Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Das Unterforum zur Diskussion um die aus fremden Textpassagen zusammengesetzten Dissertationen Prominenter.

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Heide

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Heide »

Sebastian hat geschrieben: Im Radio wurde Trittin zitiert "Guttenberg hat zum ersten Mal das Problem, dass er die Verantwortung auf keinen anderen abschieben kann."
Wieso? Diese Verantwortung kann er doch ganz leicht auf andere abschieben, die Richtung hat er ja auch schon angesagt:

"Guttenberg selbst sagte, die Plagiatsvorwürfe seien „abstrus“. Er sei jedoch bereit zu prüfen, „ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten“.

Wetten, beim letzten Korrekturdurchgang vor Druck sind durch was-weiß-ich-auch-immer ein paar Fußnoten im Nirwana verschwunden? Da wird dann flugs eine Version auftauchen - natürlich mit allen Fußnoten - die er in Bayreuth eingereicht hat ...

Grüßle

Heide
musicus

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von musicus »

Ich hoffe, ihr habt noch nicht gefrühstückt: BILD gibt Deckung. Und die „kleinen Leute auf der Straße“ werden sicherlich applaudieren. Scheiß auf den Doktor!
Lotta
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Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Lotta »

Mit der Bildzeitung hat das Ehepaar zu Guttenberg ja schon länger einen Deal. RTL hält sich vermutlich auch schön zurück.
Dumm ist er ja nicht, jetzt ist er plötzlich in Afghanistan aufgetaucht. Naja, der Mann kümmert sich halt um die wirklich wichtigen Dinge.
Diese Verharmlosung in der Bevölkerung macht mich echt wütend. :evil:
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algol
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Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von algol »

Bildzeitung - na geil. Die wissen das ja auch immer.

Ich denke schon, dass Guttenberg nicht sauber gearbeitet hat (wie ansonsten viele auch). Und natürlich wäre es gut, wenn die Uni entsprechende Konsequenzen ziehen würde (wie sie es bei anderen auch sollte und vielleicht manchmal auch tut).
Ich denke aber auch, dass Zeitpunkt und Form der "Aufdeckung" der Plagiate gezielt gesucht wurden. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Uni das durchzieht. Auch wenn es korrekt wäre.

Weß jemand, wie oft Dr.-Titel aberkannt werden?
Lotta
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Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Lotta »

@ algol: Den Doktortitel wieder zu entziehen ist wohl ziemlich schwer. Wie oft das wirklich vorkommt kann ich nicht sagen, oft fällt der Betrug ja auch gar nicht auf.


Auf zdf.de steht
"Der Geschäftsführer des Deutschen Hochschulverbands, Michael Hartmer, sieht indes keine Grundlage für eine Aberkennung des Doktortitels: Bislang gebe es allenfalls Anlass für eine Rüge, sagte er der "Financial Times Deutschland"."

Meine Frage wäre nun: Was wäre die Konsequenz einer "Rüge"? Die Änderung der Note? Das habe ich gestern auch irgendwo gelesen, die nachträgliche Änderung kann ich mir aber nun gar nicht vorstellen. (Außerdem war er in der mündlichen Prüfung bestimmt so brilliant, dass die Note sowieso gerechtfertigt ist. :wink: )
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MastaofDissasta

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von MastaofDissasta »

Titel zu entziehen ist wohl knapp vor unmöglich, wie man schön am Beispiel von Jan Hendrik Schön sieht: da ging es nicht, weil er eben nicht in der Diss, sonst aber wohl konsequent immer gepfuscht hat. Ähnliches bei dem Hannoveraner Fall mit den "Promotionsvermittlern". Und hier mus man mal die Relation sehen: 25 Textteile auf 475 Seiten - ich tippe auch darauf, dass die Uni Bayreuth zu dem Schluss kommen wird, dass das zwar nicht nach den Regeln der Kunst ist, aber noch keine Aberkennung rechtfertigt. Was zum Speien ist.

Zu den aufkommenden Verschwörungstheorien: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Herr Fischer-Lescano sich das Dingen schon gezielt vorgenommen hat, um etwas zum Verreißen zu finden - und da kam dann wohl auch Ephorus zum Einsatz. Ist eben ein Bremer. :D Die große politische Verschwörung (getimtes Platzenlassen) ist dann doch abwegig, weil dieser Imageschaden kaum so zu erwarten war.
roberto

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von roberto »

Hm, eigentlich will ich Herrn zu Guttenberg ja gar nicht verteidigen, aber soooo schlimm, wie das alles dargestellt wird, finde ich das nun auch nicht, jedenfalls wenn es bei den 8 oder 10 bisher aufgetauchten Stellen bleibt (bei weit über 500 Seiten Diss und 1200 Fußnoten - das hab ich nicht geschafft :oops: ). Für mich muss das nämlich nicht unbedingt bedeuten, dass sich Herr zu Guttenberg tatsächlich vorsätzlich mit fremden Federn geschmückt hat. So wie ich das verstanden habe, sind das alles Passagen, die nicht seine persönliche Stellungnahme betreffen, sondern Fakten bzw. Geschichte wiedergeben. Eine Fußnote - und alles wäre okay gewesen. Tja, die fehlt aber jeweils.

Es scheint aber so zu sein, dass es sich bei den "zitierten" Stellen um Texte aus dem Internet handelt und da kann es tatsächlich schnell zu Problemen mit Fußnoten kommen. Eine Mit-Doktorandin hat übrigens damals an der Uni die Auffassung vertreten, man dürfe/müsse Texte aus dem Internet gar nicht zitieren ( :lol: natürlich Mumpitz, aber egal). Ich hatte z.B. mehrfach mit dem Problem zu kämpfen, dass die Texte, die ich ziteieren wollte, bei Fertigstellung der Diss im Netz gar nicht mehr aufzufinden waren (ich habe dann einfach die Homepage angegeben, aber ich wette, einige lassen die Fußnote lieber ganz weg...).

Na ja, mal schauen, ob da noch mehr hockommt. Summa cum laude ist so ein Schlurkram jedenfalls nicht! Allerdings hat die Arbeit einen ziemlichen Umfang für eine juristische Diss - zumal eines Politikers (vgl. Westerwave's 170-Seiten-Diss - über die Jugendorganisation politischer Parteien am Beispiel der JuLis) :evil:

Zu Sebastians Verdacht: So blöd kann der doch nicht sein, oder? Okay, reich genug ist er, aber so jemandem muss doch klar sein, dass das rauskommt! :shock:
Kann er doch nicht nötig gehabt haben, angeblich war er doch der Super-Duper-Überflieger-Doktorand. Aber man weiß ja nie! :?

Mit zweifelnden und abwartenden Grüßen
Roberto
Lotta
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Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Lotta »

Anscheinend tauchen immer mehr Passagen auf

http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1 ... ntent.html

Ich finde ja schlimm, dass er sich nicht mal die Mühe gemacht hat umzuformulieren. Oft mag es sich nicht um bahnbrechende Thesen handeln, aber auch wenn es sich um allgemein bekannte Fakten handelt darf man nicht einfach abschreiben und schon gar nicht ohne dies kenntlich zu machen, (schon gar nicht in der Einleitung.)
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roberto

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von roberto »

Ich habe gerade im FAZ-Online-Forum (Fußnote: leicht abgewandelt) einen super Spruch zur Diffamierung von Promovierten gefunden:
DU HAST WOHL DEINEN DOKTOR IN BAYREUTH GEMACHT !
:lol: :lol: :lol:

Ich geh gleich mal auf den Flur und schnauze damit ein paar Kollegen an! Hihi! :D
porrione

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von porrione »

Stimme Roberto zu, ich finde auch, man sollte die Kirche im Dorf lassen.
Mich regt eher auf, wenn ich mir vorstelle, dass da so einfach summa vergeben wird.
Aber jetzt gleich "Plagiat" zu schreien sieht für mich eher politisch motiviert aus.
Gesperrt