Taavi hat geschrieben:Ja, das stimmt in vielen Fällen leider. Aber was soll man machen? Erst langsam formieren sich erste Interessenvertretungen an den Unis, um ihren Doktoranden eine Stimme zu geben. Und bis dahin wird wohl jeder, der Lehrerfahrungen sammeln möchte/muss, sich mit den Bedingungen arrangieren müssen, so bitter das auch sein mag.
Jein. Denn: Wenn du erstmal gratis gelehrt hast, dann gibt es kein Zurück mehr und im Zweifelsfall stellt man sich dann schlechter als ohne Lehrerfahrung. Es gibt eine Reihe von Dingen, die sich im Lebenslauf besser machen (Publikation sticht Lehrerfahrung, für FH-Professuren sticht die Praxis alles andere), man sollte also die Opportunitätskosten im Auge behalten.
Ich kann da nur aus meiner Warte erzählen: Ich bin vor etwa einem halben Jahr hier aufgeschlagen mit dem ganz großen Frust wegen der Uni-Arbeitsbedingungen. Nachdem ich mich ausgeheult hatte, habe ich beschlossen, dass ich es mir mindestens wert sein sollte, von dem Kakao, durch den man mich zieht, nicht auch noch zu trinken. In der Konsequenzen habe ich einfach aufgehört, so zu tun, als wäre das alles vollkommen akzeptabel, als könnte der arme Uni-Betrieb gar nicht anders und als hätte ich es nicht besser verdient. Ich bin sicher eine wesentlich anstrengendere Mitarbeiterin geworden, weil ich beim Unterschreiben des x-ten befristeten Vertrags in der Uni-Verwaltung nicht vor Dankbarkeit vom Stuhl kippe, die Verlängerung noch zu bekommen, sondern ziemlich deutlich sage, dass hier gerade die sowieso schon sehr liberalen Regelungen des Wissenschaftszeitvertragsgesetz noch ein bißchen gedehnt werden sollen. Mein Chef nennt mich seitdem "die Gewerkschaft" (und hat meine Stelle aufgestockt und mir für dieses Semester zwei BEZAHLTE Lehraufträge gegeben, obwohl einer durch das Deputat abgedeckt wäre
) und hin und wieder denke ich mir, dass ihm irgendwann auffallen wird, dass es für's gleiche Geld auch bequemere Mitarbeiter gibt. Aber ich fühle mich wesentlich, wesentlich besser und mir ist klar, wie sehr ich zu den Bedingungen selbst beitrage, weil ich z.B. an Projektplanungen beteiligt bin und dann energisch einschreite und verhindere, dass unterfinanzierte Projekte beantragt werden, die dann ein anderer MA ausbaden muss.
Aber sowas bringt nur etwas, wenn wir uns kollektiv ein paar Standards angewöhnen und einer davon sollte sein: Unsere Arbeit ist gut und gute Arbeit kostet Geld. Wenn die mal zwei Semester ihr Vorlesungsverzeichnis nicht voll gekriegt haben, wird denen klar sein, dass man den wissenschaftlichen Nachwuchs nicht auch um die paar Kröten, die Lehrbeauftragte kosten (mal ehrlich, ich krieg' in der "echten Welt" für Seminare das Vierfache von dem an der Uni!) betuppern sollte. Und jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um damit anzufangen, denn: Doppelte Abitur-Jahrgänge. :mgreen:
Bevor ihr vor Mitleid mit den armen Universitäten (und immer auch mit den armen, armen Lehrstuhlinhabern) zerfliesst: Die Mittel fließen teilweise pro Student, die kriegen also Extra-Kohle für doe starken Jahrgänge!