Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)

0
Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 0

Frodo

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Frodo »

bmr hat geschrieben: Ja, das Unternehmen gibt 3 Jahre vor. Die Gefahr ist, dass man in 3 Jahre nicht fertig wird und keine Verlängerung vom Unternehmen bekommt. An der Uni mag es Zeitdruck geben. Aber man hat theoretisch keine zeitliche Begrenzung. Im schlechtesten Fall macht man das letzte Jahr "kostenlos" und hat am Ende den Dr.
Nun, das hängt von der Uni ab. Bei "meiner" Uni bin ich theoretisch auch frei, wie lange ich mir Zeit lasse, bei anderen Unis ist das aber nicht so. Aber ich persönlich würde meinen, dass dich ein Unternehmen nach 3 Jahren nicht einfach so fallen lässt. Letzten Endes sind da ja auch Menschen am Werk, die vielleicht auch daran Interessiert sind, dass das gesamte Projekt zu einem erfolgreichen Ende kommt.
bmr hat geschrieben: Es geht nicht um jeden Tag sehen des DV, sondern um die Nähe am Geschehen, die Ratschläge (wissenschaftliche und persönliche) und die Regelmäßigkeit des Treffens.

Kongresse sind schon wichtig. Man knöpft da wichtige Kontakte und tauscht Ideen. Ein Prof von meiner Studien-Uni. meinte: "Es ist nicht wichtig an welcher Uni man promoviert. Es wichtig sich einen Namen in der wissenschaftlichen Gesellschaft zu machen".
Mh, offenbar sehen wir die Sache ein wenig anders :) Ich meine, dass dein "Geschehen" in der Firma stattfindet, und nicht an der Uni. So gesehen musst du dir grundsätzlich die Frage stellen, welche Kontakte dir wichtiger sind, diejenigen an der Uni (und die damit verbundenen Konferenzen) oder diejenigen in der Industrie. Oder vielleicht noch grundsätzlicher, weshalb du überhaupt eine Industriediss. machen möchtest, bei "so vielen" Zweifeln deinerseits.
bmr hat geschrieben: Zählt die Diss in der Industrie als Berufserfahrung und eine an der Uni nicht?

Verdient man genug als Industriedoktorand, so dass man davon in einer großen Stadt "gut" leben könnte. Hier war die Rede von 60% des Normalgehalts. Wieviel ist 100%? Im Internet konnte ich Zahlen zwischen 35-50 k im Jahr finden.
Wie gesagt, darüber wurde hier schon mal diskutiert. Die Frage ist, wo du später landest. Wenn du als erste Stelle nach der Diss. (bzw. bei einer Industriediss. ja bereits die zweite...) im selben Zweig arbeitest möchtest, wie du deine Diss geschrieben hast, dann ist diese Berufserfahrung mit Bestimmtheit mehr wert.

Was das Gehalt angeht, kann ich dir leider keine konkreten Zahlen liefern, aber dies wird sich ja bestimmt bald klären, wenn du zum Vorstellungsgespräch eingeladen bist.

Grüsse, Frodo
saxomanix

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von saxomanix »

Hej,
ich wollte nur kurz beisteuern, was ich zum Thema Bezahlung weis. Ich hatte mich damals auch parallel fuer eine Uni als auch eine Industriepromotion beworben und war sehr ueberrascht, wie schlecht, die Industrie durch die Reihe weg bezahlt (mehrere grosse technische Firmen in D). Ich bekomme mit meiner vollen Stelle an der Uni (4 Jahresvertrag hrhrhr) deutlich mehr! Dazu kommt, dass alle Industrieangebote im Grossraum Muenchen/Stuttgart gewesen wären, d.h. Miete und sonstige Kosten wäre deutlich höher als jetzt. Und das bei geringerem Gehalt und nur 3 Jahren..mhh nö.
Mich hat damals auch sehr gestört, dass man seine Diss quasi "wenn noch Zeit ist" machen darf, heisst, man wird anscheinend normal fuer Projekte eingebunden und wenn dann noch abends ne Stunde frei ist, darf man seinen eigenen Kram machen. Das kann bei dir natuerlich komplett anders sein, ich wollte nur mal meine Erfahrung einstreuen...

Das Problem der vertraulichen Informationen hab ich bei 2 Freundinnen von mir schonmal mitbekommen, die duerfen echt kaum Daten zeigen, was Vorträge natuerlich fast unmöglich macht...
Hör im Zweifel auf deinen Bauch, ich hab es damals so gemacht und bin damit immer noch zufrieden!
LG
Kaki

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Kaki »

Ich selber habe vollkommen unabhängig geschrieben, also neben einem Vollzeitjob ohne Anbindung an meine Arbeit. Mein Doktorvater hat viele externe Doktoranden und kannte daher die Situation, entsprechend realistisch waren auch seine Erwartungen bezüglich des Fortschritts der Diss.

Den Kontakt mit meinem Doktorvater habe ich per Mail gehalten und vor allem bei seinen Doktorandenseminaren, die ca. 8 Mal im Jahr Freitagsnachmittags und Samstags stattgefunden haben. Hier hatte ich auch die Möglichkeit, mich mit anderen Doktoranden auszutauschen. Besonders, wenn ich an der Reihe war, den Stand meiner Arbeit kurz vorzustellen, habe ich viele wertvolle Hinweise und Anregungen bekommen. Es geht also auch extern; entscheidend ist m.E., dass Du Deinen Doktorvater und seine Erwartungen aktiv managed.

Als jemand, der mittlerweile seit 11 Jahren in verschiedenen Firmen und Industrien arbeitet, kann ich Dir nur sagen, dass die Kontakte, die Du bei einer Promotion bei einem Unternehmen knüpfst, und die Erfahrungen, die Du sammelst, Dir nach der Promotion sehr nutzen werden - es sei denn, Du willst an der Uni bleiben. Außerdem schätzen Unternehmen eine solche Erfahrung höher ein als wenn Du die gleiche Zeit als wissenschaftlicher MA am Institut verbringst - Unialltag ist doch anders als der Alltag im Unternehmen.

LG
Kaki
Frodo

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Frodo »

...Danke Kaki, du sprichst mir aus dem Herzen. :D
holladiewaldfee

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von holladiewaldfee »

Hallo, auch noch kurz mein Senf,

ein Punkt ist hier nämlich ziemlich untergegangen, nur saxomanix sprach es an:
dass man seine Diss quasi "wenn noch Zeit ist" machen darf, heisst, man wird anscheinend normal fuer Projekte eingebunden und wenn dann noch abends ne Stunde frei ist, darf man seinen eigenen Kram machen
DAS wäre meine größte Befürchtung, und sie ist nicht unberechtigt. Ich hatte auch eine zeitlang vor, bei meinem früheren AG zu promovieren. Habe auch mit meinem damaligen Chef darüber gesprochen.
Ansonsten finde ich eine Promotion in der Industrie - unter der Voraussetzung, dass man nicht in die Forschung gehen möchte - eine prima Sache. Man muss aber den Schneid haben, das Tagesgeschäft links liegen zu lassen (Telefon aus etc.), wenn gerade "Diss-Time" ist. Und dabei spielen auch die Kollegen und direkter Vorgesetzer eine entscheidende Rolle.

Just my 2 cents,

holladiewaldfee!

EDIT: Ich habe meine Masterarbeit in der Industrie geschrieben. Ich wollte sie gerne veröffentlichen (VDM). Dazu musste ich einige (wenige) Passagen streichen und die Arbeit ca. eine Woche lang überarbeiten, dann war sie genügend anonymisiert. Auch das hängt von den Leuten ab, die über Dir sitzen, und von der Abteilung, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Kubi

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Kubi »

Hallo zusammen,


anbei auch kurz meine Meinung zur Industriepromotion.

Betreuung:
Ich selbst habe in direkt bei einem Automobilhersteller promoviert und habe gute Erfahrungen gemacht. Natürlich gab es auch hier Negativ-Beispiele, wenn Doktorand und Betreuer/Vorgesetzter unterschiedliche Ansichten der Arbeitszeitaufteilung hatten. Was hier aber eigentlich immer geholfen hat, war das genaue Aufzeigen dieser Ansichten von Anfang an.

Ich betreue inzwischen selber einige Industrie-Doktoranden und achte penibel darauf, dass diese hauptsächlich ihre Diss.-Themen bearbeiten aber auch jeweils ein angrenzendes Themengebiet bearbeiten, das aber auch irgendwo einen Mehrwert für ihr hauptsächliches Thema bringt.

Bei uns ist es inzwischen sowieso die Regel, dass die betreuenden Kollegen selbst promoviert sein sollen und auch die Uni-Betreuung wird schriftlich vor Unterzeichnung des Doktorandenvertrages durch uns geregelt.

Berufliche Ziele:
Ich schließe mich auch den Vorrednern an, dass je nach persönlichem Wunschwerdegang, die Industrie-Promotion für die spätere Industrie-Karriere sehr förderlich sein kann, nicht aber unbedingt für die Uni-Karriere (wobei hier auch die FH-Professur wiederum gut möglich ist).

Veröffentlichungen:
Hier ist mit genügend Vorlaufzeit und Beharrlichkeit eigentlich alles möglich. In meiner Doktorandenzeit hatte ich 8 Veröffentlichungen. National, International und in Zeitschriften.

Von meiner Seite aus, kann ich es nur uneingeschränkt empfehlen.

Gruß,
Kubi
Laplace

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Laplace »

Eine allgemeine Antwort, was nun besser oder schlechter ist, kann man glaube ich nicht geben.

Ich sitze selber in der Industrie, bin aber an meiner Uni angestellt. Uni und Unternehmen haben einen Kooperationsvertag geschlossen.
Ich kenne aber auch Kollegen hier, die hier promovieren wollten oder haben und direkt angestellt waren. Bei einem ging das sehr nach hinten los, als in der Kriese plötzlich kaum noch Zeit für die Diss war. Der andere hat vor der Kriese eine super Diss hingelegt. Bei mir läuft es zur Zeit von der Zeiteinteilung her im wesentlichen super: Ich darf eigentlich nur für das Kooperationsprojekt eingesetzt werden, und das deckt sich in großen Teilen mit dem Diss-Thema.

Persöhnlich habe ich in Uni und Unternehmen insgesamt drei (Haupt-)Ansprechpartner. Einen kannte ich vorher, mit dem komme ich prima klar. Der zweite ist auch prima. Mit dem dritten (den ich erst nach Projektbeginn kennengelernt habe) knartscht es manchmal ziemlich. Aber das kann man wohl immer haben... Ich würde vor deiner Entscheidung mal ganz schwer auf mein gutes Bauchgefühl hören, ob du mit den Leuten dort klar kommen kannst.

Zu den Veröffentlichungen: In der Firma werden sowieso gerne Forschungsergebnisse veröffentlicht. Scheint von daher selten ein Problem zu sein. Teilweise werden die Daten anonymisiert und nicht alle Zeichnungen dürfen abgebildet werden. Aber eigentlich ist das kein Problem. Von Autobauern habe ich allerdings gehört, dass die besonders bei Abbildungen ihrer neuen Modelle immer sehr vorsichtig sind.

Beim Vorstellungsgespräch kannst du ja mal Fragen, was in der entsprechenden Abteilung in letzter Zeit veröffentlicht wurde, damit du da einen Eindruck gewinnen kannst.

Weiter oben wurde mal geschrieben, Unternehmen würden Promovenden aufnehmen, um Geld zu sparen oder um Prestige zu gewinnen. Mag beides zutreffen. Nicht vergessen sollte man, dass die Unternehmen auf diesem Wege auch passenden Nachwuchs ausbilden wollen. Insbesondere letzteres ist dann natürlich super für beide Seiten.

Zu den drei Jahren: Da muss man wahrscheinlich aufpassen, wie das dort geregelt wird. In der Industrie sind "Bummel-Promotionen" bestimmt nicht gerne gesehen. Aber wenn du einen engagierten und an dir interessierten Chef hast, dann kann man bestimmt später auch eine Verlängerung raushandeln. Ob man sich darauf verlassen kann...? Da brauchst du wohl wieder dein Bauchgefühl :D
Gesperrt
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag