Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Dissertation

Jahresarchiv (soweit nicht einem redaktionellen Bereich zugeordnet)
Frodo

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von Frodo »

Ich habe eine Weile mitgelesen und melde mich nun doch mal zu Wort.

Wenn ich es richtig verstanden habe, so hast du

1) einen Entwurf für ein Gutachten deiner eigenen Diss geschrieben und es dann deinem Zweitgutachter ausgehändigt. Dieses würde (deiner Meinung nach) zu einem "summa" führen.

Nun hat dein Zweitgutachter

2) deinen Entwurf inhaltlich mehr oder weniger übernommen, folglich sollte die darunter stehende Note auch in etwa eine "summa" ergeben, jedoch hat der Zweitgutachter lediglich ein "rite" hingesetzt.

Stimmt dies soweit? Wie auch immer, deinen Ärger kann ich teilweise verstehen, doch darauf will ich gar nicht hinaus. Viel mehr wundere ich mich darüber, was deine DM denn zu dieser Bewertungsdifferenz meint. Und mit Bewertungsdifferenz meine ich NICHT die Differenz zwischen deinem Empfinden und der Bewertung deines Zweitgutachters, sondern der Differenz zwischen deiner DM (summa) und dem Zweitgutachter (rite). Bei uns an der Uni geht, soweit ich weiss, eine Differenz von mehr als einer Note nicht einfach so durch.

Grüsse, Frodo
Laplace

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von Laplace »

Das klingt alles sehr verworren. Aus dem, was du schreibst, habe ich das Gefühl, dass da einiges durcheinander gegangen ist. Ich verstehe auch nicht alles, was da passiert sein soll. Ich versuche trotzdem mal mein Bauchgefühl dazu aufzuschreiben.

Wieso glaubst du, der zweite Gutachter will nicht, dass die Daten weiter verwendet werden sollen?

Jetzt ist die Frage: Wenn er ein rite drunter geschrieben hat, musst du dir zumindest erstmal keine Gedanken mehr machen über das bestehen oder nicht bestehen. Wenn du dich aber gegen das rite zur Wehr setzen willst, musst du (wenigstens als erstes bei deiner DM) die Karten auf den Tisch legen und erzählen, wie es zu dem Gutachten gekommen ist.

Zumindest scheint hier im Forum einhellig die Meinung vertreten zu werden, dass selbst geschriebene Dissertations-Gutachten unüblich sind. Vielleicht sind wir aber auch alle blauäugig und haben nur noch nie von solch einem Fall gehört. Wie nun so ein Fall anständig geregelt werden kann, weiß ich gar nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es viel Ärger geben kann, in welcher Form auch immer. Aber immer, wenn es Ärger gibt, ist es gut, noch alte emails zu haben. Nachher behauptet der Zweitgutachter noch, dass Gutachten ganz alleine geschrieben zu haben.

Ich würde mich an deiner Stelle aber schleunigst an eine passende Stelle an deiner Uni (erste Anlaufstelle: DM) wenden, damit nicht über deinen Kopf hinweg entschieden wrid. Denn schon so ein krasser Bewertungsunterschied wird (vermute ich einfach mal) irgendetwas im Prüfungsausschuss auslösen (guck mal in deine Promotionsordnung!). Bei uns kann dadurch zb ein weiteres Gutachten erforderlich werden.

Hast du noch Einspruchmöglichkeiten gegen die Gutachten?
MastaofDissasta

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von MastaofDissasta »

MelanieT hat geschrieben:Ich finde es schäbig, wenn als Gutachter eine Arbeit nicht nach der wirklichen Leistung zu beurteilen.
Bist du dir denn 100% sicher, dass die Arbeit wirklich so überragend ist, dass sie nicht anders als mit s.c.l. bewerten werden kann? Das summa wird zwar leider inflationär rausgehauen, aber eigentlich sollte es nur vergeben werden, wenn man damit rechnen kann, dass in den nächsten Tagen der Anruf aus Stockholm kommt. An vielen Universitäten müssen s.c.l. gesondert gerechtfertigt werden, das kam jetzt durch die Causa Guttenberg auch wieder auf.

Das Gutachten selbst ist von seinem Text her summa.

'türlich - wenn ich mein Gutachten schreiben würde, dann wäre das sicher auch ein summa. :mrgreen:
Nur muss das ja nicht stimmen. Du sagst doch selbst, dass der Gutachter noch Korrekturen vorgenommen hat, da kann er auch Abschwächungen von Superlativen reingeschrieben haben, so dass eben auch der Gutachtentext nicht mehr summa ist.
Warum sollte man nun einen anderen Gutachter einschalten. M.E. gehört ein solcher Zweitgutachte wegen Befangenheit von
der Bewertung ausgeschlossen. Hier wird ganz klar manipuiert im Sinne von Revierhalten. Eine solche Notendifferenz ist nicht mehr zu erklären mit Bewertungsspielraum.
Stimmt - aber es kann auch sein, dass beide Gutachter in die Extreme abgerutscht sind. Und natürlich möchte man da lieber dem positiven Extrem glauben, ein mögliches summa würden die meisten mit Zähnen und Klauen verteidigen. Deine DM hat dich vielleicht ein bißchen zu euphorisch bewertet, der Zweitgutachter wahrscheinlich ein bißchen zu kritisch - irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit. Der Drittgutachter kann da das Zünglein an der Waage sein (bizarre Redewendung, eigentlich, wenn man mal so darüber nachdenkt ...) und eine Einschätzung darüber geben, ob die Arbeit überdurchschnittlich (magna) oder gut, aber nicht herausragend (cum laude) ist. Die Vermutung, dass sich der (promovierte, habilitierte, ggf. lehrstuhlinhabende) Zweitgutachter von deinen Forschungsleistungen bedroht fühlt und deine Arbeit deswegen so durchschaubar abqualifiziert, scheint mir - pardon - ein bißchen weit hergeholt.

Konkurriert ihr tatsächlich um ein und denselben Wissenschaftspreis oder hoffst du auf eine renommierte Auszeichnung als Nachwuchs? Hast du deine Ergebnisse schon publiziert und damit schon die Rückmeldung bekommen, dass du da etwas ganz Großem auf der Spur bist?
MelanieT

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von MelanieT »

Ich habe selbst eine Diss vorliegen von einem Kandidaten des Zweitgutachters, der eine summa bekommen hat und mich noch an vielen Stellen maßgeblich zitiert
MastaofDissasta

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von MastaofDissasta »

Also hast du schon große Teile veröffentlicht? Wenn ein Drittgutachter jetzt eher der Einschätzung deiner DM zuneigt und du mit einem magna insgesamt rausgehst, dann sollte dem Wissenschaftspreis doch nichts entgegenstehen.
MelanieT

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von MelanieT »

Ich brauche keine magna, ich will keinen Titel mit magna und ich lasse mir nicht von so einem "Betrüger" mein Lebenswerk zerstören. Weshalb sollte ich mir von so jemanden eine echte Leistung mit summa kaputt machen lassen, warum? Weshalb sollte man einem Gutachter glauben, der Gutachten-Entwürfe von Doktoranden einfordert? Alleine das sollte schon ausreichen, so einen Gutachter auszuschließen. Es liegt hier Befangenheit vor. Andere Leute werden dann mit einer mittelprächtigen Arbeit mit magna durchgewunken, ja was soll denn das?
MastaofDissasta

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von MastaofDissasta »

MelanieT hat geschrieben:Weshalb sollte man einem Gutachter glauben, der Gutachten-Entwürfe von Doktoranden einfordert? Alleine das sollte schon ausreichen, so einen Gutachter auszuschließen. Es liegt hier Befangenheit vor.
Nun ja: Du hast es getan. Wenn es dir wirklich darum ginge, diese Praxis zu kritisieren, dann hättest du das bei ihm, bei deiner DM, im Promotionsausschuss zu dem Zeitpunkt zur Sprache gebracht, als er es von dir gefordert hat. Stattdessen bringt dich die Sache anscheinend erst jetzt nach der ,deiner Meinung nach, ungerechtfertigten Bewertung auf 180.

Wenn deine Arbeit (Lebenswerk finde ich schon ein bißchen krass, wenn du in der Forschung bleibst, dann kommt nach der Diss noch einiges an Leistung, die notwendig ist ...) tatsächlich so sehr gut ist, dann lass doch den Drittgutachter ran. Wenn der auch zu einem summa kommt, dann kannst du vielleicht versuchen das rite wegen Befangenheit anzufechten und hast dann ein sehr gutes Argument.
bbb

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von bbb »

@MelanieT:

was ich noch nicht so ganz verstehe (und die Anderen, glaube ich, auch nicht):

HAST Du tatsächlich dem Gutachter einen Textentwurf für das Gutachten für Deine Doktorarbeit geschickt?
Und den hat er tatsächlich so übernommen?

Falls ja:
Ohne die Rechtslage zu kennen habe ich das Gefühl, dass das von Seiten des Gutachter nicht in Ordnung ist.
Ich frage mich aber auch, ob es in Ordnung war, dass Du da überhaupt mitgemacht hast - man könnte ja annehmen, dass Du versucht hast, dadurch einen Vorteil für Dich zu erreichen.

Inwiefern Du Deine Note verdienst kann hier niemand beurteilen (ohne Kenntnis Deiner Arbeit und Deines Fachs).

Auf alle Fälle scheinst Du gerade ziemlich aufgewühlt und aufgebracht zu sein, was durchaus verständlich ist, aber einer Klärung der Sache nicht unbedingt zuträglich sein dürfte.

Viel Erfolg und viele Grüße

BBB
MelanieT

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von MelanieT »

Trotdem gilt, dass leistungsgemäß bewertet werden muss. Ich kann also dann als Gutachter draufschreiben was ich will und damit kann ich jedem die Note zerstören. Zudem wenn ich einen Gutachtentext abgebe der eindeutig summa ist, dann kann ich nicht als Endnote ein rite festsetzen, dass geht nicht. In Deutschland wird eben Leistung gedrückt, echte Leistung wertet man ab. Anderen hängt man summa um den Hals, gewissen Ministern.
MelanieT

Re: Doktorandin soll Gutachten erstellen für eigene Disserta

Beitrag von MelanieT »

Es ist so, dass dieser Gutachter wohl alle seine Gutachten für die Dissen so erstellt, dass er nachdem er zum Gutachter bestellt ist die Doktoranden anschreibt und ihnen ein Mustergutachten zusenden und dann sagt, sie sollen den Haupteil des Gutachtens erstellen. Dann überarbeitet er es noch und gibt es dann ab. Die Doktorandin reicht nur den Entwurf ein, sieht dann nicht mehr was der Gutachter daraus macht.

Welchen Vorteil sollte ich für mich erreichen wollen? Ich hatte ja noch andere Gutachter, die sowas nicht verlangt haben. Ich kenne den Wert meiner Arbeit.
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