Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

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Wissbegierige

Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von Wissbegierige »

Hallo zusammen,
ich habe eine 50% geisteswiss. wiMi-Stelle, bin bisher ausschließlich in der Forschung tätig. Jetzt soll ich im Winter ein Seminar (2 Stunden pro Woche) anbieten. :o
Ein paar Fragen zur zeitlichen Plaung:
Wie viel Zeit rechnet man denn realistisch für die Vor- und Nachbereitung? Das Seminar kann ich weitgehend frei gestalten und es hat natürlich thematisch mit meiner Diss und der Forschung zu tun, also muss ich mich nicht komplett neu einlesen. Es sollen dann wohl Hausarbeiten geschrieben werden, die ich auch korrigieren soll. Hat da jemand Erfahrungen?
Vielen Dank schonmal,
Grüße von Barbara
deliliah

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von deliliah »

Also ich rechne für jede Veranstaltung mit 2 Stunden Vorarbeit und 2 Stunden Nacharbeit plus 1 Woche konzentriertes Korrekturlesen (bei 25 Hausarbeiten - ca. 5 am Tag). Ich habe allerdings auch etwas Übung. Bei meinen ersten Veranstaltungen hatte ich 3 Tage die Woche nur für 2 Veranstaltungen verwendet. D.h. 9 Stunden pro Veranstaltung die Woche. Das brauche ich aber inzwischen nicht mehr.

Freu dich einfach drauf, denn Lehre kann einem ganz viel geben. Gerade in der Diss-Phase, wo man ja selten Feedback bekommt, ist die Lehre ein bisschen wie Kopfkraulen. Wenn es gut läuft, kommt man sehr befriedigt aus seinem Seminar.
BertaFrieda

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von BertaFrieda »

Hallo,

ähm, ich bin vielleicht langsam - aber ich habe für mein erstes Seminar ohne die Vorbereitung und Konzeption (weil es ein Seminar war, für das es schon eine überzeugende Konzeption gab und die Literaturliste entsprechend übernommen werden konnte; perfektes Einsteigerseminar) in der Woche unter dem Semester einen Tag verbraucht. Es war ein Proseminar ohne Referate, so dass ich die grundlegenden Texte schon sehr genau auseinandergenommen habe und außerdem gut planen musste, wie ich die Stunde gestalte.

Die Korrekturen stehen noch aus. Ich bin gespannt, wie lange ich dafür brauchen werde.

Und jetzt setze ich mich doch noch mal schnell an die weitere Konzeption der nächsten Veranstaltung. Das Thema ist nicht gerade mein Schwerpunktthema, so dass ich mich noch ordentlich einlesen muss (habe mal selbst ein entsprechendes Proseminar besucht - aber das ist schon Jahre her). Für mich gilt daher: :surfverbot:

Einen Gruß von:
BertaFrieda.
mastermind

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von mastermind »

Ich habe für meinen Veranstaltungen (keine Referate) zu Beginn gut zwei Tage für 2 SWS gebraucht. Das geht mittlerweile deutlich schneller, aber so ein knapper Tag pro Veranstaltung ist es schon noch. Wobei zumindest ein Teil der Vorbereitung etwas für die Diss bringt. Lehre ist absolut super, aber kostet viel Zeit, gerade wenn man das als eine Herzensangelegenheit sieht.
algol
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Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von algol »

Direkt nach dem Studium habe ich an der Uni gearbeitet. Mein Prof hat von einem Seminar abgehalten wegen des großen Zeitaufwands. Inzwischen habe ich mal eins gemacht als Blockseminar und eher praxisorientiert. Da konnte ich mittlerweile gut "in die Kiste greifen", hatte dennoch aber viel Aufwand. Man sollte es echt nicht unterschätzen. In den Geistes- und Sozialwissenschaften muss man die Seminare ja meist neu konzipieren.
Wissbegierige

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von Wissbegierige »

Ich danke euch allen für eure Erfahrungen! Nun kann ich etwas besser planen. :D
Ein schönes Wochenende!
Frl.Schröder

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von Frl.Schröder »

Hallo Wissbegierige, ich habe als Studentin 2x ein Tutorium (Anmerkung: also keine eigene Lehrveranstaltung, sondern Nachbereitung von Vorlesungen) geleitet. Beim ersten Mal hat die Vorbereitung knapp 2 Tage gedauert, beim 2. Mal war es ca. ein Abend. Weitere "Dienstleistungen" (Hausaufgaben, sonstige Korrekturen) habe ich mir beim 2. Mal auch gespart.

Die Lehre macht (mir) zwar sehr viel Spaß, bringt aber so gut wie keine Punkte. Lehrerfahrung ist immer gut, aber wieviel Du reingesteckt hast, interessiert doch (leider) keinen.

Zu dem Thema noch: in der aktuellen "ZEIT": "Frauen in der Kümmerfalle" (bezogen auf Uni).

Mein Rat: Pragmatisch werden (oder bleiben)
mastermind

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von mastermind »

Argh, muss man den überall das Gender-Fass aufmachen...
Ich finde es auch wichtig die Balance zu finden und gebe auch zu, dass sich gute Lehre leider nicht immer lohnt. Aber zumindest indirekt profitiert man dann doch oft. Man kann manches für Vorträge verwenden, kriegt Anregungen für die eigene Diss, unter Umständen auch mal einen Text den man nicht kannt usw.
Ich persönlich habe sowieso nicht die Wahl: Ich könnte mich da einfach nich reinquälen, wenn mir die Veranstaltungen selbst keinen Spaß machen..
MastaofDissasta

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von MastaofDissasta »

mastermind hat geschrieben:Argh, muss man den überall das Gender-Fass aufmachen...
Ich finde es auch wichtig die Balance zu finden und gebe auch zu, dass sich gute Lehre leider nicht immer lohnt. Aber zumindest indirekt profitiert man dann doch oft. ....
Stimmt, aber man profitiert eben auch dann, wenn man sich kein Bein ausreißt. Ich hab von Anfang an jedes Semester ein bis zwei LVs gemacht, erst, weil ich eine Lehrstuhlstelle hatte und musste und dann auf Lehrauftrag und weil ich das so nett gemacht habe. Der Lehrauftrag ist ein Witz, da kriege ich für Seminare in der realen Welt in der Regel das Doppelte oder Dreifache für. Man profitiert zwar von Lehre (wie schon gesagt wurde kann eine gute LV das Ego ganz schön boosten - gerade in meiner Anfangszeit, als mir noch an allen Ecken klar gemacht wurde, wie wenig ich eigentlich weiß, waren 50 Studis mit festem Vertrauen in meine Kompetenz echt tröstlich), aber manchmal muss man eben die Rechnung aufmachen, ob man nicht mehr profitieren würde, wenn man sich die gleiche Zeit an eine Publikation oder einen Kongressbeitrag setzt. Da geht es um Opportunitätskosten.

Und wo meine Vor-Vorposterin eben auch Recht hat: Frauen tun das eben häufiger nicht, das Denken in Opportunitätskosten. Typische Mädelsfalle, die supi-dupi-LVs mit 24/7-Sprechstunden und PowerPoint-Sätzen, die man auch als Reader gewinnbringend verticken könnte.
mastermind

Re: Lehre: Zeitaufwand für ein Seminar?

Beitrag von mastermind »

Wie gesagt, ich habe eueren Gedanken im Grunde schon auch.
Andererseits: Wer kann denn die Lehre seiner Kollegen wirklich detailliert beurteilen? Vielleicht ist es auch ein bisschen Selbstschutz dann zu sagen, menno, ich hab aber soooo tolle Lehre gemacht und werd jetzt nicht belohnt. Vielleicht hat der Kollege einfach insgesamt mehr Zeit in Diss UND Lehre investiert.
Allerdings habe ich mit meinem überschaubaren Lehrverpflichtungen leicht reden, da kann ich ruhig mehr Zeit in die Lehre investieren ohne dass die Diss kollabiert...
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