DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko??

Einreichung, Korrektur, Rigorosum, Disputation, Drucken, Titelführung, Steuern
außerdem auch alles was nach Abschluss der Diss kommt.
Primavera

DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von Primavera »

Hallo zusammen,

nachdem ich schon lange nicht mehr hier aktiv war, u.a. weil meine Arbeit auch 1 3/4 Jahre beim Prof lag und gelesen werden wollte, hat er nun mich einbestellt und gesagt, er hätte die Arbeit gelesen. Ich solle noch gewisse Sachen ändern und dann aber die Arbeit offiziell einreichen. Er meinte wörtlich: "Reichen Sie es dann ein, wir versuchen es jetzt einfach mal. Ich sage Ihnen aber, das ist ein Risiko."

Ich sagte: "Na halten Sie es für ausgeschlossen, dass die Arbeit durchkommt."

Er: "Nein, nein, aber er könne eben für nichts garantieren und welche Note dann da raus käme."

Mich hat das ganze etwas verunsichert. Zudem ich doch überzeugt bin, dass er die Arbeit nicht gelesen hat. Denn wenn er eine Seite liest, dann schreibt er soviel ran. Und das trifft nur auf ca. 50 Seiten zu. Er hat hinsichtlich des Endes der Arbeit sogar gesagt, da hätte er keine Lust mehr gehabt, weil er würde mit meiner Art zu schreiben nicht klar kommen. Ich würde meinen, er hat nur diese 50 Seiten gelesen und der Rest sieht ungelesen auch (auch keine Seite geknickt, etc).

Ein guter Freund meinte, ich solle mir keine Gedanken machen, denn mein DV würde ja 1 Gutachten schreiben und kein DV würde sich die Blöße geben, dass eine Arbeit durchfällt.

Was meint ihr zu seinen merkwürdigen Äußerungen? Bin ich einfach zu ängstlich? Das ganze geht nun seit 6 Jahren und muss zum Ende kommen. Ich kann ja auch nicht komplett meinen Schreibstil ändern. Zumal eine Kollegin meine Arbeit gelesen hat, schon mehrere andere Diss gelesen hat und meine auch "normal" fand.

Ich habe fast alle seine Änderungswünsche nun eingearbeitet, aber alles umformulieren kann ich nicht.

Bin gespannt auf Eure Meinungen!

LG

Primavera
cine

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von cine »

Hallo Primavera!

Schwierig.
Ich bin Ingenieurin, da gilt die Aussage
kein DV würde sich die Blöße geben, dass eine Arbeit durchfällt.
zumidnest für interne Doktoranden absolut. Man hat ja vorher am Lehrstuhl gearbeitet und kriegt da immer wieder Rückmeldung, das wäre wirklich peinlich für den DV.
Wo sieht er denn das Risiko? Hat er das konkret benannt?
1 3/4 Jahre find ich übrigens stolz...

LG cine
bienah
Beiträge: 145
Registriert: 18.12.2009, 15:30
Status: fertig

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von bienah »

Hallo Primavera

Von derartigen Angaben würde ich mich auch verunsichern lassen. Viel negativer geht es ja nicht mehr, oder ist das für deinen DV normal? Sich so lange für das "Lesen" einer Arbeit Zeit zu lassen, finde ich übrigens eine Frechheit. Dein DV scheint überhaupt keine Lust zu haben, dich in irgendeiner Weise zu unterstützen. Er kann die Qualität deiner Arbeit gar nicht beurteilen, teilt dir aber "vorsorglich" schon mal mit, dass du mit dem Schlimmsten rechnen musst. Wie war denn euer Verhältnis bisher, mir scheint da einiges im Argen zu liegen...

Ich würde an deiner Stelle einreichen. Oder hast du aus anderen Gründen Zweifel?
Rosa

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von Rosa »

Die lange Liegezeit der Arbeit beim Betreuer macht mich auch stutzig. Seine Äußerungen dazu auch ...
Ich weiß noch nicht genau was, aber hier muss jetzt irgendwas getan/veranlasst/besprochen/geklärt werden. Also nicht am Text meine ich, sondern an der Situation. Damit es mit der Einreichung alles möglichst glatt läuft.
Was sagt denn Zweitgutachter o.ä.?
Primavera

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von Primavera »

Vielen Dank für Eure Antworten.

Es ist in der Tat so, das ich mich mit meinem DV - nicht mehr - so gut verstehe. Das hat mal ganz unproblematisch angefangen und seit der 1. Abgabe im Jahr 2007 ist es nur schrecklich. Damals habe ich ihm 330 Seiten abgegeben, die er zu oberflächlich und zu knapp fand. Die Gliederung sei schrecklich (hatte er aber abgesegnet ehemals). Die Kommentare waren teilweise sogar beleidigend. Er hat damals gesagt, legen sie nicht auf die Goldwaage, was ich so schreibe. Nehmen sie nur zur Kenntnis, dass sie an der Stelle etwas ändern müssen. Nun habe ich ihm Anfang 2009 eben 442 Seiten abgegeben. Die sind ihm nun zu lang. Insbesondere Kapitel 6 sei ja überflüssig und zu lang, nämlich 150 Seiten. Das könne ja weg. Erstens hat es nur 60 Seiten und wenn ich die 150 Seiten wegnehme, die er gekennzeichnet hat, dann ist der Hauptteil der Arbeit weg. Kann also nicht richtig sein. Und das Kapitel 6 ist nur drin, weil er es bei der 1. Abgabe bemängelt hat, dass es fehlt. ja was denn nun? Das habe ich auch gefragt bzw. gesagt, dass ich es nur geschrieben habe, weil er doch etwas vermisst hat. Ja, aber schreiben sie es anders und nicht an der Stelle. So sei es jedenfalls nicht gut. Aha, sehr hilfreich.

Den Zweitgutachter weiss ich noch nicht (ist noch nicht benannt, bestellt, keine Ahnung). DV sagt auch immer, wenn der Zweitgutachter die Arbeit besser findet als er, dann würde er seine Note anpassen. Er wolle ja nur, dass der Zweitgutachter nichts mehr zu bemängeln hat. Das kann man doch aber nie ausschließen, oder? Oder will er mich nur loswerden, aber auch um den Preis einer betreuten (haha) und nicht bestandenen Arbeit? Oder hat er sich diesmal nur die Gliederung angesehen, meint, das passt schon irgendwie? Er weiss ja, dass mir die Note nicht wichtig ist und wir halt nur zum Ende kommen müssen. Aber muss er denn sagen, es ist ein Risiko? Mein guter Freund meinte noch, ich solle eben vor der offiziellen Einreichung hingehen und nochmals erklären, was ich geändert habe. Wenn mein DV dann keine Einwände hätte, könnte er eigentlich nicht sagen, er will die Arbeit nicht durchgehen lassen. Da würde jeder Dekan nachhaken und sagen, so geht das aber nicht. Alles unbefriedigend.

Ich habe aber auch kaum eine Chance, etwas anderes zu tun als einzureichen. Er sagt mir ja nicht, was ansonsten geändert werden sollte. Ich habe alle Literatur verwertet, sauber recherchiert, analysiert und dann meinen Gesetzgebungsvorschlag hingeschrieben. Das müsste dann ja eigentlich reichen. Vielleicht bin ich nur so unsicher, weil ich die Diss inzwischen nur als Fleissarbeit ansehe (seinen Änderungswünschen hinterher), aber da keine besondere Intelligenz oder Fachwissen mehr erforderlich ist. Ich denke immer, das kann doch jeder, und daher zweifele ich dann. Aber wenn ich es mit anderen Arbeiten vergleiche (und hat meine Kollegin ja auch gemacht), dann müsste es doch reichen. Ich mache ja nichts schlechter.

Jedenfalls habe ich kein Vertrauen mehr zu meinem DV. Das macht das Einreichen nicht gerade einfacher.

Wie oft kommt es überhaupt vor, dass eine Arbeit abgelehnt wird? Ich gebe ja an, dass er das betreut hat (auch wenn ich nie beim Lehrstuhl gearbeitet habe). Da kann er bei der Dauer doch eigentlich nicht sagen, Frau X hat immer nur gemacht was sie will. Ich habe ja immer versucht, seinen Wünschen zu entsprechen (teilweise hat er auch Fachbegriffe aus Jura-Klassikern als laienhafte Ausdrucksweise bezeichnet, usw.)

LG Primavera
Bolero

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von Bolero »

Primavera hat geschrieben:Er weiss ja, dass mir die Note nicht wichtig ist und wir halt nur zum Ende kommen müssen. Aber muss er denn sagen, es ist ein Risiko?
Gib das Ding ab.
Welche Alternativen hast Du:
1. Es völlig neu zu schreiben, sehr viel Arbeit reinstecken, aber scheinbar ins Blaue da er Dir seine Kritik nicht vermitteln kann?
2. Neuen DV suchen, der Dir die Arbeit so wie sie ist mit Dir verbessert -- sind auch wieder zwei Jahre
3. Abgeben. Ende.

Wieso ist Dir die Note nicht wichtig?

Ich kenne einen Fall, bei dem das passiert ist. Hier war es so, dass das Ding einfach überhaupt nicht wissenschaftlich war. Auf dem Niveau einer Bachelorarbeit. Aber was ich während meiner Literaturrecherche alles an Doktorarbeiten gesehen habe :shock: da kotzen selbst Pferde. Viele Stundenten bei uns in den Projektarbeiten haben kreativ, wissenschaftlich, Umsetzung etc. mehr erreicht als diese in ihren Doktorarbeit. Aber die kamen auch mit einer guten Note durch und ich frage mich heute noch wieso :|

Such Dir als Zweitbetreuer einen ehemaligen Doktoranden von Deinem DV oder jemand mit dem er nicht im Clinch liegt. Die 422 Seiten kommen DIr zu gute, denn das Ding will keiner lesen. Ich glaube, Du machst Dir da zu viele Gedanken. Kenn das aber von mir auch, man fühlt sich immer zu schlecht oder hat unbegründet Existenzängste.

Weg damit, was bleibt Dir denn anderes übrig?
Zuletzt geändert von Bolero am 12.01.2011, 21:26, insgesamt 1-mal geändert.
Amalia

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von Amalia »

Primavera hat geschrieben:Wie oft kommt es überhaupt vor, dass eine Arbeit abgelehnt wird?
Nach dem Statistischen Bundesamt haben im Jahr 2008 von 1736 Doktoranden in Jura 33 nicht bestanden. (S.189)

https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg ... ID=1024742
GrafLukas

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von GrafLukas »

Bolero hat geschrieben:Such Dir als Zweitbetreuer einen ehemaligen Doktoranden von Deinem DV oder jemand mit dem er nicht im Clinch liegt.
Ähm, was muss man denn studieren, damit man Einfluss auf die Wahl des Zweitgutachters hat? Das will ich auch. In Jura hast du da überhaupt nichts mit zu tun, den Zweigutachter bestimmt der DV, teilweise unter Mitwirkung des Dekanats.
Bolero hat geschrieben: Die 422 Seiten kommen DIr zu gute, denn das Ding will keiner lesen.
Wobei das auch wieder nicht nur positiv ist - es könnte ja auch nicht schlecht sein. Ich finde alles über 250-300 Seiten potentiell zu lang, auch in Jura. Klar, hängt etwas vom Teilgebiet ab, aber man geht doch schon irgendwie mit der Anfangsvermutung an die Sache ran, dass es zu lang ist. Vielleicht solltest du doch wieder etwas straffen? Dann könntest du das dem DV auch so verkaufen, als hättest du nochmal was dran gemacht. Hast du niemanden im Bekanntenkreis, der einigermaßen kompetent ist, einen fertigen Doktor im ähnlichen Fachgebiet oder so?
Bolero

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von Bolero »

GrafLukas hat geschrieben:
Bolero hat geschrieben:Such Dir als Zweitbetreuer einen ehemaligen Doktoranden von Deinem DV oder jemand mit dem er nicht im Clinch liegt.
Ähm, was muss man denn studieren, damit man Einfluss auf die Wahl des Zweitgutachters hat? Das will ich auch. In Jura hast du da überhaupt nichts mit zu tun, den Zweigutachter bestimmt der DV, teilweise unter Mitwirkung des Dekanats.
Das Zauberwort heißt "proaktiv" :mrgreen:
Ich konnte mir natürlich auch nicht meinen Zweitgutachter aussuchen (sorry, falsch formuliert), habe aber mit meinem DV zuvor diskutiert, wer in Frage kommt. Dann hat der DV den Zweitgutachter bestimmt. Wenn Du also zuvor mit einer Liste potenzieller Kandidaten zur Besprechung kommst, tut man sich selbst einen Gefallen. So war es bei mir, jeder Gutachter hat so sein Fachgebiet, so dass auch nicht alle zu meiner Diss passen. Vielleicht ist das in Jura anders.

Ich kenne einfach nur Horrorstories von Kompetenzgerangel, dass auf den Köpfen der Doktoranden ausgetragen wurde ...

Ist denn in Jura die Note nicht so wichtig?
Primavera

Re: DV sagt, reichen Sie ein, aber es ist ein Risiko?

Beitrag von Primavera »

Die Note ist mir persönlich - nach dem ganzen Theater mit dem DV - nicht mehr wichtig. Ich kann bei ihm ja froh sein, wenn es denn mal klappt. Eine Chance auf eine gute Note habe ich bei ihm wohl eh nicht. (hab auch genug gute Noten in meinem Leben, als dass es mir darauf nicht mehr ankommt). Ich bleibe ja nicht an der Uni bzw. habe ja auch nicht an seinem Lehrstuhl gearbeitet. Vielleicht hat er mir das auch immer übel genommen, dass ich die Stelle nicht wollte.

Unter 330 Seiten kürzen dürfte ich niemals. Das ist aus Sicht meines DV grundsätzlich zu oberflächlich und hat nichts mit einer Diss zu tun. Hätte ich das vorher gewusst, dass er auf die Seiten schaut, hätte ich ihn nicht ausgewählt. Habe gerade eine andere Diss zu einem ähnlichen Thema in der Hand gehabt mit knapp 200 Seiten, schön wärs... Das Literaturverzeichnis ist zu meinem gerade jungfräuchlich. Er will jeden Mist zitiert haben, egal ob er passt oder nicht. Wo da der Erkenntnisgewinn sein soll, habe ich mich so manches mal gefragt.
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