Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
MöchtegernDr

Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von MöchtegernDr »

Welche Vorteile hat ein Professor/in, Doktoranden zu betreuen?

Oft sieht man auf den ersten Blick nur die Nachteile:
* es ist zeitaufwändig, die wissenschafltichen Fortschritte zu besprechen
* der Doktorand braucht im Zweifelsfall eine Finanzierung, um die sich der Prof. kümmert
* im Falle von praktischen Arbeiten kosten die Materialien für Experimente teils erhebliches Geld
* der Prof. ist in gewisser Weise "verantwortlich" für die Arbeit des Doktoranden - zeigt sich z.b. daran, dass bei Problemen wie unsaubere Arbeitsweise, Fehler in Veröffentlichungen, Plagiate u.ä. die Reputation des Prof. gefährdet ist
* eine Promotion korrigiert sich nicht von allein....

Aber was sind die Vorteile? Bisher habe ich da nur diffuse Vorstellungen. Z.b. muss ein Prof. eine bestimmte Anzahl Doktoranden betreuen, bekommt er gar Geld dafür? Profitiert er von den Veröffentlichungen der Doktoranden wirklich so sehr? Schließlich ist ein Prof. ja schon auf der höchsten Stufe der Karriere angekommen und muss nicht um den Job fürchten.

Insbesondere im Bezug auf einen apl. Prof., der also seine Hauptaufgabe außerhalb der Universität hat und dem der Prof-Titel wohl mehr den Aufstieg in seinem Beruf erleichtern soll?! Also wobei etwa der Punkt "Doktoranden erledigen die Lehrstuhlarbeit" wegfällt. Was sind da eigentlich die Rechte/Pflichten? Sind Doktoranden von Wert für so eine/n Professor/in (mal abgesehen von ein wenig "show-off" und "Alibiforschung" nebenbei)?
bbb

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von bbb »

naja, ich denke: wenn die Doktoranden motiviert und nur halbwegs in der Lage sind selbständig zu arbeiten, dann können sie eben die Forschung voranbringen.

Der Professor selbst hat dafür wegen seiner ganzen Verwaltungstätigkeiten einfach nicht die Zeit, er koordiniert und gibt eventuell die Richtung vor oder diskutiert mit, aber die "Handarbeit" (aus meiner Sicht der naturwissenschaftlich/technischen Seite: die Versuchsaufbauten, die Versuche und die Auswertungen, die Literaturrecherche) muss ja auch wer machen und die ist ganz schön aufwändig.

Außerdem leben im technischen Bereich auch viele Institute von "Drittmitteln", die sie aus Industrieaufträgen bekommen, und auch diese wollen bearbeitet sein.

"Alibiforschung" ist das in meinen Augen nicht.

p.s. außerdem würde ich dem einen oder anderen Professor auch durchaus zutrauen, dass sie die Förderung des Nachwuchses als sinnvolle Tätigkeit ansehen.

(Vielleicht bin ich ja nicht normal, aber mir hat es großen Spaß gemacht, meine Erfahrungen an jüngere Mitarbeiter, die mich unterstützt haben, weiterzugeben. Warum sollte es einem Professor anders gehen?
Sie zu betreuen war auch viel Aufwand, aber dafür haben sie mir dann auch mehr oder weniger eigenständig bei meiner Arbeit geholfen.)
MöchtegernDr

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von MöchtegernDr »

bbb hat geschrieben: Der Professor selbst hat dafür wegen seiner ganzen Verwaltungstätigkeiten einfach nicht die Zeit, [...]

Außerdem leben im technischen Bereich auch viele Institute von "Drittmitteln", die sie aus Industrieaufträgen bekommen, und auch diese wollen bearbeitet sein.

"Alibiforschung" ist das in meinen Augen nicht.

p.s. außerdem würde ich dem einen oder anderen Professor auch durchaus zutrauen, dass sie die Förderung des Nachwuchses als sinnvolle Tätigkeit ansehen.
Hallo, danke für die Meinung. Es geht wie geschrieben um eine/n apl. Prof. , der also eben gerade NICHT an der Uni beschäftigt ist, sondern eine hauptberufliche Beschäftigung außerhalb hat (die im Übrigen wenig mit Forschung zu tun hat). Die Doktoranden können ihm bei seiner eigentlichen Beschäftigung nicht helfen, die ganze Forschung läuft also neben der Haupttätigkeit ab. Ja, die Forschung finanziert sich natürlich aus Drittmitteln. Im Moment fällt es mir jedoch schwer, einen persönlichen Vorteil für den/die Prof. zu sehen, außer eben den, dass von jemand mit diesem Titel vielleicht eine gewisse Forschungstätigkeit erwartet wird ? Aber Verpflichtung, direkte Vorteile?

Natürlich ist ein gewisser Idealismus als Prof. unabdingbar und Förderung des Nachwuchses kann erfüllend sein. Doch dies neben einer (geschätzt) 50-Stunden-Woche noch zusätzlich zu erledigen, ohne handfeste Vorteile...?! Sind wir Doktoranden also wirklich nur Bittsteller?
claudine

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von claudine »

publikationen, publikationen, publikationen

dann noch

langweilige vorlesungen fuer den prof halten, seminare und uebungen uebernehmen, project deliverables schreiben, pruefungen verfassen und korrigieren, ...

je nach land gibt es noch einen batzen geld fuer jeden fertigen doktoranden (in holland z.b.)
Frodo

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Frodo »

MöchtegernDr hat geschrieben:Oft sieht man auf den ersten Blick nur die Nachteile:
* es ist zeitaufwändig, die wissenschafltichen Fortschritte zu besprechen
...für einen Fussballspieler ist das Tore schiessen auch aufwändiger, als bloss auf dem Feld herumzustehen, und trotzdem müht er sich in der Regel während 90 Minuten ab.
MöchtegernDr hat geschrieben: * der Doktorand braucht im Zweifelsfall eine Finanzierung, um die sich der Prof. kümmert
Ich denke nicht, dass ein Prof. sich um die Finanzierung kümmern muss. Wenn, dann hat er selber auch ein Interesse daran, dass der Doktorand eine Finanzierung hat.
MöchtegernDr hat geschrieben: * im Falle von praktischen Arbeiten kosten die Materialien für Experimente teils erhebliches Geld
...aber dafür wird erwartet, dass (wissenschaftliche) Ergebnisse zurückkommen, was wiederum ein Nutzen für das Institut bedeutet.
MöchtegernDr hat geschrieben: * der Prof. ist in gewisser Weise "verantwortlich" für die Arbeit des Doktoranden - zeigt sich z.b. daran, dass bei Problemen wie unsaubere Arbeitsweise, Fehler in Veröffentlichungen, Plagiate u.ä. die Reputation des Prof. gefährdet ist
* eine Promotion korrigiert sich nicht von allein....


Richtig, aber dafür ist der Prof. ja da. Und die Mehrheit der Doktoranden, so denke ich, will ja einen Beitrag zur Wissenschaft beisteueren, ist also nicht nur am Titel an sich interessiert. In meinen Augen sind die von dir aufgeführten Nachteile also nicht zwingend als solche anzusehen.

Ein Prof. ohne Doktoranden könnte unter dem Strich wesentlich weniger fruchtbare Forschung präsentieren, als eben mit Doktoranden. Weiter wage ich zu bezweifeln, dass ein Lehrstuhlinhaber an der Uni sich auf seinen Lorbeeren ausruht, nur weil er deiner Meinung nach die höchste Stufe der Karriere erreicht hat.

Wieso eigentlich deine Frage?

Grüsse,
Frodo
lena.f

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von lena.f »

eine Promotion korrigiert sich nicht von allein....
Korrigiert dein(e) DV/DM deine Arbeit? :shock:
Meine hat von Anfang an gesagt, es ist völlig meine Arbeit, sie wird NICHTS lesen vor der Abgabe, nur besprechen und daher ist es auch NUR meine Sorge, wie das ganz dann am Ende ausschaut... :(
Frodo

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Frodo »

lena.f hat geschrieben:
eine Promotion korrigiert sich nicht von allein....
Korrigiert dein(e) DV/DM deine Arbeit? :shock:
Meine hat von Anfang an gesagt, es ist völlig meine Arbeit, sie wird NICHTS lesen vor der Abgabe, nur besprechen und daher ist es auch NUR meine Sorge, wie das ganz dann am Ende ausschaut... :(
Nun, bei mir war es so, dass ich in der Schlussphase einiges an Feedback betreffend Inhalt und Darstellung erhielt, was man in einem gewissen Sinn auch als Korrektur anschauen kann. So wie ich dies kenne, ist es nicht unüblich, dass der Prof. die Arbeit "in wenig korrigiert", ehe sie eingereicht wird.

Grüsse,
Frodo
MöchtegernDr

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von MöchtegernDr »

Frodo hat geschrieben:
lena.f hat geschrieben:
eine Promotion korrigiert sich nicht von allein....
Korrigiert dein(e) DV/DM deine Arbeit? :shock:
Meine hat von Anfang an gesagt, es ist völlig meine Arbeit, sie wird NICHTS lesen vor der Abgabe, nur besprechen und daher ist es auch NUR meine Sorge, wie das ganz dann am Ende ausschaut... :(
Nun, bei mir war es so, dass ich in der Schlussphase einiges an Feedback betreffend Inhalt und Darstellung erhielt, was man in einem gewissen Sinn auch als Korrektur anschauen kann. So wie ich dies kenne, ist es nicht unüblich, dass der Prof. die Arbeit "in wenig korrigiert", ehe sie eingereicht wird.

Grüsse,
Frodo
Mit "korrigieren" war bei mir auch die Arbeit gemeint, die der/die Prof. nach Abgabe mit dem Durchlesen hat. Teilweise wird es, soweit ich weiß, nicht gleich akzeptiert, sondern kommt zurück zur Überarbeitung, das verstehe ich unter "korrigieren". Und natürlich das Lesen und Bewerten an sich.

Warum die Frage? Erstens weil es mir moralisch sicher helfen würde, mich nicht immer als Bittsteller fühlen zu müssen, der dem DV/DM nur lästig ist. Möglicherweise kann man daraus auch Argumente gewinnen, die zum Beispiel bei der Frage der Weiterfinanzierung hilfreich sind.
Zweitens ist die Betreuung bei uns leider manchmal schlecht und gewisse notwendige Aktionen werden verschleppt, ignoriert, versprochen und vergessen oder einfach nicht ausgeführt. Leider ist man als Doktorand (gerade in Bereichen mit praktischer Arbeit) nicht komplett selbständig und gewisse Sachverhalte erfordern zwingend eine Intervention des/der Verantwortlichen. Das kam sogar in Bereichen vor, wo das "Nichtstun" direkt die wissenschaftliche Arbeit behindert hat! Da wiegt so ein Verhalten umso schwerer und man kann leicht den Eindruck gewinnen, als Doktorand wäre man nur ein Klotz am Bein. Vielleicht ist es ja tatsächlich so.
Kennt sich jemand mit der speziellen Situation der apl. (außerplanmäßigen) Professuren aus? Darauf wurde bisher noch nicht eingegangen.
Rosa

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Rosa »

Ich kenne apl. Profs und habe den Eindruck, bei ihnen ist die sichtbare Existenz eines Kreises kompetenter (!) Doktorandinnen und Doktoranden sogar von erheblicher Bedeutung, weil sie den Status des Lehrenden bei dessen Kollegen (besser gestellt, ordentliche Professur, tollere Karriere) erheblich anheben. Wer keine Schüler hat, hat ganz offensichtlich auch nichts zu anzubieten. Das schaut nicht gut aus.

Bei vielen Profs, denen die Lehre liegt, spüre ich auch Stolz und Freude an der Entwicklung der "Schützlinge". Es hat viel mit den persönlichen Motivationen eines Lehrenden zu tun, ob er das Ausbilden junger Wissenschafter als Freude empfindet.

Klingt jetzt sehr ideal, aber nach solchen Motiven hattest Du ja auch gefragt. Apl. Profs können ja in der Regel ihre Doktoranden nicht für langweilige Lehrstuhlarbeit ausnützen, daher schätze ich diese Motivation (sie kriegen ja auch kaum Geld für ihren Aufwand mit der Lehre) durchaus hoch ein.

Es kann wie bei allen Profs daher nicht schaden, sich dem apl. Prof gegenüber wie in jeder Arbeitsbeziehung angemessen freundlich, höflich, zuverlässig und verbindlich zu verhalten und ab und zu (wenn Anlass besteht) auch mal zu danken für ein Gutachten o.ä. Wie alle Doktoranden ist man immer auch ein Stück weit öffentliche Visitenkarte des Profs (oder der Professorin).
Martin_T_1981

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Martin_T_1981 »

Hallo,

diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt, und ehrlich gesagt sind die einzigen Vorteile, dir mir einfallen, folgende:

- Ein Doktorand zitiert seinen DV in der Diss in der Regel sehr oft und zustimmend. Dadurch erfährt die Meinung des Profs eine gewisse Verbreitung.

- Der Prof. hat bei der Verteilung der Mittel, die seinem Lehrstuhl zugesprochen werden, eine bessere Verhandlungsbasis, wenn er sagen kann, dass er eine bestimme Anzahl von Doktoranden betreut hat.

- Der DV ist interessiert daran, mit jungen Leuten, die vermutlich Karriere machen werden, schon vorab Kontakt zu knüpfen. Es kann ja immer sein, dass derjenige später in einer leitenden Position ist und wieder auf seinen DV zurückgreift, wenn z.B. Gutachten erstellt werden müssen etc.

Weitere Vorteile fallen mir nicht ein. Natürlich spielt bei vielen - aber nicht bei allen - Professoren auch Idealismus eine Rolle, aber ich glaube, diesen Faktor sollte man nicht überschätzen.
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