Thema "Arbeitszeit" bei Bewerbung als WiMi

Fragen aus der laufenden Arbeit an der Dissertation.
Literatursuche, Motivationsprobleme, Lehrtätigkeit, Ärger mit dem Prof u.v.m.
ceramic

Thema "Arbeitszeit" bei Bewerbung als WiMi

Beitrag von ceramic »

Hallo,

dieses Thema wurde mit Sicherheit hier schon diskutiert, leider habe ich unter der Suche aber nichts Treffendes gefunden.

Ich habe bald ein Bewerbungsgespräch, Fachbereich Betriebswirtschaftslehre, für eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Diese Stelle wurde als 50 % Stelle ausgeschrieben.
Grundsätzlich wäre ich mit der Teilzeit einverstanden. Allerdings weiss ich von diversen WiMi´s, dass von Lehrstuhl zu Lehrstuhl eine Abweichung der vereinbarten und der geforderten Arbeitszeit besteht:
Während einige keinen Deut mehr arbeiten, als die vereinbarten 50 %, reißen andere Teilzeitarbeitende bis abends um 22 Uhr Stunden. Da ich weder DV noch einen seiner WiMi´s kenne (fremde Uni), weiß ich nicht, wie die Politik des DV´s am Lehrstuhl ist!

Dieses Thema in einem Bewerbungsgespräch anzusprechen finde ich äußerst heikel:
Einerseits muss ich wissen, was mich erwartet. Andererseits wenn ich durchblicken lasse, dass ich mit der Regel "50 % Lohn, 100 % Arbeiten" nicht einverstanden bin, dann schieße ich mir doch selbst ins Bein?!

Wie würdet ihr das Thema angehen, oder wie seid ihr das Thema angegangen?

Gruß
crêpenoisette

Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen

Beitrag von crêpenoisette »

Ich glaube ich würde es nicht ansprechen. Bei mir (Geisteswissenschaften) ist es so, dass, wenn du die Stelle nicht bekommst (aus welchen Gründen auch immer) 300 weitere auf die Stelle hoffen,die bereit sind, bei 50 % Gehalt 200 % zu geben.

Ich heiße die Praktik nicht gut, aber man muss sie leider, glaube ich, mitspielen, ansonsten bekommt ein anderer die Stelle (und die damit verbundenen Möglichkeiten).
Meggy

Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen

Beitrag von Meggy »

Direkt ansprechen würde ich es wohl auch nicht im Gespräch, denn dann könnte man - je nach Stellenlage - tatsächlich direkt wieder raus sein (so §%§"=% das auch sein mag!). Allerdings könntest Du tatsächlich versuchen, wenn Du die Stelle hast, die nötige (selbst-)Dispziplin zu wahren und Dich auf die 50% oder bissel mehr zu beschränken und ggf dann wenn-nötig direkt aus der Situation die Problematik ansprechen.
Laplace

Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen

Beitrag von Laplace »

Kommt natürlich drauf an, wie sehr du auf die Stelle angewiesen bist, wie viel du bereit bist, mehr zu arbeiten, wie das Gespräch verläuft... im Zweifel musst du dich wohl auf deinen Bauch verlassen.

Du kannst vielleicht vorsichtig vorfühlen, indem du fragst, welche Tätigkeiten neben der Diss noch anfallen würden, wie denn das Verhältnis "Diss-Zeit" zu "Rest-Zeit" aussehe... Nebenbei lässt du nochmal fallen, dass die "Nebentätigkeiten" (oder zumindestens einige davon) ja doch "sehr interessant" klängen. Damit machst du deutlich, dass es dir vorwiegend um die Diss geht (was ja auch zu erwarten ist von einem Doktoranden), du dich vor dem Rest aber nicht drücken willst. Und bekommst vielleicht einen besseren Eindruck davon, wie die Realität aussehen könnte.

Um welche Fachrichtung geht es denn?
elbu

Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen

Beitrag von elbu »

Ich finde die Tipps von Meggy und Laplace gut. Ich würde auch nicht empfehlen, das Thema im Vorstellungsgespräch anzusprechen. Denke auch nicht, dass die Auskunft dann verlässlich wäre, ehrlich gesagt. Spannend ist eher das Verhältnis von Disszeit und anderen Aufgaben - da könntest Du nämlich für Dich selbst auch sehen, wie kompromissbereit Du da bist. Ich arbeite in einem Job, der mit meiner Diss nichts zu tun hat und auch keine Qualifikationsstelle ist - da bin ich also eisern mit dem Einhalten der Stunden (im Durchschnitt, wohlgemerkt, denn manchmal brennt's halt punktuell). Ein Freund arbeitet auf einer 50%-Stelle, sein Chef erwartet aber Präsenz an 4 vollen Tagen/Woche - der kann aber seine Zeit dort zumindest prinzipiell auch für die Diss nutzen, was er ja in seiner Freizeit z.T. auch täte, deswegen ist das für ihn OK. So was käme für mich und meine Stelle nicht in Frage, bei seiner Stelle käme ich damit aber vielleicht auch klar.
Was ich damit sagen will: es kommt da auf einige Faktoren an. Wichtiger ist glaube ich, welche Strategien Du entwickelst, um aufzupassen, nicht in einen Überstundensog zu geraten. Von Anfang an klar machen, wann Feierabend ist, und das konsequent einhalten, aber den Stift nicht gleich fallen zu lassen, wenn es mal wirklich brennt - das funktioniert eigentlich gut, erst recht, wenn alle sehen, dass Du Deine Aufgaben bewältigst.

Viel Glück fürs Vorstellungsgespräch!
Sebastian
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Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen bei Bewerbung als WiM

Beitrag von Sebastian »

Den Vorschlag von Laplace finde ich richtig - wenn Du bei Deinem potentiellen Arbeitgeber tatsächlich auch promovieren möchtest (das habe ich nicht so deutlich aus Deinem Posting herausgelesen). Dann könntest Du es vielleicht auch ganz vorsichtig über die geplante Dauer einer Diss heraushören.
Je nachdem, wo das alles spielt, kannst Du vielleicht auch einfach mal an einem repräsentativen Tag einen informellen Besuch in der Gegend machen (um zumindest die 22:00-Uhr-Frage für Dich abhaken zu können), noch braucht man um diese Uhrzeit ja Licht zum Arbeiten :-)
Viel Erfolg!
Gruß
Sebastian

Huch, elbu war schneller...
barbara
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Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen bei Bewerbung als WiM

Beitrag von barbara »

Noch einen Tip: Auch wenn am Anfang die neue Aufgabe ganz arg spannend ist: Pünktlich gehen. Später zurückstecken ist schwierig, weil das als nachlassende Motivation gesehen wird. Also gleich die ersten Monate Nägel mit Köpfen machen. Und wenn Du nicht rumkommst, dann daheim, quasi "heimlich" nacharbeiten. Wird dir zwar nicht gedankt, weil nicht bemerkt, aber wenn alle Lehrveranstaltungen funktionieren und alle Vorträge rechtzeitig ausgearbeitet sind, fragt niemand nach "warum geht Ceramic schon wieder so früh?". Mit der Routine kommt dann die Erleichterung, die frei werdende Zeit kannst Du nahtlos für die Diss nutzen. Nur nicht dann mehr einspannen lassen!

Ich hab den Fehler übrigens gemacht: 60 h/Woche als normale Arbeitszeit, jetzt will ich 50 % für die Diss, sind also 30 h/Woche reguläre Projektarbeit. Hätte ich mit 45 h/Woche angefangen, wären es nur 22,5 d.h. 37,5 h/W übrig, also ein "normaler" Tag mehr für die Diss, denn ich wäre ja genauso belastbar. Mag aber nicht jammern, mein Chef ist in keiner Weise verpflichtet, mich überhaupt freizustellen (normaler Arbeitsvertrag im Unternehmen). Und ich werde das schon noch hinkriegen, ich hab sehr viele Schnittmengen zur normalen Arbeit.
18. apr 2011;31. Dec 2013;f;hoffentlich klüger!
ceramic

Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen

Beitrag von ceramic »

crêpenoisette hat geschrieben:...wenn du die Stelle nicht bekommst (aus welchen Gründen auch immer) 300 weitere auf die Stelle hoffen,die bereit sind, bei 50 % Gehalt 200 % zu geben.
das sehe ich (leider) genau so!

erst einmal vielen dank für eure netten kommentare!

ja, ich möchte bei diesem DV auch promovieren! hatte ich vergessen zu erwähnen.

ich denke ich werde es auch nicht ansprechen und wenn, dann über das verhältnis diss-zeit/restliche zeit oder wenn es sich ergibt. ich habe das glück, dass in der bewerbung steht "im ersten jahr aufstockbar" (oder so ähnlich) und dann für mich die chance besteht nachzufragen, was darunter zu verstehen ist, was sich im zweiten jahr ändert etc.
ich habe definitiv keine probleme damit mehr zu arbeiten oder länger abends auf der uni zu sitzen. darin bin ich flexibel. nur wenn ich natürlich von früh bis spät und auch noch am wochenende über mehrere jahre hinweg arbeiten muss ohne etwas für die diss zu machen und das noch für einen hungerlohn, dann wüsste ich das gerne wenigstens im voraus. aber ich denke mit dem problem stehe ich nicht alleine da :roll:
Zabexe

Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen bei Bewerbung als WiM

Beitrag von Zabexe »

Hallo Ceramic,

direkt ansprechen finde ich auch heikel, würde ich wenn dann nur durch die Blume machen, wie die anderen ja schon geraten haben.

Was ich zusätzlich machen würde, wenn es zum Angebot kommt: Fragen, ob ich die zukünftigen Kollegen/das Team am Lehrstuhl kennen lernen kann und/oder die Leute auf deinem Level einfach ansprechen. Dann kannst du die etwas ausfragen...

VG, Zabexe
Giraffe
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Re: Das Thema "Arbeitszeit" ansprechen bei Bewerbung als WiM

Beitrag von Giraffe »

Hallo Ceramic,

auf deine Frage ist eine Antwort nicht leicht zu finden. Es hängt wirklich viel von den Rahmenbedingungen am Lehrstuhl ab und von deiner persönlichen Motivation, die dich dazu bewegt, dort anfangen zu wollen. Insofern fand ich den Hinweis auf dein Bauchgefühl zu hören am sinnvollsten - wir hier können ja nicht alle deine Beweggründe und Infos über die Stelle kennen.

Sicherlich weist du um die Schwierigkeiten, die eine solche Stelle verbunden mit Promotion bedeuten können. Ich selbst habe das lange Zeit völlig unterschätzt. Es lohnt sich also schon beim Einstieg einen konkreten Plan gerade auch für die Promotion zu haben - ich kenne viele, die völlig entnervt nach 3-4 Jahren in die Wirtschaft gegangen sind -ohne Titel - obgleich sie jahrelang alles gegeben haben am Lehrstuhl.

Viel Erfolg dir!
Zuletzt geändert von Giraffe am 19.12.2012, 07:58, insgesamt 1-mal geändert.
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