Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Anfangen mit der Diss: Abgeschlossene Diskussionen (Doktorvatersuche, Expose...)

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bmr

Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von bmr »

Hallo Zusammen,
ich habe Informatik studiert und bin auf Themen- und Finanzierungssuche für meine Promotion.
Demnächst habe ich ein Vorstellungsgespräch bei einem [durch seine Automobilproduktion bekanntgewordenen Industrieunternehmen] wegen einer Stelle mit Promotion. Hat jemand Erfahrung mit Promotion in der Industrie bzw. direkt bei [solch einem Unternehmen]?. Ergibt sich da i.A. die Promotion aus der Stelle?.
Wie sieht es da gehaltstechnisch aus, verhandelt man, wenn es um eine Promotionsstelle geht?.

Vielen Dank im Vorraus für die Unterstützung.
Zuletzt geändert von bmr am 09.10.2010, 21:52, insgesamt 2-mal geändert.
Sebastian
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Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Sebastian »

Willkommen im Forum, bmr,
ich habe mir - neben der Änderung des Betreffs - mal erlaubt, den Unternehmensnamen zu entfernen. Umschreib wie Du magst - eine direkte Benennung würde ich aber vermeiden.

Gruß
Sebastian
Bleistift

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Bleistift »

Hallo bmr ,

ich habe mal mit einem anderen Automobilhersteller Kontakt aufgenommen und da hieß es, dass man idR weniger Wochenstunden hat, aber ca. 60% eines normalen Tarifgehalts bekommt. Zudem gilt für eine spätere Bewerbung bei diesem Unternehmen die Forschungszeit als volle Berufserfahrung, also evtl. interessant für Einstieg in Führungspositionen.

Gruß
bmr

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von bmr »

Bleistift hat geschrieben:Hallo bmr ,

ich habe mal mit einem anderen Automobilhersteller Kontakt aufgenommen und da hieß es, dass man idR weniger Wochenstunden hat, aber ca. 60% eines normalen Tarifgehalts bekommt. Zudem gilt für eine spätere Bewerbung bei diesem Unternehmen die Forschungszeit als volle Berufserfahrung, also evtl. interessant für Einstieg in Führungspositionen.

Gruß
Wie viel sind die 60% in Euro in ca.? Die Frage ist, ob es in einer "teueren" Stadt ausreicht.
Wirst du dort anfangen?

Was spricht für bzw. gegen eine Promotion in der Industrie?
Ich versuch mal meine Gedanken zusammenzufassen:
Promotion in der Industrie hat den Vorteil, dass man nach der Promotion bei dem selben Unternehmen bleiben könnte, wenn man "gut" war.
Währed der Promotion gibt es mehrere Aspekte:
* Zeitdruck, weil man 3 Jahre zur Promotion hat.
* Die Kontakt zum Doktorvater ist i.A. schwach.
* Kontakt zu Doktoranden ist nicht vorhanden.
* Kongressen und Veröffentlichungen sind schwierig. Das liegt an Unternehmensgeheimnisse usw.
* Wie soll man seine schriftliche Arbeit schreiben, wenn der letzte Punkt stimmt.

Liege ich da richtig mit meinen Befürchtungen?.

Ich freue mich über Hinweise :)
algol
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Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von algol »

Hallo bmr,

die Frage ist auch, was Du danach machen willst. Wenn Du in die Wissenschaft gehen willst, sind Kongresse, Veröffentlichungen, ... wichtig. Ansonsten nicht so.
Das Unternehmen ist weniger an einer langen Publikationsliste und eher an Lösungen für ihre Problemstellung interessiert.

Unternehmensgeheimnisse: Delikate Geschichte und Gradwanderung. Muss man eine Lösung finden, welche INformationen in welcher Weise in die Diss gehen. Ein Unternehmen kann aber letztendlich über die "billige" Version einer Diss keine Lösung für delikate Unternehmensgeheimnisse erwarten. Das müssen sie sich dann doch die teuren Unternehmensberatungen holen.

Manche Unternehmen haben solche Diss-Sachen auch wegen Image. Die wissen, dass die ERgebnisse im Vergleich zum Aufwand nicht unbedingt so der Renner sind, aber es macht sich gut, eine Kooperation mit Uni XY zu haben.
bmr

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von bmr »

algol hat geschrieben:Hallo bmr,

die Frage ist auch, was Du danach machen willst. Wenn Du in die Wissenschaft gehen willst, sind Kongresse, Veröffentlichungen, ... wichtig. Ansonsten nicht so.
Das Unternehmen ist weniger an einer langen Publikationsliste und eher an Lösungen für ihre Problemstellung interessiert.

Unternehmensgeheimnisse: Delikate Geschichte und Gradwanderung. Muss man eine Lösung finden, welche INformationen in welcher Weise in die Diss gehen. Ein Unternehmen kann aber letztendlich über die "billige" Version einer Diss keine Lösung für delikate Unternehmensgeheimnisse erwarten. Das müssen sie sich dann doch die teuren Unternehmensberatungen holen.

Manche Unternehmen haben solche Diss-Sachen auch wegen Image. Die wissen, dass die ERgebnisse im Vergleich zum Aufwand nicht unbedingt so der Renner sind, aber es macht sich gut, eine Kooperation mit Uni XY zu haben.
Danke für deinen Beitrag.
Wenn ich dich richtig verstehe, stimmst du meine Gedanken zu.

Weiterhin meinst du, dass eine Industriepromotion eine billige Art für ein Unternehmen ist, Verbindung zur Wissenschaft zu haben?
D.h. dass der Doktorand als billige Arbeitskraft angesehen wird, was dazu führen könnte, dass er möglicherweise die notwendige Unterstützung zur Fertigstellung der Diss. nicht bekommen könnte. Hiermit meine ich sowohl die persönliche als auch die finanzielle (Notwendige teuere SW oder Teile) Unterstützung. Desweiteren ist das Unternehmen nicht verpflichtet, den Doktoranden weiter zu beschäftigen. Ist die Diss. nach drei Jahren nicht fertig, muss man gehen. Der Doktorand ist so mit Leih- und Zeitarbeiter gleichzusetzen. Hier herrscht das Prinzip "Geben und Nehmen" => Man verdient weniger, hat aber einen Titel im Nachhinein. Letzendlich ist man in der freien Wirtschaft ;)

Sieht ihr vergleichsweise Nachteile in der reinen Uni-Promotion?

Mir persönlich ist es wichtig, als Doktorand nicht als billige Arbeitskraft von meinem Vorgesetzten angesehen zu werden. Deswegen denke ich auch nicht an einem Stependium.

Habt ihr Erfahrungen in die Richtung gemacht?
algol
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Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von algol »

Ich würde nicht sagen, billige Arbeitskraft. Du kannst schon wertgeschätzt werden. Aber dennoch ist das für ein Unternehmen eine gute Möglichkeit der Kooperation mit der Uni. Teure Forschungsprojekte an der Uni zu finanzieren, kostet mehr.
Wenn Du das Dissprojekt gut machst, bist Du gleichzeitig auch gut in das Unternehmen eingearbeitet. Ich könnte mir schon vorstellen, dass sie Dich behalten, wenn ansonsten alles o.k. ist. Mit Leiharbeitern würde ich das nicht vergleichen. In erster Linie hängt es immer von der unmittelbaren Konstellation ab. Dein Vorgesetzter, das Team, die Aufgabe. Davon hängt es ab, ob es stimmig ist oder nicht.

Wenn Du an der Uni promovierst, hast Du letztlich die gleichen Risiken. Du hast häufig nur Teilzeitverträge, befristet und bist von Deinem Prof abhängig. Unter Umständen sehr. Manche sind super, und andere verheizen Dich für Ihren Kram.

Warum willst Du kein Stipendium? Da hast Du zwar nicht viel Geld, aber bist viel freier.

Wie schätzt Du die Situation in dem Unternehmen ein?
Frodo

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von Frodo »

Hallo bmr und alle anderen

Ich gebe auch mal kurz meinen Senf dazu. :roll:

Für mich war nach dem Studium klar, dass ich eine Diss schreiben möchte, jedoch als Externer. Das Hauptargument war für mich - damals wie heute - dass ich später in der Wirtschaft zu arbeiten beabsichtige und keine akademische Laufbahn einschlagen werde.

Soweit ich mich erinnern mag, hatten wir die Diskussion um "relevante" Berufserfahrung bereits einmal. Klar lernt man als Assistent auch Dinge, die man später gebrauchen kann, doch habe ich für mich entschieden, dass es für meine Berufsabsichten wenig Sinn macht, an der Uni zu bleiben.

Ich möchte noch kurz etwas zu deinen vorhin gestellten Fragen anmerken:
bmr hat geschrieben:Zeitdruck, weil man 3 Jahre zur Promotion hat.
Wer gibt dir die 3 Jahre vor? Das Unternehmen? Abgesehen davon, hättest du den nicht auch an der Uni?
bmr hat geschrieben: Die Kontakt zum Doktorvater ist i.A. schwach.
Kontakt zu Doktoranden ist nicht vorhanden.
Klar siehst du den DV nicht jeden Tag, aber musst du denn das? Ich sehe meinen Betreuer alle 2 - 3 Monate und das reicht völlig aus. Im Gegenzug zu den fehlenden Kontakten zu anderen Doktoranden hast du dafür Kontakt zu Praktikern, was je nach Sichtweise auch sehr wertvoll ist.

bmr hat geschrieben:Kongressen und Veröffentlichungen sind schwierig. Das liegt an Unternehmensgeheimnisse usw.
Möchtest du denn unbedingt solche Kongresse besuchen? Falls ja, wozu? Das Ding mit den Unternehmensgeheimnissen ist nur dann ein Problem, wenn es um Datenschutz geht, was aber in der Automobilbranche kaum der Fall sein wird. Und sobald dein Projekt, oder ein Teil davon, ausgearbeitet ist, so spricht doch nichts dagegen, dies zu veröffentlichen, wenn es unter deinem Namen bzw. unter demjenigen deiner Unternehmung geschieht. Und falls die Befürchtung besteht, dass dir respektive euch jemand die Idee klaut, lasst es patentieren.

Grüsse,
Frodo
bmr

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von bmr »

algol hat geschrieben:Ich würde nicht sagen, billige Arbeitskraft. Du kannst schon wertgeschätzt werden. Aber dennoch ist das für ein Unternehmen eine gute Möglichkeit der Kooperation mit der Uni. Teure Forschungsprojekte an der Uni zu finanzieren, kostet mehr.
Wenn Du das Dissprojekt gut machst, bist Du gleichzeitig auch gut in das Unternehmen eingearbeitet. Ich könnte mir schon vorstellen, dass sie Dich behalten, wenn ansonsten alles o.k. ist. Mit Leiharbeitern würde ich das nicht vergleichen. In erster Linie hängt es immer von der unmittelbaren Konstellation ab. Dein Vorgesetzter, das Team, die Aufgabe. Davon hängt es ab, ob es stimmig ist oder nicht.

Wenn Du an der Uni promovierst, hast Du letztlich die gleichen Risiken. Du hast häufig nur Teilzeitverträge, befristet und bist von Deinem Prof abhängig. Unter Umständen sehr. Manche sind super, und andere verheizen Dich für Ihren Kram.

Warum willst Du kein Stipendium? Da hast Du zwar nicht viel Geld, aber bist viel freier.

Wie schätzt Du die Situation in dem Unternehmen ein?
Das mit der Abhängigkeit vom Prof. kann ich mir vorstellen.
Ich möchte kein Stipendium aus dem selben Grund "billige Arbeitskraft". Betrachte folgendes Beispiel:
Ein Prof. hat 2 Doktoranden, eine volle Stelle und ein Stipendium. Welcher Doktorand bekommt die Stelle? Meine Antwort wäe: Wer aus Sicht des Prof. der besser ist, bekommt die Stelle. D.h. für den Prof. wäre der Stipendiat die zweite Wahl.

In dem Unternehmen kann ich die Situation noch nicht beurteilen, denn ich war dort noch nicht und habe im Internet keinen Bericht von einem Doktoraden bei diesem Unternehmen gefunden.
Mein Vorstellungsgespräch ist bald. Ich lass mich überraschen :)
bmr

Re: Industriepromotion: Themenwahl und Gehalt?

Beitrag von bmr »

Frodo hat geschrieben:Hallo bmr und alle anderen

Ich gebe auch mal kurz meinen Senf dazu. :roll:

Für mich war nach dem Studium klar, dass ich eine Diss schreiben möchte, jedoch als Externer. Das Hauptargument war für mich - damals wie heute - dass ich später in der Wirtschaft zu arbeiten beabsichtige und keine akademische Laufbahn einschlagen werde.

Soweit ich mich erinnern mag, hatten wir die Diskussion um "relevante" Berufserfahrung bereits einmal. Klar lernt man als Assistent auch Dinge, die man später gebrauchen kann, doch habe ich für mich entschieden, dass es für meine Berufsabsichten wenig Sinn macht, an der Uni zu bleiben.

Ich möchte noch kurz etwas zu deinen vorhin gestellten Fragen anmerken:
bmr hat geschrieben:Zeitdruck, weil man 3 Jahre zur Promotion hat.
Wer gibt dir die 3 Jahre vor? Das Unternehmen? Abgesehen davon, hättest du den nicht auch an der Uni?
bmr hat geschrieben: Die Kontakt zum Doktorvater ist i.A. schwach.
Kontakt zu Doktoranden ist nicht vorhanden.
Klar siehst du den DV nicht jeden Tag, aber musst du denn das? Ich sehe meinen Betreuer alle 2 - 3 Monate und das reicht völlig aus. Im Gegenzug zu den fehlenden Kontakten zu anderen Doktoranden hast du dafür Kontakt zu Praktikern, was je nach Sichtweise auch sehr wertvoll ist.

bmr hat geschrieben:Kongressen und Veröffentlichungen sind schwierig. Das liegt an Unternehmensgeheimnisse usw.
Möchtest du denn unbedingt solche Kongresse besuchen? Falls ja, wozu? Das Ding mit den Unternehmensgeheimnissen ist nur dann ein Problem, wenn es um Datenschutz geht, was aber in der Automobilbranche kaum der Fall sein wird. Und sobald dein Projekt, oder ein Teil davon, ausgearbeitet ist, so spricht doch nichts dagegen, dies zu veröffentlichen, wenn es unter deinem Namen bzw. unter demjenigen deiner Unternehmung geschieht. Und falls die Befürchtung besteht, dass dir respektive euch jemand die Idee klaut, lasst es patentieren.

Grüsse,
Frodo

Ja, das Unternehmen gibt 3 Jahre vor. Die Gefahr ist, dass man in 3 Jahre nicht fertig wird und keine Verlängerung vom Unternehmen bekommt. An der Uni mag es Zeitdruck geben. Aber man hat theoretisch keine zeitlich Begrenzung. Im schlechtesten Fall macht man das letzte Jahr "kostenlos" und hat am Ende den Dr.

Es geht nicht um jeden Tag sehen des DV, sondern um die Nähe am Geschehen, die Ratschläge (wissenschaftliche und persönliche) und die Regelmäßigkeit des Treffens.

Kongresse sind schon wichtig. Man knöpft da wichtige Kontakte und tauscht Ideen. Ein Prof von meiner Studien-Uni. meinte: "Es ist nicht wichtig an welcher Uni man promoviert. Es wichtig sich einen Namen in der wissenschaftlichen Gesellschaft zu machen".

Zählt die Diss in der Industrie als Berufserfahrung und eine an der Uni nicht?
Verdient man genug als Industriedoktorand, so dass man davon in einer großen Stadt "gut" leben könnte. Hier war die Rede von 60% des Normalgehalts. Wieviel ist 100%? Im Internet konnte ich Zahlen zwischen 35-50 k im Jahr finden.

Ich denke mal optimistisch und hoffe, dass viele meiner "Vorurteile" über eine Idustriepromotion nicht stimmen. Ich werde die Vorurteile nach dem Vorstellungsgespräch in Urteile umwanden müssen :)

Ich habe mich über deinen Beitrag gefreut und würde mich über weitere Kommentare auch freuen.
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