber eigentlich lieber in der Germanistik promovieren und dort ein Thema aus dem Bereich der Mediävistik wählen, dass dann vielleicht ohnehin interdisziplinär bearbeitet werden kann. Meine Motivation für die Germanistik rührt vor allem aus einem sehr großen Interesse an dem von mir erdachten/erwünschten/erträumten ;) Thema und aus der Tatsache, dass sämtlich Hausarbeiten, mündl. und schrift. Prüfungen usw. in der Germanistik deutlich besser benotet wurden und auch von meinem subjektiven Gefühl her "besser liefen" als die in Geschichte.

Die 1. Frage ist also:
Ist es möglich interdisziplinär in Germanistik und Geschichte bzw. genauer in germanistischer Mediävistik und mittelalterlichen Geschichte zu promovieren und wenn ja, wie sieht das dann in der Praxis aus? (In der Promotionsordnung habe ich nichts dazu gefunden und ich will nicht gleich beim Erstgespräch mit dem potentiellen DV "dumme Fragen" stellen) Ich stell mir jetzt ganz naiv einfach vor, dass der 1. Gutachter Germanist und der 2. Gutachter Historiker ist. Funktioniert das so?

Die 2. Frage geht eher Richtung Kaffeesatzleserei, aber vielleicht habt ihr ja Erfahrungen in diesem Bereich:
Sollte das mit der interdisziplinären Promotion so funktionieren, wie ich es mir vorstelle, glaubt ihr, dass es dann für meinen Berufswunsch ein großes Problem sein wird, wenn der DV Germanist ist und somit der Germanistikteil der Diss größer/stärker?

Unanhängig von alldem noch eine 3. Frage.
Ich habe einen potentiellen DV im Auge, bei dem ich bereits im Studium sehr gute Leistungen erbracht habe und zudem ich ein gutes Verhältnis habe. Allerdings ist mir jetzt - plötzlich :roll: - aufgefallen, dass der gute Mann bereits jenseits der 65 ist. Ich habe keine Ahnung, wie lange er noch an der Uni sein wird und vor allem nicht, ob er dann hinterher pensioniert oder emeritiert sein wird (er ist apl. Prof). Macht es überhaupt Sinn einen "so alten" Prof zu fragen? Immerhin "brauche" ich ihn ja noch min. 3-4 Jahre. :wink:

Mir ist bewußt, dass meine Fragen zum Teil etwas merkwürdig sein, aber für mich ist noch alles ganz neu und ich bin gerade sehr unsicher.

LG BlueFairy
BlueFairy

Re: Interdisziplinäre Promotion Germanistik/Geschichte?

Beitrag von BlueFairy »

Huch, warum kann ich den Beitrag denn nicht editieren? Ich bitte die Fehler zu entschuldigen. :(
mezarif

Re: Interdisziplinäre Promotion Germanistik/Geschichte?

Beitrag von mezarif »

Hallo BlueFairy,
grundsätzlich: Es lassen sich sicher Möglichkeiten finden, die Promotion interdisziplinär zu realisieren. Gerade die Mediävistik ist ja zwangsläufig sehr interdisziplinär und viele Unis begrüssen deshalb auch explizit interdisziplinäre Projekte. (Ich nehme an, dass dies häufig auch damit zusammenhängt, dass es mittlerweile ja Masterstudiengänge gibt in 'Mediävistik', 'Mittelalterstudien', 'Mittelalter- und Renaissancestudien' u.a.m. Viele interessierte Leute kommen also schon mit einem fachübergreifenden Hintergrund.) Das Fach grundsätzlich ist also sicher offen für Interdisziplinarität. Inwiefern ein einzelner Prof dann bereit ist, so zu arbeiten, ist wieder eine andere Frage, und ich kann mir vorstellen, dass in der Praxis gerade diverse ältere Profs dann vielleicht doch gewisse Bedenken haben. Aber ich denke, dass du das bei deinem Prof sicher gut abschätzen kannst.
Da ich selber in ziemlich genau der Situation stecke, über die du Fragen stellst, kann ich dir vielleicht mal kurz meine Situation beschreiben: Ich bin ebenfalls von Haus aus Germanistin und Historikerin,sitze aber so ein bisschen zwischen den Stühlen: Ich bearbeite ein sehr handschriftenlastiges Thema und arbeite stark paläographisch und kodikologisch, aber auch überlieferungsgeschichtlich, sozialhistorisch und literaturhistorisch. Mein Thema ist in der Germanistik angesiedelt und mein DV Germanist (allerdings mit sehr stark interdisziplinär ausgerichteten Interessen und Kompetenzen), doch ich bin mir bewusst, dass mein Thema bei den meisten Germanisten auf wenig Interesse stossen wird, weil es nicht nur 'ungermanistisch' ist, sondern auch Texte ins Zentrum stellt, die niemanden interessieren (um es einmal stark überspitzt zu formulieren). Meine Prüfer für die Diss (hier in UK prüft der DV nicht selber) werden dann auch aus der Germanistik und aus der Geschichte kommen, obwohl ich - formal gesehen - keine interdisziplinäre Promotion mache, sondern eine germanistische.
Das Formale ist sicher von Institut zu Institut unterschiedlich geregelt. Ich habe aber auch Freunde und Freundinnen in D und in der CH, die es genau so machen wie ich: faktisch interdisziplinäre Promotion, die aber formal an EINEM Institut angesiedelt ist; die Gutachter kommen dann jeweils auch aus unterschiedlichen Fächern. Das war nie ein Problem.
Das Wichtigste wird in deinem Fall sein, deinen potenziellen DV ins Boot zu ziehen, deine Pläne offenzulegen und mit ihm auszuhandeln, ob das, was du dir vorstellst, auch für ihn eine Option ist. Dann wirst du auch sehen, ob er dich altersmässig überhaupt noch betreuen kann und will - und vielleicht weiss er ja auch Alternativen: eigene Schüler oder Kollegen.
Zu deiner Frage wegen dem Berufswunsch: Ich weiss ja nicht, in welche Richtung du jetzt genau denkst, aber z.B. im Archiv- und Bibliothekswesen dürfte das m.E. keine grosse Rolle spielen. (Historische) Germanistik ist ja durchaus "fachverwandt".
Viel Erfolg auf jeden Fall mit deinem Vorhaben!
Aguti
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Re: Interdisziplinäre Promotion Germanistik/Geschichte?

Beitrag von Aguti »

Hallo BlueFairy,
meiner Erfahrung nach ist es sehr wichtig, dass es zwischenmenschlich passt mit dem DV / der DM, Erfahrungen aus dem Studium sind daher durchaus hilfreich. Wegen des Alters: Kann schon riskant sein, man weiß es halt nicht. Aber einer guten Freundin ist es passiert, dass ihr emeritierter DV (der war aber schon weit über 65) gestorben ist und sie auch niemanden gefunden hat, der das Thema übernehmen wollte bzw. sie sich mit ihm einig war.
BertaFrieda

Re: Interdisziplinäre Promotion Germanistik/Geschichte?

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo,

ich habe weder Germanistik noch Geschichte studiert.

Aber meine DM hat einmal einen Zweitgutachter vorgeschlagen, der einer völlig anderen (fachfremden) Fakultät angehörig ist, weil dieser sich (in seinem Fach) einmal methodisch ähnlich mit einem ähnlichen Thema auseinandergesetzt hatte. Das wäre keine offiziell interdisziplinäre Promotion geworden, sondern eine unkomplizierte, zusätzliche Betreuung/Begutachtung durch einen Fachfremden. Es klang sehr unkompliziert. Ich kann mir gut vorstellen, dass sowas als "kleine Lösung" auch für Geschichte und Germanistik möglich ist.

Mit dem Alter: Meiner Tante ist damals der DV weggestorben, sie hat keinen anderen gefunden, der sie betreuen wollte und hat die Promotion abgebrochen. Heute ist es in (vielen?) Promotionsordnungen allerdings geregelt, dass wenn der DV/die DM aus irgendwelchen Gründen (Tod, Krankheit, etc.) wegfällt, die Fakultät für einen Ersatz zu sorgen hat. Ich habe das auch schon erlebt. Allerdings kann es eben sein, dass der bestellte Ersatz vom Thema wenig Ahnung hat oder wenig motiviert ist, die Betreuung auch gut zu machen.

Von einem 65järigen ist ja allerdings nicht unbedingt zu erwarten, dass er in den nächsten Jahren plötzlich stirbt. Insofern: Ja, eine Betreuung durch einen so alten DV könnte ich mir vorstellen, wenn es von Seiten der Fakultät eine Versicherung gibt, dass die Betreuung geregelt wird, wenn der DV ausfällt.

Gruß
Frieda.
Zuletzt geändert von BertaFrieda am 20.02.2013, 22:48, insgesamt 1-mal geändert.
BlueFairy

Re: Interdisziplinäre Promotion Germanistik/Geschichte?

Beitrag von BlueFairy »

Hallo again!

Mezarif, du hast genau das bestätigt, was ich auch denke (sowohl was die Interdiszipliarität der Mediävistik angeht als auch die Akzeptanz der Diss im späteren Beruf). :D Dein Beitrag und deine Erfahrungen sind für mich gerade Gold wert, merci! 8)

Aguti und Berta, auch euch danke! Ich habe jetzt weniger Angst, dass der Prof mir "wegstirbt" (oh man, es klingt furchtbar das so zu schreiben) sondern eher, dass er pensioniert wird und nicht emeritiert und er mich dann nicht mehr prüfen darf. Gerade weil das Thema schon sehr speziell auf ihn (und mich! :lol: ) zugeschnitten wäre.

Ihr alle habt mir sehr geholfen!

LG Fairy
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