Berufsbegleitend und erneut Promovieren
Verfasst: 28.02.2011, 20:53
Hallo,
bitte lacht mich nicht aus, aber ich trage mich mit dem Gedanken irgendwann einen zweiten Versuch zu unternehmen, zu promovieren und wollte einmal in diesem Forum - das wirklich toll ist - einen Rat einholen.
Kurz zu meiner Geschichte. Ich bin im Dezember 2008 in Dresden mit dem Studium der Geschichte und der Politik fertig geworden und hatte mich ohne größeres Zögern in eine Dissertation gestürzt, an deren Exposé ich bis ca. April 2010 gearbeitet habe. Mein Professor hatte mich gefragt, ob ich nicht eine Stelle bei ihm antreten wolle, doch aufgrund der schlechten Bezahlung (es war nur eine wissenschaftliche Hilfskraftstelle mit 800 Euro) und der Tatsache, dass ich wieder nach Dresden hätte ziehen müssen, habe ich versucht nur ein Exposé für eine Stipendiumsbewerbung zu erstellen.
Vor einem Jahr kamen mir dann massive Zweifel, ob mein Vorhaben Sinn macht. Punkt 1: Ich wollte und will nur für mich promovieren. Damit habe ich aber die Karriere außer acht gelassen und letztlich über ein Jahr "verschenkt". Ich hatte eine aktuelle Ausgabe der Arbeitsmarkt Wissenschaft, Kultur und Soziales vom Wissenschaftsladen Bonn in der Hand mit dem Titel "Was bringt der Doktorhut?", die sich relativ kritisch zum Thema Promotionsmotivation äußerte. Ich habe im Internet dann auch noch einige andere kritische Quellen gelesen. Wohl gemerkt es geht um das Thema Promotion in den Geisteswissenschaften - nicht um andere Fächer. Ich wollte keine wissenschaftliche Laufbahn anstreben, da ich dort die Karrierechancen pessimistisch einschätze und überhaupt keine Lust verspüre, Studenten zu unterrichten (sonst hätte ich gleich Lehrer werden können). Jedenfalls scheint und schien es mir, als ob ich mich durch die Dissertation nur weiter vor dem Thema Berufswahl gedrückt hätte. Momentan versuche ich den Berufseinstieg zu schaffen und mache gerade nochmal Praktikum (obwohl ich mich dafür schon jämmerlich alt fühle). Allerdings ist der Berufseinstieg in den Geisteswissenschaften bekanntlich oft schwerer als in anderen Fächern. Punkt 2: Ich kam mit dem mir selbst gewählten Thema nicht wirklich voran und mein Professor war mir auch nicht die große Hilfe. Wahrscheinlich hätte ich vor dem Dissprojekt einige Ratgeber lesen sollen, dann hätte ich vielleicht bei der Themenwahl an meine Magisterarbeit angeknüpft und mir ein Thema gesucht, von dem mein Prof mehr Ahnung gehabt hätte (was bei dem Thema der Magisterarbeit der Fall gewesen wäre). Jedenfalls, als ich nach einem Jahr immer noch nicht mit dem Exposé fertig war, ich auch endlich an dem Thema Karriere arbeiten mußte und muß und verschiedenlich gehört hatte, daß Dissertationen in den Geisteswissenschaften oft 5-8 Jahre dauern können, habe ich entnervt aufgegeben. V.a. weil ich auch Angst davor hatte, mit Mitte/Ende 30 ein arbeitsloser, promovierter Historiker zu sein. Ein weiterer Punkt ist vielleicht noch, daß ich nach langer Zeit (meine Prüfungszeit verlief ewig), keine Lust mehr auf Einzelkämpfertum hatte. Denn auch mein Freundeskreis hat sich aufgelöst und ich fühlte irgendwie, im Moment nicht den richtigen intellektuellen Rahmen für eine Dissertation zu haben.
Jedoch krazt es an mir (genauso wie das Thema Berufseinstieg) und ich wollte einmal horchen, ob es vielleicht Doktoranden und Doktoren gibt, die sich in einer ähnlichen Situation befanden. Die vielleicht auch einmal die Dissertation abgebrochen hatten und später neu begonnen haben. Ich bin jetzt v.a. durch die Guttenberg-Affäre wieder auf das Thema Promotion gestoßen - die Affäre hat auch gute Aspekte für die Wissenschaft - und es interessiert mich, ob man sich mit Ende 20/Anfang 30 noch mal auf ausgeschriebene Promotionsstellen bewerben kann (und eine Chance hätte). Ich bin eher der Ansicht, daß es aus Karrieregründen momentan eher zu spät dafür ist, zumal viele staatliche Referendariate Altersgrenzen kennen. V.a. interessiert es mich, ob man auch als Historiker mit einem historischen Thema berufsbegleitend promovieren kann. Bei vielen Themen ist es schwierig, da man ins Archiv müsste. Auch müsste ich mir ein schlankes Thema suchen. Was meint ihr? Oder kennt ihr Stellen, die mich beraten könnten? Ich würde vielleicht in zwei-drei Jahren anfangen, nachdem ich den Berufseinstieg geschafft habe.
Bitte lacht mich wegen meines Anliegens nicht aus, oder seit höhnisch, weil ich Geisteswissenschaftler bin.
Vielen Dank für eure Antworten,
Gruß Jean-Paul
bitte lacht mich nicht aus, aber ich trage mich mit dem Gedanken irgendwann einen zweiten Versuch zu unternehmen, zu promovieren und wollte einmal in diesem Forum - das wirklich toll ist - einen Rat einholen.
Kurz zu meiner Geschichte. Ich bin im Dezember 2008 in Dresden mit dem Studium der Geschichte und der Politik fertig geworden und hatte mich ohne größeres Zögern in eine Dissertation gestürzt, an deren Exposé ich bis ca. April 2010 gearbeitet habe. Mein Professor hatte mich gefragt, ob ich nicht eine Stelle bei ihm antreten wolle, doch aufgrund der schlechten Bezahlung (es war nur eine wissenschaftliche Hilfskraftstelle mit 800 Euro) und der Tatsache, dass ich wieder nach Dresden hätte ziehen müssen, habe ich versucht nur ein Exposé für eine Stipendiumsbewerbung zu erstellen.
Vor einem Jahr kamen mir dann massive Zweifel, ob mein Vorhaben Sinn macht. Punkt 1: Ich wollte und will nur für mich promovieren. Damit habe ich aber die Karriere außer acht gelassen und letztlich über ein Jahr "verschenkt". Ich hatte eine aktuelle Ausgabe der Arbeitsmarkt Wissenschaft, Kultur und Soziales vom Wissenschaftsladen Bonn in der Hand mit dem Titel "Was bringt der Doktorhut?", die sich relativ kritisch zum Thema Promotionsmotivation äußerte. Ich habe im Internet dann auch noch einige andere kritische Quellen gelesen. Wohl gemerkt es geht um das Thema Promotion in den Geisteswissenschaften - nicht um andere Fächer. Ich wollte keine wissenschaftliche Laufbahn anstreben, da ich dort die Karrierechancen pessimistisch einschätze und überhaupt keine Lust verspüre, Studenten zu unterrichten (sonst hätte ich gleich Lehrer werden können). Jedenfalls scheint und schien es mir, als ob ich mich durch die Dissertation nur weiter vor dem Thema Berufswahl gedrückt hätte. Momentan versuche ich den Berufseinstieg zu schaffen und mache gerade nochmal Praktikum (obwohl ich mich dafür schon jämmerlich alt fühle). Allerdings ist der Berufseinstieg in den Geisteswissenschaften bekanntlich oft schwerer als in anderen Fächern. Punkt 2: Ich kam mit dem mir selbst gewählten Thema nicht wirklich voran und mein Professor war mir auch nicht die große Hilfe. Wahrscheinlich hätte ich vor dem Dissprojekt einige Ratgeber lesen sollen, dann hätte ich vielleicht bei der Themenwahl an meine Magisterarbeit angeknüpft und mir ein Thema gesucht, von dem mein Prof mehr Ahnung gehabt hätte (was bei dem Thema der Magisterarbeit der Fall gewesen wäre). Jedenfalls, als ich nach einem Jahr immer noch nicht mit dem Exposé fertig war, ich auch endlich an dem Thema Karriere arbeiten mußte und muß und verschiedenlich gehört hatte, daß Dissertationen in den Geisteswissenschaften oft 5-8 Jahre dauern können, habe ich entnervt aufgegeben. V.a. weil ich auch Angst davor hatte, mit Mitte/Ende 30 ein arbeitsloser, promovierter Historiker zu sein. Ein weiterer Punkt ist vielleicht noch, daß ich nach langer Zeit (meine Prüfungszeit verlief ewig), keine Lust mehr auf Einzelkämpfertum hatte. Denn auch mein Freundeskreis hat sich aufgelöst und ich fühlte irgendwie, im Moment nicht den richtigen intellektuellen Rahmen für eine Dissertation zu haben.
Jedoch krazt es an mir (genauso wie das Thema Berufseinstieg) und ich wollte einmal horchen, ob es vielleicht Doktoranden und Doktoren gibt, die sich in einer ähnlichen Situation befanden. Die vielleicht auch einmal die Dissertation abgebrochen hatten und später neu begonnen haben. Ich bin jetzt v.a. durch die Guttenberg-Affäre wieder auf das Thema Promotion gestoßen - die Affäre hat auch gute Aspekte für die Wissenschaft - und es interessiert mich, ob man sich mit Ende 20/Anfang 30 noch mal auf ausgeschriebene Promotionsstellen bewerben kann (und eine Chance hätte). Ich bin eher der Ansicht, daß es aus Karrieregründen momentan eher zu spät dafür ist, zumal viele staatliche Referendariate Altersgrenzen kennen. V.a. interessiert es mich, ob man auch als Historiker mit einem historischen Thema berufsbegleitend promovieren kann. Bei vielen Themen ist es schwierig, da man ins Archiv müsste. Auch müsste ich mir ein schlankes Thema suchen. Was meint ihr? Oder kennt ihr Stellen, die mich beraten könnten? Ich würde vielleicht in zwei-drei Jahren anfangen, nachdem ich den Berufseinstieg geschafft habe.
Bitte lacht mich wegen meines Anliegens nicht aus, oder seit höhnisch, weil ich Geisteswissenschaftler bin.
Vielen Dank für eure Antworten,
Gruß Jean-Paul