Doktortitel am Telefon nennen?

Einreichung, Korrektur, Rigorosum, Disputation, Drucken, Titelführung, Steuern
außerdem auch alles was nach Abschluss der Diss kommt.
toubon

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von toubon »

Es geht mir genauso; bin im Hochschulwesen tätig, wo ich zu 100% von promovierten Kollegen umgeben bin, die zudem größtenteils habilitiert sind. Sich in diesem internen Kreis selbst als Herr oder Frau Dr., oder Herr/Frau Prof. vorzustellen, würde wirklich komisch wirken. Habe einen solchen Faux-pas allerdings Gott sei Dank noch nie erlebt.

Anders im externen Umfeld: Hier finde ich es völlig in Ordnung, sich unter Nennung seinen Titels vorzustellen, auch wenn ich es selbst - bis auf ganz wenige Ausnahmen - nicht tue.

Moni
Kubi

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Kubi »

Servus Moni,


meinst du mit "externes Umfeld" jetzt außerhalb des Berufslebens oder außerhalb der Uni?

Wieder nur meine persönliche Sicht, aber gerade außerhalb des Berufslebens würde ich den "Dr." als Privatperson erst recht nicht am Telefon nennen.
In Berufsleben stellt der Doktor stellenweise eine gewisse Kompetenz in einem Speziallgebiet dar (trotzdem würd ich ihn nicht nennen). Im privaten Umfeld hilft es aber beispielsweise meinem Blumenhandler nicht weiter, dass ich über Variantenmanagement im Automobilbereich promoviert habe, außer evtl. das ich mir Preisverhandlungen abschminken kann, da man als Doktor laut Volksmund sowieso super verdient.

Gruß,
Kubi
toubon

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von toubon »

Hallo Kubi,

also wie schon beschrieben, ich selbst melde mich weder dienstlich, noch privat am Telefon mit meinem Dr. Titel. Auch mein privater Anrufbeantworter meldet sich lediglich mit "Hier ist Moni... X..) Mit 'extern' meinte ich ganz allgemein 'alles was sich so außerhalb meines persönlichen Berufsfeldes und -lebens abspielt. Ich denke, es geht bei unserem Thema letztendlich um Status und Prestige und wenn sich jemand, der ein ordnungsgemäßes Promotionsverfahren durchlaufen hat, damit schmücken möchte, dann finde ich das völlig in Ordnung.

Wer sich mir gegenüber unter Erwähnung seines Titels (egal ob am Telefon oder face-to-face) vorstellt, den würde ich deshalb niemals geringschätzen, sondern höchstens nur denken, das er/sie einfach ein gesundes Selbstbewußtsein hat, und ich persönlich mag selbstbewußte Menschen sehr. MIr ist es auch egal, wenn andere das anders sehen, aber ich finde, dass einfach auch mal gesagt werden muss, wenn man in dieser Frage eine andere Meinung vertritt.

Habe übrigens festgestellt, das die Anzahl der Hits zu diesem Thread in den letzten Tagen sehr stark angestiegen ist, was ich so interpretiere, dass der praktische Umgang mit dem Titel schon ein großes Thema ist.

Schöne Grüße

Moni
Mathilda

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Mathilda »

Hi zusammen,

klar ist es ein wichtiges Thema - ich find es einen ziemlichen Balance-Akt. Offenbar gibt es ja sehr verschiedene Gepflogenheiten und entsprechend viele Fettnäpfchen.

Am Telefon mit Dr.-Titel melden finde ich komisch und werde ich nicht machen.

Klar, in der Hochschule sprechen sich alle Promovierten/Habilitierten ohne Titel an. Mein Arzt meinte irgendwann man so scherzhaft zu mir "Wann sind Sie denn endlich fertig? Dann können Sie mich endlich ohne Herr Doktor xyz ansprechen" :lol: So ist es doch - sobald man den gleichen Titel wie der andere hat, lässt man ihn weg.

Was ich ganz sympathisch und charmant fand, war mal ein Erlebnis auf einer Konferenz (keine wissenschaftliche, sondern eine mit Praxisvertretern: Da saßen 6 Leute an einem Tisch und jeder hat sich nur mit Namen (ohne Titel) vorgestellt. Man wusste auch nicht, wer welchen Titel hat und ob überhaupt. Einer jedoch musste sich unbedingt mit Titel vorstellen. Naja, alle haben ihn also brav das ganze Mittagessen über mit Titel angesprochen und als dann irgendwann lustig Visitenkarten ausgetauscht wurden, hatten noch drei Leute am Tisch einen Dr.-Titel :lol: Ich fand´s witzig, der betreffende Herr hat sich aber ein wenig geschämt.

Ich glaube, man muss das erst mal ein bisschen austesten. Ich bin ja noch kein Dr., aber ich denke nicht, dass ich mich jemals damit vorstellen werde. Warum auch? In Situationen, wo es wichtig sein könnte, wird es sowieso früher oder später rauskommen. Zum Beispiel, wenn man sich irgendwo bewirbt oder so.

Viele Grüße
Mathilda
toubon

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von toubon »

Mathilda, ja: sobald man sich in promovierten Kreisen bewegt, lässt man den Titel weg. Wenn man sich dagegen, wie in deinem zweiten Beispiel geschildert, um Vertreter aus der Praxis handelt und man nicht weiß, wer promoviert ist und wer nicht, ist es völlig in Ordnung, sich als Dr. XY vorzustellen, d.h. sich als Fachmann/Fachfrau zu präsentieren. Deine Geschichte mit den Promovierten an einem Tisch habe ich auch schon 100x gehört und sie dient v.a. dazu, sich (wieder einmal) über Leute lustig zu machen, die offensiv und selbstbewußt mit ihrem Titel umgehen. Wer dieses Selbstbewußtsein als Überheblichkeit interpretieren möchte, dem bleibt dies freilich unbenommen. Anderseits: Denke, dass die von dir erwähnte Reaktion "sich schämen" nur allzu gerne in die Betreffenden hinein interpretiert wird, um sie aufgrund ihrer vermeintlichen Überheblichkeit zu diskreditieren. Ich würde mal sagen, diese ablehnende Einstellung ist hierzulande einfach eine gesellschaftliche Konvention, die den Menschen jahrzehntelang von einer längst überholten und größtenteils unpromovierten 68er Generation über Medien und Bildungswesen 'eingetrichtert' und zudem von unserer Neidgesellschaft nur allzu gerne aufgenommen wurde.

PS: Habe übrigens weder beim Blumenhändler, noch im Baumarkt ein Dr.-Kundenkonto, sondern stehe da 'bloß' mit meinem Nach- und Vornamen. :lol: Habe aber letztens z.B. im Mediamarkt bei Expert gesehen, dass sich dort viele Promovierte als Dr. XY registriert sind. Woher ich das weiß? Man konnte mich unter meinem Nachnamen zunächst nicht in der Liste finden und ich vermutete dann, ich hätte mich vielleicht unter meinem Dr.-Titel eintragen lassen, was aber nicht der Fall war. Der kurze Einblick in die Realität bundesdeutscher Mediamärkt-Kundenkonten zeigt mir unterdessen: 100te von Dr. XYs. :shock: :lol:

LG

Moni
Kubi

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Kubi »

Hallo Toubon,


mein Blumenhändler-Beispiel bezog sich auch auf wieder auf das verbale. Wie zuvor gesagt, bei schriftlichen Dingen gibt es sicherlich sinnvolle Anwendungsgebiete.
Mir geht es um das (wie du sagtest "face-to-face" vorstellen mit "Dr."). Du hast jetzt mehrfach betont, dass du es als Form von Selbstbewußtsein siehst, wenn sich jemand so vorstellt. Dann vielleicht ein Gegenbeispiel.

Siehst du es auch als selbstbewußt an, wenn jemand bei einer Party mit seinem Porsche unbedingt auf der Auffahrt der Gastgeber parken muss, um sich richtig in Szene zu setzen oder den ganzen Abend ganz nebenbei mit seinem Porsche-Schlüssel am Finger spielt? Oder denkt man sich da eher etwas anderes?

Den "Dr."-Titel nicht so an die große Glocke zu hängen sehe ich mehr als elegante Zurückhaltung und als eine Frage des guten Stils.

Gruß,
Kubi
toubon

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von toubon »

Morgen Kubi,

ich halte es ja persönlich nicht für erforderlich, meinen Dr. Titel beim Baumarkt in die Kundendatei eintragen zu lassen, auch wenn es viele machen. :-)

Dein 'Auf Party Porsche in die Auffahrt Stellen und mit demSchlüssel rumspielen' amüsiert mich jetzt wirklich, und auch wenn es eigentlich off-topic ist, antworte ich dir gern:

Wem äußerliche Statussymbole wichtig sind, der soll das ruhig öffentlich zeigen und meintwegen auch auf der Party mit seinem Schlüsselbund rumwedeln; ich bin mir sicher: es gibt viele nicht nur dumme und unpromovierte Frauen (falls dein Beispiel darauf abzielt), denen dieses Verhalten imponiert und dem Betreffenden die von ihm/ihr gewünschte Bewunderung entgegen bringen. Ich bin von Natur aus nicht neidisch und würde diesen Menschen deshalb nie à-priori als dumm und oberflächlich diskreditieren, sondern ihm sowie seinen Fans ihren Spaß uneingeschränkt gönnen. :lol:

So, und jetzt bist du wieder dran: was hat dein Porsche-Fahrer-Beispiel nun mit dem Dr.-Titel zu tun?

Bin übrigens weder blond, noch blondiert. :lol:

Grüßle,

Moni
Mathilda

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Mathilda »

Hallo Toubon,

da haben wir wohl unterschiedliche Ansichten. Das Totschlag-Argument "68-er" und "sich über Leute lustig machen/Neidgesellschaft" finde ich ehrlich gesagt nicht besonders konstruktiv. Es gibt eben verschiedene Ansichten und Wahrnehmungen und weder bin ich besonders 68-er geprägt, noch bin ich neidisch auf Leute mit Dr.-Titel.

Sicher kann man sich in einer Runde als Dr. vorstellen - man kann es aber auf verschiedene Arten tun. Und diese "offensive" Weise, auf lautstarke Art bei lauter Unbekannten als erstes klarzustellen, dass man es geschafft hat, einen Dr. zu ergattern, sieht mir persönlich eher nach einem recht ausgeprägten Minderwertigkeitskomplex aus. Wie @Kubi es schildert: Es geht in eine ähnliche Richtung, wie mit sonstigen Statussymbolen zu protzen, ganz egal, ob das nun ein Dr-Titel, ein Porsche, eine Silikon-Blondine oder meinetwegen eine Rolex ist. Wer nötig hat, sich über solche Oberflächlichkeiten in einem neuen Umfeld zu positionieren - bitte sehr. Ich möchte dann aber auch das Recht haben, mich darüber zu amüsieren. :wink:

Es geht mir weniger darum, zu seinem Dr-Titel zu stehen und die Vorteile eines solchen wahrzunehmen. Es hat ja seine Gründe, warum man ihn macht und ich finde auch, dass man stolz drauf sein kann. Die Frage ist, wie man das kommuniziert.

Edit, wegen des neuen Beitrags von Moni: Ich verstehe überhaupt nicht, was das mit Neid zu tun hat? Ich WILL gar keinen Porsche oder sonst was haben. Ich amüsiere mich über solches Verhalten; aber als Status-Symbol-Demonstrierer, egal was für ein Status-Symbol es ist, muss man eben auch damit klarkommen, dass Menschen das unterschiedlich wahrnehmen. Der eine sieht es als "uh, ein toller Hecht" der nächste eher mitleidig als "armes Würstchen". Was letzteres mit Neid zu tun hat, hat sich mir noch nie erschlossen. Als oberflächlich würde ich diese Leute auch nicht sehen. Ich sehe es eher so, dass diese Personen offenbar so wenig auf sich selbst vertrauen, dass sie solche Dinge brauchen, um sich zu positionieren. Die eigene Persönlichkeit reicht scheinbar in ihren eigenen Augen (nicht: in meinen Augen) nicht dazu. Und genau das ist das Gefühl, dass sich mir auch bei den "Erst-mal-den-Dr-Titel-nennen"-Leuten aufdrängt.

Schöne Grüße
Mathilda
toubon

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von toubon »

Mathilda hat geschrieben:Und genau das ist das Gefühl, dass sich mir auch bei den "Erst-mal-den-Dr-Titel-nennen"-Leuten aufdrängt.
Mathilda, Beiträge dieser Art machen mir v.a. allem eines deutlich, nämlich deinen doch etwas verkrampften Umgang mit promovierten Akademikern und deine generelle Intoleranz gegenüber selbstbewußten Menschen: Wer es aus deiner bescheidenen Sicht 'wagt', sich als promovierter Akademiker auf reiner Arbeitsebene (wir reden ja hier nicht Kundenkonten bei Bau- oder Blumenmärken) unter Erwähnung seines 'Dr.Titels' vorzustellen, wird von dir mal eben als minderwertigkeitskomplex-behaft bis vulgär diskreditiert, Statussymbole sind dir offenbar ein Dorn im Auge.

Bin froh, das ich diesbezüglich eine andere - nicht weniger bescheidene - Einstellung habe und danke dir für deinen Beitrag insofern, als ich mich in meiner Meinung um ein weiteres Mal bestärkt fühle. :)

LG

Moni


PS: Bist du eigentlich selbst promoviert?
Mathilda

Re: Doktortitel am Telefon

Beitrag von Mathilda »

Hallo Moni,
..minderwertigkeitskomplex-behaft bis vulgär diskreditiert, Statussymbole sind dir offenbar ein Dorn im Auge.
Also, mir scheint hier ein Missverständnis vorzuliegen. Ich halte Personen, die sich mit Dr-Titel vorstellen, weder "per se" für minderwertigkeitskomplex-behaftet oder vulgär, noch sind mir Statussymbole ein Dorn im Auge.

Wie soll ich es erklären? Wenn jemand in neuer Runde, also z.B. auf einer Konferenz, als erstes (bei der Vorstellung) irgendein beliebiges Statussymbol zückt, dann sagt mir das doch etwas über diesen Menschen. Ganz egal, ob da in der Vorstellung der Dr-Titel genannt wird oder ob der Porsche-Schlüssel aus der Tasche "fällt". Wir kommunizieren ja nicht nur mit Worten, sondern eben auch mit solchen Symbolen. Mir sagt das also eine Menge darüber, wie dieser Mensch wahrgenommen werden möchte.

Manch einer interpretiert es eben als "selbstbewusst" und ich eben nicht. Ich halte weder die eine noch die andere Interpretation für besonders tolerant oder intolerant - beides ist ein kurzfristiges "Einsortieren", das ja durchaus beim späteren Kennenlernen noch revidiert werden kann.

Ehrlich gesagt denke ich, wir beide - Du und ich - haben extrem verschiedene Weltbilder. Ich kann das akzeptieren :wink: . Möglicherweise verstehen wir auch etwas anderes unter Selbstbewusstsein. Ein Problem mit selbstbewussten Personen im Sinne von "sich-selbst-bewusst" sein, also Personen, die mit sich selbst im Reinen und ausgeglichen sind, habe ich noch nie gehabt.
Ich habe allerdings zugegebenermaßen ein Problem mit Personen, die Selbstbewusstsein über Statussymbole demonstrieren wollen. Das ist mir zu einfach und sagt mir nur eins über diese Person: Nämlich, wie sie von der Umwelt wahrgenommen werden will, aber nicht, wie sie ist. Und das wiederum führt mich zu der Frage: Warum braucht diese Person das? Ist sie tatsächlich ihrer "selbst bewusst"? [Meinen persönlichen Beobachtungen nach sind es im Übrigen sehr häufig genau die nicht-selbst-bewussten Personen, die viel Wert auf Statussymbole legen, aber das ist nur meine persönliche Beobachtung und erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit :wink:]

Etwas schade finde ich allerdings, wie intolerant Du meiner Ansicht gegenüber bist. Irgendwie auch ganz lustig - Du machst nämlich genau das, was Du mir vorwirfst. Du kennst mich überhaupt nicht, aber nennst mich intolerant, verkrampft und sprichst mir ab, dass ich mir tatsächlich Gedanken gemacht habe über meine persönliche Einstellung und diese reflektiere. In diesem Sinne - ich glaube, wir verstehen uns einfach nicht.

Schöne Grüße
Mathilda

Ah so: Promoviert bin ich natürlich (noch) nicht, sonst wäre ich ja nicht so neidisch :wink:
Damit ich mich demnächst endlich nicht mit Dr-Titel vorstellen kann, werde ich deshalb jetzt mal das I-Net verlassen...
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