Hallo, alle miteinander.
Ich bin neu hier in dem Forum (das ich schon sehr hilfreich fand) und möchte Euch um ein paar Statements zu meiner Situation und meinen Überlegungen bitten.
Ich bin 27 ½ Jahre alt, habe direkt nach der Schule das Jura-Studium angefangen, es im Freischuss (also 1 Semester unter Regelstudienzeit) beendet und das Referendariat sofort angeschlossen. Jetzt warte ich gerade auf die Ladung zur Mündlichen Prüfung, habe also Ende Dezember das 2. Staatsexamen auch in der Tasche, darf mich „Volljuristin“ nennen und könnte in den Beruf starten. Das war also eigentlich schnell.
Mit dem Thema Promotion habe ich mich bisher nicht wirklich viel beschäftigt. Wenn ich das richtig sehe, machen „wir Juristen“ das ja wohl in aller Regel nach dem 1. Staatsexamen und vor dem Referendariat. Mich hatte das 1. Examen aber so fertig gemacht, dass ich nur dachte: Weg von der Uni.
Nun habe ich die „Pflicht“ (=komplette Berufsausbildung) geschafft und finde den Gedanken an eine „Kür“ (= Dr.) ziemlich charmant.
Pro:
Dr. ist gut für mein Ego (das durch die Staatsexamina etwas beschädigt ist, wie bei vielen Juristen)
Dr. ist auch gut für das Ego potentieller Arbeitgeber, die sich das vermutlich gerne auf das Kanzleischild/das Briefpapier etc. schreiben
Mir gefällt der Gedanke, dass ich jetzt etwas „nur für mich“ mache – so, wie ich es machen will und wie es mich interessiert
das einzige, was mir in meiner Unizeit richtig gefallen hat, waren Haus- und Seminararbeiten, was wohl dafür spricht, dass mir eine Diss auch liegen könnte
während der Refrendarszeit fand ich immer die Stationsaufgaben am spannendsten, für die man recherchieren und im „Notfall“ eigene Gedanken entwickeln konnte, was wohl auch für eine Neigung zu wissenschaftlichem Arbeiten spricht
Ich wohne derzeit in einer Uni-Stadt, in der man kein Jura studieren kann. Es gibt aber gleichwohl einige Jura-Profs (z.B. für die Wirtschaftsstudiengänge), ein Lehrstuhl passt sehr gut zu meinem Interessengebiet
Aus meiner letzten Referendarsstation habe ich eine Idee mitgenommen, die ich für promotionswürdig halte – das war eine Aufgabe, für die ich ca. 2 Wochen recherchiert und dann (mangels Literatur zu genau meinem Problem) eigene Gedanken entwickelt habe – absolut ausbaufähig
Mein Mann studiert an dieser Uni und wird noch ca. 2 Jahre brauchen – das „perfekte“ Zeitfenster für eine zügige Promotion, d.h. es würde auch in die Private Lebenssituation ziemlich gut passen
Contra:
Für Juristen ein eher ungewöhnlicher Zeitpunkt für eine Promotion aber vielleicht mit dem Pflicht-und-Kür-Argument erklärbar, sofern man es knackig durchzieht
Wie gesagt fühle ich mich schon etwas alt – auf der anderen Seite kann ich noch bis 30 fertig werden (das wären etwas über 2 ½ Jahre bis zum 30. Geburtstag) und das scheint, wenn ich das hier richtig gelesen habe, ja noch ok zu sein
Mein Haupt-Contra: Ich bin ein Sicherheits-Freak; an dem Lehrstuhl, den ich im Auge habe, ist keine Stelle ausgeschrieben und ich müsste es extern machen (so wohl auch bei anderen Lehrstühlen). Das hat natürlich den Vorteil, dass man von der Uni-Arbeit verschont bleibt und vielleicht etwas schneller voran kommt; aber ein Büro, in das man zum Arbeiten gehen kann und ein Betrag X am Ende des Monats sind auch nicht zu verachten. Habe halt einfach nur ein bisschen Geld-Bammel: obwohl ich gut 17.000,- auf der hohen Kante habe, sehr preisgünstig wohne und nebenbei zumindest auf 400,- - Basis jobben könnte und das mE ausreichen müsste – meint ihr, damit wäre ein Staat zu machen oder ist das als Finanzierungsbasis zu dürftig?
Ich habe den Prof (s.o.) noch nicht angesprochen, bin aber einfach mal zuversichtlich, dass der an einer Nicht-Jura-Uni vielleicht nicht ganz sooo viele Anfragen bekommt und einen Externen noch vertragen könnte (oder dass ich einen anderen finde).
Wie ihr seht, bin ich selbst ein wenig überrascht von meinem Promotions-Wunsch, der mich aber seit einigen Wochen einfach nicht mehr loslässt. Und bevor ich den Prof mit meiner Idee anspreche, muss ich mir „mal eben“ darüber klar werden, ob ich das will oder nicht. Im Moment überwiegen Tatendrang und Abenteuerlust die Zweifel. Richtig zögern lässt mich eigentlich nur die Finanzierungsangst.
Für Anregungen, Ideen, Beurteilungen bin ich offen. Bitte quatscht mich voll. Wascht mir den Kopf ...
Herzliche Grüße und schon mal vielen Dank,
Mela.