Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
Frodo

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Frodo »

Es erstaunt mich doch ein wenig, dass einige offenbar das "Doktoranden-System" in Frage stellen. Natürlich hat ein Prof. dadurch, dass er betreuende Funktionen übernimmt, auch gewisse Verpflichtungen und Aufwände. Aber einerseits war jeder Prof. vermutlich auch mal Doktorand und zudem profitiert er selber und seine Forschung ja in der Regel auch von seinen Doktoranden. Wäre dieses System nicht zweckmässig, so hätte es sich vermutlich nicht über all die Jahre so gehalten.

Tritt man irgendwo in der freien Wirtschaft z.B. nach der Uni eine neu Stelle an, bedeutet dies zuerst ja auch einmal Aufwand für die Vorgesetzten, und doch bewerben sich die Leute...

@MöchtegernDr. Dass die Betreuung bei euch zuweilen schlecht ist, ist meiner Meinung nach eine Frage des Charakters und hängt nicht damit zusammen, dass Doktoranden dem Betreuer per se lästig sind.
Rosa

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Rosa »

Man kann das Doktorandensystem oder allgemein die Abhängigkeitsverhältnisse an einem deutschen Lehrstuhl durchaus berechtigterweise in Frage stellen. Nur weil es schon so lange und so exklusiv funktioniert, heißt das ja nicht, dass das wirklich gut oder die effizienteste Form ist. Junge Wissenschaftler bekommen in Deutschland viel zu spät die Möglichkeit zu eigener Forschungsprojekten auf entsprechenden Stellen. Es ist im Interesse der Lehrstuhlinhaber, die Qualifikationsphase der Mitarbeiter möglichst lang auszudehnen.
In dieser Diskussion war die Frage aber eine andere und sie lautet in etwa: Wie funktioniert das derzeitige System, was hat der Prof davon, Doktoranden zu haben, und vor allem dann, wenn er gar nicht so eine Hierarchiespitze eines Lehrstuhls darstellt, da an die Stelle eines apl. Profs gar nicht entsprechende Mittel für Mitarbeiter etc. gebunden sind/sein müssen.
algol
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Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von algol »

Ich stimme Rosa zu.

Und ich denke, dass bei "normalen" Profs neben den Bonuspünktchen, die sie für eine Diss kassieren, die Prestigefrage eine Rolle spielt. Und dies gilt denke ich auch für die "außergewöhnlichen" Profs. Eine Diplomarbeit zu betreuen, ist in der Regel einfach das normale Geschäft. Promotionen betreuen auch, aber es ist doch noch anders. Inhaltlich interessanter, für die Reputation besser.
Frodo

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Frodo »

@Rosa. War dein Kommentar an mich gewendet?

Wie auch immer, natürlich stimme ich dir zu, dass man etwas in Frage stellen darf (und zuweilen auch soll), das schon lange gilt. Aber ich wollte mit meiner Aussage auch etwas anderes andeuten, und zwar, dass ein Doktorand gegenüber seinem Betreuer sein Dasein nicht in Frage zu stellen braucht. Wie der Betreuer dann mit seinen Doktoranden umgeht, ist wiederum eine andere Geschichte... Aber dazu kann ich mich als externer Doktorand nicht wirklich äussern.
Rosa

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Rosa »

@Frodo: Da hatte ich Dich tatsächlich nicht richtig verstanden, danke für den Hinweis. Hier stimme ich Dir wieder zu, denn wenn man auf die Ausgangsfrage zurückblickt, ist es tatsächlich nicht notwendig, sich wie ein Bittsteller zu fühlen als Doktorand, weil man Betreuungsaufwand verursacht.
Frodo

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Frodo »

@Rosa. Puh, da sind wir doch noch gleicher Meinung. Schön! :blume:
MöchtegernDr

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von MöchtegernDr »

Stimmt, es waren schon einige gute Punkte dabei. Der Prof. möchte ja trotz allem gute Forschungsarbeit leisten, was die eigene Reputation erhöht und im Fall eines apl. Profs vielleicht sogar die Chance auf eine "richtige" Professur ?!

Ein Doktorand ist trotz allem billiger als ein Post-Doc, wenn auch nicht "kostenfrei" wie die meisten Diplomanden. Es sei denn, er wird extern finanziert. Dafür bleibt er in der Regel länger und wird im Laufe der Zeit zu einem wichtigen, kompetenten Mitarbeiter.
Alles gute Punkte.

Idealismus würde ich nur als mäßigen Punkt einschätzen, eher dann, wenn der Prof. noch jung und tatenfreudig ist und er und der cand. doc sich persönlich sympathisch sind. Schon bei interdisziplinärer Arbeit schwächt sich das merklich ab (z.B. Chemiker promoviert über historisches Thema ) Da geht es schon teilweise um Eitelkeiten, wer was jeweils (nicht) kann und weiß. Leider verstehen allzu viele Profs. ihre Hauptaufgabe darin, Kritik zu äußern, statt wirkliche Hilfe zu geben.
Böhnchen

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Böhnchen »

Hallo zusammen,

mir fallen viele Argumente pro ein.

Gemeinsame Veröffentlichungen.
Mittel für jeden erfolgreichen Abschluss über die leistungsbezogene Ausschüttung.
Wichtiger Punkt für Berufungsverfahren, aber auch Bewerbungen extern.
Erweiterung des eigenen Themenspektrums.
Netzwerk.
Spaß an der Sache, auch das soll gelegentlich wirklich vorkommen. :wink:

Mit einem guten Job in der Wirtschaft ist es ggf. sogar unattraktiv, in den Wissenschaftszirkus zurück zu wechseln. Wenn man das gerne macht und der Arbeitgeber toleriert, dass man nebenbei lehrt und betreut: perfekt.

Böhnchengrüße
Poppy

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Poppy »

Wenn ich es richtig verstehe, ist die Uni sehr bemüht die Promotionszahlen zu erhöhen, dadurch sind auch die Profs angehalten viele Promotionen zu betreuen. Es gibt ja auch einige Profs, die sozusagen ihre eigene "Schule" mit ihren DoktorandInnen machen, und es ist klar, wer aus diesem Kreis kommt, arbeitet auf eine bestimmte Weise o.ä.
Außerdem mussten unsere Profs bei einer DFG-Antragsskizze, die ich redaktionell mitbetreut habe, auch angeben welche Abschluss- und Doktorarbeiten sie betreuen/ betreut haben. Da wird anscheinend auch drauf geschaut bei der DFG.
Poppy

Re: Was hat mein Doktorvater/mutter von mir?

Beitrag von Poppy »

Ãœbrigens, bei einem Stipendium bekommt der Prof bei abgeschlossener Promotion einen Teil des Stipendiums als Drittmittel gutgeschrieben.
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