Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen!

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dr.snuggles

Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen!

Beitrag von dr.snuggles »

Hallo zusammen,

ich stehe vollkommen neben mir, habe das Thema schon mit allen Freunden von allen Seiten beleuchtet und bin dennoch
ratlos zurückgeblieben!
Ich bin nunmehr seit 3 1/2 Jahren Doktorand. Als ich anfing zu promovieren, hat mir mein Prof offiziell vom Dekan bestätigen
lassen, dass ich bei ihm als Doktorand angemeldet bin. Ich hatte ihn darum gebeten, weil ich extern bin und bei mir einige
Ausnahmeregelungen getätigt werden mussten, damit ich überhaupt an dieser Uni in diesem Fach promovieren konnte.
Letztes Jahr hat er mir auf meine Bitte noch einmal bestätigt, dass ich noch von ihm betreut werde.
Ich muss dazu sagen, dass ich regelmäßig (ca. alle 2-3 Monate) mit ihm in Kontakt stand, er immer mal etwas zu meckern hatte und dem von mir geäußerten Wunsch auf baldige Fertigstellung zwar nicht entsprechen konnte, aber auch in keinster Weise durchblicken ließ, dass ich es NIE schaffen würde (eher so: "Ein Jahr brauchen sie bestimmt noch...").
Nun kam es aber genau so. Nach der letzten Abgabe eines Teilkapitels meinte er, ich sei nicht fähig zum wissenschaftlichen
Arbeiten und er bedaure es, dass er mir das nicht viel früher gesagt habe. Hat er aber nicht, sondern auch immer von Fortschritten geredet. Jetzt meinte er, die Fortschritte seien zwar vorhanden, aber zu gering, um jemals promoviert zu werden.
Jetzt weiß ich nicht mehr wo oben und unten ist. Ich habe ihm vertraut!
Ich habe mich über Jahre bis zu größtmöglicher Erschöpfung an dieser Arbeit abgekämpft. Mein eigenes Thema wollte er damals nicht, die Idee für das jetzige kam von ihm. Insofern hatte ich zwar zu knabbern, aber ich verstehe dennoch nicht seine heftige und endgültige Reaktion.
Nun sitze ich da mit einer schon beinahe fertigen Dissertation und weiß nicht, was ich machen soll.
Die Diss an einer anderen Uni einzureichen, wird wohl wegen der Ausnahmeregelungen unmöglich sein. An seiner Uni wird er mich wohl durchfallen lassen. Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich habe, das muss man ja gerade in dieser Zeit betonen, NIEMALS etwas Unrechtes getan und mir die größte Mühe gegeben. Niemand aus meinem Umfeld versteht die Gründe für diese plötzliche Aggression, man vermutet eben die derzeitgen Skandale, die die Hochschulpolitik verändern.
Was soll ich nur tun, um noch irgendwie den - wie ich meine- in jeder Hinsicht verdienten Abschluss zu schaffen?

Bitte helft mir! :(

Danke im voraus schon für´s Lesen und für Eure Mühe!
Zuletzt geändert von dr.snuggles am 03.07.2011, 22:05, insgesamt 1-mal geändert.
MastaofDissasta

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von MastaofDissasta »

Oh, shit. Das ist herb.

Und ich vermute, kein Ratschlag wird jetzt wirklich hilfreich sein können. Meine Empfehlungen: Prof. doch noch einmal ansprechen und weitgehende Nachbesserungen anbieten. Kritisiert er fehlende wissenschaftliche "Technik" (Quellenangaben etc.)? Oder geht es ihm eher darum, dass er die eigenständige wissenschaftliche Leistung nicht sieht? Beides ist bewältigbar - es erfordert nur noch mehr von deinen Ressourcen.

Dann: Ausnahmeregelungen überprüfen. Kommst du aus einem anderen Fach? Brauchtest du eine Art "Dispens", weil entweder die Examensnote nicht gereicht hat oder der formelle Abschluss nicht gegeben war? Beides kann dir auch von einer anderen Uni gewährt werden, aber auch dann müsstest du dem neuen Betreuer anbieten, nochmal Arbeit in die Arbeit zu stecken. Kann vielleicht der Zweitbetreuer "aufsteigen"?

In jedem Fall drücke ich dir die Daumen.

Nachtrag: Was vielleicht auch noch ein Weg sein könnte: Wenn du das Exposé eingereicht hast, dann gehört in der Regel ein Gutachten des Betreuers dazu, in dem er bestätigt, dass er dich -mit angemessener Betreuung- für fähig hält, eine Dissertation zu verfassen. Vielleicht kannst du dich an den Dekan wenden, mit der Bitte, ein gutes Wort für dich einzulegen, weil du ja bereit bist, umfangreiche Nachbesserungen vorzunehmen.
Zuletzt geändert von MastaofDissasta am 24.06.2011, 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
dr.snuggles

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von dr.snuggles »

Danke dir!
An den Formalia liegt es wohl nicht, er hat ziemlich wörtlich gesagt, er halte mich für "zu dumm"! Ich habe ihn
angebettelt, dass ich doch mein Bestes täte, bereit wäre, noch härter zu arbeiten, etc., aber er blieb hart. Vielleicht
bin ich ja wirklich zu dumm, denn, ja, ich brauchte damals einen Dispens. Aber er hat mich all die Jahre
munter arbeiten lassen, was soll ich denn nun tun?
Einen Zweitbetreuer habe ich nicht.
Thales

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von Thales »

Hallo Marting,

Gibt es eine Schlichtungsstelle an deiner Uni? Senior Board? Beratungsstelle? Sprich so jemanden an.

In welcher Fachrichtung bist du unterwegs. Ich befürchte ohne die Arbeit und deine Arbeitsweise gesehen zu haben, kann dir hier keiner wirklich helfen.
Ich wünsche dir viel Kraft.

LG Thales
MastaofDissasta

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von MastaofDissasta »

dr.snuggles hat geschrieben:Danke dir!
An den Formalia liegt es wohl nicht, er hat ziemlich wörtlich gesagt, er halte mich für "zu dumm"!.
:shock:

Das Schlimme ist: Wenn er nicht will, dann will er nicht - es gibt keine rechtliche Handhabe, denn er kann sich immer darauf zurückziehen, dass er die Arbeit für nicht promovierbar hält. Schlichtungsstelle ist vermutlich wirklich eine gute Idee.
Taavi

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von Taavi »

Oje... :(
Einen wirklichen Rat habe ich auch nicht für dich, aber ich wollte deinen Beitrag nicht einfach unkommentiert lassen. Das ist echt übel!
Kann mich nur meinem Vorredner anschließen, wobei du dir vielleicht auch die Frage stellen musst, ob du bei so jemanden überhaupt noch weiter promovieren möchtest. Ich persönlich finde, dass man auch ein wenig Vertrauen ineinander haben sollte, sprich, wenn ich immer Sorge haben müsste, dass mich mein Doktovater rauswirft, dann könnte ich kaum motiviert und mit dem nötigen Selbstbewusstsein arbeiten, weisst du, was ich meine? Vielleicht besteht da noch eher die Möglichkeit, an eine neue Uni zu einem neuen Betreuer zu wechseln.

Wünsche dir auf jeden Fall alles Gute!
Dr. Natalie Struve

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von Dr. Natalie Struve »

Um es milde zu formulieren, ausgesprochen blöde Situation... Und um vorweg zu trösten: Egal was passiert, der Himmel wird Dir nicht auf den Kopf fallen.

Verrückterweise hatte ich erst kürzlich eine Doktorandin am Telefon, der wirklich sehr Ähnliches widerfahren war. Ist das eine Nach-Guttenberg-Welle oder so? Was ich Dir jedenfalls raten würde:

1. Frag Dich erstmal ernsthaft, ob Du unbedingt promoviert werden willst. Letztlich geht es immer um eine Abwägung von Aufwand (auch emotional/psychisch!) und Ertrag; und in Deiner jetzigen Situation droht Dir auf jeden Fall noch einiges an Belastung. Ist es das wert oder könnte Dein Leben anders auch gut laufen?

2. Und gerade bei diesem Doktorvater? Denn selbst wenn er sich umstimmen ließe, werden die Dinge nicht mehr wie vorher liegen zwischen Euch.

3. Frag Dich realistisch, warum er auf einmal zu dieser Einschätzung gelangt. Hat er schon jemals irgendeine Andeutung (!) fallen lassen, daß Deine Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten nicht ausreichend sei? Wie geht er allgemein mit Doktoranden um, gerade auch mit externen? Kann es sein, daß er angesichts der aktuellen Plagiatsdiskussion an allen Ecken und Enden einfach befürchtet, ihm würde jemand Vorwürfe machen, wenn er Dich promovierte?

4. Dann frag Dich und andere ebenso realistisch, ob an dieser Kritik was dran ist. Such Dir kompetente und vor allem insofern aufrichtige Freunde, Bekannte, notfalls Profis, die sich Deine bisherige Arbeit mal kritisch anschauen und Dir eine ehrliche Rückmeldung geben. Wo sind ernsthafte Schwachstellen? Was muß man tun, um die auf ein Niveau anzuheben, daß keinesfalls wissenchaftlich fragwürdig ist? Bist Du dazu in der Lage? (Und so oft das auch immer wieder angeführt wird, insofern ist völlig irrelevant, wieviel Aufwand Du getrieben hast, ob Du Dir den A... aufgerissen hast oder nicht: Entscheidend ist letztlich die Leistung, die vorgelegt wird, nicht der Arbeitseinsatz.)

5. Wenn Du 1. und 2. bejaht hast und Dich mit 3. und 4. auseinandergesetzt, dann red mit Deinem Doktorvater, und zwar so offen und ehrlich wie möglich: welche Bedenken da sind, worum es ihm eigentlich geht, vor allem was Du tun kannst, um diese Bedenken auszuräumen. Wenn er Dich ernsthaft für außerstande hält, eine Diss abzuliefern, dann hätte er Dir das viel früher sagen sollen; aber jetzt geht es nur darum, wie die Dinge nun liegen. Glaubt er wirklich nicht im mindesten an Deine Fähigkeiten? Oder hat er einfach nur selbst Angst, um seinen Ruf oder vor Deinen Vorwürfen, wenn es auch in zwei Jahren nichts geworden ist? Wenn Du ihm vor Augen führst, daß Du Dir der Schwächen sehr wohl bewußt bist und Dich bereits mit Lösungsstrategien beschäftigst (s. 4.), dann kannst Du eine Chance haben, ihn zu überzeugen, daß es doch was werden kann. In jedem Fall solltet Ihr dann aber explizit vereinbaren, was Ihr voneinander erwartet, im Detail und mit Zeitplan. Ggf. kannst Du ihm auch eine Art "Probezeit" für neue Arbeitsweisen und vor allem -ergebnisse anbieten.

6. Wenn Du 1. bejahst, aber 2. verneinst oder er sich keinesfalls darauf einlassen will, dann bleibt nur zu überlegen, ob und wie Du mit der Arbeit anderswo promoviert werden kannst. Denk nicht nur an andere Universitäten, sondern ggf. auch an andere Fachbereiche: Läßt sich etwa durch eine leichte Verschiebung des Schwerpunktes erreichen, daß Du in ein anderes Fach fällst? Dann wären die Hemmungen anderer Profs nicht so groß. Ggf. könntest Du sogar ihn fragen, was er davon hält und ob er Dir etwas empfehlen kann; wenn er nur um seinen Ruf fürchtet (und trotzdem ein schlechtes Gewissen hat), dann kann es durchaus sein, daß ihm ein solcher Weg recht wäre.

In jedem Fall: keine Panik, Kopf nicht hängen lassen, tief durchatmen und dann schauen, was geht. Auch wenn sich das mittendrin nicht so anfühlt, es gibt wirklich Wichtigeres als den Diss-Erfolg. Viel Glück!
dr.snuggles

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von dr.snuggles »

@all: Danke euch allen für eure Antworten. Schon allein dadurch, dass sich jemand meiner annimmt, fühle ich mich etwas besser!

@Thales: Von einer Schlichtungsstelle an meiner Uni ist mir nichts bekannt, da ich mein Studium an einer anderen Uni gemacht habe und halt extern bin. D.h. ich bin gar nicht immatrikuliert. Zudem habe ich mich ja nie mit ihm gestritten, immer versucht, in die Richtung zu arbeiten, die er wollte und dennoch eine "eigene Note" zu haben.

Mein Fach ist Jura.

@Taavi: Deshalb würde ich auch lieber wechseln, aber dann müßte ich vermutlich noch einmal Scheine an der neuen Uni machen,
wenn es überhaupt ginge.

@Dr.NatalieStruve:
zu 1: promoviert werden will ich unbedingt! Auch, wenn es nichts zur Sache tut, aber ich habe es meinem Großvater auf seinem Sterbebett versprochen! Deshalb habe ich damals ja auch ewig nach einem Betreuer gesucht, der mich trotz mäßiger Voraussetzungen nimmt und auch dessen Thema untergeordnet.
zu 2: Ja, wechseln wäre besser, aber wie nur?
zu 3: Er hat immer gesagt, dass ich nicht der Begabteste bin, aber nie, dass ich es gar nicht schaffen würde. Ich dachte, es ginge um Zeiträume und Noten.
zu 4:ein Freund (auch Jurist, gleiches Fach) meinte im Januar, dass es noch ein halbes Jahr harte Arbeit sei. Aber nicht, dass ich nichts kann. Übrigens gilt mein Prof als sehr anspruchsvoll, insofern weiß ich nicht, ob meine Arbeit andernorts besser eingeschätzt würde.
zu 5: habe seit dem "Rausschmiss" regelrecht Angst vor dem Prof. Er drohte mir schon fast mit Strafanzeige, wenn ich ihn "überreden" wolle, mich noch zu promovieren, so als sei es kriminell, auch nur irgendwie zu beeinflussen. Als ich ihn fragte, ob er mir vielleicht sonst einen Kollegen empfehlen könne, der vielleicht noch einmal mit Ruhe auf meine Arbeit schaut, meinte er: "Das hätten sie wohl gerne, wie bei Guttenberg." Danach entschuldigte er sich zwar, dass er mir in keiner Weise unterstellen wolle, dass ich abschreibe, aber Manipulation sei genauso schlimm. Ist es Manipulation, wenn ich verzweifelt bitte, meine Arbeit nicht in die Tonne zu werfen?
zu 6:Danke für den Tipp mit dem anderen Fach, aber soweit ich weiß, muss man da dann nochmal ein paar Semester studieren und weitere Voraussetzungen erfüllen...(zur Empfehlung siehe 5)
musicus

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von musicus »

Eine sehr unschöne Situation, die ich vor einem Jahr auch zu bewältigen hatte (bzw. ich bin auch noch am Überlegen, wie es jetzt weitergehen soll). Bei mir ging es (wohl) um unterschiedliche Paradigmen und einen kritischen Ansatz, den ich verfolgen wollte, aber nicht „durfte“, wobei das konkret so nicht ausgesprochen wurde (eher in dem Sinne: „Alles Quatsch, suchen Sie sich jmd. anderes.“).

Ok, konkret zu deinem Fall: mir wäre die geäußerte Kritik zu substanzlos. Ich würde darauf bestehen (immerhin hat er dich über drei Jahre arbeiten lassen und dir durch seine Annahme bestätigt, daß er dich einmal in der Lage sah, eine Promotion erfolgreich durchzuführen), daß er hier (am besten schriftlich) eine ausführliche Begründung (also quasi ein Gutachten) liefert. Notfalls kannst du die Arbeit sogar so bei deiner Uni einreichen, dann muß er ein Gutachten schreiben. Wenn du durchfällst könntest du einen weiteren Promotionsversuch woanders starten.

Was heißt „nicht fähig zu wissenschaftlichem Arbeiten“? Woran macht er das fest? Was ist für ihn überhaupt wissenschaftliches Arbeiten, denn da kann man durchaus viele unterschiedliche Auffassungen haben. Geht es um das „Handwerk“? Also grundsätzlich hast du mit dem Studienabschluß bereits bewiesen, daß du wissenschaftlich arbeiten kannst. Was vermißt er konkret? Habt ihr fachliche Differenzen? Fehlt ihm die Selbständigkeit? Was ist genau los? :?:

Nachtrag: Jura und Extern? Und dann noch der Hinweis auf Guttenberg? Oh je!
PPS: Kenne mich in Jura leider nicht aus. Hier sind aber viele Juristen, die dazu vielleicht was sagen können.
Wierus
Beiträge: 1101
Registriert: 11.05.2009, 20:43
Status: Dr. phil.
Hat sich bedankt: 38 Mal
Danksagung erhalten: 79 Mal

Re: Mein Doktorvater hat mich rausgeschmissen! HILFE!

Beitrag von Wierus »

@Dr.snuggles:
Das ist eine wirklich schlimme Situation! Mein Beileid!

Was ich nicht verstehe: wenn du nicht immatrikuliert und daher kein offizieller Doktorand bist, warum musste dann der Dekan involviert werden?
Als ich anfing zu promovieren, hat mir mein Prof offiziell vom Dekan bestätigen
lassen, dass ich bei ihm als Doktorand angemeldet bin.
Du bist also nicht immatrikuliert - was aber heißt dann "als Doktorand angemeldet"?

Für deine weiteren Schritte ist es sehr wichtig, welche Schreiben und Formulare dich offiziell mit der Uni, dem Institut oder dem Prof verbinden.
Denn solche Bestätigungen werden die Suche nach einem Ersatz-DV sehr vereinfachen.
Gesperrt
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