Umgang mit "nutzlosen" Interview(s)

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Mana

Umgang mit "nutzlosen" Interview(s)

Beitrag von Mana »

Liebe Freunde der Forschung,

ich überlege mir seit geraumer Zeit, wie man eigentlich mit Interviews umgeht, die absolut gar nichts hergeben. "Gar nichts" meint hier, dass sich die interviewte Person in Stillschweigen übt oder etwas sagt, was fernab des Erkenntnisinteresses liegt.

Gilt auch in solchen Fällen der Grundsatz qualitativen Forschung, "Alles sei ein Ergebnis"? Darf man einfach ein solches Interview aus dem Korpus nehmen? Ist diese Selektion überhaupt legitim oder grenzt ein solches Vorgehen gar an Manipulation? Muss es im Methodenteil begründet werden? Wenn ja, wie?

Vielleicht habt ihr ja selber schon einmal solche Ãœberlegungen angestellt oder wisst, wie das gemeinhin gehandhabt wird.

Ich freue mich auf Antworten.
Mana
Wissbegierige

Re: Umgang mit "nutzlosen" Interview(s)

Beitrag von Wissbegierige »

Kurz zu meinem Hintergrund: ich arbeite auch mit qualitativen Interviews und habe bisher ca. 50 geführt. (nicht alle für die Diss :) )
Ich finde, dass es sehr wichtig ist zu thematisieren, wenn sich jemand zu deinen Thema absolut nicht äußern will oder nur ausweichend 'drumrum redet'. Das kann ja mehrere Gründe haben: a) Person will nicht darüber reden, b) Person kannn nicht darüber reden, weil sie damit keine Erfahrungen hat c) Person darf nicht darüber reden usw.
Wenn in meinen Interviews jemand unter b) fällt, finde ich es unproblematisch, dieses Interview in der Auswertung kaum zu berücksichtigen. Solche Personen zeigen aber, dass dein Thema nicht für alle Befragten relevant ist!
Wenn Interviews eher zu a) oder c) gehören, zeigt das ja eine gewisse Haltung der Personen zu dem Thema. Du kannst ja sicherlich sagen, ob jemand das Thema im Interview unangenehm war und er vermutlich deshalb nichts gesagt hat oder ob er das nur langweilig fand. Da ist es eben sehr wichtig, auch den Kontext der Interviews zu berücksichtigen.
Wenn meine Befragten abschweiften und mir etwas über ihren letzten Urlaub o.ä. erzählt haben, dann werte ich das natürlcih nicht aus, sondern fasse das unter "Gesprächsatmosphäre erzeugen".
Du wertest ja sicherlich nicht jeden Satz aller Interviews aus, also nimmst du immer eine Selektion des Materials vor. Sofern die theoriegeleitet und begründet ist, ist auch nichts dagegen einzuwenden.
Ich werde im Methodenteil nicht begründen, warum ich dieses Interview intensiver ausgewertet habe und jenes nicht. (Da kommt es aber auch auf die Menge und Art deiner Interviews an. Wenn du nur 5 biografische Interviews führst oder Einzelfälle behandelst, ist es natürlich was anderes.) Ich habe sowas bisher auch noch nicht in einer geisteswiss. Diss gesehen.
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