Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
springer331

Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von springer331 »

Hi Leute,

hallo erstmal. Dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ich glaub ich bin hier richtig.

Ich hab ein gewisses "Problem" was viell. gar keines ist - aber ich bin starker Idealist.

Bin jetzt Dipl Ing. und habe in Informationstechnik meinen Abschluss gemacht, hab Zertifikate während des Studiums zusätzlich gemacht, Praktika als Werkstudent etc. und hab meine Diplomarbeit bei einem namhaften Automobilkonzern in der F & E Abteilung geschrieben und diese Arbeit ist mit "Sehr gut" abgeschlossen worden.

Hab dann nach meinem Abschluss bei einigen Industriekonzernen beworben und dann interessante Angebote bekommen (hab mir gedacht dass gibt es ja nicht soviel Arbeitslosigkeit und ich schreib nur ein paar Bewerbungen und bekomm dann gleich einige Angebote)..Hab mir dann eines ausgesucht, die haben mich genommen, weil ich auch ca. 3 gute Referenzen zusätzlich angeben konnte und alle 3 Vorstellungsrunden überstehen konnte.

Das erste halbe Jahr ist Einschulung (normales Einsteigergehalt) und da bin ich. Nach der Einschulung sollts einige Jahre in die Schweiz für einige Projekte gehen und da hätte ich ein sehr hohes Einstiegsgehalt, was ich in Deutschland wahrsch. nicht mehr so schnell bekomme, Auslandserfahrung könnt ich auch sammeln und Berufserfahrung ist ja heutzutage so wichtig.

Nur gestern hat sich wieder eine Firma (Halbleiterkonzern) gemeldet, da hätt ich ein Angebot sogar für eine Industriepromotion, aber in Österreich. Hab mir ausgerechnet dass ich auch nach der Promotion in Ö. wahrscheinlich nicht soviel verdienen werde wie in der Schweiz.. schätze ich..und ich müsste mein jetziges Arbeitsverhältnis kündigen - jeden den ich bis jetzt gefragt habe, hat gesagt ich wäre ja blöd wenn ich das tun würde bei den Verdienstmöglichkeiten später (einige Tausend Euro im Monat im Projektgeschäft)..

Aber da könnt ich gleich die Promotion schreiben - bin ja Idealist - aber wär wahrsch. dumm. Auch der Schweizer Konzern würde mir "irgendwann" nach fachlicher Beweisung meiner Arbeit die Chance auf eine Promotion geben (groß genug sind sie ja, auch weltweit). Aber wer weiß ob ich es dann noch mache, im stressigen Projektgeschäft und mit dem guten Gehalt.. Weil ich würde noch sehr gerne, vor allem aus Interesse und um es mir selbst zu beweisen, eine Dr-Arbeit schreiben..Oder stell ich den Dr Titel auf einen zu hohen Podest? Frag mich ob es das wirklich wert wäre.. klug wäre es wahrscheinlich nicht oder?

Also zusammengefasst:
-erstes halbes-Trainee-Jahr noch durchhalten in die Schweiz gehen in Industrieprojekten viel Geld verdienen und Doktorarbeit viell. irgendwann..
-od. jetzigen Job kündigen - nach Österreich gehen und mit Industriepromotion beginnen (Dauer auf ca 3 Jahre ausgelegt, Betreuer selbst ist DiplomPhysiker, hat selber noch keine Diss aber fast 20 Jahre Erfahrung)....

Ich denke Schweiz wäre besser was meint ihr?
Danke fürs Lesen ;)

PS: Ehem. Schulkollege macht auch bereits die Diss., jetzt bin ich etwas unter Erfolgsdruck, das ich auch bald eine schreibe, aber ich darf jetzt keinen blöden Fehler mehr machen..
Taavi

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von Taavi »

Hallo und willkommen im Forum!

Habe deinem Beitrag gelesen und ich wüsste ganz genau was ich machen würde: Ab in die Schweiz!
Ich kenne so viele Leute die promovieren WEIL sie einen interessanten Job und ein tolles Gehalt wollen, wenn du das ohne Promotion haben kannst ist doch super! Außerdem - wie du schon selber gesagt hast - läuft dir die Doktorarbeit ja nicht weg. Promovieren kannst du immer noch, aber so eine tolle Chance ziehen lassen..?
PS: Ehem. Schulkollege macht auch bereits die Diss., jetzt bin ich etwas unter Erfolgsdruck, das ich auch bald eine schreibe, aber ich darf jetzt keinen blöden Fehler mehr machen..
Wenn ich dein P.S. richtig interpretiere, möchtest du gerne mit deinem Schulkollegen "mitziehen", aber solche Motivationsgründe helfen einem nur über die ersten paar Wochen, glaub mir :wink: Eine Doktorarbeit ist auch anstrengend und man braucht gute Gründe, die man sich bei Tiefs immer wieder ins Gedächtnis rufen kann. Und ich glaube der Grund "Mein Freund promviert auch, da muss ich mithalten" ist auf Dauer keine sooo starke Motivation! Auch wenn geteiltes Leid halbes Leid ist :wink:

Alles Gute für deine Entscheidung!
Frodo

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von Frodo »

Hallo!

Dein Post hat mich (als Schweizer) etwas zum schmunzeln gebracht. :D

So wie du deine Situation beschreibst, solltest du wohl tatsächlich eher auf die Diss. verzichten. Mir scheint, als seist du vor allem daran interessiert, möglichst schnell möglichst gutes Geld zu verdienen. Und da würdest du wohl während 2 - 3 Jahren Doktorieren ziemlich leiden. :lol:

Es gibt viele Statistiken, die Promovierten (gerade in deinem Bereich) ein durchschnittlich höheres Gehalt zuschreiben und zudem bessere Chancen auf der Karriereleiter bescheinigen. Aber meiner Meinung nach sollte der Antrieb für eine Diss. nicht finanzieller Natur sein.

Viel Erfolg,
Frodo
AGH

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von AGH »

springer331 hat geschrieben:(Dauer auf ca 3 Jahre ausgelegt, Betreuer selbst ist DiplomPhysiker, hat selber noch keine Diss aber fast 20 Jahre Erfahrung)....
Wäre würde ich Dich offiziell betreuen? (Keinen Namen, sondern ob es da jemanden gibt!)

Liebe Grüße!
AGH
GrafLukas

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von GrafLukas »

Naja, später ein besseres Gehalt zu bekommen ist schon ein zulässiges Motiv, von Idealismus kann man nicht leben.

Immerhin ist die Promotionsmöglichkeit auch bezahlt - und wenn du dann später noch besser qualifiziert bist, bekommst du dann immer noch die guten Gehälter. Wenn du nicht jetzt gerade dringenden Finanzbedarf hast, läuft dir das aller Wahrscheinlichkeit nach also nicht weg.

Deshalb ist die Frage, ob du es wirklich willst und wie sehr. Hinterfrage deine Motive, evaluiere deinen Fleiß und dein Durchhaltevermögen.
saxomanix

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von saxomanix »

ich wuerd in die schweiz gehen...ich mach die promotion eigentlich nur, weil ich damals auch geschwankt habe und es aber dank Bankenkrise usw gerade kaum offene Stellen gab. Ich mein es ist ok und mein Ego freut sich auch aber wenn ich seh, was ehemalige studienkollegen mit nem Direkteinstieg kriegen und machen, werd ich manchmal schon neidisch. Und eine Promotion bringt dir oft auch nur bedingt was - denn schliesslich "vergeudest" du auch irgendwie 3-5 Jahre mit fuer die Industrie weniger relevanten Dingen (es interessiert ja keinen Menschen, wieviele Klausuren ich korrigiert habe)...
Frodo

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von Frodo »

saxomanix hat geschrieben:...aber wenn ich seh, was ehemalige studienkollegen mit nem Direkteinstieg kriegen und machen, werd ich manchmal schon neidisch. Und eine Promotion bringt dir oft auch nur bedingt was - denn schliesslich "vergeudest" du auch irgendwie 3-5 Jahre mit fuer die Industrie weniger relevanten Dingen (es interessiert ja keinen Menschen, wieviele Klausuren ich korrigiert habe)...
Genau aus solchen Gründen habe ich mich für eine Industriepromotion entschieden. Da sind die 3-5 "vergeudeten" Jahre beinahe vollwertige Berufserfahrung.
saxomanix

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von saxomanix »

@frodo: naja gut aber das is ja nu wieder ein anderer Schuh (die Diskussion hatten wir hier ja schon zig mal)...fuer mich ist die Form Unipromotion schon in Ordnung, ich hatte damals auch 2 industriepromotionsangebote, die ich aber bewusst nicht angenommen habe..
springer331

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von springer331 »

Hi Leute,

vielen Dank erstmal für eure Antworten.

Ich denke auch dass die Schweiz eine bessere Wahl ist, mit diesem Berufsangebot in Aussicht. Bring es glaub ich auch nicht übers Herz, jetzt einfach so abrupt das Traineeprogramm zu kündigen um die Industriepromotion anzunehmen. Betriebsklima ist ja gut, und ich kann auch im jetzigen Konzern irgendwann ne Diss schreiben die wird auch ermöglicht, für erfahrene Dipl Ing die schon einige Zeit im Unternehmen arbeiten, find ich auch gut so. Es käme für mich sowieso nur eine Industriepromotion in Frage, da ich ja in die Industrie will.

Du hast Recht, Taavi, so eine Chance werd ich wohl wahrnehmen, danke Taavi für deine Meinung! Sicher bin ich (zu sehr) Idealist, aber wie schon GrafLukas festgestellt hat - davon wird man nicht reich.. nach so einem langem Studium möcht ich jetzt irgendwie ein bisschen leben usw und mir auch mal einen schönen Urlaub leisten können.. Ich hoffe dass ich irgendwann später die Diss. immer noch schreiben kann.

AGH hat geschrieben: Wäre würde ich Dich offiziell betreuen? (Keinen Namen, sondern ob es da jemanden gibt!)

Liebe Grüße!
AGH
Bitte nochmal - das hab ich leider jetzt nicht so genau verstanden, was du meinst! Du meinst ob ich schon einen Doktorvater/Prof. gefunden habe? Nein noch nicht!
saxomanix hat geschrieben:ich wuerd in die schweiz gehen...ich mach die promotion eigentlich nur, weil ich damals auch geschwankt habe und es aber dank Bankenkrise usw gerade kaum offene Stellen gab. Ich mein es ist ok und mein Ego freut sich auch aber wenn ich seh, was ehemalige studienkollegen mit nem Direkteinstieg kriegen und machen, werd ich manchmal schon neidisch. Und eine Promotion bringt dir oft auch nur bedingt was - denn schliesslich "vergeudest" du auch irgendwie 3-5 Jahre mit fuer die Industrie weniger relevanten Dingen (es interessiert ja keinen Menschen, wieviele Klausuren ich korrigiert habe)...
Stimmt.. man muss sich entscheiden.. irgendwie kann man immer neidisch sein. Ich verdien dann zwar sicher gut, ich bin aber dann wiederum etwas neidisch weil mein ehem Studienkollege dann schon die Doktorarbeit beginnen kann.. na egal.. In 10 Jahren ist dann wieder alles anders.. Es ist vielleicht nur das Jetzt. Viell hab ich dann schon eine gute Position und bin am Schreiben der Diss ;)
Wie es auch kommt, bis zum Alter von 60 möcht ich meine Diss schon geschrieben haben. Irgendwie ists dann aber mehr eine Motivation aus Idealismus und Selbstverwirklichung - mir gehts da weniger ums Geld.

Ich war sehr begeistert während dem Diplomarbeitsschreiben. Ich kann mich da sehr in Bücher vertiefen und alles mögliche auszuknobeln. Mein Firmenbetreuer (Dr-Ing.) war auch sehr begeistert mit meiner Lösung. Da fühlte ich mich intrinsisch motiviert, das beflügelt einen. Da gab es ein Ziel zu erreichen. In der täglichen Arbeit ist es halt nicht mehr so dafür viel mehr Verdienst.

Sicher, für mich zB kommt aber nur eine Industriepromotion in Frage. Kann auch Nachteile bringen, die Promotion, da man oft in bestimmte Stellen gar nicht mehr rein kommt aufgrund Überqualifizierung.

Sei es wie es sei, ich danke euch sehr für eure Rückmeldungen bis jetzt. Habt mir schön weitergeholfen.
Werd mich höchstwahrsch. für die Schweiz entscheiden. Diss schreiben kann ich ja zB in 5 Jahren auch noch :)
Was meint ihr?

lg
springer331
nmr_psi

Re: Promotion beginnen oder guten Job im Ausland nehmen..?

Beitrag von nmr_psi »

Hallo,

wenn ich Deinen Beitrag richtig verstanden habe, würdest Du nur für einige Jahre projektbezogen ins Ausland gehen und dann wieder zurückkehren.?

Dein post scriptum enthält für mich aber doch sehr den Hinweis, dass da noch etwas anders in Dir schmort. Eigentlich würde ich mich an Deiner Stelle weniger um das Einstiegssalär kümmern. Das Forum hier hat an so vielen Stellen die Motivation einiger Doktoranden aufgeworfen, dass es mehr der Titel, die zwei Buchstaben, sind, die einen die Schinderei einer Doktorarbeit ertragen lassen. Sicherlich steckt auch oft Freude an der wissenschaftlichen Arbeit dahinter. Jedoch solltest Du Dir bewusst sein, dass, bedingt durch eine gewisse "Inflation der Bildungstitel" manche Positionen in grossen Unternehmungen ohne Promotion schlicht kaum erreichbar sind. Dies betrifft speziell das Management.

Es lassen sich kaum Vorhersagen für Deine Karriere für die nächsten 30-40 Jahre treffen. Die Auswirkungen einer möglichen Promotion können sehr unterschiedlich sein, das muss gar nichts mit dem Titel selber zu tun haben. Primär bleibst Du in Kontakt mit der akademischen Welt. Dies kann unter Umständen auch die Familienplanung, ggf. einen Hausbau, das soziale Umfeld etc. beeinflussen.

Versuche Dich intensiv mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, warum Du promovieren willst. Der gewisse Neid/Zugzwang zu Deinem Schulkollegen ist aber für mich ein ernsthafter Hinweis, dass Dich eine nicht durchgeführte Promotion möglicherweise die nächsten Jahrzehnte ärgern wird - vielleicht mehr, als Du jetzt übersehen kannst. Das hängst sehr stark von persönlichen Faktoren ab, die gar keine negativen Motive beinhalten müssen. Titel sind eben doch das, was früher Orden waren: Schmuck und eben auch Balsam für die Seele.

Jegliche länderspezifische Auswahl würde ich zuerst ignorieren: Da müsstest Du bis zum Renten- und Gesundheitssystem vergleichen, ob es sich "lohnt". Und dann wären die familiären Umstände noch lange nicht geklärt. Denk auch daran, dass vielleicht Deine Eltern irgendwann Hilfe benötigen werden und dann ist eine nicht zu grosse Distanz immer hilfreich.

Ich wünsche Dir von Herzen viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung. Da ich selber einmal, wie hier sicher so viele, vor der Entscheidung Privatwirtschaft oder akademische Laufbahn stand, weiss ich in etwa, wie Du Dich vielleicht fühlst. Ich habe mich damals für die akademische Laufbahn entschieden und dies ab und zu bereut und ab und zu war ich auch sehr glücklich darüber. Man weiss nie, was kommt. Im Vergleich mit meinen Schulkollegen konnte ich aber feststellen, dass die Leute, die zu kleineren Firmen/Kanzleien/Praxen gingen, mehr mit ihrem Job verbunden, und sich auch mehr damit identifizieren und glücklicher scheinen. Das habe ich so selten bei Leuten gefunden, die wegen hoher Einstiegssaläre zu den grossen üblichen Verdächtigen gingen.

Nochmals viel Glück,

nmr
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