Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)
Lulu

Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von Lulu »

Hallo! Im Forum wurde schon sehr viel über die rechtlichen Bedingungen einer Schwangerschaft auf einer halben Drittmittelstelle geschrieben. Da sehe ich klar. Was mir aber mehr Sorgen macht, sind ist die persönliche Ebene. Ich habe ein ganz gutes Verhältnis zu meinen Chefs und habe Angst, mir mit einer Schwangerschaft dieses Verhältnis, meinen Ruf und damit meine Karriere zu versauen. Mein Vertrag läuft noch zwei Jahre. Mit einer Schwangerschaft zu warten bis der Vertrag ausgelaufen ist erscheint mir aber irgendwie auch nicht sinnvoll, wer weiß wie es danach aussieht? Kann mir hier jemand raten? Viele Grüße und danke!
AGH

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von AGH »

Liebe Lulu!

Puh, gar nicht so einfach.
Ich glaube, es kommt ganz auf Dein Team an, wie es reagiert.

Ich habe erlebt, wie ein Kollege total stolz und voller Freude erzählt hat, dass er Vater wird! Ich werde niemals den Gesichtsausdruck der Chefin vergessen: Ensetzen! Ich will mir gar nicht vorstellen, wie sie dreingeschaut hätte, hätte ich gesagt, dass ich Mutter werde! Ich halte also Deine Sorge leider nicht für unbegründet.

Ich denke, es kann passieren, dass Du mit einer Schwangerschaft das Verhältnis belastest, ja. Aber es wird Deinem Chef wohl klar sein, dass Du eine Frau im gebärfähigem Alter bist! Deinen Ruf riskierst Du dadurch nicht, finde ich. (Außer, Du bist im ersten Monat der Stelle und sagst nächste Woche dem Chef, dass Du im 5. Monat schwanger bist. Das könnte wohl wirklich schlecht ankommen.) Und Deine Karriere: naja, vielleicht durch die Schwangerschaft und die Auszeit (je nachdem, wie Du das dann gestaltest, in welchem Bereich Du arbeitest etc. - kann ich nicht beurteilen), nicht aber durch den Zeitpunkt der Schwangerschaft, denke ich! Oder hast Du eine Diss-Stelle, und wenn Du gehst, ist damit Deine Diss weg, weil Du sie über das Projekt schreibst und Du dann nicht mehr mitdabei sein kannst? Selbst dann kannst Du ja woanders Diss schreiben! (Ich weiß schon, dass das nicht ganz so einfach ist, wie es klingt! Aber ich will damit sagen, dass Du schon die Möglichkeit hast, auch danach (weiter) Diss zu schreiben!)

Abgesehen davon, dass natürlich eine Schwangerschaft nicht ganz genau planbar ist, denke ich, kann ein guter Weg sein, so versuchen schwanger zu werden, dass Du kurz nach Vertragsende das Kind bekommst, wenn rechtlich/finanziell nichts dagegen spricht (ich weiß nicht, wo Du arbeitest, möglicherweise in D - da kenn ich mich leider mit diesen Dingen nicht aus).

Gibt es an Deiner Uni eine Stelle speziell zum Thema Kind und Karriere? Vielleicht kannst Du Dich da weiter erkundigen!

Ich würde mir auch überlegen, wie Du Dir die erste Zeit mit Kind vorstellst (schwer zu sagen, ich weiß. Kommt ja auch sehr auf das Kind an!). Sagst Du zum Beispiel, Du willst dann ein Jahr lang ganz zu Hause sein und gar nicht arbeiten? Oder kannst Du Dir vorstellen (und hast Du die Möglichkeit dazu), nach einem halben Jahr stundenweise wieder etwas zu machen (eventuell von zu Hause aus)?

Ich glaube, was wichtig ist, ist, dass Du, wenn Du während der Stelle schwanger wirst (und das Kind auch während der Stelle kommen soll), nicht zum Chef gehst und sagst: "So, ich bin schwanger. Geburtstermin ist der xx.yy.zzzz.", sondern dass Du mit einem ganz konkreten Plan hingehst, wie es weitergehen kann! Nämlich für Dich und das Projekt! Ich denke, dann wird auch der Chef anders reagieren.

Finde das Thema sehr spannend!

Liebe Grüße!
AGH

P.S.: Die Reaktion auf Kinder bei MitarbeiterInnen hat meiner Erfahrung nach übrigens gaaar nichts damit zu tun, ob die Chefs selbst Kinder haben oder nicht! Die oben erwähnte Person hatte selbst ein Kind. Und meine jetzige Chefin, die keine Kinder haben möchte, hat unlängst ganz klar gesagt, dass ihr bewusst ist, dass ich jederzeit ein Kind bekommen kann und dass ich dann eine Zeit lang ausfalle. Sie würde mich aber danach jederzeit wieder einstellen, weil wir seit längerem super zusammenarbeiten und ein Kind da keine Rolle spielt! AGH
Lulu

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von Lulu »

Liebe AGH, danke dir für deine schnelle und ausführliche Antwort! Nein, also ich bin nicht erst seit einem Monat dabei ;-) sondern bereits seit zwei Jahren. Tatsächlich wäre es das Beste, das Timing so zu setzen dass das Kind genau zu Vertragsende kommt, das ging mir auch schon im Kopf rum. Aber soo genau lässt es sich halt leider doch nicht planen und wenn es dann um einiges später kommt, habe ich vielleicht erst recht ein Problem. Ich werde jetzt auch "schon" 32 und will das Ganze eigentlich nicht noch mehr rauszögern. Also meine Diss würde dadurch wohl nicht verloren gehen (außer mein Chef, der gleichteitig mein Erstbetreuuer ist tickt ganz aus, aber das glaube ich nicht). Ich kann mir prinzipiell gut vorstellen und denke auch dass das möglich ist, so schnell wie möglich stundenweise von zu Hause aus weiterzuarbeiten. Wahrscheinlich sollte ich mich bei dieser Lösung jetzt aber mit dem schwanger werden beeilen, denn einige Zeit werde ich ja sicherlich ganz ausfallen und das sollte nicht ausgerechnet in der Publikationsphase passieren... Danke dir nochmals und ich halte dich auf dem Laufenden ;-)
AGH

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von AGH »

Gerne! :-)

Wenn Du magst, kannst Du Dich auch gerne mit mir per PN austauschen...mache mir auch - phasenweise - recht viele Gedanken dazu... .

Liebe Grüße!
AGH
Charia

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von Charia »

AGH hat geschrieben:P.S.: Die Reaktion auf Kinder bei MitarbeiterInnen hat meiner Erfahrung nach übrigens gaaar nichts damit zu tun, ob die Chefs selbst Kinder haben oder nicht! Die oben erwähnte Person hatte selbst ein Kind. Und meine jetzige Chefin, die keine Kinder haben möchte, hat unlängst ganz klar gesagt, dass ihr bewusst ist, dass ich jederzeit ein Kind bekommen kann und dass ich dann eine Zeit lang ausfalle. Sie würde mich aber danach jederzeit wieder einstellen, weil wir seit längerem super zusammenarbeiten und ein Kind da keine Rolle spielt! AGH
Möglicherweise spielt es doch eine Rolle ... nur anders, als man meinen könnte. :wink:

Der Chef mit Kind kennt den fundamentalen Unterschied zwischen "Leben mit Kind" und "Leben ohne Kind". Selbst wenn seine Frau es großzieht, so hat er doch zumindest eine grobe Vorstellung davon. Und er wird auch oder sogar erst recht bei ausgefeilten Plänen von Schwangeren skeptisch, weil er schon zu viele werdende Eltern kennt, die große Pläne hatten, von denen nach der Geburt und den Härten des Elternlebens nicht mehr viel übrig geblieben ist (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Der kinderlose Chef hingegen hat im Zweifelsfall keine Ahnung, was es bedeutet ein Kind zu haben (woher auch?) und ist deswegen natürlich optimistischer. Wenn man sich der Lebenswirklichkeit und der real existierenden Probleme von Eltern nicht bewusst ist - sprich: wenn man selbst nicht "betroffen" ist -, ist es leicht, ein Kind nur als nebensächlichen Faktor oder "organisatorische Herausforderung" zu betrachten und zuversichtlich zu bleiben.

Beides hat sicher seine Vor- und Nachteile.

@Lulu: Auch wenn du diese Meinung vielleicht nicht hören möchtest: Ich würde an deiner Stelle warten, bis die Dissertation (fast) abgeschlossen ist.
Amalia

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von Amalia »

Liebe Charia,
Deine Argumentation hier hat was. Ich glaube allerdings, dass der Punkt noch ein ganz anderer ist. Eine Professorin sagte mir neulich, als ich meinen Kinderwunsch andeutete, ich solle mir schnell einen Job suchen und dann gleich nach dem Ende der Probezeit schwanger werden. Auf meinen vorsichtigen Einwand hin, dass man sich als junge Frau damit sicher nicht beliebt macht, erwidert sei schlicht: „Kinder sind eine gesamt gesellschaftliche Aufgabe. Das muss jeder Arbeitgeber mittragen.“
Die Professorin ist übrigens von einer alleinerziehenden Mutter und weiß, was Elternschaft bedeutet.
Ich bin mir zwar sicher, dass diese Einstellung nicht sehr verbreitet ist. Aber ich halte sie für richtig und denke, dass hier noch viel Umdenken statt finden muss.

@alle: Könnten wir eine Sebastian bitten eine geschlossene Untergruppe: Promovieren und Kinder(wunsch) aufzumachen? Ich hätte auch Interesse an Austausch.

Alles Gute!
A.
Charia

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von Charia »

Liebe Amalia,

deine Professorin hat Recht. Für die Gesellschaft wäre es sicher besser, für den Einzelnen jedoch ist es leider karrieretechnisch mehr als nur von Vorteil, den Kinderwunsch zurückzustellen.

Mein DV hat auch (noch) keine Kinder. Und ja, man merkt den Unterschied zu Professoren mit Kindern. Mein Kind war bei ihm nie ein Thema. Ich hoffe nur, dass es auch in Zukunft nie eines werden wird. :? ... Zumindest nicht, bis er selbst welche hat und sein Verständnis für elterliche Sorgen und Nöte während der zermürbenden Erfahrung durchwachter Nächte ins Unermessliche wächst. :D
Lulu

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von Lulu »

Danke an alle für die lebhafte Diskussion! @ Charia: Das mit der Planung am Ende der Diss ist ja im Prinzip keine schlechte Idee, auch wenn ich (wie du ja schon richtig erkant hast ;-) ) eigentlich keien Lust habe bis dahin zu warten. Ich habe aber so viele Fälle in meinem Bekanntenkreis (und man weiß es ja auch) dass das mit der Planung eben unter Umständen nicht so toll klappt und man eben eine Weile warten muss bis man schwanger wird. Und was dann? Dann habe ich vielleicht gerade eine neue Stelle, vielleicht deutlich schlechtere Bedingungen als jetzt..... Genau diese Unwägbarkeiten sind es ja eben, die mich beschäftigen...
AGH

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von AGH »

Okay, ich habe mich schlecht ausgedrück, da habt Ihr Recht. Klar hat die eigene Erfahrung (ob mit oder ohne Kind) einen Einfluss darauf, wie ich MitarbeiterInnen mit/ohne Kind(erwunsch) gegenüber eingestellt bin.
Was ich sagen wollte: Es gibt meiner Erfahrung nach alle denkbaren Kombinationen aus "hat Kinder", "hat keine Kinder", "ist MitarbeiterInnen mit Kinderwunsch gegenüber positiv eingestellt", "ist MitarbeiterInnen mit Kinderwunsch gegenüber negativ eingestellt" etc. etc.
Chefin 1: hat Kinder, unterstützt MitarbeiterInnen mit Kindern oder Kinderwunsch definitiv nicht
Chefin 2: hat Kinder und hat schon vor Monaten quasi meine Schwangerschaft geplant (von der ich gar nicht weiß, ob ich sie will ;-)), damit sich das zeitlich gut ausgeht mit meiner Arbeit und so ;-)
Chefin 3: will keine eigenen Kinder, geht aber davon aus, dass ihre MitarbeiterInnen welche haben können wollen und sieht das nicht aus Hindernis (eine der Mitarbeiterinnen hat ein Kind, und es wird sehr gut darauf Rücksicht genommen, wenn es um Besprechungstermine oder ähnliches geht)
etc.
etc.

Hoffe, jetzt ist klarer, was ich meine.

Liebe Grüße!
AGH
Zuletzt geändert von AGH am 15.10.2010, 13:06, insgesamt 1-mal geändert.
ekirlu

Re: Halbe Stelle und die Planung einer Schwangerschaft

Beitrag von ekirlu »

Liebe Lulu,

ich weiss, dass man sich über sowas gedanken macht. Das problem ist nur, es gibt keinen guten zeitpunkt um kinder zu kriegen. also auch keine schlechten, sie haben alle ihre vor- und nachteile. meiner erfahrung nach hilft nur eins, einfach entscheiden: willst du ein kind? dannn krieg es. Willst du kein kind? dann lass es.

du hast kaum möglichkeiten, mal probehalber zu gucken, wie die anderen reagieren, oder wie du mit kind klarkommst. das musst du dann probieren udn wichtig ist dann nur, dass du weisst, das für dich familie eben dazu gehört.

ich habe während unseres Projektes (4 jahre) zwei kinder gekriegt und bereue es keine sekunde. meine erfahrung ist folgende:

mein chef war erst geschockt und ist dann seinem selbstbild gefolgt (also der erwartung, die er an sich selbst hat) und hat mich unterstützt. dabei hat bestimmt geholfen, dass ich nie lange weg war und gleich mit plan zu ihm kam, aber ausschlaggebend war das wohl nicht.

80% meiner kollegen haben die schwangerschaft nicht vor dem 7 Monat bemerkt und keine ahnung von kindern, nie eine schwangere Frau gesehen etc..

50% fanden wohl insgeheim, dass ich mir die Karriere versaue.

mindestens 50% der weiblichen kollegen waren mindestens heimlich neidisch, weil sie selbst eigentlich auch wollen. der rest konnte nicht nachvollziehen, wie ich etwas so dummes machen konnte. mindestens 30% haben das auch so gefragt.

meine stelle läuft bald aus und wie es dann weiter geht, weiss ich noch nicht. aber wenigstens habe ich meine kinder, die die frage ob ich etwas sinnvolles zu tun finde schlicht überflüssig machen. Es ist das beste was ich je getan habe.

Hör auf zu grübeln, wenn du kids willst, dann ist jetzt so gut wie später. oder besser. Die kriegen sich alle wieder ein und ich hab auch so viel (heimliche) bewunderung erfahren, dass ich weiss, viele Zögern einfach zu lange udn dann ist es zu spät. auch blöd, oder?
ulrike
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