Kündigen für Diss?
Verfasst: 21.11.2010, 11:19
Hallo,
ich lese seit einiger Zeit hier mit und bin schwer beeindruckt, wie engagiert und hilfreich hier diskutiert wird. Deswegen wollte ich es auch mal mit einer halb inhaltlichen, halb "emotionalen" Frage ans Forum versuchen, denn als Alternative scheint mir sonst nur noch das Münze werfen zu bleiben.
Folgendes: ich hab seit etwas mehr als vier Jahren eine halbe WiMi-Stelle mit Promotionsmöglichkeit. Die Stelle würde ich "normal" bezeichnen, in dem Sinne, dass es natürlich zu viel Arbeit für zu wenig Geld ist, die Betreuung auf der Strecke bleibt (an dieser Stelle erzähle ich gerne, dass mein Chef/DV beim letzten Mal als ich meine Arbeitsfortschritte präsentiert habe, nebenbei per DVB-T Fußball geguckt hat, weil mir dann immer viel Mitleid sicher ist - aber glaubt mir, soooo schlimm ist er gar nicht ) und ich den größten Teil meiner Zeit dröseliges Zeugs machen muss, das mich nicht interessiert. 2008, etwa nach zwei Jahren, gab es einen absoluten Tiefpunkt, nachdem ich ununterbrochen mehr als die halbe Stelle gearbeitet hatte, aber bilanzieren musste, dass ich wenig Zugang zu dem hatte, was einen in dem Job eigentlich für den ganzen Driss entschädigen sollte, z.B. die Gelegenheit sich an Publikationen zu beteiligen. Es gab damals viele Problemwälzereien inklusive des Angebots, mir eine Stelle bei einem Kollegen zu verschaffen, aber so einfach wollte ich nicht aufgeben, weil es trotz allem immer noch der Job war, den ich eigentlich machen wollte.
Aber jetzt will ich nicht mehr. Es ist so unglaublich irrational, aber ich halte die ständige Entwertung meiner Arbeit nicht mehr aus. Konkreter Anlass ist der Antrag für ein suppaduppa-Graduiertenkolleg mit Schlagsahne und Kirsche obendrauf. In diesem Zusammenhang wurde ständig darüber geredet, was es so alles für eine erfolgreiche, für den Fortschritt der Wissenschaft bedeutsame Promotion braucht: 2/3-Stellen statt Stipendien, Betreuungskontrakte, regelmäßige Methodenschulungen, finanzielle Mittel als Publikationsbeihilfe, für die Teilnahme an Konferenzen und natürlich als Anschubfinanzierung für die ersten eigenen Projektanträge der Absolventen. Ich habe ernsthafte Probleme mit dem Umkehrschluss, denn anscheinend hat meine Arbeit ja keine entsprechende Unterstützung verdient.
Und deswegen überlege ich zu kündigen. "Kündigen" wäre noch nicht mal das richtige Wort: Im Moment habe ich luxuriöse Arbeitsverträge mit jeweils etwa zwei Monaten Dauer, die ich einfach nicht mehr verlängern würde. Auf meiner jetzigen Stelle komme ich eh' nicht zum Schreiben und das charmante Grüngelb, das meinen Teint im Moment ausmacht, steht mir wirklich gar nicht. Ich hab das Glück, dass ich relativ einträgliche Nebentätigkeiten in meinem Bereich habe (die habe ich mir nach 2008 gesucht, weil ich die finanzielle Unsicherheit als einen sehr belastenden Faktor wahrgenommen habe), die sich als Ersparnisse auf meinem Konto ansammeln und die mich zumindest eine Zeit lang über Wasser halten würden. Trotzdem habe ich das Gefühl vor Angst durchzudrehen, weil ich dann arbeitslos wäre. Das hat so viele praktische Aspekte, von denen ich das Gefühl habe, dass ich sie gar nicht überblicke: Was ist mit Krankenversicherung, Arbeitslosengeld, möglicher Rückkehr an die Uni, der Entgeltstufe (TV-L 13 Ü) und den bereits eingezahlten Beiträgen in die VBL? Dann die andere Seite: Was ist, wenn ich mich damit unwiderruflich ins Aus katapultiere? Wie erkläre ich die Lücke im Lebenslauf? Mein Chef ist der Betreuer meiner Diss und damit der Herr über das "non rite". Welche Möglichkeiten habe ich, wenn der meine Kündigung als Verrat auffasst und sich so "rächt"? Damit meine ich nicht, dass er die Arbeit wissentlich niedermacht, sondern eher, dass er sich, wenn er zwischen zwei Noten steht, unbewusst für die schlechtere entscheidet. Kann ich irgendwie sicherstellen, dass er das Verfahren dann nicht verschleppt? Gibt es vielleicht irgendwen, der in der Endphase der Diss auch diesen Weg gewählt hat, und der mir versichern kann, dass das nicht der größte und dümmste Fehler ist, den ich machen kann?
Ich danke euch schon mal vorab, vielleicht einfach nur für's Lesen, hoffentlich auch für ein paar Hilfestellungen.
ich lese seit einiger Zeit hier mit und bin schwer beeindruckt, wie engagiert und hilfreich hier diskutiert wird. Deswegen wollte ich es auch mal mit einer halb inhaltlichen, halb "emotionalen" Frage ans Forum versuchen, denn als Alternative scheint mir sonst nur noch das Münze werfen zu bleiben.
Folgendes: ich hab seit etwas mehr als vier Jahren eine halbe WiMi-Stelle mit Promotionsmöglichkeit. Die Stelle würde ich "normal" bezeichnen, in dem Sinne, dass es natürlich zu viel Arbeit für zu wenig Geld ist, die Betreuung auf der Strecke bleibt (an dieser Stelle erzähle ich gerne, dass mein Chef/DV beim letzten Mal als ich meine Arbeitsfortschritte präsentiert habe, nebenbei per DVB-T Fußball geguckt hat, weil mir dann immer viel Mitleid sicher ist - aber glaubt mir, soooo schlimm ist er gar nicht ) und ich den größten Teil meiner Zeit dröseliges Zeugs machen muss, das mich nicht interessiert. 2008, etwa nach zwei Jahren, gab es einen absoluten Tiefpunkt, nachdem ich ununterbrochen mehr als die halbe Stelle gearbeitet hatte, aber bilanzieren musste, dass ich wenig Zugang zu dem hatte, was einen in dem Job eigentlich für den ganzen Driss entschädigen sollte, z.B. die Gelegenheit sich an Publikationen zu beteiligen. Es gab damals viele Problemwälzereien inklusive des Angebots, mir eine Stelle bei einem Kollegen zu verschaffen, aber so einfach wollte ich nicht aufgeben, weil es trotz allem immer noch der Job war, den ich eigentlich machen wollte.
Aber jetzt will ich nicht mehr. Es ist so unglaublich irrational, aber ich halte die ständige Entwertung meiner Arbeit nicht mehr aus. Konkreter Anlass ist der Antrag für ein suppaduppa-Graduiertenkolleg mit Schlagsahne und Kirsche obendrauf. In diesem Zusammenhang wurde ständig darüber geredet, was es so alles für eine erfolgreiche, für den Fortschritt der Wissenschaft bedeutsame Promotion braucht: 2/3-Stellen statt Stipendien, Betreuungskontrakte, regelmäßige Methodenschulungen, finanzielle Mittel als Publikationsbeihilfe, für die Teilnahme an Konferenzen und natürlich als Anschubfinanzierung für die ersten eigenen Projektanträge der Absolventen. Ich habe ernsthafte Probleme mit dem Umkehrschluss, denn anscheinend hat meine Arbeit ja keine entsprechende Unterstützung verdient.
Und deswegen überlege ich zu kündigen. "Kündigen" wäre noch nicht mal das richtige Wort: Im Moment habe ich luxuriöse Arbeitsverträge mit jeweils etwa zwei Monaten Dauer, die ich einfach nicht mehr verlängern würde. Auf meiner jetzigen Stelle komme ich eh' nicht zum Schreiben und das charmante Grüngelb, das meinen Teint im Moment ausmacht, steht mir wirklich gar nicht. Ich hab das Glück, dass ich relativ einträgliche Nebentätigkeiten in meinem Bereich habe (die habe ich mir nach 2008 gesucht, weil ich die finanzielle Unsicherheit als einen sehr belastenden Faktor wahrgenommen habe), die sich als Ersparnisse auf meinem Konto ansammeln und die mich zumindest eine Zeit lang über Wasser halten würden. Trotzdem habe ich das Gefühl vor Angst durchzudrehen, weil ich dann arbeitslos wäre. Das hat so viele praktische Aspekte, von denen ich das Gefühl habe, dass ich sie gar nicht überblicke: Was ist mit Krankenversicherung, Arbeitslosengeld, möglicher Rückkehr an die Uni, der Entgeltstufe (TV-L 13 Ü) und den bereits eingezahlten Beiträgen in die VBL? Dann die andere Seite: Was ist, wenn ich mich damit unwiderruflich ins Aus katapultiere? Wie erkläre ich die Lücke im Lebenslauf? Mein Chef ist der Betreuer meiner Diss und damit der Herr über das "non rite". Welche Möglichkeiten habe ich, wenn der meine Kündigung als Verrat auffasst und sich so "rächt"? Damit meine ich nicht, dass er die Arbeit wissentlich niedermacht, sondern eher, dass er sich, wenn er zwischen zwei Noten steht, unbewusst für die schlechtere entscheidet. Kann ich irgendwie sicherstellen, dass er das Verfahren dann nicht verschleppt? Gibt es vielleicht irgendwen, der in der Endphase der Diss auch diesen Weg gewählt hat, und der mir versichern kann, dass das nicht der größte und dümmste Fehler ist, den ich machen kann?
Ich danke euch schon mal vorab, vielleicht einfach nur für's Lesen, hoffentlich auch für ein paar Hilfestellungen.