Master oder direkt promovieren?

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DasLicht

Master oder direkt promovieren?

Beitrag von DasLicht »

Liebe Mitstreiter,
ich habe eine spezielle frage, mit der ich mich gerne an die erfahrenen promovenden und promovierten hier wenden möchte: ich habe vor einiger zeit einen mischstudiengang aus kultur (japan) und wirtschaftswissenschaften absolviert und habe in den letzte jahren zunehmend mein interesse für das forschen entdeckt. ich überlege derzeit eine wissenschaftliche karriere anzugehen, weswegen ich gerne im bereich wirtschaft mit bezug zu meinen studierten kulturfach promovieren möchte. das problem ist, dass in meinem studium die wirtschaftlichen fächer nur ein teil derer eines vollstudiums waren und ich habe dabei überlegt ob es nicht sinnvoller wäre, noch zügig einen "echten" wirtschaftsmaster zu machen bevor ich mit einer promotion beginnen könnte. ich habe einen möglichen betreuer für meine diss zwar in aussicht und könnte so direkt im bereich wirtschaft promovieren, frage mich allerdings wie das in der "wissenschaftlichen community" aufgenommen wird. ich schwanke daher noch zwischen einem wiwi master, den ich neben meinem derzeitigen job machen würde, oder direkt einer promotion und erhoffe mir dabei ratschläge/ tips/ erfahrungen von bereits fortgeschritteneren.
Eva
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Re: Master oder direkt promovieren?

Beitrag von Eva »

Hallo!
Ich habe auch einen dieser Gemischtwarenladen-Studiengänge absolviert, worin mein jetziges Promotionsfach Geschichte nur eins von mehreren Prüfungsfächern war. Ich hatte damals überlegt, ob es überhaupt möglich sei, damit nahtlos zu promovieren, aber für die Zulassung zur Promotion reichte der Nachweis aller Leistungen im Fach Geschichte während des Studiums (ich hatte die Gelegenheit genutzt, einen gewissen Schwerpunkt darauf zu legen incl. Diplomarbeit). Lange hatte ich dann den Komplex, mir würden Grundlagen aus dem Studium fehlen, weil ich G. ja nur in der abgespeckten Version studiert habe. Je mehr andere Doktoranden ich aber kennen lernte, die "ordentlich" G. studiert hatten und auch nicht klüger waren, desto mehr konnte ich das ablegen. 8) Im Historiker-Umfeld wird zumeist automatisch angenommen, ich hätte einen Magister in G. erworben, das leiten die Leute einfach aus der Tatsache ab, dass ich jetzt darin promoviere, ist halt der übliche Weg. Wenn es keine Rolle spielt, weise ich auch nicht extra darauf hin, dass mein Weg ein anderer war. Spätestens mit dem Dr.Titel hat sich die Frage dann wohl eh erledigt, was vorher war. Insofern - du musst den Umweg mit dem Master nicht unbedingt gehen, spar dir die Komplexe und die Zeit und mach lieber gleich das, was du machen willst!
Alles Gute
Eva
DasLicht

Re: Master oder direkt promovieren?

Beitrag von DasLicht »

Liebe Eva,
vielen dank für die schnelle antwort... der komplex ergibt sich einfach nur daraus, dass ich befürchte, später in der wirtschaftswissenschaftlichen community ob dieses gemischtwarenladenmankus trotz promotion in wirtschaft nicht richtig wahrgenommen zu werden. geht denn dein geschichtsstudium aus der titelbezeichnung deines abschlusses hervor oder wie "überspielst" du das?
danke
Eva
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Re: Master oder direkt promovieren?

Beitrag von Eva »

@DasLicht: Ich glaube, du siehst da ein Problem, das es so nicht gibt - oder ich verstehe was nicht. :wink: Derzeit sage ich auf Nachfrage "Ich promoviere in Geschichte." Dazu muss man ja nicht erklären, was man vorher studiert hat, insofern stellt sich das Problem im Alltag nicht. Wenn die Diss durch ist, werde ich Dr.phil. sein und sagen können, ich habe den Doktor in Geschichte gemacht - wieder ohne Angabe meines Lebenslaufs. Die einzige Situation, in der es wirklich drauf ankommt, was man wann genau gemacht hat, ist, wenn man sich bewirbt. Damit hatte ich bisher kein Problem, ich wurde auf meine aktuelle (halbe) Stelle explizit als Historikerin eingestellt, was ich inzwischen ja auch bin.
Im Grunde geht es doch vor allem darum, einen potenziellen Betreuer und einen Promotionsausschuss davon zu überzeugen, dass du die nötigen Vorkenntnisse mitbringst, da bist du doch auf einem sehr guten Weg. Im Übrigen fehlen wohl den meisten Doktoranden irgendwelche speziellen Kenntnisse zur Anfertigung ihrer Forschungsarbeit, die sie aus dem Studium nicht mitbringen, die muss man sich dann halt "unterwegs" zielgerichtet aneignen oder das Thema entsprechend so zuschneiden, dass der Nachholbedarf nicht so groß ist (z.B. ist mein Schul-Latein nicht mehr wirklich existent, deshalb wären für mich Themen aus Epochen nicht in Frage gekommen, wo man noch lateinische Quellen hätte lesen müssen, weil ich keine Lust gehabt hätte, mich da noch mal reinzuknien). Was das angeht, ist der Unterschied zwischen Hauptfach-Doktoranden und den Gemischtwarenhändlern nicht sehr groß, zumindest haben erstere keine Garantie, dass sie nichts nachlernen müssen.
justine

Re: Master oder direkt promovieren?

Beitrag von justine »

Ich stimme Eva zu. Die wirtschaftswissenschaftliche Community (zu der ich wohl gehöre) interessiert sich nicht die Bohne für dein Studium sondern nur für deine Forschungsarbeiten. Manche meiner ehemaligen Kollegen an der Uni waren überhaupt keine Wirtschaftswissenschafter, sondern Mathematiker, Physiker, Geo-irgendwas. Alle sind was geworden, weil ihre Papiere gut ankamen. Keinen interessiert es, was du studiert hast. Viel Spaß beim Promovieren!
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