Jetzt muss ich hier doch auch mal meinen Senf zu beitragen
Ich bin selber sehr interessiert an der Möglichkeit, später in den Bibliotheksdienst zu gehen, was auch einer der Gründe dafür war/ist, dass ich gerade mit der Diss anfange. Ob ich das in 3 Jahren oder wann auch immer noch auf dem Schirm habe, ist eine andere Frage, aber das kann ich mir ja noch einen Augenblick überlegen. Erfahrungen habe ich entsprechend aber leider auch noch null, ich habe mich bisher lediglich grundsätzlich über die Möglichkeiten etc. informiert und fände das ganze durchaus sehr spannend.
Zum Thema: warum muss ein Bibliothekar studiert haben? Da fange ich mal vorne an. Ich war sehr lange auch sehr überrascht, dass ein Studium und für den höheren Dienst dann sogar ein Dr. die Regel dafür ist und hatte auch keine richtige Vorstellung davon, was man da eigentlich so treibt (klar, man kennt den Teil, wenn jemand das Buch über den Scanner zieht und wundert sich, weil man einfach nicht weiß, was da noch alles dranhängt was man überhaupt nicht ahnt). Nur ist der Teil des "Buch über den Scanner ziehen" tatsächlich lange nicht alles, im Gegenteil, da fängt das ganze eigentlich überhaupt erst an. Denn man muss sich überlegen, was eigentlich hinter den Kulissen alles passiert, was man als normaler "Kunde" gar nicht mitbekommt. Jemand muss auswählen, welche Bücher angeschafft werden, das Budget verwalten, mit Verlagen in Kontakt stehen etc. Ist das Buch dann erst mal eingetroffen, muss es mindestens eine Signatur erhalten und katalogisiert werden. Ich sage mindestens. Je nach Art der Bücherei, den örtlichen Gegebenheiten etc. muss entschieden werden, ob das Buch in den Freihandbereich kommt, ausleihbar ist oder nicht etc. pp. Und das alles passiert ja nicht nach Lust und Laune. Es gibt natürlich Kriterien, die angewendet werden können, aber vieles ist meistens nicht klar abzugrenzen. Allein bei der Frage nach Freihandbereich oder Magazin bzw. der Ausleihbarkeit muss jemand entscheiden (zumindest in akademischen Büchereien, das mag in "normalen" öffentlichen Büchereien anders sein), ob das Buch thematisch eines ist, das eher häufig frequentiert werden wird, ob es ein Referenzwerk ist und daher eher Präsenzbestand sein sollte usw. Die Klassifizierung ist ähnlich, denn viele Bücher, gerade heute wo Interdisziplinarität ja sehr gefragt ist, behandeln Aspekte verschiedener Fachbereiche, wo wiederrum abgewägt werden muss, welcher Aspekt des Buches "schwerer" wiegt und wo es ein Leser ggf. eher vermuten würde. Auch das katalogisieren ist beleibe nicht zu verachten und wohl lange nicht mit dem Schreiben einer normalen Bibliographie zu vergleichen. Es gibt ganz spezielle Codierungen, Vorgaben und Regelwerke dafür. Hinzu kommt (auch das natürlich wieder abhängig von der Bücherei etc.), dass häufig noch thematisch Schlagworte zugeteilt werden (müssen), die es Lesern eben ermöglichen, ein Buch bei der Suche nach "Shakespeare" zu finden, was evtl. einen ganz anderen Titel hat, aber ja dennoch zugeordnet werden muss. Und gerade in akademischen Büchereien, wo viele verschiedene Fachbereiche vorhanden sind, ist es daher schon extrem von Vorteil, wenn man a) die Bedürfnisse der Leser aus erster Hand kennt und b) über einen entsprechenden Hintergrund verfügt, um sich relativ schnell Wissen auch in einem für einen selbst fachfremden Bereich soweit anzueigenen um beurteilen zu können, ob bspw. ein Buch über Diplomatik vielleicht Präsenzbestand sein sollte. Natürlich kann keiner direkt alles Wissen, aber ich behaupte jetzt mal, dass ein Studium ja auch einfach dazu befähigen sollte, im Zweifelsfall zu wissen, WIE man an bestimmte Informationen möglichst schnell kommt und wie man mit ihnen umgeht, und das sehe ich dabei schon als großen Vorteil. Was natürlich kein Exklusivkriterium sein soll, sicher können auch Leute, die nicht studiert haben, dies leisten und andersrum gibt es wohl Studierte, die es nicht können, aber das Studium an sich sollte die Wahrscheinlichkeit, dass man dies kann, wohl erhöhen. Ich könnte noch tausend weitere Beispiele nennen, ufere aber wohl jetzt schon total aus
Zusätzlich soll gerade der Bibliothekar in akademischen Büchereien eben auch in der Lage sein, Studenten und auch durchaus Dozenten und Profs zu beraten und ihnen bspw. bei Recherchen behilflich sein oder bei Zitationsproblemen etc. Dabei wird eben auch angenommen, dass dazu besser in der Lage ist, wer selbst schon einmal akademisch gearbeitet hat und dadurch das Handwekszeug und die Bedürfnisse an einer Uni eben aus erster Hand kennt.
Ich hoffe, ich konnte die Tätigkeiten etwas erhellen und habe nicht zur allgemeinen Verwirrung beigetragen
PS: Wer Tippfehler findet, darf sie behalten