Mit 30 Jahren zu alt für die Forschung?

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GeorgHuber

Mit 30 Jahren zu alt für die Forschung?

Beitrag von GeorgHuber »

Hallo,

ich bin nun fast 30 Jahre alt, und habe nach meinem Wirtschaftsinformatikstudium bis jetzt als IT Berater gearbeitet. Eigentlich war es immer mein Plan zu promovieren und in einer universitären oder außeruniversitären Einrichtung als Forscher zu arbeiten.
Schaut man sich die Lebensläufe von Researchern an, so gehen eigentlich alle direkt nach dem Studium in die Forschung, wo sie meist auch promovieren.
Nun stell ich mir die Frage, ob ich bei der Bewerbung an Forschungseinrichtungen überhaupt eine Chance habe, wo ich nun einige Jahre später dran bin, noch keine echte wissenschaftliche Publikationserfahrung habe, oder ob es auch Vorteile haben kann?

Ich würde mich sehr über eure Einschätzung freuen!

Vielen Dank!
mastermind

Re: Zu alt für die Forschung?

Beitrag von mastermind »

Mein Eindruck ist der, dass es in den großen Instituten nur so von Leuten mit perfekt durchgeplantem Lebenslauf wimmelt. Also Leute, die schon zu Beginn ihrer Diss oder Tätigkeit als wiss. Mitarbeiter voll auf die Karte Universitäts-Laufbahn gesetzt haben. Die Publikationslisten sind dann auch dementsprechend lang. In solchen Instituten dürfte es also schwierig werden. Wenn du aber bereit bist auch an ein kleines Institut evtl. sogar noch in der Provinz zu gehen, dann solltest du wenig Probleme haben. So alt bist du ja nicht.
Kop

Re: Zu alt für die Forschung?

Beitrag von Kop »

Hallo,
mal ein wenig "off-topic" aus eigenen Interesse:
Wie ist sonst Dein Background? Studium an der Uni, danach direkt an die Arbeit, jetzt promovieren? Hast Du zwischenzeitlich irgendetwas unternommen, um Dich für die Diss bzw. die Bewerbung "zusätzlich" zu qualifizieren?

Danke für Deine Antwort.

Gruß-
Kop ***
GeorgHuber

Re: Zu alt für die Forschung?

Beitrag von GeorgHuber »

Hallo,
Also ja, habe an der TU Informatik studiert, danach in die Arbeit. Währenddessen habe ich ein Zweitstudium (Soziologie) an einer Uni vor kurzem abgeschlossen. Ich weiß nicht wie sehr mir das bei einer Bewerbung hilft.
Mich würde eben generell das Alter interessieren, ob es üblich ist, erst etwas später in einen Forschungsbetrieb einzusteigen, kann wie gesagt auch eine außeruniversitäre Einrichtung sein.

Danke und Gruß
starik

Re: Zu alt für die Forschung?

Beitrag von starik »

Bin WiMA an einer kleineren Uni. Am Nachbarlehrstuhl (zu Dir verwandter Fachbereich) arbeiten auch Leute mit Berufserfahrung, die auch erst mit >30 ihre interne Stelle angetreten habe.
Wenn man bereit ist in D überall hinzugehen, sollte das kein Ding sein.
GeorgHuber

Re: Mit 30 Jahren zu alt für die Forschung?

Beitrag von GeorgHuber »

Okay, danke für die Info, das beruhigt mich.
Manyra

Re: Mit 30 Jahren zu alt für die Forschung?

Beitrag von Manyra »

Den ältesten Doktoranden, den ich mal kennengelernt hatte war so um die 50 und damit gute 20 Jahre älter, als sein Arbeitsgruppenleiter.
Fachlich war er den anderen überlegen, da er schon viel Berufserfahrung in der Industrie gesammelt hatte. Er hatte sich damas für die Industrie entschieden, weil das erste Kind unterwegs war. Fachgebiet: Biologie
Hintenrum gab es von den anderen leider einige böse Kommentare, aber er stand da zum Glück drüber.

Ich würde das Alter nicht als kritische Komponente sehen.
Kommt auch darauf an, wie deine weitere Karriereplanung aussieht. Manche Stipendien oder Förderprogramme haben eine Altersbegrenzung, da könnte es dann vielleicht eng werden, wenn die Promotion erst mit 35 gestartet wird.
Jules

Re: Mit 30 Jahren zu alt für die Forschung?

Beitrag von Jules »

Ich finde, wenn Du das machen willst, dann verwirkliche das auch. Es gibt Leute, die sind in Deinem Alter noch am studieren :lol:
Natürlich gibt es viele, die direkt nach dem Studium die Diss beginnen, aber ich kenne auch genug, die erst mal schauen wollten, was das Arbeitsleben für sie bereit hält und die erst später die Diss begonnen haben.
DoneXY

Re: Mit 30 Jahren zu alt für die Forschung?

Beitrag von DoneXY »

Die Antwort auf Deine Frage hängt sehr stark mit den Erwartungen zusammen, die Du mit der Forschung verbindest.

Eine Universitätskarriere wird sehr schwierig. Hier ist der Weg ja eigentlich als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu promovieren und als wissenschaftlicher Assistent zu habilitieren, um schließlich eine Professur anzustreben. Da wird üblicherweise auch sehr aufs Alter gesehen.

Reine Forschungsstellen, die aus diesem Karrieremuster rausfallen, gibt es an Universitäten meines Wissens kaum. Allerdings bist Du noch keine 30, Dein Alter dürfte daher keine unüberwindliche Hürde sein. Allerdings kenne ich mich nicht mit Wirtschaftsinformatik aus.

Sehe Dein Problem also nicht. Allerdings geht an einer Uni viel Zeit für Verpflichtungen drauf, die nichts mit Forschung zu tun haben. Die Situation an nicht universitären Einrichtungen ist mir unbekannt.
basilfawlty

Re: Mit 30 Jahren zu alt für die Forschung?

Beitrag von basilfawlty »

Ich finde das relativ entspannt, ich habe auch (nach 5 Jahren in der Industrie) mit 29 angefangen (um vor 30 anzufangen). Was ich denke wichtig ist, dass du die Diss relativ schnell durchziehst, was mit den Arbeitstechniken eines Beraters spielend gehen sollte (damit meine ich nicht seichtes Forschen, sondern Zeiteinteilung, Schreibfähigkeiten, Effizienz in "Administrativen Tätigkeiten"...).

Ich würde das alles offen lassen, sondern einfach die Diss anfangen zu einem guten Thema, und erst auf der Hälfte entscheiden, wie sehr dir das Forschen Spass macht. Wenn nach einem Jahr die Antwort ja heisst, dann parallel Diss schreiben und wirklich zügig mit Publikationen loslegen.

Kritisch ist aus meiner Sicht nur die Promotion etc. bei Bummelstudenten (d.h. Diplom mit 28, Promotion mit 32), bei einem Lebenslauf Diplom 25, Arbeit bis 30, Promotion mit 32-33 sehe ich das alles entspannt. Es gibt sehr viele McKinseys und Bains, die erstmal arbeiten, dann promovieren, und dann sehr zügig Prof werden.
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