Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

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Jeanna

Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von Jeanna »

Hallo zusammen,

ich studiere im ersten Masterjahr eines geisteswissenschaftlichen Fachs und Gedanken an eine Promotion trage ich nun schon eine ganze Weile. Ich habe vor einigen Semestern einen Prof kennengelernt, der fachlich genau auf meiner Wellenlänge liegt - das haben wir beide gemerkt. Er zeigt mir immer wieder, dass er viel von mir hält.

Da ich ja auch viel von ihm bzw. seinen Methoden und Ansichten halte, möchte ich gerne bei ihm meine Master- und auch Doktorarbeit schreiben. Weil ich gerne ein wenig Planungsspielraum hätte, stellt sich mir jetzt die Frage - wann spreche ich ihn auf die Doktorarbeit an? Oder soll ich warten, bis er auf mich zukommt? Ich weiß, es ist noch Zeit, meine Masterarbeit werde ich erst im Winter 2011 schreiben. Aber wenn ich direkt im Anschluss mit meiner Dissertation beginnen will, sollten ja die wichtigen Themen- und Finanzfragen schon geklärt sein. Wann wäre da der beste Zeitpunkt, den Prof schon mal darauf vorzubereiten, was ich vorhabe? Also wie weit im Voraus muss man planen, damit alles zeitlich so klappt, wie ich mir das vorstelle? Wie war/ist das bei euch?

(Ach ja, noch eine Frage am Rande: Findet ihr es vertretbar, Bachelor-, Master- und Doktorarbeit bei demselben Prof zu schreiben? Wie gesagt, da wir in unserer Denkweise sehr ähnlich sind (und die ist eher unkonventionell und interdisziplinär angelegt) gibt's da bislang für mich einfach keine Betreuungsalternative. Aber könnte das irgendwie "engstirnig" wirken?)

Danke und viele Grüße

Jeanna
marst79

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von marst79 »

Hallo, ich würde erstmal in Ruhe die Abschlussarbeit bei ihm schreiben und deren Ergebnis abwarten. Am besten beim Prüfungsamt das Gutachten einsehen. Vielleicht ergibt sich daraus dann ja die Möglichkeit, es zu einer Diss auszubauen? Das würde ich an deiner Stelle dann auch offen ansprechen. Mit einer guten Note für die Abschlussarbeit in der Hand fällt einem das zumindest leichter ;) Viele Grüße
Angara

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von Angara »

Jeanna hat geschrieben: (Ach ja, noch eine Frage am Rande: Findet ihr es vertretbar, Bachelor-, Master- und Doktorarbeit bei demselben Prof zu schreiben? Wie gesagt, da wir in unserer Denkweise sehr ähnlich sind (und die ist eher unkonventionell und interdisziplinär angelegt) gibt's da bislang für mich einfach keine Betreuungsalternative. Aber könnte das irgendwie "engstirnig" wirken?)
Ich weiß nicht. Ich hatte angefangen, die Dissertation beim Betreuer meiner Magisterarbeit zu schreiben. Jetzt wechsle ich und ich glaube, daß es gut ist, mal in ein ganz anderes akademisches Umfeld reinzukommen. Zumindest für die eigene Entwicklung. Du mußt das selbst wissen. Wenn Du wissenschaftliche-fachliche Gründe geltend machen kannst, wieso Du unbedingt bei ihm bleiben willst, ist das aber auf jeden Fall besser, als wenn Du bleibst, "weil er so nett ist". Allerdings sagst Du, ihr wäret euch in eurer Denkweise sehr ähnlich. Solltest Du daran denken, in die Wissenschaft zu gehen, dann mußt Du bedenken, daß die Chance nahezu null ist, immer in diesem engen Betreuungsverhältnis zu stecken. Gerade da kann es sinnvoll sein, sich früh in einem ganz anderen geistigen Umfeld zu bewegen. Aber, ich kenne weder das Fach, noch Dich, noch ihn - daher sind das eher allgemeine Spekulationen.
GrafLukas

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von GrafLukas »

Was genau studierst du denn? Bei Jura ist es, weil es so ein Massenfach ist, nicht unüblich, an derselben Uni zu promovieren, wo man studiert hat. Und dass man dann seinen "Lieblingsprof" zuerst anspricht, versteht sich doch irgendwie von selbst, oder?

Andererseits haben wir natürlich nicht direkt eine Abschlussarbeit, da wir ein zentrales Staatsexamen machen, das nicht an der Uni abgelegt wird. Es gibt aber eine wichtige Seminararbeit, die mit in die Examensnote einfließt. Die habe ich auch bei meinem späteren Doktorvater abgelegt, ohne dass es aber ein engeres Verhältnis gegeben hätte. Ich habe dann auch extern, also ohne Stelle an seinem Lehrstuhl promoviert. In diesem Bereich also durchaus nicht unüblich. Man muss ja auch sehen, dass man überhaupt unterkommt und dass man das Thema so machen kann, wie man selbst es für richtig hält.

Je nachdem wie eng das Verhältnis ist und wie gut du so bist, kannst du durchaus frühzeitig den Prof ansprechen. Andererseits - wenn du gut bist und er dich tatsächlich mag, wird er dich immer nehmen. Ich würde aber nicht unbedingt abwarten, bis er dich anspricht, sowas finde ich komisch - aber das mag daran liegen, dass das bei uns wiederum unüblich ist... ;)
Bleistift

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von Bleistift »

Also wenn du den Prof schon kennst, würde ich zumindest mal ein gutes Stück vorher (1 Jahr? )mein Interesse bekunden, um ihm zu zeigen, dass er sich Kapazitäten frei halten soll. Mit konkreten Ideen und Abmachungen würde ich allerdings erst zeitnah ankommen.
nK

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von nK »

Auch ich würde dazu raten, jetzt schon mit Deinem Prof. darüber zu sprechen. Das erscheint mir nicht zu frühzeitig.

Bei mir war es sehr angenehm - ich wollte meinen heutigen DV nach einer Vorlesung am Ende des Studiums (kurz vor Notenbekanntgabe des 1. Staatsexamens) mal darauf ansprechen und noch bevor ich dazu kam, hat er mir schon die Promotion angeboten. Das hat also blendend gepasst, zumal es bei den häufig so notenfixierten Juristen ein hoher Vertrauensbeweis ist, wenn man solch ein Angebot vor Bekanntgabe der Examensnote bekommt. Die Diss habe ich dann aber erst richtig nach dem 2. Staatsexamen begonnen, sodass ein erheblicher Zeitraum (gut 2 Jahre) zwischen dem "Erstkontakt" und dem Beginn des Schreibens lag. Das war auch sehr positiv, denn so konnte ich zusammen mit dem DV in aller Ruhe das Thema entwickeln und verfeinern und das ganze Projekt sozusagen "reifen" lassen.
Frl.Schröder

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von Frl.Schröder »

Jeanna hat geschrieben: Weil ich gerne ein wenig Planungsspielraum hätte, stellt sich mir jetzt die Frage - wann spreche ich ihn auf die Doktorarbeit an?

Wie wäre es im Rahmen der Masterarbeit? Mehr als 1 Jahr vor deren Abschluss würde ich mit ihm nicht über eine Diss reden.
Jeanna hat geschrieben:Oder soll ich warten, bis er auf mich zukommt?

Würde ich nicht, vll. kommt er ja gar nicht.
Jeanna hat geschrieben: (Ach ja, noch eine Frage am Rande: Findet ihr es vertretbar, Bachelor-, Master- und Doktorarbeit bei demselben Prof zu schreiben? Wie gesagt, da wir in unserer Denkweise sehr ähnlich sind (und die ist eher unkonventionell und interdisziplinär angelegt) gibt's da bislang für mich einfach keine Betreuungsalternative. Aber könnte das irgendwie "engstirnig" wirken?)


Ihr scheint ein gutes Verhältnis zu haben, das ist viel Wert. Mir persönlich wäre das aber zu *langweilig* (nicht engstirnig). Ich fand es zB sehr bereichernd im Rahmen von Erasmus mal andere Herangehensweisen in meinem Fach kennen zu lernen. Irgendwie schwimmt man an einem Institut doch immer im eigenen Saft. Deswegen wollte ich nicht an meinem Heimat-Institut die Diss schreiben, sondern die Gelegenheit nutzen, neue Leute und neue Sichtweisen kennenzulernen (abgesehen davon, dass man sein Netzwerk erweitert).


Grüße!
saxomanix

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von saxomanix »

bei uns (allerdings natwis) wird oft im Laufe der Diplom oder jetzt halt Masterarbeit die Promotion angeboten, sofern Gelder vorhanden sind und derjenige sich als einigermassen plietsch herausstellt :) Damit kann man aber auch auf die Nase fallen, denn die Dipl wird oft von einem Doktoranten betreut , die Diss ja nachher nicht mehr...ich habe mich damals bewusst dagegen entschieden, nochmal mehrere Jahre in der Stadt meines Studiums zu bleinen. zum einen wollte ich mal einen räumlichen Tapetenwechsel, zum anderen finde ich einen lebenslauf a la "Abitur in Kleinkummerfeld, Studium in Kleinkummerfeld, Promotion in Kleinkummerfeld" irgendwie langweilig....jetzt hab ich eine viel bessere Ausstattung, bessere Stelle und im Nachinein betrachtet auch den netteren Prof :)
Amalia

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von Amalia »

Ich habe - ebenfalls in einer Geisteswissenschaft - meinen Wunsch nach einer Promotion zum ersten Mal kund getan, alles es um die Festlegung des Themas der Magisterarbeit ging. Das hat sich als ein sehr günstiges Vorgehen erwiesen, da das Thema für die Abschlussarbeit dann bereits im Hinblick darauf ausgewählt wurde, dass ich es noch zu einer Diss ausbauen kann.
Jeanna

Re: Wann bei potenziellem Doktorvater anfragen?

Beitrag von Jeanna »

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure wirklich sehr hilfreichen Tips und Kommentare!

Den Hinweis auf die thematische Verknüpfung von Master- und Doktorarbeit finde ich sehr gut. Da ich die im Ausland schreiben werde, müssten wir da ohnehin Ende dieses Semesters mal anfangen drüber zu sprechen. Das wäre durchaus sinnvoll, auch um zu testen, wie stichhaltig meine These ist, die ich mir für die Doktorarbeit überlegt habe. Und spätestens in dem Zusammenhang werden wir dann darüber reden, wie es nach meinem Abschluss weitergeht.

Wichtig fand ich auch den Punkt mit der Netzwerkerweiterung, bzw. Tapetenwechsel. Daran hatte ich auch schon gedacht, dieses Eintönige ist eigentlich auch nichts für mich. Aber ich denke, dieser Punkt lässt sich ganz gut lösen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass mir eine interne Promotion angeboten wird halte ich für recht gering, sodass ich die Arbeit ohnehin schreiben kann, wo ich will. Wär jetzt ein bisschen umfangreich alles genau zu erklären, aber ich habe noch ein anderes Fach, in dem ich einen Master machen werde und dazu werde ich an eine andere Uni gehen - und die Doktorarbeit nehme ich einfach mit. Soweit der Plan. :)

Ansonsten: Ich will mich in meiner Arbeitsweise nicht von ihm abhängig machen, so wie es hier anklang. Ich habe ja auch durchaus meine eigenen Interessen und Schwerpunkte. Ich empfinde es nur als sehr angenehm, meinem Betreuer nicht immer wieder groß meine Methoden, Sichtweisen und Ziele erklären zu müssen. Wenn ich hier so lese, dass gerade in der Hinsicht ja oft Konflikte zwischen DV und Doktorand entstehen, empfinde ich absolut nicht den Wunsch mir nur der Abwechslung wegen einen anderen Prüfer zu suchen...

Mal sehen wie es sich entwickelt! Viele Grüße
Jeanna
Gesperrt
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