Auf schlechten Betreuer verzichten oder weiter durchziehen?
Verfasst: 03.09.2011, 11:48
Liebe Forumsteilnehmer,
wie am Titel zu erkennen, habe ich ein Problem mit meinem Dritt-Betreuer. Ganz ungewöhnlich also Ich möchte das hier (leicht verfremdet und anonymisiert) wiedergeben. Hoffentlich kann mir jemand einen Rat geben.
Rahmenbedingungen: Ich habe eine Doktormutter (die ich relativ selten sehe) und einen Zweitgutachter (den ich bisher nur 2 mal gesehen habe). Meine Promotion ist in einem naturwissenschaftlichen Fach mit praktischer Arbeit, da ist intensive Betreuung üblich. Ich bin jetzt im 2. Jahr. Anfangs hatte ich auch noch eine direkte "Drittbetreuerin" (Post-Doc), die jedoch im Laufe eines Jahres in den Schwangerschaftsurlaub gewechselt ist. Schon bei ihr hatte ich so meine Zweifel, ob sie mir wirklich helfen kann. Es sieht nicht so aus, als ob sie im Laufe meiner Dissertation wieder zurückkehren würde.
Nach ihrem Weggang arbeitete ich erst einmal eine Weile "alleine". Ich hatte innerhalb des ersten Jahres gelernt, eigenständig zu planen und arbeiten, daher weinte ich der glücklichen Mutter keine Träne nach und fand mich mit der Situation ab, ohne Drittbetreuer weiter zu machen. Angestoßen durch meine Doktormutter übernahm dann jedoch kurze Zeit später der zweite verbliebene Post-Doc, der nun sozusagen zum Leiter des Teams aufgestiegen war, meine Betreuung. Ich freute mich erst darüber, doch dann fingen die Probleme an...
Ich hatte diesen Post-Doc anfangs als freundlichen, zurückhaltenden Menschen kennen gelernt. Er kam zu unserem Team kurze Zeit nachdem ich meine Promotion gestartet hatte. Von der Leitung des Teams ist er jedoch völlig überfordert und kommt mit seinen eigenen Aufgaben kaum zurecht. Es traten Meinungsverschiedenheiten auf, im Zuge derer ich tatsächlich angebrüllt wurde, was ich in meiner ganzen Karriere bisher noch nie erlebt habe! Ich erlebe diesen Post-Doc mittlerweile als sehr selbstgerecht und fordernd (nicht nur mir gegenüber). Dabei ist jedoch seine eigene Leistung keineswegs ein gutes Beispiel. Kurz gefasst: Ich habe mittlerweile eine ausgewachsene Antipathie gegen diesen Menschen entwickelt und oft geht mein Stresspegel schon in die Höhe, wenn er nur den Raum betritt. Dennoch habe ich immer bereitwillig geholfen, wenn Hilfe erbeten wurde - anfangs mit der Idee, dadurch Dankbarkeit zu erzeugen und zu zeigen, dass ich im Grunde ein gutherziger, hilfsbereiter Mensch bin. Die Dankbarkeit hält jedoch nie lange an, eher noch wird meine Hilfe als selbstverständlich angesehen und ich muss mich bei jeder kleinsten, auch nur vermuteten Verfehlung extrem unfreundlich behandeln lassen. (ich bin übrigens über ein Stipendium finanziert, habe also nicht die Verpflichtung, ihm Arbeit abzunehmen).
In letzter Zeit ist es so schlimm geworden, dass ich mittlerweile überlege, ihm klipp und klar zu sagen, dass ich in Zukunft auf seine Betreuung verzichte. Besonders viel hat es mir bisher sowieso nicht gebracht, da er nach mir hier angefangen hat und auch auf ganz andere Dinge Wert legt als meine Doktormutter. Allerdings wäre dies natürlich ein Schritt weg von "unterordnen, versuchen, das Beste daraus zu machen, ab und zu ein unvermeidbares Streitgespräch" hin zu offener Feindschaft. Andererseits könnte er mich dann nicht mehr damit erpressen, dass er als mein Betreuer ja so viel für mich macht ich müsste ihn nicht mehr bei jedem Zwischenbericht in die Danksagung aufnehmen. Zudem frage ich mich auch, ob es gut ist, sich als Doktorand immer alles gefallen zu lassen, oder ob man damit solchen Menschen nicht noch unbewusst vermittelt, dass sie alles mit einem machen können.
Also, wehren oder nicht? Und wenn ja, wie?
wie am Titel zu erkennen, habe ich ein Problem mit meinem Dritt-Betreuer. Ganz ungewöhnlich also Ich möchte das hier (leicht verfremdet und anonymisiert) wiedergeben. Hoffentlich kann mir jemand einen Rat geben.
Rahmenbedingungen: Ich habe eine Doktormutter (die ich relativ selten sehe) und einen Zweitgutachter (den ich bisher nur 2 mal gesehen habe). Meine Promotion ist in einem naturwissenschaftlichen Fach mit praktischer Arbeit, da ist intensive Betreuung üblich. Ich bin jetzt im 2. Jahr. Anfangs hatte ich auch noch eine direkte "Drittbetreuerin" (Post-Doc), die jedoch im Laufe eines Jahres in den Schwangerschaftsurlaub gewechselt ist. Schon bei ihr hatte ich so meine Zweifel, ob sie mir wirklich helfen kann. Es sieht nicht so aus, als ob sie im Laufe meiner Dissertation wieder zurückkehren würde.
Nach ihrem Weggang arbeitete ich erst einmal eine Weile "alleine". Ich hatte innerhalb des ersten Jahres gelernt, eigenständig zu planen und arbeiten, daher weinte ich der glücklichen Mutter keine Träne nach und fand mich mit der Situation ab, ohne Drittbetreuer weiter zu machen. Angestoßen durch meine Doktormutter übernahm dann jedoch kurze Zeit später der zweite verbliebene Post-Doc, der nun sozusagen zum Leiter des Teams aufgestiegen war, meine Betreuung. Ich freute mich erst darüber, doch dann fingen die Probleme an...
Ich hatte diesen Post-Doc anfangs als freundlichen, zurückhaltenden Menschen kennen gelernt. Er kam zu unserem Team kurze Zeit nachdem ich meine Promotion gestartet hatte. Von der Leitung des Teams ist er jedoch völlig überfordert und kommt mit seinen eigenen Aufgaben kaum zurecht. Es traten Meinungsverschiedenheiten auf, im Zuge derer ich tatsächlich angebrüllt wurde, was ich in meiner ganzen Karriere bisher noch nie erlebt habe! Ich erlebe diesen Post-Doc mittlerweile als sehr selbstgerecht und fordernd (nicht nur mir gegenüber). Dabei ist jedoch seine eigene Leistung keineswegs ein gutes Beispiel. Kurz gefasst: Ich habe mittlerweile eine ausgewachsene Antipathie gegen diesen Menschen entwickelt und oft geht mein Stresspegel schon in die Höhe, wenn er nur den Raum betritt. Dennoch habe ich immer bereitwillig geholfen, wenn Hilfe erbeten wurde - anfangs mit der Idee, dadurch Dankbarkeit zu erzeugen und zu zeigen, dass ich im Grunde ein gutherziger, hilfsbereiter Mensch bin. Die Dankbarkeit hält jedoch nie lange an, eher noch wird meine Hilfe als selbstverständlich angesehen und ich muss mich bei jeder kleinsten, auch nur vermuteten Verfehlung extrem unfreundlich behandeln lassen. (ich bin übrigens über ein Stipendium finanziert, habe also nicht die Verpflichtung, ihm Arbeit abzunehmen).
In letzter Zeit ist es so schlimm geworden, dass ich mittlerweile überlege, ihm klipp und klar zu sagen, dass ich in Zukunft auf seine Betreuung verzichte. Besonders viel hat es mir bisher sowieso nicht gebracht, da er nach mir hier angefangen hat und auch auf ganz andere Dinge Wert legt als meine Doktormutter. Allerdings wäre dies natürlich ein Schritt weg von "unterordnen, versuchen, das Beste daraus zu machen, ab und zu ein unvermeidbares Streitgespräch" hin zu offener Feindschaft. Andererseits könnte er mich dann nicht mehr damit erpressen, dass er als mein Betreuer ja so viel für mich macht ich müsste ihn nicht mehr bei jedem Zwischenbericht in die Danksagung aufnehmen. Zudem frage ich mich auch, ob es gut ist, sich als Doktorand immer alles gefallen zu lassen, oder ob man damit solchen Menschen nicht noch unbewusst vermittelt, dass sie alles mit einem machen können.
Also, wehren oder nicht? Und wenn ja, wie?