Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Finanzplanung, Stipendien incl. und Muster-Gutachten für eine Stipendienbewerbung, Krankenversicherung als Doktorand
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Julietta

Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Beitrag von Julietta »

Hallo,
ich hatte vor Kurzem ein Auswahlgespräch bei meinem Vertrauensdozenten (HBS). Mich interessiert, welche Erfahrungen andere von Euch damit gemacht haben?
Ich bin doch recht entsetzt über die extrem harte Art zu Fragen. Ich habe eher ein "Gespräch" erwartet, tatsächlich lief es aber so, dass ich das Gefühl habe, das keine meiner Antworten (egal ob zum Promotionsthema, ideellen Fragen oder persönlichen Sachen) ausreichend war (Das ging eher in Richtung "Verhör": Es wurde immer nachgehakt und zwar so extrem, bis ich ins "schwimmen" gekommen bin und ehrlich eingestehen musste, nicht mehr antworten zu können.
D.h. eine Antwort wurde nie stehen gelassen oder so hingenommen, sondern immer nachgebohrt.
Mir ist klar, dass die Stiftungen begrenzte Budets haben und eine Auswahl treffen müssen. Ich habe meinen Vertrauensdozenten vorher gefragt, ob es Themen gibt, die ihn im Gespräch besonders interessieren würden - das genannte Thema wurde dann im Gespräch mit keinem Wort erwähnt oder nachgefragt. Ich war irgendwann auch so konfus und verwirrt, dass ich mich nicht mehr getraut habe, darauf hinzuweisen.
Auf das genannte Thema hatte ich mich ausführlich mit Hintergrundinfos und Übungsgespräch mit einer befreundeten Doktorandin vorbereitet. Außerdem habe ich mich vorher mit der Betreuerin meiner Doktorarbeit kurzgeschlossen und sie hat mir Tipps zum Bewerbungsgespräch gegeben. Ich bin also nicht unvorbereitet dorthin gegangen. Dennoch hat dieses Gespräch einen üblen Nachgeschmack bei mir hinterlassen.
Ich frage mich, aus welchem Grund in dieser Weise gefragt wird? (Inhaltlich wurden mir nur sehr allgemeine Fragen zu meiner Arbeit selbst gestellt) Geht es nur darum, die Bewerber an ihre Grenzen zu bringen, um dann zu sehen, wie sie sich in so einer Ausnahmesituation verhalten? Oder geht es auch anders?
Ich freue mich über alle Erfahrungsberichte und Meinungen dazu!
ayla

Re: Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Beitrag von ayla »

Ich empfand beide Auswahlgespräche bei der HBS als unangehnehm. Sowohl das "Persönlichkeitsgespräch" als auch das "Fachgespräch".
Bei dem Persönlichkeitsgespräch hatte ich das Gefühl, dass man mich bis auf die Unterwäsche auszieht. Da waren so Fragen wie " Was hast Du empfunden, als deine Eltern nach der Grundschule bestimmt haben, auf welche Schule du kommst?" (Das ist jetzt 18 Jahre her...). Oder ob meine Eltern in meiner Kindheit vorgeschrieben haben, was ich lesen soll - auf meine Aussage hin, dass ich schon immer gerne gelesen habe.
EIn anderes Persönlichkeitsgespräch bei einer anderen Stiftung lief da wesentlich besser, da hatte ich wenigstens das Gefühl, man interessiert sich was für ein Mensch ich jetzt bin, und nicht wie meine Psyche als Kind war.

Das Fachgespräch war ziemlich lang (HBS) und ich kam über kurz oder lang auch ins Schwimmen, v.a. weil es sehr ins Detail ging.

Auch hier hatte ich bei der anderen Stiftung ein besseres Gefühl, dort ging es nicht so sehr ins Detail, sondern eher darum, wie ich mir (grob) das Projekt vorstelle, was ich schon in die Wege geleitet habe, aber v.a. war es mehr eine Art Diskussion - kein Abfragen.
chai_latte

Re: Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Beitrag von chai_latte »

Kann ich total gut nachvollziehen. Hatte letzten Freitag mein Gespräch bei der KAS und warte noch auf eine Antwort.

War am Ende des Gesprächs auch ziemlich platt (und man macht solche Bewerbungsgespräche ja nicht zum ersten Mal!). Es gab viele Fragen zu den theoretischen Ansätzen meiner empirischen Arbeit, die so tief gingen, dass ich sie zum jetzigen Stand (Anfang der Promotion) einfach noch nicht beantworten konnte. Kam einmal auch ziemlich ins Schwimmen, weil einer der Prüfer ständig sagte, "Das verstehe ich jetzt aber noch nicht".

Teilweise auch unglaublich provokant gestellte Fragen (Prüfer zweimal: "Ich stelle Ihnen jetzt eine etwas ketzerische Frage...") und mehrere Vorurteile, die es galt zu widerlegen.

Hatte ziemliche Kopfschmerzen am Ende und da halfen ein paar einfache Fragen zum Schluss zum ehrenamtlichen Engagement auch nicht mehr wirklich.
crêpenoisette

Re: Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Beitrag von crêpenoisette »

@ Julietta und Ayla: Ohje. Habe soeben die Unterlagen für die HBS abgeschickt. Darf ich fragen in welchen Fächern ihr promoviert (um evtl. für mich diese beiden schonmal ausschließen zu können)?
Natika

Re: Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Beitrag von Natika »

Ich habe noch während meines Hauptstudiums ein Assessment-Center und ein persönliches Auswahlgespräch bei einer Studienstiftung (keine der großen kirchlichen oder parteinahen Stiftungen) durchlaufen und fand das Gespräch auch unangenehm. Im Anschluss daran war ich davon überzeugt, dass ich das Stipendium im Leben nicht bekommen würde. Ich habe es aber doch bekommen und es ist sogar verlängert worden. Ich glaube schon, dass die versuchen, einen an die persönlichen Grenzen zu bringen. Wichtig ist es auch, wie man reagiert, wenn man in die Ecke gedrängt wird, ob man Rückgrat beweist etc. Ich habe dem Interviewer widersprochen. Das war vermutlich das Richtige, allerdings wurde mir dies im Gespräch nicht signalisiert.

Einfach abwarten! Wichtig ist: bleibe Du selbst auch im Auswahlgespräch! :)
crêpenoisette

Re: Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Beitrag von crêpenoisette »

Ich habe mich letzte Woche mehr zum Spaß mit derjenigen meiner Uni getroffen, die die Gutachten für die HBS schreibt (selbst Promotionsstudentin). Sie war aber sehr sehr nett. Vllt. wird das beim 'ernsten' Gespräch anders.
:\MRKN/:

Re: Auswahlgespräch Doktorandenstipendium

Beitrag von :\MRKN/: »

Hallo allerseits,

ich habe meine beiden Gespräche bei der HBS mittlerweile hinter mir und bin ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass es bei einigen hier so unangenehm verlaufen ist. Das Gespräch mit den beiden Stipendiaten fand ich vollkommen ok. Natürlich ging es dabei teilweise sehr ins Persönliche, aber ich hatte damit nicht so das große Problem. Meine Nervosität hielt sich auch in Grenzen, weil ich ja im Prinzip nicht viel falsch machen konnte. Es gibt ja schließlich nur einen Experten für meine Biographie. :wink:

Vor dem Gespräch mit dem Vertrauensdozenten der HBS habe ich hingegen richtig Bammel gehabt. Ich habe mich natürlich auch super akribisch vorbereitet, bin mein Exposé immer und immer wieder durchgegangen, habe einen Kurzvortrag einstudiert etc. Meine Nerven hat das alles aber kaum beruhigt, zumal mein Gesprächspartner auch nicht irgend ein kleiner Provinzprofessor war, sondern eine führende Position in einer altehrwürdigen deutschen Universität bekleidet. Das Gespräch verlief dann aber vollkommen anders, als ich erwartet hatte. Nachdem mich seine Vorzimmerdame (ja, der Mann hat eine eigene Vorzimmerdame) reingebeten hatte, hat er mich gleich total freundlich empfangen und erst einmal einen kleinen Scherz gemacht. Dann ist er meine Unterlagen noch mal kurz durchgegangen, hat betont, wie gut es doch sei, dass ich Gewerkschaftsmitglied bin und dann noch gleich erwähnt, dass er meine beiden Betreuer noch von früher kenne. Dann ist er auch schon gleich auf das Gutachten meines DV eingegangen und meinte, dass er mir ebenfalls ein gutes Gutachten ausstellen werde, da er überhaupt kein Interesse daran hätte, dass diese Promotion nicht zustande käme und das Thema auch sehr spannend sei. Danach haben wir dann noch ein bisschen über das Projekt geredet, er hat mir noch ein paar Ratschläge erteilt und nach höchstens fünfzehn Minuten hat er mich mit den Worten entlassen, dass es bestimmt nicht an seinem Gutachten liegen werde, falls es mit dem Stipendium nicht klappen sollte.

Also, es kann auch ganz anders laufen, als meine Vorredner es beschrieben haben. :)
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