Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Das Unterforum zur Diskussion um die aus fremden Textpassagen zusammengesetzten Dissertationen Prominenter.

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Kleopetra

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Kleopetra »

Ob die Aufdeckung politisch motiviert war oder nicht, ist doch eine ganz andere Sache.
Entweder jemand plagiiert oder nicht - hier scheint er´s getan zu haben.
Mich ärgert das - wir mühen uns jahrelang ab, eigene Arbeiten zu verfassen, hier scheint jemand die Mühe gescheut zu haben und bekommt noch ein s.c.l. hinterhergeschmissen ... :evil:
Clio

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Clio »

Kleopetra hat geschrieben:Entweder jemand plagiiert oder nicht - hier scheint er´s getan zu haben.
Genau das!
Ich finde schon, daß bei der Masse an Fundstellen eindeutig von einem Plagiat zu sprechen ist. Wens interessiert, es gibt mittlerweile ein eigenes Wiki: http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate
Angara

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Angara »

Also hier wäre "Kirche im Dorf lassen" wirklich unangebracht. Wenn man sich die in diesem Wiki dokumentierten geklauten Stellen anguckt, dann geht das beim besten Willen nicht als "unsauber gearbeitet" durch. Wenn man an 25 Stellen ganze Absätze wörtlich übernimmt, dann kann man das nicht als "vergessene Fußnote" rechtfertigen, dann kennzeichnet das die grundsätzliche Arbeitsweise und die ist schlicht und einfach unseriös und unwissenschaftlich.
kasbjerg

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von kasbjerg »

Ich denke auch, dass Guttenbergs Plagiat nach strengen wissenschaftlichen Regeln geahndet werden sollte...allerdings wird an dieser Stelle ja das Dilemma "wissenschaftlicher Regeln", "Kriterien" etc. deutlich: Wie viele Plagiate werden denn wirklich pro Jahr entdeckt und welche tatsächlich sanktioniert (und zwar mit der Aberkennung des Titels!)? Statistiken gibt es nicht, letztlich ist alles irgendwie "Ermessenssache". In den meisten Fällen, so steht es heute in der FAZ, gelingt es den Beschuldigten, irgendwie glaubend zu machen, dass der Großteil der Arbeit doch eigenständig verfasst worden ist ("Eigenleistung") und man sich doch nur irgendwo "verzettelt" hat (huch, soooooo viiiele Seiten und Zitate, da kann man schon mal durcheinander kommen...[im übrigen ja auch die Argumentation von KT]). Gut, mag sein. Mir ist bei der Lektüre zu meiner Diss auch schön ofters aufgefallen, dass bei Veröffentlichungen zu bestimmten Themen die Autoren gegenseitig "abkupfern", ohne die eigentlichen Zitate zu kennzeichen. Man muss sich eben nur einmal die Mühe machen, zu einem bestimmten Thema alle einschlägigen Veröffentlichungen durchzusehen...schwupps findet man mindestens 5 bis 10 Stellen, die nicht nach den eigentlichen Zitierkonventionen gekennzeichnet sind...jedenfalls in der Politikwissenschaft ist es so. Was ich viel verwerflicher finde ist die Tatsache, dass sich Professoren mittlerweile als "Titelmaschinen" gerieren...Frau Schröder bekommt ihren Titel hinterhergeschmissen, KT war laut seines DV einer der "besten Seminaristen und Doktoranden" die er je hatte (FAZ von heute)...ja nee, is klar. Das summa cum laude war doch vorher schon "gebucht". Und die Diss von KT erscheint mir auch nicht wirklich anspruchsvoll, eher das typische Diss-Geseier der "Titelmaschinen". In Rostock gibt es einen Jura-Prof, der mehrere Doktoranden betreut hat, wobei jeder Doktorand mehr oder weniger dasselbe Thema bearbeitete...(es ging dann ungefähr so: "Die Entwicklung des mecklenburger Kirchenrechts von 1550-1600; von 1600-1700, von 1700-1800, von 1800-1900 uswusf). Und in Berlin schlägt sich ein Prof, ebenfalls Jurist, mit satten 50 Doktoranden herum...ich finde diese "Klingelschildpromotionen" viel schlimmer, und das ist doch der eigentlich Grund, warum in der letzten Zeit vermehrt diese Plagiate auftreten. Hier in Dtl fährt ein Teil der Gesellschaft derart auf Titel ab, dass sie für die Karriere unter Umständen zwingend notwendig sind (wie bei mir...). Und es gibt wirklich Massen an PoWi-Doktoranden...da ist völlig klar, dass die Qualität darunter leidet. Ich denke, darüber sollte man sich einmal Gedanken mache, ob das der richtige Weg ist. KT ist eben nur ein Beispiel unter ganz vielen, wenn auch ein prominentes. Im übrigen, ich finde auch ohne Dr-Titel hat der Gute ja noch jede Menge imposanter Namenszusätze...insofern...
Laplace

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Laplace »

Wenn es tatsächlich "nur" um eine kleine Handvoll stellen gehen sollte, muss man nicht gleich mit Kanonen aus Spatzen schiessen. Und den Dokotor aberkennen muss man vielleicht auch nicht. Die Möglichkeit, dass es schlichte Schlamperrei und keine Böse absicht war, besteht ja durchaus.

Ich ärgere mich allerdings bei der Vorstellung, dass damit natürlich auch ein gewisser "öffentlicher Präzedensfall" geschaffen wird: Wenn ein Minister abschreiben "darf", dann "dürfen" das natürlich alle anderen auch. Da bleibt für mich ein Geschmäkle übrig. Besonders, weil man ja - wie schon angesprochen - auch einen ganz anderen Verdacht bekommen könnte.

Warum der Mann (anscheinend) für derartig Schlampige Dissertation ein "summa cum laude" bekommen hat, verschließt sich mir nun völlig.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Bei dem offenbar großem, öffentlichen Intresse wird die Dissertation bestimmt die am genauesten geprüfte Doktorarbeit seit langem. Ich bin gespannt, wie das weitergeht. Sollte die Liste mit den Fundstücken immer länger werden, wird die Erklärung mit der Schlamperrei natürlich immer unwahrscheinlicher...

Übrigens: In der Haut des Ombudsmannes möchte ich nicht stecken - wie soll man bei all dem Trubel denn eine halbwegs objektive Empfehlung geben?! Entweder man leistet Schützenhilfe für Guttenbergs politsche Gegner oder man macht sich verdächtig, "dem da oben" mehr Gefallen zu tun als eigentlich statthaft wäre.


edit: Ich sehe gerade: Die Liste wird ja tatsächlich immer länger. Mal schauen, wie lang sie in den nächten Tagen wird :wink:
MastaofDissasta

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von MastaofDissasta »

Angara hat geschrieben:Also hier wäre "Kirche im Dorf lassen" wirklich unangebracht. Wenn man sich die in diesem Wiki dokumentierten geklauten Stellen anguckt, dann geht das beim besten Willen nicht als "unsauber gearbeitet" durch. Wenn man an 25 Stellen ganze Absätze wörtlich übernimmt, dann kann man das nicht als "vergessene Fußnote" rechtfertigen, dann kennzeichnet das die grundsätzliche Arbeitsweise und die ist schlicht und einfach unseriös und unwissenschaftlich.
Bevor das irgendwas Falsches hängenbleibt: Ich sehe das genau so, u.a. weil mich der Tenor in den Medien nervt, dass das doch Gang und Gäbe bei Dissertationen wäre. Aber wenn man mal vermutet, wie das Ganze ausgehen wird, dann tippe ich auf das "Übliche": Längeres Prüfungsverfahren, bis die Medien das Thema vergessen haben und dann ein butterweiches "auf die Finger klopfen" im Stil von "Karlchen, nicht gut, weisste selbst, aber belassen wir's mal dabei, is' ja niemand zu Schaden gekommen, mach's nie wieder.". Was KTG - der ja wohl keine Karriere in der Wissenschaft plant - großmütig zusagen kann.

Und ich würd' immens gröhlen, wenn hinterher herauskommt, dass die Textteile von einer stud. HK stammen, die er regelwidrig hat schreiben lassen (s. Frau Dr. Schröder). Das wäre doch mal ein schickes Dilemma: Entweder er steht zum Plagiat - oder er outet die Nicht-Eigenleistung. :mrgreen:
Martin_T_1981

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Martin_T_1981 »

Im Internet haben ja Frewillige weitere Plagiatsstellen aus der Diss des Verteidigungsministers aufgedeckt (http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate).

Mittlerweile sind es mehr als zwei Dutzend lange Passagen, die der Minister hemmungslos abgeschrieben hat. Tendenz steigend. Angesichts dessen darf es für die Uni Bayreuth eigentlich nur die Konsequenz geben, dass der Titel aberkannt wird.

Ich kann allerdings schon jetzt prophezeien, wie die Sache ablaufen wird: Die Uni wird sagen, dass sie mehrere Wochen braucht, um den Fall sorgfältig zu untersuchen. Bis dahin wird sich das öffentliche Interesse an der Sache bereits beträchtlich gelegt haben. Guttenberg wird versichern, dass er wegen zahlreicher Mandatsverpflichtungen so in Zeitnot war, dass er am Ende nicht mehr alle Fußnoten korrekt setzen konnte. Die Uni wird daher wegen fehlender Täuschungsabsicht bloß eine Rüge aussprechen. Einige Medien werden sich ein paar Tage lang zu Recht darüber beschweren, Franz Josef Wagner wird die Entscheidung der Uni loben und nach ein paar Wochen wird Gras über die Sache gewachsen sein.
Rosa

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Rosa »

Laplace hat geschrieben:Übrigens: In der Haut des Ombudsmannes möchte ich nicht stecken - wie soll man bei all dem Trubel denn eine halbwegs objektive Empfehlung geben?! Entweder man leistet Schützenhilfe für Guttenbergs politsche Gegner oder man macht sich verdächtig, "dem da oben" mehr Gefallen zu tun als eigentlich statthaft wäre.
Genau das ist das Problem. Die ganze Sache ist irgendwie so eklig, weil in diesem Fall das parteipolitische Schlachtfeld und die Interessen des Wissenschaftsbetriebs unentwirrbar miteinander verkoppelt sind. Den Komplex kann man leider nicht auseinander lösen. Wer nun an der Uni Bayreuth auf den Vorwurf des Plagiats streng reagiert, um den Ruf des Instituts zu retten, würde zugleich die Interessen von Gegnern Guttenbergs befördern. Sicher will man sich dort nicht vor diesen dreckigen Karren spannen lassen. Der Wissenschaftsbetrieb hat ohnehin bereits einen Imageschaden erlitten durch diesen prominenten Fall. Guttenberg selbst muss jetzt eigentlich gar nichts machen; das Gewitter zieht an ihm vorüber, und wir Doktoranden zerhacken uns die Finger vor Ärger an unseren Tastaturen.
Dass das Plagiat gerade jetzt aufgedeckt wurde, kurz nach Feldpostbriefen und Gorch Fock, zeigt, dass es niemandem ernstlich um den Skandal "Täuschung bei der Qualifikationsarbeit" geht, sondern dass die politischen Gegner Guttenbergs ihre Chance wittern und das Feuer intensivieren. Interesse daran, den Superminister im Wahlkampfauftakt zu stoppen, haben wohl alle Lager (außer der CSU). Ganz ohne Verschwörungstheorien anzuhängen ist erkennbar, wie der (von wem auch immer, vielleicht nur von der Bild) zum Kanzlerkandidaten Gehypte ausgehebelt werden soll. Ich schaue mir das jetzt erstmal weiter an, was da noch so präsentiert werden wird, und dabei widern mich das Plagiat und die freudvoll losgetretene und auflagenträchtige Medienschlacht gleichermaßen an :evil:
Zuletzt geändert von Rosa am 17.02.2011, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
porrione

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von porrione »

@Rosa: hätte es nicht besser ausdrücken können! Stimme Dir voll und ganz zu!
Kuniko

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Kuniko »

Ich finde die Geschichte auch unter aller Sau - aber bei der Reaktion der NZZ musste ich lachen.
http://static.nzz.ch/ads/2011/guttenberg_nzzas.html
Da sitzt mal eine echt coole Sau bei denen in der Marketing-Abteilung.... ;-)
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