LaTex: Einführung für Einsteiger und potentielle Umsteiger

Endnote, jurabib, Latex u.v.a.: Die Softwarefragen von Doktoranden sind vielseitig, Hier findest Du Antworten auf eine ganze Reihe davon.
Für Fragen zu MS Word gibt es den eigenen Bereich.

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Robert
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LaTex: Einführung für Einsteiger und potentielle Umsteiger

Beitrag von Robert »

So, ich hab mal einfach was runtergeschrieben. Es ist bis jetzt weder auf Rechtschreibung, noch auf Satzbau oder Stil Korrektur gelesen, aber inhaltlich sollte es stimmen, da ich die ganzen Beispiele immer parallel ausprobiert habe.
Gonzo, vielleicht erklärst du dich ja bereit das ganze mal auszuprobieren und mir dann zu sagen, ob, und wenn ja welche, Probleme auftreten.
Jetzt brummt mir erstmal der Schädel. Wie man eine Literaturverwaltung samt Literaturverzeichnis einbindet erkläre ich ggf. ein andermal :D
Ach so, der Text ist natürlich "opensource", also jeder darf und sollte ihn verbessern. Egal ob sprachlich oder Inhaltlich. Mein Ziel war es, erstmal einen Anfang zu machen auf dem man aufbauen kann.

Jetzt folgt der Text: (hoffentlich kann ich so viel Text einfügen)


Edit Sebastian:
Dieser Thread ist ausschließlich für die Erstellung und Diskussion der von Robert angeregten Einführung gedacht.
Einzelfragen zu den beschriebenen programmen und Funktionen bitte in separate Threads.
Danke!
»Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, er habe genug davon.«
(René Descartes)
Robert
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LaTex II

Beitrag von Robert »

Präambel:

Ich möchte mit dieser kurzen LaTeX-Einführung all diejenigen ansprechen, die bei der Dissertations-Vorbereitung viel von LaTeX gehört haben, denen aber nie so ganz klar war, was man sich darunter vorzustellen hat. Ziel soll es sein, diesen Personen die Möglichkeit zu geben sich mit überschaubarem Aufwand selbst ein Bild davon zu machen, was LaTeX ist, damit anschließend eine fundierte Entscheidung getroffen werden kann, ob LaTeX das Richtige für ihre Zwecke ist.
Ich selbst beschäftige mich erst seit ein paar Monaten mit LaTeX und lerne auch immer nur Schritt für Schritt die Funktionen, welche ich für meine Dissertation benötige. Mein Wissen ist somit alles andere als umfassend, aber, und das soll etwas Mut machen, ich kommt dennoch problemlos mit LaTeX klar und habe die Entscheidung, mit LaTeX zu schreiben, noch nicht eine Sekunde lang bereut.


Was ist LaTeX?

LaTeX wird oft mit Word verglichen, das kann jedoch dazu führen, dass man eine falsche Vorstellung davon bekommt, was einen erwartet. Man ist vielleicht versucht, irgend eine latex.exe zu installieren und anschließend eine Word-Kopie vorzufinden. Mit diesem Ansatz gelangt man jedoch nicht ans Ziel.
Das, was mit LaTeX bezeichnet wird, ist lediglich der „Rechenkern“ oder „Motor“ des Textsatzprogrammes. LaTeX sorgt dafür, dass aus einem einfachen Text-Dokument ohne jegliche Formatierung ein schön anzusehendes, druckbares Dokument wird. So gesehen kann man LaTeX eher als Dienstleister, denn als Textverarbeitungsprogramm bezeichnen. Man übergibt LaTeX einen fertigen Text mit der Aufforderung, daraus ein schön gestaltetes Dokument zu erstellen. Den Text selber kann man nicht mit LaTeX erstellen, er muss bereits anderweitig vorliegen.

Um mit LaTeX zu arbeiten braucht man folglich einmal ein Programm, mit dem man den Text erstellt und dann noch einen „LaTeX-Motor“, der den Text verarbeitet.

Mit welchem Programm man den Text schreibt ist prinzipiell egal. Jeder kann sich den Text-Editor aussuchen, der ihm am besten gefällt und seinen Bedürfnissen am besten entspricht. Es ist problemlos möglich, den Windows-Editor zum Schreiben zu benutzen, auch wenn es natürlich bessere Alternativen gibt.
Beim Schreiben des Textes gibt es gegenüber Word und Co. eine entscheidende Besonderheit: Da nicht ihr, sondern LaTeX später über das Aussehen des Textes entscheidet, müsst ihr Wünsche äußern. Das geschieht, in dem man in den Text reinschreibt, wie die einzelnen Sachen aussehen sollen. Wenn ihr eine Kapitelüberschrift erstellt haben wollt, dann schreibt ihr

Code: Alles auswählen

\chapter{Das ist die Ãœberschrift}
Wenn ihr einen Text in der Fußnote stehen haben wollt, dann schreibt ihr

Code: Alles auswählen

\footnote{Das hier soll in der Fußnote stehen}
Um die ganzen Details des Aussehens müsst ihr euch nicht kümmern.

Aber ich denke, selbst ausprobieren sagt mehr, als 1000 Worte, also fangen wir an:


Der Anfang:

Da ich momentan an einem Windows-Rechner sitze, auf dem kein LaTeX installiert ist, beschreibe ich an dieser Stelle kurz die Installation auf einem Windows PC. Wer Linux benutzt kann anstelle der hier vorgestellten Programme „texlive“ und beispielsweise „texmaker“ installieren. Bei Schritt 3 geht es dann für alle weiter

1.: den „Motor“ installieren
als erstes installieren wir den LaTeX-“Motor“. Für Windows bietet sich „Miktex“ an, den kostenlosen Download gibt es unter
http://miktex.org/2.8/setup
Bei der Installation solltet ihr die Frage „install missing Packages on the fly“ mit „ja“ beantworten, dann erspart ihr euch später das manuelle Nachinstallieren von Paketen.

2.: das Schreibprogramm installieren
zwar könnten wir unsere Texte, wie bereits erwähnt, problemlos mit dem Windows-Editor erstellen, würden es uns dann aber unnötig unkomfortabel machen. Deswegen installieren wir gleich noch das kostenlose Texniccenter von
http://www.texniccenter.org/resources/downloads/29
Beim ersten Start von Texniccenter startet das Programm einen Einrichtungsassisten. Dort müsst ihr den Pfad angeben, wo sich die Ausführbaren Tex und LaTeX Dateien befinden. Der richtige Pfad hängt davon ab, wo ihr Miktex hin installiert habt, das passende Unterverzeichnis lautet:
...\Programme\Miktex 2.8\miktex\bin\
Die anschließende Abfrage, mit welchem Programm die .ps, .dvi und .pdf Dateien angezeigt werden sollen, könnt ihr einfach überspringen, solange bei der Frage nach dem .pdf Anzeigeprogramm irgend etwas eingetragen ist. Die anderen Felder können problemlos leer bleiben.

3.: erste Schritte
Jetzt haben wir Texniccenter geöffnet vor uns. Durch einen Klick auf das weiße Blatt in der oberen linken Ecke öffnen wir ein neues Dokument (genauso wie es bei jedem Windows-Programm funktioniert)
Wenn man sich im Internet LaTeX-Dokumente ansieht, so wird man häufig von endlos langen Programm-Befehlen zu Beginn des Dokuments verschreckt, von denen man glaubt, sie sich nie im Leben merken zu können. Gleich vorweg: muss man auch nicht.
Wirklich notwendig sind nur wenige Befehle, die anderen werden wir dann verwenden, wenn wir sie benötigen. Das gute an LaTeX ist, dass man einfach erstmal drauflos schreiben kann, das Design des Textes kann man zu jeder Zeit über Einträge am Anfang des Dokumentes verändern. Man muss sich also keine Sorgen machen, wenn einem am Anfang das Design der Überschriften, oder das Inhaltsverzeichnis noch nicht gefällt, das lässt sich problemlos später anpassen.

Also fangen wir an:
als erstes müssen wir LaTeX sagen, was für eine Art von Text wir schreiben wollen, ob es ein Buch, ein Artikel, ein Brief oder was auch immer wird. Zum Einstieg schreiben wir erst einmal einen Artikel. Unsere erste Zeile muss deshalb lauten:

Code: Alles auswählen

\documentclass{scrartcl}
wir hätten statt „scrartcl“ auch „articel“ schreiben können, aber für deutsche Texte gibt es das angepasste Paket „scrartcl“, das folglich für die meisten von uns die bessere Wahl ist.
Das reicht erstmal, die anderen Einträge folgen dann, wenn wir merken, warum wir sie brauchen.


Jetzt müssen wir LaTeX sagen, wo unser Dokument losgeht und wo es aufhört.
Dazu schreiben wir in die nächten Zeilten

Code: Alles auswählen

\begin{document}
Einleitung

Das ist unser toller Text. Er ist schön schlau und klasse
\end{document}
Das war schon das wichtigst, wir können jetzt einen Probelauf durchführen. Zuerst speichern wir den Text als „probe.tex“. Es bietet sich an, ihn in einem leeren Ordner zu speichern. LaTeX produziert beim erstellen der Texte nämlich mehrere Dateien, was unter Umständen unübersichtlich werden kann.
In der oberen Werkzeugleiste von TeXniccenter findet ihr ein Feld, in dem steht „LaTeX => DVI“, wenn ihr das in „LaTeX => PDF“ ändert, erzeugt LaTeX .pdf Dokumente anstelle von .dvi dokumenten.
Durch einen Druck auf „strg+F7“ oder das entsprechende Symbol wird euer Dokument erstellt. Ihr seht im unteren Teil des Bildschirms Meldungen durchlaufen. Wenn alles geklappt hat steht dort nach ein paar Sekunden:
LaTeX-Ergebnis: 0 Fehler, 0 Warnung(en), 0 zu volle/leere Box(en), 1 Seite(n)
Durch einen Druck auf F5 könnt ihr euer Dokument jetzt ansehen.

Es fallen zwei Sachen auf: erstens: das „ö“ fehlt, zweitens sieht unsere Überschrift nicht nach einer Überschrift aus. Falls ihr zwischen der Überschrift uns dem Text keine Leerzeile gelassen habt, steht sie sogar im fertigen Dokument nicht einmal in einer eigenen Zeile. Das liegt daran, dass LaTeX sowohl Zeilenumbrüche als auch mehrere Leerzeichen ignoriert. Einen neuen Absatz erreicht man, in dem man eine Zeile frei lässt.

Das mit dem ö liegt daran, dass LaTeX nicht weiß, dass wir deutsche Buchstaben verwenden wollen. Also sagen wir es ihm:
unter dem \documentclass Eintrag schreiben wir:

Code: Alles auswählen

\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[latin1]{inputenc} %Für Linux anstelle „latin1“ „utf8“ verwenden
\usepackage[T1]{fontenc}
Jetzt haben wir alle deutschen Sonderzeichen die wir benötigen und die Silbentrennung funktioniert jetzt auch. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass unsere Überschrift auch wie eine solche aussieht.
Dafür schreiben wir an Stelle von „Einleitung“ einfach

Code: Alles auswählen

\section{Einleitung}
wenn wir das Dokument jetzt wieder mit „strg+F7“ erstellen, haben wir eine Überschrift. Die nächste Gliederungsebene wäre \subsection, dannach käme \subsubsection. Höhere Gliederungsebenen erreicht man mit \chapter oder \part. Welche Ebenen zur Verfügung stehen hängt von der Gewählten Dokumentenklasse ab. \part gibt es Beispielsweise nur bei Büchern.


4.: Weiterführend
Das bisherige Wissen würde theoretisch ausreichen, um mit dem Schreiben anzufangen. Alles andere könnte man nachträglich während der Bearbeitungszeit anpassen. Gehen wir mal davon aus, dass auf der Basis des bisherigen Wissens ein kleines Dokument entstanden ist, dass wie folgt aussieht:

Code: Alles auswählen

\documentclass{scrartcl}
\usepackage[ngerman]{babel}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage[T1]{fontenc}

\begin{document}
\section{Einleitung}
Das ist unser toller Text. Er ist schön schlau und klasse

\section{Der erste Teil}
Hier geht jetzt das wichtige Zeug los. 

\subsection{Sehr wichtiges}
Es gibt das Zeug, das sehr wichtig ist. Man erkennt es an seiner Wichtigkeit

\subsection{Nicht so wichtiges}
Natürlich sind manche Sachen nicht so wichtig, das ist ja klar. Bla bla bla.

\section{Fazit}
Zusammenfassend kann man gar nix sagen.

\end{document}
Jetzt wollen wir natürlich auch ein Inhaltsverzeichnis. Dazu müssen wir Latex lediglich sagen, an welcher Stelle dieses Verzeichnis erstellt werden soll.
Wir schreiben also direkt unter den \begin{document} Befehl:

Code: Alles auswählen

\tableofcontents
Wenn wir jetzt das Dokument neu erstellen, sehen wir gleich eine weitere Besonderheit von LaTeX. Wir haben jetzt zwar am Anfang des Dokuments die Überschrift „Inhaltsverzeichnis“ stehen, aber keinerlei Einträge. Keine Angst, das ist richtig so. Wir erstellen das Dokument einfach noch einmal mit strg+f7 und wie von Zauberhand sind jetzt alle Einträge vorhanden.
Das liegt daran, dass LaTeX das Dokument jeweils nur einmal von oben nach unten durcharbeitet. Er kam beim ersten Durchlauf also an den Befehl \tableofcontents und wusste somit, dass wir ein Inhaltsverzeichnis wollen. Er wusste aber noch nicht, was alles hineingehört. Beim weiteren Durchlauf hat LaTeX sich dann alle Überschriften und die dazugehörigen Seitenzahlen in einer extra Datei gespeichert. Wenn wir das Dokument nun zum zweiten mal durchlaufen lassen, dann kann er anhand dieser Datei erkennen, was alles ins Inhaltsverzeichnis hinein gehört. Es ist also manchmal notwendig, das Dokument zwei oder dreimal erstellen zu lassen, bis es seine endgültige Form hat.

Wenn wir noch ein Deckblatt möchten, so müssen wir LaTeX lediglich ein paar Angaben zum Inhalt machen, der Rest funktioniert von selbst.

Wir schreiben also noch vor den \begin{document} Befehl ein paar Angaben:

Code: Alles auswählen

\title{Unser Testdokument}
\author{Hans Wurst}
\date{\today}
anschließend schreiben wir direkt unter den \begin{document} Befehl

Code: Alles auswählen

\maketitle
und erstellen das Dokument neu.
Jetzt sieht das schon fast wie ein ordentliches Dokument aus. Wir können jetzt noch an irgend einer Stelle im Fließtext zum Ausprobieren den Befehl

Code: Alles auswählen

\footnote{Das sagt auch der Fritz}
einfügen.

Die Art in der die Abschnitte nummeriert werden, sowie das allgemeine Layout hängt zunächst erstmal von der Dokumentenklasse ab. Zum Testen kann man das „scrartcl“ mal durch „scrreprt“ oder „book“ oder „jurabook“ ersetzen. Allerdings muss man das Dokument dann jeweils zweimal erstellen, damit das Inhaltsverzeichnis die korrekte Nummerierung übernehmen kann.
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Robert
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Re: Word: Keine Angst vor großen Dateien!

Beitrag von Robert »

Vielleicht könnte jemand ein Kapitel "Warum LaTeX?" schreiben, in dem die Gründe dargelegt werden, die für einen Wechsel zu LaTeX sprechen.
Ich könnte noch ein Kapitel über Literaturverwaltung mit bibtex und jurabib und über Abkürzungen mit juraabbrev.
Ein paar Befehle zum Hervorheben von Text könnte ich auch noch einbringen, aber dann hört das, was ich für meine Diss brauche, auch schon langsam auf.
Vielleicht kann ja jemand, der naturwissenschaftlich mit LaTeX arbeitet etwas zur Verwendung von Formeln und Tabellen schreiben.
Oder zur Einbindung von Bildern. Damit habe ich mich halt bisher nicht beschäftigt, weil ich es nicht brauche.
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littletibet

Re: Word: Keine Angst vor großen Dateien!

Beitrag von littletibet »

Robert hat geschrieben:Ich könnte noch ein Kapitel über Literaturverwaltung mit bibtex und jurabib und über Abkürzungen mit juraabbrev.
Daran wäre ich sehr interessiert. Großes Lob an Robert für seinen Einsatz.
Gonzo

Re: Word: Keine Angst vor großen Dateien!

Beitrag von Gonzo »

littletibet hat geschrieben:
Robert hat geschrieben:Ich könnte noch ein Kapitel über Literaturverwaltung mit bibtex und jurabib und über Abkürzungen mit juraabbrev.
Daran wäre ich sehr interessiert. Großes Lob an Robert für seinen Einsatz.
Beiden Aussagen kann ich mich nur vollumfänglich anschließen :-X
B-Tina

Re: LaTex: Einführung für Einsteiger und potentielle Umsteiger

Beitrag von B-Tina »

Hallo,

zu BibTeX/Jurabib kann ich Euch ein bißchen was sagen, vielleicht kann man das später irgendwann mal zu einem Tutorial ausbauen. BibTeX bezieht sich erstmal ganz generell auf das Zitieren von Literatur in LaTeX und Jurabib ist einfach ein spezieller Zitierstil.
Also:
1. Schritt: die Einbindung erfolgt zunächst mal ganz oben bei den benötigten Paketen:

\usepackage[bibformat=tabular, % tabular bibliography
annotatorformat=italic, % co-author in italic font
howcited=normal] % see jurabib doc
{jurabib} % use jurabib package

Dann kommt nach dem \begin{document} nochmal der Befehl, das Paket auch wirklich zu gebrauchen. Das sieht so aus:

\begin{document}

\frontmatter
\overview
\tableofcontents

\bibliography{energierecht}
\bibliographystyle{jurabib}

Das was bei \bibliography steht, ist der Name des bibtex-Files ohne das .bib am Schluß.

2. Schritt: Anlegen des BibTeX-Files
Das BibTeX-File selbst kann man per Handarbeit als Textdatei erstellen oder sich einer recht komfortablen Datenbank bedienen; bei mir ist das JabRef. JabRef hat den Vorteil, als Java-Programm unter praktisch jedem Betriebssystem zu laufen, Details siehe hier: http://jabref.sourceforge.net/
Bei dem Anlegen nicht vergessen, daß zusätzlich zu den normalen Angaben ein Bibtexkey angelegt werden muß! Das ist eine Abkürzung der Literaturangabe, die dann beim Zitieren eingesetzt wird (s.u.).

3. Schritt: Zitieren
Wie zitiert wird, ergibt sich aus der ziemlich umfangreichen jurabib-Dokumentation, daher nur mal ein Beispiel von mir:

Sich nicht widersprechende Bestimmungen bleiben weiterhin Inhalt des
Vertrages (Kongruenzgeltung).\footnote{\cite[\S\,2, Rdnr.
101]{ubh:komm}; \cite[\S\,2 Rdnr. 75]{whl:komm}; \cite[\S\,2,
Rdnr. 77]{gottwald:bgb}; {BGH NJW 1983, 1727, 1728}; \cite[\S\,154
Rdnr. 3]{palandt:komm}.}

Wie man hier sieht, wird nach dem Muster \cite[konkrete Fundstelle]{bibtexkey} zitiert. Es ist aber auch möglich, gar keinen Verweis auf BibTeX in der Fußnote zu machen, wie bei den BGH-Entscheidungen, die einfach in geschweiften Klammern stehen. Alternativ kann man auch \footcite verwenden, was dann so aussieht:

Blablabla.\footcite[S. 126 f., Rdnr. 38]{koehler:bgb}

Ich hoffe, das hilft für den Anfang ein wenig weiter, schreibt einfach nochmal, wenn es konkrete Fragen gibt.
Robert
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Re: LaTex: Einführung für Einsteiger und potentielle Umsteiger

Beitrag von Robert »

So, ich muss jetzt erst noch was fürs Referendariat machen, aber danach mach ich mich mal daran eine Schritt für Schritt Anleitung für Quellenverwaltung zu schreiben.
Also stay tuned :D
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Re: LaTex: Einführung für Einsteiger und potentielle Umsteiger

Beitrag von Robert »

Was ist bibtex?

Bibtex ist eine Erweiterung zu LaTeX, welche es ermöglicht, komfortabel die zitierte Literatur zu verwalten und in das Dokument einzubinden. Das Prinzip ist, dass man eine Datei anlegt, in der zu allen Büchern, Artikeln oder sonstigen Texten die notwendigen Informationen gespeichert sind. Dabei wird jedem dieser Dokumente eine eindeutige Bezeichnung zugeordnen, durch die man später im LaTeX Dokument den gewünschten Text bezeichnen kann.
Die bibtex-Datei hat dabei die Endung .bib und enthält, wie auch die .tex Dateien, reinen Text, so dass sie mit jedem beliebigen Editor gestaltet werden kann. Ein Eintrag zu einem Buch sieht dann beispielsweise so aus:

Code: Alles auswählen

@BOOK{gernhuber1994,
  title = {Lehrbuch des Familienrechts},
  author = {Gernhuber, Joachim and Coester-Waltjen, Dagmar},
  year = {1994},
  publisher = {C.\,H.\,Beck},
  address = {M{"u}nchen},
  edition = {4.},
}
In der ersten Zeile steht hinter dem „@“ zunächst um was für eine Art von Dokument es sich handelt, in diesem Fall um ein „Book“, also ein Buch. Das Wort danach ist der frei wählbare Name, mit dem das Werk später aufgerufen werden soll. Die anderen Zeilen sollten selbsterklärend sein. Nur der Vollständigkeit halber sei hier kurz auf die zwei Besonderheiten eingegangen, die bei dem Beispiel oben auffallen: Beim Verlag steht nach dem C. und dem H. jeweils ein „\,“. Dieser Befehl sorgt in LaTeX dafür, dass ein halbes Leerzeichen gesetzt wird. Zwischen den einzelnen Buchstaben einer Abkürzung sieht es schöner aus, wenn man ein halbes Leerzeichen statt eines ganzen setzt.
Die zweite Besonderheit ist die Schreibweise von „München“. Da ich nicht weiß, wie man bibtex mitteilen kann, dass die deutschen Buchstaben verwendet werden, muss auf die alternative LaTeX Schreibweise für deutsche Sonderbuchstaben zurückgegriffen werden. Die mir bekannten sind:

Code: Alles auswählen

{„u} = ü
{„a} = ä
{„o} = ö
{\ss} = ß
{\S} = §

Erste Schritte

Es wäre problemlos möglich, per Hand alle Daten der Literatur in die .bib Datei einzutragen, allerdings geht es auch komfortabler. Beispielsweise sei für diese Zwecke jabref erwähnt, dass man unter
http://jabref.sourceforge.net/download.php
herunterladen kann. Dabei handelt es sich im Prinzip um nichts anderes, als eine komfortable Eingabemaske für die benötigten Informationen. Man kann bestehende .bib Dateien mit JabRef öffnen oder neue .bib Dateien anlegen. Auch bestehende Einträge aus Endnote und CitAvi lassen sich als .bib Datei exportieren.
Die Verwendung von JabRef ist weitgehend selbsterklärend. Durch ein Klick auf das große Rote Plus Zeichen in der Werkzeugleiste kann man einen neuen Eintrag hinzufügen. Dazu wählt man zunächst die gewünschte Klasse aus und füllt anschließend die erforderlichen Felder aus. Man kann in JabRef auch neue Klassen anlegen, bzw. die abgefragten Felder verändern. Für die ersten Versuche benötigen wir das jedoch nicht.
Wir erstellen mit JabRef einfach eine Datei namens literatur.bib und erstellen zum Testen ein paar Einträge, zum Beispiel den oben genannten.
Erwähnt werden sollte noch, dass man beliebig viele Werke in einer .bib Datei speichern kann. Später im Literaturverzeichnis tauchen dann nur diejenigen Bücher auf, die tatsächlich zitiert wurden. Es ist also denkbar sich eine .bib Datenbank aufzubauen, die alle bekannten Bücher enthält und diese für alle Arbeiten zu verwenden.


Verwenden in LaTeX

Jetzt haben wir eine (noch sehr kleine) .bib Datei, die Informationen über interessante Dokumente enthält. Jetzt müssen wir diese noch in LaTeX einbinden. Hier variiert das Vorgehen wieder je nach Bedürfnissen, ich kann also nur aus Sicht eines Juristen schreiben. Als Jurist kommt man um das Jurabib-Paket faktisch nicht herum, es ist die beste, mir bekannte, Möglichkeit, seine juristische Literatur zu verwalten. Es bietet neben den Standardklassen auch die Möglichkeit, Kommentare und Festschriften als solche zu verwalten. Für diese Feinheiten sei jedoch auf die Anleitung verwiesen, die sich als .pdf über google problemlos finden lässt. Wer nach dieser Einführung Lust bekommt, auch LaTeX und bibTeX umzusteigen, den sollten die zwei neuen Klassen vor keine großen Probleme stellen. Falls sich zeigen sollte, dass ich falsch liege, werde ich an dieser Stelle eine Anleitung einfügen, wie man die zusätzlichen Klassen in JabRef einbinden kann und verwendet.
Aber zurück zum Thema. Als Jurist wollen wir also die Jurabib klasse in unserem Testdokument verwenden.
Wir schreiben also in unsere .tex Datei nach unserem letzten \usepackage Befehl eine weitere Zeile mit dem Inhalt

Code: Alles auswählen

\usepackage{jurabib}
An der Stelle in unserem Text, an dem später das Literaturverzeichnis erscheinen soll, also sinnvollerweise nach dem Inhaltsverzeichnis, welches wir mit dem Befehl \tableofcontents ins Dokument eingefügt haben (ihr erinnert euch?), schreiben wir nun folgende Zeilen

Code: Alles auswählen

\bibliography{literatur}
\bibliographystyle{jurabib}
Die erste Zeile sagt LaTeX, unter welchem Namen die zu verwendende .bib Datei gespeichert ist. In unserem Fall heißt sie „literatur.bib“ und muss sich im selben Dateiordner befinden, wie unsere .tex Datei. Die Endung .bib wird bei der Angabe weggelassen. In der nächsten Zeile wird festgelegt, wie das Literaturverzeichnis später aufgebaut ist. Es gibt wie gesagt hunderte Pakete die diesem Zweck dienen und jedes davon lässt sich auf vielfältige Weise anpassen. Für Juristen ist jurabib aber die beste Ausgangsbasis. In der Jurabib Anleitung finden sich alle Anpassungsmöglichkeiten aufgelistet. Da sollten eigentlich (für Juristen) keine Wünsche unerfüllt bleiben. Wer dennoch ein Design wünscht, welches Jurabib nicht unterstützt, der sollte sich fragen, ob er damit wirklich den gängigen Formalien entspricht.

Bis jetzt wäre unser Literaturverzeichnis jedoch noch leer, da, wie gesagt, nur die Quellen aufgenommen werden, die im Text verwendet wurden. Also verwenden wir eine Quelle :)
Für diese Zwecke benutzen wir unsere Probefußnote aus der ersten Lektion. Wir ersetzen den Inhalt „Das sagt auch der Fritz“ durch einen Verweis auf Seite 50 des Buches aus unserer .bib Datei. Dazu verändern wir den \footnote Befehl folgendermaßen:

Code: Alles auswählen

\footnote{\cite[S.~50]{gernhuber1994}.}
gernhuber1994 ist dabei die Bezeichnung, die wir dem Eintrag in der .bib Datenbank gegeben haben. Anhand dieser, zwingend einzigartigen, Bezeichnung erkennt LaTeX, welcher Eintrag für die Fußnote verwendet werden soll. In der Eckigen Klammer steht das, was am Ende des Zitates erscheinen soll. In unserem Fall „S. 50“. Die Wellenline (~) bezeichnet in LaTeX ein geschütztes Leerzeichen. So verhindern wir, dass das „S.“ von der „50“ getrennt wird.

Um unser Dokument zu erstellen genügt es nun jedoch nicht mehr, einfach einmal LaTeX durchlaufen zu lassen, wir brauchen nun insgesamt drei LaTeX und einen bibTeX Durchlauf. Wenn wir das erste mal LaTeX durchlaufen lassen, so merkt er sich, in welcher Datei er die Angaben zur Literatur finden kann und wie die Bezeichnungen der Werke lauten. Als nächstes müssen wir bibTeX durchlaufen lassen (leider habe ich zur Zeit keinen Windows-PC mit technixcenter vor mir, deshalb kann ich nicht genau sagen, wie man dort einen BibTeX-Durchlauf startet. Aber schwer wird es nicht sein. Vermutlich gibt es ein Symbol mit dem man BibTeX durchlaufen lassen kann). In diesem Durchlauf werden aus der vorher ermittelten .bib Datei die benötigten Einträge herausgesucht. Nun lässt man erneut LaTeX durchlaufen und die Einträge werden ins Literaturverzeichnis geschrieben und der Inhalt der Fußnoten wird ausgefüllt. Anschließend lässt man LaTeX ein drittes mal durchlaufen, da sich durch das Einfügen der Literatur die Seitenzahlen verschoben haben können und deswegen das Inhaltsverzeichnis und die Verweise fehlerhaft sein könnten. Nach dem dritten Durchlauf ist das Dokument jedoch fertig und kann bestaunt werden.

Zum Abschluss noch die Einträge, die in meiner .tex Datei vorgenommen wurden, um das Literaturverzeichnis meinen Wünschen anzupassen:

Code: Alles auswählen

\usepackage[commabeforerest,titleformat=commasep,howcited=normal,authorformat=dynamic]{jurabib} 

\citetitlefortype{article}
\bibliography{literatur}
\bibliographystyle{jurabib}
Mit den ersten zwei Optionen steuere ich die Anzahl der Kommata in den Fußnoten und im Literaturverzeichnis. Der „howcited“ Befehl ist vor allem bei Kommentaren interessant, dort legt man das Aussehen des „Zitiert als:“ Eintrages fest. Der letzte Befehl sorgt dafür, dass die Namen der Autoren in den Fußnoten kursiv erscheinen. Der Befehl \citetitlefortype{article} sorgt dafür, dass bei Zeitschriftenartikeln in der Fußnote immer der Titel der Zeitschrift auftaucht, auch wenn von dem betroffenen Autor nur ein einziges Werk existiert und somit keine Verwechselungsgefahr gegeben ist.
Generell schreibt jurabib in der Standardeinstellung nur so viele Informationen in die Fußnote wie notwendig sind, um das zitierte Werk eindeutig zu identifizieren. Der Titel eines Buches erscheint also nur dann, wenn von einem Autor mehr als ein Werk im Literaturverzeichnis zu finden ist. Das kann man aber alles seinen Bedürfnissen anpassen. Es ist auch möglich, Kurztitel anzugeben, welche in den Fußnoten erscheinen sollen. In einer Einführung würde dies jedoch zu weit führen, zumal ohnehin nur Juristen mit diesen Informationen etwas anfangen könnten.
Zuletzt geändert von Robert am 24.09.2009, 11:41, insgesamt 2-mal geändert.
»Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, er habe genug davon.«
(René Descartes)
Akka81

Re: LaTex: Einführung für Einsteiger und potentielle Umsteiger

Beitrag von Akka81 »

Hallo zusammen,

das ist wirklich eine klasse Idee, vielen Dank, Robert! Eine Frage habe ich zu Jabref bzw. Bibtex, die mir ein Jurist sicherlich beantworten kann. Wie kann ich statt einem typischen Autoreneitrag, also Vornahme/Nachname, etwas anderes schreiben, dass dann wörtlich so über Cite bzw. im Literaturverzeichnis übernommen wird, z.B: "U.S. Public Law 23-32". Irgendwie kann man doch bestimmt bei Jabref eingeben/einstellen, dass einzelne Autorenfelder jetzt so wörtlich übernommen werden soll, oder?

Vielen Dank und viele Grüße

Akka
Robert
Beiträge: 88
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Wohnort: Frankfurt/Main

Re: LaTex: Einführung für Einsteiger und potentielle Umsteiger

Beitrag von Robert »

Das Problem hatte ich beim Münchener Kommentar. Wenn man das so ins Autoren-Feld schreibt, dann erscheint im Literaturverzeichnis "Kommentar, Münchener". Abhilfe schafft der Befehl

Code: Alles auswählen

\mbox{M"unchener Kommentar}
Der Text innerhalb einer \mbox Umgebung wird als eine Einheit behandelt, die weder umgebrochen noch sonst irgendwie verändert wird. Wenn du diesen Befehl also im Autorenfeld verwendest, kannst du reinschreiben was du willst.

Gruß Robert

€dit: es genügt auch, einfach {M"unchener Kommentar} zu schreiben, das \mbox ist an dieser Stelle nicht notwendig.
Zuletzt geändert von Robert am 11.11.2009, 16:53, insgesamt 1-mal geändert.
»Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, er habe genug davon.«
(René Descartes)
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