Forschung vs. praktische Umsetzbarkeit (externe Promotion)

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Skylight

Forschung vs. praktische Umsetzbarkeit (externe Promotion)

Beitrag von Skylight »

Hallo,

Ich möchte gerne im Bereich BWL/Gesundheitsmanagement Kooperation mit einem Unternehmen promovieren, um 1. eine tatsächlich relevante Fragestellung zu bearbeiten und 2. einen besseren Datenzugang zu haben.

Die Themenvorschläge des Unternehmens waren sehr praktisch ausgerichtet und der wissenschaftlichen Diskussion eigentlich 5-10 Jahre hinterher. Nach meiner ersten Literaturrecherche macht aber ggf. die Kombination aus zwei Themen Sinn und ist wissenschaftlich noch nicht soo sehr abgegrast.

Als Reaktion auf ein erstes kurzes Expose hat das Unternehmen aber nochmals betont, dass sie weniger Wert auf den wissenschaftlichen Fortschritt als auf die praktische Umsetzbarkeit legen.

Mir ist klar, dass ich als Gegenleistung für Daten & Betreuung praktisch relevante Empfehlungen abgeben muss, aber wie sehr kann ich meine Forschung dafür aufgeben / daran ausrichten?

Wie soll ich mit der Frage umgehen, welche Daten dann mit der Diss veröffentlicht werden? Gibt es da typischerweise Probleme, denen ich vorbeugen kann?

Freue mich auf Eure Erfahrungen!
Frodo

Re: Forschung vs. praktische Umsetzbarkeit (externe Promotio

Beitrag von Frodo »

Hallo Skylight
Skylight hat geschrieben:Als Reaktion auf ein erstes kurzes Expose hat das Unternehmen aber nochmals betont, dass sie weniger Wert auf den wissenschaftlichen Fortschritt als auf die praktische Umsetzbarkeit legen.
...ein heikles Thema! Klar ist die Sicht des Unternehmens irgendwo verständlich, auch Sie wollen einen Nutzen aus deiner Arbeit ziehen können, wenn sie schon in dich investieren. Andererseits solltest du dir bewusst sein, dass es dir in erster Linie um die Dissertation, sprich eine eigenständige, wissenschaftliche Forschungsarbeit geht, und erst in zweiter Linie darum, wie unmittelbar sich die Arbeit in der Praxis umsetzen lässt. Grundsätzlich schliesst das Eine das Andere ja nicht aus, aber - und das ist meine persönliche Meinung - du solltest dich diesbezüglich vom Unternehmen keinesfalls zu sehr unter Druck setzen lassen.

Es wäre wohl auch ratsam, deinen Betreuer / in an der Uni in diese Diskussion mit einzubeziehen, da er oder sie im Unterschied zu uns ja dein Themengebiet kennt und somit die ganze Situation besser einschätzen kann.
Skylight hat geschrieben:Wie soll ich mit der Frage umgehen, welche Daten dann mit der Diss veröffentlicht werden? Gibt es da typischerweise Probleme, denen ich vorbeugen kann?
...nochmals ein heikles Thema. :D Ich würde dir empfehlen, möglichst früh mit den Leuten vom Unternehmen abzuklären, welche Daten du veröffentlichen darfst und wie du sie allenfalls skalieren könntest, so dass sie keine unmittelbaren Rückschlüsse mehr auf das Unternehmen ermöglichen. Blöd wäre einfach, wenn deine Diss dann fertig geschrieben ist, und das Unternehmen wegen den abgedruckten Daten sein Veto einlegt. :wink:

Liebe Grüsse,
Frodo
barbara
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Re: Forschung vs. praktische Umsetzbarkeit (externe Promotio

Beitrag von barbara »

hallo skylight,

ich promoviere extern.

bei mir ist das so geregelt, dass ich die praxisrelevanten Teile im Rahmen meiner Arbeit mache, die, die "5-10 Jahre voraus" am Puls der Wissenschaft liegen, sind mein Privatproblem (Wochenende, Urlaub). So die Abmachung.

Allerdings ist auch die ganze Literaturrecherche mein Privatvergnügen (das war nicht abgemacht, hat sich aber wegen Vollzeit-Stressjob eben so ergeben). Dabei stelle ich fest, dass viele Unstimmigkeiten in unseren normalen firmeninternen Versuchen (aus Prototypenbau, Testergebnissen etc..) bisher nicht erklärt werden konnten, jetzt alleine durch die Recherche schon ganz gut gelöst werden können!

Die eindeutige Abmachung bei mir finde ich gut. Ich habe eine sehr gute technische Ausstattung und ein gutes Arbeitsumfeld für die praxisnahen Experimente, habe einen Bacheloranden der mir beim Versuchsaufbau eine (sehr!) große Hilfe ist und die Firma profitiert zunehmend davon, dass ich immer mehr wirklich den Überblick über das gesamte Fachgebiet habe: Ich weiß, wer wie an was forscht und kann auch die tätigkeiten der Wettbewerber einschätzen.

Ich weiss auch, dass ich alles, was ich nicht mehr verständlich erklären kann, und dessen Nutzen ich nicht darstellen kann, gerne in meiner Freizeit bearbeiten darf - und vermutlich zum Zusammenfassen dann irgendwie eine "Auszeit" - zumindest von Projektleitung etc.... nehmen muss.

Mein Chef hat nie studiert, ich habe ihm ein halbes Jahr lang erklärt (vor Vereinbarung), welcher Aufwand das ist und dass er das "200 Seiten schreiben" völlig unterschätzt.

Mein Tipp: Klare Vereinbarung treffen. Dabei klipp und klar formulieren, dass das wissenschaftliche Niveau der Arbeit von den Anforderungen am Lehrstuhl und nicht von den Wünschen der Firma vorgegeben wird - und dass die Art der Ergebnisse nie vorher feststeht. Umgekehrt musst Du eben auch nicht-so-ganz-wissenschaftliche Aspekte fleissig mitbearbeiten und kommunizieren, und auch da gilt: Vorher festlegen, was in welchem Umfang rauskommen soll (hier sollten sich konkrete Ziele leichter festlegen lassen).

Die Zwickmühle hat den großen Charme, dass Du nicht abhebst, dass Dein Thema "wichtig" ist, aber die Gefahr, dass Du zerrieben wirst. Mache deutlich, dass die Firma allein durch Deine intensive Beschäftigung mit der Thematik einen Spezialisten erhält.

Wer wird Dich bezahlen? Nicht ganz unwichtig!
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
Skylight

Re: Forschung vs. praktische Umsetzbarkeit (externe Promotio

Beitrag von Skylight »

Hallo Barbara, hallo Frodo,

Danke für Eure Hinweise!

Ich sehe schon, das wird nicht einfach werden, aber was ist schon einfach?

Viele Grüße und Euch auch viel Erfolg!

Skylight
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