Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Das Unterforum zur Diskussion um die aus fremden Textpassagen zusammengesetzten Dissertationen Prominenter.

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roberto

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von roberto »

mezarif hat geschrieben:Ich finde das eine schreckliche Vorstellung. Soll die 'wissenschaftliche Redlichkeit' - an die ich übrigens nach wie vor glaube - wirklich einem allgemeinen Klima des Misstrauens weichen?
Dem muss ich widersprechen. Wenn nur vereinzelt und ohne Software überprüft wird, werden die Überprüften viel stärker stigmatisiert. Wenn alle routinemäßig überprüft werden, ist das halt so und gehört dazu. Und überhaupt - wenn der DV schon einen "Verdacht" gegen den Doktoranden hat, kann schon am grundsätzlichen Verhältnis etwas nicht stimmen ("Klima des Misstrauens").

KT kann sehr überzeugend auftreten (notorische Betrüger übrigens auch). Ich kann der Uni Bayreuth hier keinen Vorwurf machen, dass man nicht von sich aus auf Plagiieren überprüft hat. Herr Prof. Fischer-Lescano überprüft grundsätzlich alle Arbeiten stichprobenartig auf Plagiate (das ist an der Bremer Uni bekannt). Gerade deshalb wurde KT's Plagiieren erkannt.

Nur zur Klarstellung: Auch ich glaube weiterhin an die grundsätzliche "wissenschaftliche Redlichkeit". Jeder, der regelmäßig dieses Forum besucht und seine Mitglieder kennenlernt, tut dies, denke ich...

:blume:
Lucida

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Lucida »

roberto hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass wir groß Möglichkeiten haben, auf die Uni einzuwirken. KT hat sehr clever die Uni gebeten, den Titel "zurückzunehmen". Dem wird die Uni - natürlich nach "umfangreicher Prüfung der Rechtmäßigkeit der Diss" - gern nachkommen. Es werden Fehler festgestellt werden, die einen Entzug des Titels rechtfertigen könnten, somit wird KT's freiwillig zur Verfügung gestellter Titel ohne großen Aufhebens zurückgenommen werden. Ende.
Ich denke auch, dass jetzt die eigentlich dringend notwendige Debatte innerhalb der Universität in B und bundesweit ausbleiben wird. Wer hätte noch vor ein paar Tagen gedacht, dass man das Ganze so elegant beenden kann.

Mit diesem Schachzug gibt es doch nur Gewinner: die Universität kann prüfen und so ihr Gesicht wahren, bereits zugegebenene gravierenden Fehler feststellen (richtig prüfen muss man also gar nichts, weil ja darum gebeten wurde, den Titel zurückzunehmen), und den Doktortitel wunschgemäß! aberkennen (besser noch auf Dauer ruhen lassen). Der Minister kann sich auf den Umgang der Medien mit ihm selbst als neues Thema stürzen (Fußnotendebatte statt Afghanistandebatte) und seiner Beliebtheit hat es ja anscheinend auch nicht maßgeblich geschadet (er ist ja Politiker und kein wissenschaftlicher Mitarbeiter und wir machen ja alle Fehler und bei so viel Text ist es ja nur menschlich den Überblick zu verlieren).

Meine Prognose: in 14 Tagen wird leider! kein Hahn mehr nach der Dissertation des Herrn Minister krähen! Und spätere Generationen werden auf dieses historisches Beispiel schauen und lernen wie man einen zu Guttenberg hinlegt und man dort wo andere schon längst Konsequenzen gezogen hätten (das müsste nicht einmal der Rücktritt sein) und sich verschämt ersteinmal aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hätten, einfach mal das Ganze stolz ausgrinst statt aussitzt.
Clio

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Clio »

Lucida hat geschrieben:Meine Prognose: in 14 Tagen wird leider! kein Hahn mehr nach der Dissertation des Herrn Minister krähen!
Genau das befürchte ich auch. Und Lehren aus der ganzen Geschichte wird wohl auch niemand ziehen.

Aber für alle, die das Lachen noch nicht verlernt haben, hier mal was zum Schmunzeln: http://gffstream-1.vo.llnwd.net/c1/radi ... 2_1045.mp3
Rosa

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Rosa »

Befürchte ich auch: Der Keks ist bald gegessen. Mediale Aufmerksamkeit erschöpft sich immer in sich selbst. Was bleibt davon übrig nach dem angerichteten Schaden? Etwa ein Verteidigungsminister?! :shock:
roberto

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von roberto »

Ich wage noch eine ganz andere Prognose:

Ich verwette meinen frisch aufgebrühten Kaffee darauf, dass Herr zu Guttenberg in nicht einmal zwei Jahren erneut Herr Dr. zu Guttenberg sein wird - und zwar mit den schmückenden zwei Buchstaben h.c.!
/:dr)
Rosa

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Rosa »

roberto hat geschrieben:Ich verwette meinen frisch aufgebrühten Kaffee darauf, dass Herr zu Guttenberg in nicht einmal zwei Jahren erneut Herr Dr. zu Guttenberg sein wird - und zwar mit den schmückenden zwei Buchstaben h.c.!
Ich wage es nicht dagegenzuwetten... :( Setze daher jetzt selbst Kaffee auf.
Lotta
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Registriert: 15.10.2009, 10:44
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Wohnort: Bråkmakargatan

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Lotta »

Ich habe gerade die Erklärung von gestern gesehen. Mir ist jetzt richtig schlecht...
"Diese Berge, die du schleppst, die solltest du besteigen, nicht tragen" - Najwa Zebian
Taavi

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von Taavi »

Musste hier während der ganzen Debatte sonst noch jemand an den Rücktritt von Frau Käßmann denken? Die Frau hat persönliche Integrität bewiesen, auch wenn ich ihren Rücktritt sehr bedauert habe... Und der Guttenberg versucht erstmal alles als "abstruse Anschuldigungen" zurückzuweisen... Von Frau Käßmann könnte sich so mancher Politiker eine Scheibe abschneiden, in puncto Rückrat, statt Affären einfach aussitzen...
:\MRKN/:

Re: Plagiat des Herrn zu Guttenberg

Beitrag von :\MRKN/: »

Im Gegensatz zu den meisten anderen Diskussionsteilnehmern bin ich mir nicht so sicher, ob die Sache schon ausgestanden ist. Ich verweise hier mal auf eine SPON-Artikel von heute:
Doch es bleiben Fragen. Es sind Fragen, die im Kern seine politische Glaubwürdigkeit betreffen. Noch immer bestreitet Guttenberg, in seiner Arbeit bewusst getäuscht zu haben. Das ist zumindest zweifelhaft, denn es gibt etliche Stellen in der Dissertation, die auf einen Vorsatz hindeuten. Auch bleibt der Vorwurf des Amtsmissbrauchs, nachdem der SPIEGEL am Wochenende berichtet hatte, der Minister habe in seiner Dissertation einen Text des Wissenschaftlichen Dienstes kopiert, obwohl er die Zuarbeiter des Bundestages nur für seine Abgeordnetentätigkeit hätte einspannen dürfen. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete am Dienstag, dass Guttenberg in einem weiteren Fall den Bundestagsdienst benutzt haben soll.
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 60,00.html

Selbst wenn es in der Öffentlichkeit wirklich so aufgefasst werden sollte, dass Guttenberg seinen Titel 'freiwillig' zurückgegeben hat, bleibt der Vorwurf der bewussten Täuschung, der wiedholten Lüge sowie des Amtsmissbrauchs bestehen. Ich erkenne derzeit auch bei den dem Minister sonst eher gewogenen Medien nicht unbedingt den Willen, die Sache nun mal langsam auf sich beruhen zu lassen, zumal für morgen eine aktuelle Stunde zu diesem Fall im Bundestag angesetzt worden ist, bei der angeblich KT selbst sprechen soll und die Opposition wohl nur die rethorisch versiertesten Abgeordneten ans Rednerpult stellen dürfte.

Durchgestanden ist die Angelegenheit noch lange nicht - hoffe ich zumindest. :dr)
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